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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.03.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-185703317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18570331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18570331
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1857
- Monat1857-03
- Tag1857-03-31
- Monat1857-03
- Jahr1857
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.03.1857
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73 Dienstag, den 3L März Prei« vierteljährlich 18 Ngrl Inserate werde» die gespaUeue Zeile oder deren Raum mit 5 berechnet. Tages^eschichte. Freiberg, Len 27. März. (Oeffentliche Gerichtsverhand lungen). Unter dem Vorsitz des Königl. BezirkSgerichtsdirectors, Appellationsraths Schwabe fand heute Vormittag die Haupt- Verhandlung wider den hiesigen Bergacademisten Carl Wilhelm Hering aus Zwickau und die Bergarbeiter, resp. Lohndiener Eidner, Frei und Richter aus Freiberg wegen Duells, beziehend lich Beihilfe hierzu, statt. Schon um 8 Uhr füllte sich der Raum für die Zuschauer so, daß, um weitern Andrang zu ver hüten, der Saal und später auch der Vorsaal geschlossen wer den mußte. Da der Fall bekannt genug ist, so genüge es, kürzlich zu erwähnen, daß am 7. v. M. in der Göpfertschen Wirthschaft zwischen genanntem Bergacademist Hering und dem Leipziger «Student Bader ein Duell auf Schläger stattgefunden und Ersterer eine Hiebwunde InS Gesicht davon getragen, die schon erwähnten Eidner und Genossen aber Wache gestanden hatten. Das Duell war entdeckt, Bader vom Universitätsgericht zu Leipzig zur Untersuchung gezogen, gegen die Obengenannten aber von hiesiger Stadtpolizeibehörde vorgeschritten und die Sache an das Bezirksgericht nach Schluß der polizeilichen Vorerörterun- gen abgegeben worden. Nach Eintritt des Gerichtshofs und Eröffnung der Sitzung mittelst kurzer Bezeichnung des Gegen standes der Verhandlung erfolgte die Einführung der Angeklag ten, demnächst aber Vernehmung derselben über ihre persönlichen Verhältnisse, worauf die Vernehmung des Angeklagten Hering in der Hauptsache folgte. Seiner Angabe nach sind Lem Duell eigentliche Beleidigungen nicht vorausgegangen; es ist mehr eine Suite gewesen, wie sie insbesondere zwischen Mitgliedern von Verbindungen häufig Vorkommen. Das Duell hat mit allen nur möglichen Sicherheitsmaßregeln, insbesondere vollständigem sogenannten Paukwichs stattgefunden und 15 Minuten gewährt; Hering hat hierbei, wie schon gesagt, eine leichte Verwundung im Gesicht erhalten. Nachdem er spccicll über Lie Einzelnheiten des Zweikampfs gehört worden, wurden der Reihe nach Eidner, Frei und Richter über die ihnen bcigcmessene Beihilfe vernom men; sie hatten während des Duells in der Nähe des Kampf platzes Wache gestanden, Frei aber vorher die Waffen hinaus geschafft. Wie Eidner angab, hat er sich recht wohl gedacht, daß ein Duell im Werke uud er deshalb auf Wache ausgestellt sei; Frei und Richter jedoch wollten nur gehört haben, Laß die Academisten ein Frühstück vorhättcn und Laß sie nur deshalb Wache stehen sollten, um Achtung zu geben, ob etwa ein Pro fessor kommen sollte. Die an ihn schließlich gerichtete Frage, ob er seiner Angabe noch etwas beizufügen habe, beantwortete Frei damit, daß er sagte: Ich wünsche nur nicht, daß man mir als Beihilfe betrachte! Diese Aeußerung gab dem Publikum genug Stoff, Lie ohttvhin rege uud deshalb im Laufe der Verhandlung mehrmals gerügte Lachlust von Neuem zu erwecken. Nach Vorle sung des gerichtswundärztlichen Gutachtens über Herings Verwun dung ward die Beweisaufnahme geschlossen, und es ergriff, nachdem die Staatsanwaltschaft gesprochen, der Vertheidigcr, Adv. und Auditeur Girardet mit besonderer Beredsamkeit das Wort, indem er in längerer, vom Publicum mit ungetheilter Aufmerksamkeit aufgenommener Rede darzuthun suchte, daß ein nach dem Sinne des Strafgesetzbuchs, welches vom Zweikampf mit tödtlichem Waffen handle, zu beurtheilendes Ver gehen nicht vorliege, und die Klagfreisprechung Ler Angeklagten beantragte, für den Fall aber, daß der Gerichtshof der von ihm ausgesprochenen Ansicht nicht huldigen sollte, das niedrigste Strafmaß beantragte. Der Gerichtshof zog sich hierauf zur Berathung des Erkenntnisses zurück und vcrurthcilte, indem er die Ansicht aussprach, daß unter den tödtlichen Waffen solche, durch welche eine lödtliche Verletzung zugefügt werden kann, verstanden werden mußten, den Angeklagten Hering wegen Duells zu zweimonatlicher, Frei und Eidner wegen Beihilfe bei Lem verübten Zweikampfe, einen Jeden zu dreitägiger Ge- sängnißstrafe, wogegen Richter klagfrei gesprochen ward. Nach einer heute Nachmittag stattgefnndcnen Verhandlung über einen Einspruch in Nügensachen, ward, und zwar ebenfalls wieder vor einer großen Zuschauermenge, die Hauptverhandlung in Ler Untersuchung gegen Len Hüttenarbeiter Johann Jannasch in Freiberg und dessen Ehefrau abgehalten. Jannasch hatte un brauchbar gewordene Schmelzkrücken von seinem Arbeitsplätze und dessen Nähe in den obern Hütten vor längerer Zeit, an geblich um sie zu Eisenbädern, die ihm der Arzt angeräthen, zu gebrauchen, weg, und nach Hause geschafft, seine Frau aber, obwohl sie gewußt, daß es fiskalisches Eigenthum sei, es zu einem hiesigen Schmiede zum Verkauf gebracht. Jannasch war im Jahre 1851 verpflichtet worden; das alte Eisen ward auf 21 Ngr. gewürdert und Jannasch zu zehn Wochen, seine Frau wegen Partiererei zu drei Tagen Gefängniß verurtheilt. Der „D. Allg. Z." schreibt man aus Freiberg: „Sie ha ben bisher des seit längerer Zeit bestehenden Projekts einer di rekten Bahn von Leipzig nach Freiberg noch keiner Er wähnung gethan. Bereits im November v. I. hat sich ein Somit« für diese Bahn gebildet, das aus Notabilitäten der von der Bahn zu berührenden Städte — Grimma, Colditz, Leisnig, Döbeln, Roßwein, Hainichen, Freiberg — zusammengesetzt ist. Die Negierung hat vorläufig ihre Geneigtheit, die Concession unter möglichst günstigen Bedingungen zu ertheilen, erklärt; mit den Vorarbeiten, zu denen bereits eine ansehnliche Summe unterzeichnet ist, dürfte in der nächsten Zett vorgegangen wer den. In der Voraussetzung, daß von Freiberg nach Chemnitz und zwar über Hainichen gebaut würde, war eine Einmündung in diese Bahn bei Pappendorf unweit Hainichen in Aussicht ge nommen; tritt jene Voraussetzung nicht ein, wird dagegen von Freiberg über Oederan nach Chemnitz gebaut, so wird das Pro jekt wohl dahin abgeändert werden, Laß von Roßwein direkt nach Freiberg gebaut wird. Ein Hauptvortheil der projectirten Bahn würde offenbar in der Verbindung Les Erzgebirges mit den Getreidegrgenden Sachsens bestehen; ihre Ausführung setzt aber den Bau einer Bahn von Tharandt über Freiberg nach Chemnitz voraus und ist ohne Liese nicht gut denkbar. Ihre Länge würde etwa 13 Meilen betragen; die Baukosten sind bei der zum Theil schwierigen Beschaffenheit des Terrain, na mentlich von Freiberg bis Döbeln und in der Nähe der letzter» Stadt, schwerlich niedriger als 500,000 Thlr. per Meile anzu nehmen. Sollte von hier nicht direkt nach Chemnitz oder Tha randt, resp. Dresden, wohl aber nach Döbeln gebaut werden, so würde eine solche Bahn wohl auch eine Verbindung Freibergs sowohl mit Dresden als mit Chemnitz vermitteln, aber offenbar mit großen Umwegen, also in höchst mangelhafter Wesse. Da gegen würde uns eine Bahn von hier nach Chemnitz eine Ver bindung mit Leipzig gewähren, die nur zwei bis drei Meilen länger wäre, als die projcctirte Bahn nach Leipzig. Allem Anscheine nach werden wir aber noch geraume Zeit warten müs sen, bis Freiberg, der Hauptsitz des sächsischen Bergbaues, auch nur nach einer Richtung hin, nach der kaum 4 Stunden entfern ten Eisenbahnstation Tharandt, geschweige nach drei Richtungen Schienen gelegt und Lokomotiven laufen sieht. Frankreich. Die Franzosen haben von ihren guten Freundcu den Engländern die letzte Wohnung und das Grab Napoleon I. auf der Insel Helena gekauft und machen aus dem Pferde- und Kuhstall wieder eine würdige Stätte. Die Zahl der Europamüden — schreibt man aus Bremen — scheint in diesem Jahre sehr groß zu sein, und es kommen deren sehr viele aus Gegenden, deren Bewohner früher nie den Fleck Erde verließen, da ihre Wiege gestanden, so z. B. aü^ Throl. In Ler verwichenen Woche wurden allein über hier gegen 2000 Personen befördert und viele Tausende sind bereits angemeldet. Der „Bremer Bürgcrfrcund" schließt eine seiner Nummern mit folgender „Frühlings-Ahnung", die wir als Schluß unserer heutigen Nr. folgen lassen wollen: „Und diese kahlen, dürren Aeste werden dennoch wieder grün! Wir würden dies nicht glauben, wenn es uns nicht jeder kommende Frühling jubelnd in's Herz sänge. Frühlingserwachen ist schön! HinauS- schwcifen in die große, weite Natur und ihrem Pulsschlag lauschen, wie mit der steigenden Sonne der Saft in den Zweigen schwillt, die Bäume sich anfangs röthlich färben, einzelne KnoSpen nur -— « .... 1857?'" —- ——— Freiberger Anzeiger da bi« Nachmittag« 3 Uhr für die nächst. UN0 «fcheinade Nummer AI g mm HA? m K P K
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