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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.04.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-185704259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18570425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18570425
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1857
- Monat1857-04
- Tag1857-04-25
- Monat1857-04
- Jahr1857
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.04.1857
- Autor
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her a« Hem , film« cd hin- lecht I« ge »falls M. aus in «In, Reihe« n. 8S B-!°h, Bessert den Ä. ! laden her. ff" itanne her. Abends b«rz . Zu« > Rcfi- . P°ss' . Hahn. berg. kranken, den A. VereinS- m entge- ihlrelchei and. 15 Ngn 12j - 25 - 15 - . 25Ngl- 15 - -Ngr. 8 . Erscheii.t jeden Wochentag früh » Uhr. Inserate wer de, bi» Nachmittag» Z Uhr für die nächst- erscheinmde Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger - / gespaltme Zelle oder . , bereu Raum mit 5 Tageblatt. 03. Sonnabend, Die deutschen Gasthäuser in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, geschildert nach den eignen An schauungen des Erasmus*) von Rotterdam. Der Kulturzustand eines Volkes und eines Zeitalters bil det ein eigenthümliches, man kann sagen harmonisches Ganzes von geistigen, sittlichen und öffentlichen Erscheinungen, sie stehen alle in einer mehr oder weniger engen Verbindung unter einan der. Charakteristisch und am sichtbarsten hervortretend sind in jedem Zeitalter die öffentlichen Vergnügungsörter und Gast häuser. Wir wählen hier nach einer anerkannt ausgezeichneten Quelle die Schilderung der letzteren, wie sie das 16. Jahrhun dert in unserem deutschen Vaterlande darbot. Bei dem Eintritt in das Gasthaus grüßt Niemand, damit <S nicht scheint, als ob die Wirthe viel nach Gästen fragten, denn dies halten sie für schmutzig, unehrenhaft und des deutschen Ernstes unwürdig. Nachdem du lange geschrien hast, steckt endlich irgend Jemand den Kopf durch das kleine Fensterchen der geheizten Stube heraus gleich einer aus ihrem Hause hcr- vorschauenden Schildkröte. In solchen geheizten Stuben wohnen sie beinahe bis zur Zett der Sommersonnenwende. Diesen hnausschauenden Jemand muß man nun fragen, ob man hier tmkehrcn könne. Schlägt er es nicht ab, so ist daS «in Zeichen, daß du Platz haben kannst. Auf die Frage nach dem Stall wird mit einer Handbewegung geantwortet. Dort kannst du nach Belieben dein Pferd nach deiner Weise behandeln: denn kein Diener legt eine Hand an. Ist es ein berühmtes Gast haus, so zeigt dir ein Knecht den Stall und auch den freilich nicht sonderlich bequemen Platz für das Pferd; denn die besse ren Plätze werden für spätere Ankömmlinge, vorzugsweise Adelige aufbehalten. Wenn du etwas tadelst oder irgend eine Ausstellung machst, so hörst du sofort die Rede: „Ist es dir nicht recht, so suche dir ein anderes GasthauS!" Heu wird in den Städten ungern und sparsam gereicht und fast eben so theüer verkauft als der Hafer. Ist nun das Pferd besorgt, so begiebst du dich wie du bist in die Stube, mit Stiefeln, Gepäck «nd Schmutz. Die geheizte Stube ist allen Gästen gemeinsam. Daß man wie in Frankreich eigene Zimmer zum Umkleiden, Waschen, Wärmen oder Ausruhen anweist, kommt in Deutschland nicht vor; sondern in dieser Stube ziehst du die Stiefeln aus, be queme Schuhe an und kannst auch das Hemd wechseln. Die vom Regen durchnäßten Kleider hängst du am Ofen aus und gehst, um dich zu trocknen, selbst an ihn hin. Auch Wasser zum Händewaschen steht bereit, aber meist so sauber, daß du dich nach anderem Wasser umsehen mußt, um die eben vorge- genommene Waschung abzuspülen. Kommst du um 4 Uhr Nach mittags an, so wirss du doch nicht vor 9 Uhr speisen, nicht selten sogar erst um 10 Uhr: denn es wird nicht eher aufgetragen, als bis sie alle angekommenen Gäste sehen, damit auch allen dieselbe Bedienung zu Theil werde. So kommen in demselben geheizte» Raume häufig 80 oder 90 Gäste zusammen: Fußrci- sende, Reiter, Kaufleute, Schiffer, Fuhrleute, Bauern, Knaben, Weiber, Gesunde und Kranke. Hier kämmt der Eine sich das Haupthaar, dort trocknet sich ein Anderer den Schweiß ab, wie- *) Dieser in seiner Zeit hochberühmte, bei Kaiser »nd Papst in Ansehen stehende Mann starb 15ZV zu Basel. Seine OoNoquia, (Zwiegespräche), denen wir das Obige entlehnt haben, gehört z» den interessantesten Büchern, die im Laufe de« 1V. Jahrhunderts erschienen sind: von unserer Zeit, wie so vieles Andere, wider Gebühr beinahe vergessen. ,. 1857. der ein Anderer reinigt seine Schuhe oder Reitstiefel, einem Anderen merkt man an, daß er Knoblauch genossen habe, kurz, es ist ein Wirrwarr der Sprachen und Personen, wie bei dem Thurmbau zu Babel. Gewahren die Anwesenden einen Fremden, der sich durch eine würdige Haltung auszeichnet, so richten sich Aller Augen dergestalt auf ihn, als sei er irgend eine Art neuen aus Afrika hergebrachten Gethiers, und selbst wenn sie bereits am Tische Platz genommen, sehen sie de» Fremdling beständig und, sogar das^Effen vergessend, mit unverrückten Augen an. Etwas in der Zwischenzeit zu begehren geht nicht an. Wenn es schon spät am^Abend ist und keine Ankömmlinge mehr zu erwarten sind, tritt ein alter Diener mit grauem Bart, geschor« nen Hauptes, grämlicher Miene und mit schmutzigem Gewand« angethan herein, läßt seinen Blick stillzählend nach der Zahl der Anwesenden umhergehen, und den Ofen desto stärker Heizen, je mehr er Anwesende bemerkt, wenngleich schon die Sonne durch ihre Hitze lästig wird: denn es bildet bei den Deutschen eineu vorzüglichen Punkt guter Bewirthung, wenn Alle vom Schweiße triefen. Oeffnet nun Einer, der an solchen Qualm nicht gf» wöhnt ist, nur eine Fensterritze, so schreit man sogleich „zuge macht"; antwortest du: „ich kann's vor Hitze nicht aushalten", so heißt es: „such' dir ein anderes Gasthaus". Und doch ist nichts gefährlicher, als wenn so viele Menschen, zumal wenn die Poren geöffnet sind, ein und denselben Qualm «inathmen, in sol cher Luft speisen und mehre Stunden darinnen verweilen müssen. Ungeschildert will ich dir lassen die übrige Pein, die für die Geruchsnerven in einem Wirrsaale von Menschen entsteht, welche die Freiheit der Natur lieber haben, als die Gesetze der Schick lichkeit.*) Der bärtige Ganymed kommt jetzt wieder und legt auf so vielen Tischen als er für die Zahl der Gäste hinreichend glaubt, die Tischtücher auf, grob wie Segeltuch; für jeden Tisch bestimmt er mindestens 8 Gäste. Diejenigen, welche mit der Landessitte bekannt sind, setzen sich, wohin es ihnen beliebt: denn hier gicbt es keinen Unterschied zwischen Armen und Reichen, zwischen Her ren und Dienern. Sobald sich Alle an den Tisch gesetzt, erscheint wieder der sauer sehende Ganymed und zählt nochmals seine Gesellschaft ab und setzt dann vor jeden Einzelnen einen höl zernen Teller, einen Holzlöffel und dann noch ein Trinkglas. Wieder etwas später bringt er Brod, was sich Jeder zum Zeit vertreib, während die Speisen kochen, reinigen kann. So sitzt man nicht selten nahezu eine Stunde, ohne daß irgend wer das Essen begehrt. Endlich wird der Wein, ein Getränk von be deutender Säure, aufgesetzt. Fällt es nun vielleicht einem Gaste ein, für sein Geld um eine andere Weinsorke von wo anders her zu bitten, so thut man anfangs, als ob man es nicht hörte, aber mit einem Gesichte, als wollte man den ungebührlichen Bittsteller umbringen. Wiederholt aber der Bittende sein An liegen, so erhält er folgenden Bescheid: „In diesem Gasthaus« sind schon so viele Grafen und Markgrafen eintzekehrt und kei ner hat sich noch über meinen Wein beschwert; steht er dir nicht an, so suche dir ein anderes Gasthaus." Denn nur die Adligen ihres Volkes halten diese Leute für Menschen und zeigen auch häufig deren Wappen. Damit haben die Gäste einen Bissen *) Wir haben die ganze Stelle nicht nur abgekürzt, sondern auch sa schonend als möglich auSgedrückt. obschon sie namentlich für die Geschichte einer gewissen Krankheit nicht ohne Interesse ist: selbst Fuchs scheint sie iu 'seiner ausgezeichneten Sammlung der ältesten Schriften über da« mal»»» srancvsieum (Göttingen 1813) nicht gekannt zu haben. de» SS. April.
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