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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.08.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-185708227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18570822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18570822
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1857
- Monat1857-08
- Tag1857-08-22
- Monat1857-08
- Jahr1857
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.08.1857
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Erscheint jüm Wochentag früh »Uhr. Inserate wer den bi» Nachmittags I Uhr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger n und gespalten« Zeile »da Tageblatt. deren Raum mit 5 X berechn«. IM Sonnabend, den 22. August. 1857 Eine bemerkenswerthe Wahrnehmung in der Ent- mkelunqsgeschichte der Volksschulen in den Ver einigten Staaten von Nordamerika.*) Unter den manichfachen interessanten Mittheilungen aus den Bereinigten Staaten von Nordamerika, welche wir theils der Gefälligkeit von Privaten, theils der großen Liberalität der Smithsonian-Jnstitution unter gütiger Vermittelung des Kon sulats der Vereinigten Staaten in Leipzig verdanken, bringt der 37. Jahresbericht über das öffentliche Schulwesen der Stadt und Grafschaft Philadelphia (Pennsylvanien) eine höchst bedeutsame Thatsache zu unserer Kenntniß, auf welche in weiteren Kreise» durch diese Blätter aufmerksam zu machen wir um so mehr für unsere Pflicht erachten, als dieselbe ein warnendes Streiflicht auf die Zukunft unsers eigenen deutschen Schulwesens und namentlich des Volksschnllehrerstandcs in der Stadt wie auf dem Lande wirft. — Schicken wir dem Einzelnen die allge meine Bemerkung voraus, daß bei unsern transatlandischen Stammverwandten in Nordamerika schon seit einer Reihe von Jahren ein höchst erfreuliches, der rühmensten Anerkennung werthes Streben nach Begründung und Erweiterung eines wohl- organisirten nationalen Schulwesens sich kund gegeben hat. Tüchtige, die Bildungsbedürfnisse ihres mit materiellen Gütern so reich gesegneten Vaterlandes richtig würdigende Männer, wie Alexander Dallas-Bache, Horace Mann und ganz beson ders in neuester Zeit der treffliche, für Hebung amerikanischen Schulwesens eben so unermüdliche als umsichtig thätige Ur. Henry Barnard in Hantfort (Connecticut) — über dessen innerlich wie äußerlich reich ausgestattetes „American Journal vl Löucativn," von welchem uns bereits das erste Heft des 3. Jahrganges zugekommen, wir nächstens zu berichten gedenken — berüscten Europa zunächst zu dem Zwecke, das Schulwesen der verschiedenen Länder und Staaten durch eigene Anschauung ken nen zu lernen, und verwandten die Früchte dieser ihrer Wan derung zum Nutzen ihres Volkes durch Verbesserung der bevor stehenden und Gründung zahlreicher neuer Schulen, wie die uns vorliegenden Specialberichte in großer Ausführlichkeit Nachweisen. Kehren wir nun zu dem der Stadt und Grafschaft Philadelphia vom Jahre 1856 zurück, so finden wir in demselben alle nur irgend in einem solchen statistischen Aktenstücke nöthigen und wünschenswerthen Nachrichten über Organisation, Lehrer und Scholarenbestand, Vertheilring der Schulen nach den verschiedenen Echulbezirken, Überwachung durch die Schulgemeinde und deren Vertreter, Besoldungs- und sonstigen Haushaltsetat, Einrichtung dir Schulhäuser (von denen mehrere neue abgcbildet sind) re. Mes klar und bestimmt in Namen, Zahlen und übersichtlicher Zusammenstellung, wie cs von einem so geschäftskundigen Volke Wohl zu erwarten steht. Die Gesammtsumme der Unterrichts- tedmsügen und! die öffentlichen Schulen besuchenden Kinder, Knabe» und Mädchen vom 6. bis 15. Lebensjahre, belief sich in dem betreffenden Rechnungsjahre (1855—56) in Summa auf 54,813 worunter 28,152 Knaben und 26,661 Mädchen. Sie wurden in 303 Schulen untergebracht, die in den 24 Schulbe zirken vertheilt sind. Unter diesen ist eine Realschule (Uigü- 8ckool) mit 601 Schülern und 16 Lehrern, 1 Lehrerinnenseminar (Xormal-8ciwol) mit 196 Zöglingen, 2 Lehrern und 6 Lehre rinnen, und 1 Uebungsschule (8cl,ool ok Practice) mit 4 Lehre- ') Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung. Nr. 57 v. v. I. rinnen und 244 Schülerinnen; die übrigen („krimar^, 8eevn- üar^, Krawmsr- und Dnclassüeä Leüools") gehören alle in die Kathegorie der Anstalten, welche nach dem gewöhnlichen Sprach» gebrauche Elementar- Volks- und Bürgerschulen genannt werden. Es sind in ihnen die Geschlechter theils getrennt, theils beisam men, oft in sehr ungleicher Zahl, wie wir z. B. in einer Se- kundärschule des eilften Bezirkes 14 Knaben neben 170 Mädchen finden ; gewöhnlich sind jedoch die Mischungstheile ziemlich gleich und übersteigt die Gesammtzahl der Zöglinge in keiner der Schulen 400, in den meisten nicht 500. Schulen, die man la» winenartig bis zu 2000 und darüber anwachsen und bestehen läßt, kennt man dort glücklicherweise noch nicht. — Allein wie steht es mit den Lehrkräften? Hier treten wir der bedenklichen, durchaus abnormen Erscheinung näher, auf welche aufmerksam zu machen der Hauptzweck dieser unserer Mittheilung ist. Der gesammte „Lehrkörper" — uns des in Süddeutschland gewöhn lichen Ausdruckes statt Lehrerkollegium zu bedienen — der eigent lichen Volksschule mit Einschluß des Seminars und der UebungS- schule der Stadt re. Philadelphia besteht aus 935 Personen, eine verhältnißmäßig nicht gar große Zahl; allein man höre weiter und staune: Bei dieser Gesammtheit von 935 sind nicht mehr als 81 Männer, alleUebrigensindFrauen und Jungfrauen. Hört! Hort! Eine Stadt von mehr als 400,000 Einwohnern, die zweite Hauptstadt der Vereinigten Staaren von Nordamerika, überläßt die Erziehung und den Un terricht ihrer männlichen und weiblichen Jugend bis zum 14. und 15. Lebensjahre fast ausschließlich Frauenhändenk Frauen lehren dort nicht etwa nur Sprachen, Geschichte und Geographie, sondern auch Rhetorik, Geometrie und Algebra, Physik und Chemie, leiten zahlreiche Knabenschulen und dirigiren Lehrerkollegien. Und der Grund davon ist keineswegs darin zu suchen, daß etwa ein von den bei uns herrschenden Ansichten verschiedenes pädagogisches System die überwiegende Geltung sich bei unseren transatlantischen Nachbarn verschafft hat, sondern vielmehr — wie ein Blick auf die für jede Lehrerstelle ausge worfene Besoldung unwiderleglich darthut — einzig und allein oder doch vorzugsweise darin, daß dort die Männertüchtigkeit sich höher im Werthe achtet, als die Schule und die Finanz männer ihr als Ehrensold wollen zukommen lassen. Ein Mann, der etwas Ordentliches gelernt hat und etwas Tüchtiges kann, will sich nicht unter einem durch sein Selbstbewußtsein sowie durch seine bescheidenen und billigen Ansprüche auf ein hinreichen des Auskommen gerechtfertigten Preis veräußern, d. h. sich mit Allem, was er hat und ist und weiß und kann, dem Lehrerbe rufe hingeben, wenn ihm von anderer, wenn auch vielleicht weniger genehmer Seite mehr geboten wird; er will sich von der Schule nicht geringer taxirt sehen, als vom Komptoir, von der Eisenbahn oder von dem Farmer. Daher sehen wir in denr ost erwähnten uns vorliegenden Verzeichniß des LehrerpersonalS keinen Mann in einer Schulstelle, die ihm weniger als 600 Dollars (-c. 800 Thlr. Pr. C.) Besoldung gewährt, mag er es nun unter der Würde des Amtes, in das man ihn berufen möchte, oder unter seiner eigenen, oder für unklug oder sonst was erachten. Und wer mag ihn darum tadeln, wenn man auch die Ideale des Lebens noch so hoch schätzt?! — Was aber können wir in Deutschland, was können unsere h. Schulbehör den, die Schulgemeinden, der Staat, — dem an einem tüchtigen Lehrerstande soviel gelegen sein muß, als an einem tüchtigen Kriegsherre — was können sie Alle aus der besprochenen Er-
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