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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.12.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-185712057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18571205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18571205
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1857
- Monat1857-12
- Tag1857-12-05
- Monat1857-12
- Jahr1857
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.12.1857
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1887: Sonnabend, den S. Deceulbee. Tagesgeschichte. mit ver ¬ übt hatte, sprachen folgende Umstände: sellen ihres Mannes, NmnenS Rost, geschlechtlichen Um- nach sich zieht. Ueberhaupt wird man wohl das Institut , und pflog diesen so offenkundig , daß ihr Mann da- Gesckwornen, für welches seiner Zeit auch bei uns geschwärmt gang an, von Kenntniß erhielt und sich öfter gegen Freunde darüber be ¬ klagte. Es kam zu heftigen Auftritten zwischen den Ehegatten. § Als Bezold mit Entlassung des Gesellen drohte, sagte ihm seine Im mit Erscheint jeden Wochentag früh »Uhr. Inserate wer den bis Nachmittags r Uhr sür die nächst erscheinende Nummer angenommen. I) Ihr Verhältniß zu ihrem Ehemann. Jahre 1837 verheirathete sie sich alö 19jähriges Mädchen dem Fleischermeister Bezold und gebar diesem einen Sohn, der jedoch im neunten Jahre wieder starb. Schon im ersten Jahre ihrer Ehe entzweiten sich die Ehegatten, die Bezold verließ ihren Mann, zog zu ihren Aeltern auf ein benachbartes Dorf und war durch Nichts zur Rückkehr nach Weimar zu bewegen. Im Jahre 1848 pflog die Angeschuldigte, wie eS hieß, mit den in ihres Vaters Wohnung einquartierten kgl. sächs. Gardereitern Umgang. In den Jahren 1851 und 1852 knüpfte sie mit einem Dienstknecht ihres Vaters ein Verhältniß an, das bald den höchsten Grad verbotener Vertraulichkeit erreichte. Ihr Wunsch, die Ehe zu lösen, bewog sie, eine erfolglose Klage auf Ehe scheidung anzustellen, und ebenso erfolglos ihrem Ehemanne, damit er in die Scheidung willige, eine Abstandssumme anzu bieten. Im Jahre 1855 kehrte Lie Bezold in das Haus ihres Mannes zurück, vermuthlich weil die Aeltern sie nicht mehr be halten wollten. Die Ehe war fortdauernd eine unglückliche, und namentlich gab die Bezold mehrfach ihre Abneigung gegen ihren Ehemann zu erkennen. Sie äußerte: „es wäre besser, sie trags: „Wehe dem Lande, wo ein solches Verbrechen yiche,straft bleibt, nicht weil es an Beweisen dafür yiquaelt, sondern weil es an den willigen unverzagten Organen fehl!, diejenige Strafe auszusprcchen, welche dgS Gesetz ausgesprochen wissen will." Wie bekannt, ist im Großherzogrhum Sachsen-Weimar die Todes strafe wieder eingeführt und eine ausgemachte Sache ist es, daß Geschworne sich vor einem Schuldig scheuen, das die Todes- wurde, mehr und mehr in seiner Werthlosigkeit erkennen/Kressen sie einmal das Richtige, so ist eS ein Zufall, instiuctartia» Trieb, nicht klares bewußtes Ergreifen des Richtigen. Glücklich darum — so tönt aus dem Nachbarstaat herüber — das Land, wo die Justiz in der Hand pflichttreuer und fähiger Richter liegt! Noch klarer wurde das Motiv zur That, als man 2) von dem Verhältniß der Bezold zu Rost nach dem Tode ihres Mannes hörte. Schon zwei Tage nach dem Ableben Bezolds schrieb die fröhliche Wittwe an den Buhlen in Erfurt und bat ihn, zu ihr zu kommen und sich ihres Geschäftes anzu» nehmen. Rost kam, schaltete als Herr im Hause und lebte mit der Bezold, die ihm versteckte Heirathsänträge machte, in wilder Ehe. — Als ein weiterer Verdachtsgrund kam hinzu: 3) das Benehmen der Bezold während ihres ManneS Krankheit. Nicht bloS er selbst beklagte sich über ihren Mangel an Liebe, auch den Aerzten fiel ihre Kälte und Gleich giltigkeit auf. Noch erheblicher ist, daß sie trotz des Verlangens der Aerzte die Exkremente des Kranken nicht aufhob. AuS ihnen hätte der Arzt auf die Vergiftung schließen müssen. Sie hatte aber auch 4) lange vorher an das Ein treten des Todes ganz bestimmt geglaubt, während die Aerzte gerade da noch auf Rettung gehofft hatten. Bereits 6 Wochen vor dem Tode läßt sie sich einen Ueberrock färben, „weil etwas in der Familie passiren könne", sagt vor dem ersten Anfall der Arsenikvergiftung zum Dienstmädchen: „paß auf, heute Nacht passirt etwas mit meinem Manne" u. s. w. Außer ferner liegenden Jndicien kommt hinzu, daß die Bezold dem Verstorbenen Speisen gereicht hat, die diesem versalzen schmeckten, und Arsenik, aufgelöst, schmeckt aller dings scharf, sc daß ein Laie seinen Geschmack wohl mit dem Wort „versalzen" bezeichnen kann. Die Bezold und ihr Dienst mädchen bereiteten' die Speisen abwechselnd, der Kranke beklagte sich, daß Alles, waS seine Ehefrau ihm bringe, versalzen sei, und stieß einmal in Gegenwart des Arztes eine ihm von ihr ge reichte Tasse Fleischbrühe als versalzen zurück. Diese Fleisch brühe schüttete die Bezold weg, ein neuer Beweis dafür, daß sie schädliche Substanzen enthalten mochte. Aber die Bezold war auch im Besitz von Arsenik gewesen. Jm Bezoldschen Hause wurde gegen die Ratten mitunter Arsenik, mitunter PhoS- phorbrei aufgesetzt. Am 20. März d. I. wurde ein Loth Arsenik geholt; ob es gebraucht worden, war nicht zu ermitteln. Am 1. April d. I. ließ Besold ein Loth Phosphorbrei holen. Dieses wurde nicht vollständig verbraucht, sondern noch einige Wochen nach Bezolds Tode in der betr. Büchse eine erhebliche Quantität brauchbaren Giftes gefunden. Trotzdem, daß also solcher Drei im Hause war, ließ die Bezold am 4. Mai wieder ein Loth Arsenik holen; auch davon ward nur Weniges ver braucht, und gerade am Abend des 4. Mai hatte Bezold den dritten und stärksten Anfall von Arsenikvergiftung zu bestehen. Dies die BelastungSgründe, auf welche hin die Staatsan waltschaft, trotz oem Leugnen der Angeklagten, das Schuldig beantragte. Selbst der Vertheidiger konnte nur ein einziges EntlastungSmoment, nämlich, daß die Bezold ohne Widerstreben auf Vornahme der Section cingegangen, verbringen, und Nie mand Ivar im Zweifel darüber, daß die Bezold vorsätzlich ihren Mann durch Gift umgebracht hatte. Die Geschworenen sprachen aber das „Nicht schuldig" aus und man erinnerte sich un willkürlich an die Schlußworte des staatsanwaltschaftlichcn Pox- Frau ins Gesicht: „wenn der Geselle geht, gehe ich auch." Im Februar d. I. entzweiten sich Bezold und Rost, letzterer verließ den Dienst und zog nach Erfurt. Auch von dort aus setzte er, wie ein zärtlicher Briefwechsel beweist, den Umgang mit der Petzold fort, und diese wünschte nichts sehnlicher, als von ihrem Ehemann befreit zu werden. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 11. Dec. Vormittags 9 Uhr: Hauptvcrhandlung in Untcrsuchungssachen wider Carl Friedrich Viol von hier, wegen Widersetzlichkeit wäre gar nicht zurückgekommen, es nähme doch kein gutes Ende, Ü und sie gäbe ihr halbes Vermögen drum, wenn sie von ihrem Manne loskäme." Bald nach ihrer Rückkunft knüpfte sie mit § dem Gesellen ihres Mannes, NamenS Rost, geschlechtlichen Um Freiberg, d. 1. Dec. (Fortsetzung zum vorgestrigen Be richt über Gerichtsverhandlungen). Ein Fremder konnte der Mörder nicht sein und ebenso wenig war es möglich, daß der Verstorbene außer dem Hause Gift erhalten hätte, weil er wah rend seiner Krankheit, wo er zu Bett lag, das tödtliche Gift und zwar mehrfach empfangen, und weil kein Fremder ! ihm Speisen oder Getränke gereicht hatte. Den Gedanken an Selbstmord mußte jeder leidlich verständige Mensch aufgcben, als man erfuhr, daß Bezold ein Mann gewesen war, der Lust ! und Freude am Leben hatte, Laß er ängstlich sich um seine Ge sundheit sorgte und täglich nicht bloS viele Male zu den Aerzten schickte, sondern auch sie inständig bat, ihm zu helfen. Ueber- dies würde sicherlich Niemand, um sich zu tödlen, den Weg der allmäligen, furchtbar qualvollen Arsenikvergiftung wählen. Da ! auch die Möglichkeit einer fahrlässigen Tödtung ausgeschlos- I sen war dadurch, daß Bezold wiederholt, mindestens 4 bis 5 Mal während der Krankheit, Gift genossen hatte, und daß die 1 wenigen Speisen, die er genoß, eigens für ihn zubcrcilet worden ' waren, so blieb nur die eine Annahme möglich: er mußte. von einer Person in seinem Hause, die ihm die Krankenkost reichte, ermordet sein. In seinem Hause waren drei Personen: seine Ehefrau, das Dienstmädchen und der Geselle. Die letzteren beiden konnten, das stellte sich auf! das Unzweifelhafteste heraus, den Tod ihres Herrn nicht wün- s schen, sie hatten davon nicht den geringsten Gewinn. Der Ge selle wurde übrigens noch dadurch exculpirt, daß er seinem kran ken Meister nichts bereitet, nichts zum Essen und Trinken ge geben hatte, und Las Dienstmädchen, ein etwas beschränktes, aber gutmüthiges Geschöpf, konnte ein Verdacht nicht treffen, ! weil von ihr die verschiedensten Beweise dcS Mitleids mit Len Qualen ihres Herrn vorhanden waren. Anders stand es der Ehefrau des Verstorbenen. Dafür, daß sie die That reiverger Anzeiger UNd g-sp-ltene Zeile'»da — deren Raum mit 5 Tageblatt.
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