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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-186001307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18600130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18600130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1860
- Monat1860-01
- Tag1860-01-30
- Monat1860-01
- Jahr1860
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.01.1860
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Erscheint jebek ÄscheM«- früh » Uhr. Inserate wer- de» hi« Nachmittag 3 Uhr für die Nächst- t^cheistendc Nummer angenommen. Olt ' Freiberger Anzeiger ' ' und gespaltene Zeile oder; . . drrmRanmmit h Pf.» LageVlatt. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadtrathe zu Freiberg, Sayda und Brand. 24. Montag, den 3V. Januar. 1860. Jur Charakteristik vergangener Zeiten. Eine Speise- und Weinkarte der alten Römer. Wir bewegten uns bisjetzt lediglich aus dem Gebiete des Mittel alters oder der Neuzeit. Wir bitten jetzt unsere Leser uns wenig stens einen Augenblick in die alte Welt zu begleiten: und zwar zu den Römern der klassischen Zeit. Wir sprachen früher einmal die Bemerkung aus, daß wir im Essen und Trinken nur Stümper seien, sowohl in Quantität als Qualität: in ersterer Beziehung sind wir es in der That im Vergleich mit unseren germanischen Altvordern, in der zweiten Beziehung, wen» wir uns an die Tafel eines altrömischen reichen Patriziers versetzen. Um unseren Lesern schon im Borauö einen Begriff von dem Tafelluxus der reichen Römer zu geben, sei nur mit wenigen Wor ten bemerkt, daß, als einmal Cicero und Pompejus sich selbst freund schaftlich bei Lucullus, dem reichsten Manne seiner Zeit, mit dem ausdrücklichen Wunsche zu Tische baten, er möge sie nur ganz frugal bewirthen; diese frugale Mahlzeit doch 10000 Thaler kostete, während dem Clodius Aesopus eine Platte der seltensten gebratenen Bögel, die singen und sprechen gelernt, allein einen Aufwand von 10,000 Frcs. verursacht hatten! Alle Mahlzeiten aber, so frugal oder so luxuriös sie auch sein mochten, wurden nach alter Sitte mit gesottenen Eier» eröffnet und mit Acpfeln beschlossen. Doch zur Sache. Ein gewisser Lentulns bewirthete seine Freunde, als er in das Priesterkolleginm der Auguren ausgenommen worden war — diese Bewirthung kann um die Zeit, wo Cicero lebte, als maßgebend für die Tafelfreuden der Römer betrachtet werden, — in folgen der Weise: 1) Voressen: außer de» herkömmlichen Eiern wurden herum gereicht: Austern, Spargel, Gartensalat, Oliven und Feigen, dazu «ine Art Meth aus Honig, Wasser und Wein bereitet; gewöhnlich nahm man dazu Falernerwein*) und HymettuShonig**) mit Thymian geruch durchwürzt. 2) Erster Gang: Seeigel, frische Austern, Gienmuschel» (Austergattung), gebratene Weindrosseln, Poularde (Capauneu) mit Spargel, Austern- und Gienmuscheln-Pastete, schwarze und weiße Meertulpen. 3) Zweiter Gang: Eine andere Art Gienmuscheln, Meer nessel, gebratene Feigenpicker, Coteletten von Reh und Wildschwein, Hühnerpastete, Stachel, und Purpurschnecken. 4) Die Hauptmahlzeit: Schweinsruter, wild Schweins kopf, Fische, gebratene Enten, frikassirte Krieken, Hasenbraten, ge bratene Poularden, Kreme mit picentinischem BiScuit. S) Nachtisch: griechische Weintrauben und Feigen, syrische Datteln, Backwerk und andere Leckereien — Aepftl fehlten natürlich fast nie — welche den Gaumen reizten. Und nun kam die Zett, wo man die leichteren Weine bei Seite setzte und die schweren in *) Üeber dies«» Wein weiter unten, **) Da« HymettuSgebtrge i» der Nahe Athen« war berühmt durch seinen Honig, wie denn überhaupt Lie Athener sehr fleißige und erfahrene Bienen- väter waren. Angriff nahm. — In späteren Zeiten kamen zur Mahlztit noch Hummern und Geekrebse, der Springfisch ScaruS oder der Meeh« pagni, der Lippstsch, Stör, die Butten, Seitenschwimmer. und d«r Rothbart oder die Seebarbe. Letzterer wurde in Gläsern auf den Tisch gebracht, damit sich die Gäste, nicht -n den munteren Be wegungen des niedlichen Geschöpfes, sondern an dem Karbenspigl ergötzten, welches die Qualen seines TvdeSkampfeS begleitete, indem bei dem langsamen Absterben deS ThiereS seine schillernden Pulk« purfarben in wundervollem Wechsel und in prachtvollen UebergäwgeN sich zeigen. Die größten Fische waren die beliebteste"» und man zahlte ungeheuere Preise dafür: selbst 3—400 Thlr. für einen einzigen Fisch. Bei der Hauptmahlzeit trank man rothen und weißen Wein; außer den Cäcuberwein*), der ganz besonder- das Eigettthümliche hatte, durch das Alter süßer und milder, aber darum nicht weniger feurig zu werden, trank man namentlich gern den starken Falerner**), der eine Bernsteinsärbe hatte. Auf dem Nachtische dagegen s-h man am liebsten den vor Allem Lust und fröhliche Stimmung regenden Chierwein***). Ob die Römer auch mousstrende Weine ge kannt haben, ist ungewiß: denn die Stellen der alten Schriftsteller mit welche» man es zu beweisen gesucht bat, kaffen ungezwungener eine andere Deutung zu. ' Wie reich ausgestattet aber die Weinkeller der alten Römer waren, geben unter Anderem zwei Beispiele zu erkennen; der Redner HortenfluS, der bekannte Freund deS Cicero, hinterließ bei seinem Tode allein 10,000 Eimer Chierwein; und als Cäsar da« römische Volk in 22,000 Zimmern speiste, ließ er für jedes Zimmer ein Faß Chier- und ein Faß Falerner Wein auS seinen Kellern reichen. — Die Sitte, Gesundheiten allszubringen, wär den Römern recht wohl bekannt. Eine LieblingSmanier dabei war, sp pme Becher zu leeren, als der Name des Gefeierten Buchstaben halt«. Einige besaßen aber eine Vorliebe für dir Zahl der Musen (S), während Mäßigere sich auf die Zahl der Grazien (3) beschränkten. Außer den Blumen und Kränzen, die bei GastmählttN Nie fehlen durften, besonders trieb mau mit den brennend rothen zwölfblättrigm Rosen eine unglaubliche Verschwendung, spielten auch wohlriechend« Wasser eine Rolle: sie wurden in zierlichen Flacon« von Onyx, Alabaster, Bernstein oder Krystall, oder auch wohl in schönest Muscheln umhergereicht! besonders beliebt war daS Rosenöl. Eine merkwürdige Rolle spielte der Saffran: Säle, Theater und andere öffentliche Plätze wurden damit besprengt; man knetete ihn in- Backwerk, würzte den Wein damit und mit Wachs vermischt gebrauchte man ihn als Pomade. Sogar durch Gpringbrunntst ließ man den beliebten Geruch des Saffran verbreiten. Da- gt« *) Dieser bei den Römern so hochgeschätzt« Wein wucht in einer sninpstgen Gegend, in der Umgegend de« heutigen Kastel Vetere. Die reich«« römische* Patrizier hinterließen ihren Söhnen gern al» Eich« eine« mit Cäcuber gefüllten Keller. .... **) Dieser Wein wuchs in Etrurien: er war etwa» hart und Feinschmecker liebten ihn nur, wenn er 15 Jahre alt war; um ihn z« mildern. Mischte man entweder Honig oder Chierwein bet. ***) Don der paradiesischen griechischen Insel Ehto«, jetzt Bit»
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