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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-186004186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18600418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18600418
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1860
- Monat1860-04
- Tag1860-04-18
- Monat1860-04
- Jahr1860
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.04.1860
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Prei« und dm bi« Nachmittag TageVlatt. Mittwoch, den 18. April. 89. t Uhr für die nächst« erscheinende Nummer angmommeru vevütstÜtuMttÜtstP^ berechnet. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg, Sayda und Brand. SS- Freiberger Anzeiger—r " - I UN- '' ' ' gesPalteke ZM ««t Philipp Melanchthon. Der Name Melanchthons in der zweiten Hälfte deS 16. Jahr hunderts, in Folge der sogenannten kryptokalvinistischen Streitig keiten im damaligen Kursachsen dem Verrüfe Preis gegeben, ward erst 1760 durch die Feier seines Todestages wiederum zu verdien ten Ehren gebracht; und das 19. Jahrhundert sieht eS für eine Ehrensache an, dem großen „prueceptor Kei-muniue" (dem Lehrer Deutschlands), den selbst die Gegner dcr Reformation hoch hielten, den vollen Lorbeerkranz wieder auf das Haupt zu Men, den ihm die Zeitgenossen um die hohe Stirn gelegt, eine hadervolle Und undankbare Zeit aber schmachvoll herabgerisscn hatte. Melanchthon, der treue Kampfgenosse Lulhers, mit seinem deutschen Familiennamen Philipp Schwarzerd, war am 16. Februar 1497 zu Bretten, einem freundlichen Städtchen in der llnterpfalz am Rhein, jetzt zum Großherzogthum Bade» gehörend, von frommen, ordnungsliebenden und ziemlich wohlhabenden Ael- lern geboren. Sein Vater Georg, aus Heidelberg stammend, hatte es in der Verfertigung' von Waffen, Geschütz und Rüstungen durch Fleiß und Nachdenken zu einer so rühmlichen Geschicklichkeit gebracht, daß er in Bretten nicht nur von dem damaligen Kurfürsten Philipp von der Pfalz als dessen Rüst- und Zcugmeister «»gestellt ward, sondern auch bei vielen anderen Fürsten und Herren, ja selbst bei dem ritterlichen Kaiser Maximilian I. in hohen Ehre» stand. Im Genüsse eines solchen Rufes hätte er daher leicht sein jährliches Einkommen noch um ein Bedeutendes vermehren können und selbst W Reichthum zu gelangen vermocht, wenn ihm an irdischen Schätzen' viel gelegen gewesen wäre. So aber lieferte er seine Arbeiten nicht nur in der Regel zu den billigsten Preisen, sondern ost gab er sie auch um die Hälfte des Werthes oder ganz umsonst hin, wenn er auf diese Weise einem Aermeren aus der Verlegenheit helfen konnte. Zn dieser Wohlthätigkeit aber trieb ihn theils sein mitleidiges Herz, theils und noch mehr sein tiefes christliches Pflicht gefühl und die überaus groß?, selbst ängstliche Gewissenhaftigkeit, mit welcher er Alles, was er Gott und Menschen schuldig zu sein glaubte, aufs Pünktlichste erfüllte UN- beobachtete. Daher denn mich seine große Rechtlichkeit, Mäßigung, und Verträglichkeit, seine strenge Wahrheitsliebe, die selbst im Scherze' kbik ünwahrbö Wort sich erlaubte, und seine unüberwindliche Abneigung gegen alles Gemeine und Unanständige: alle diese trefflichen Eigenschaften zeigen sich später auch in Philipp, dem Sohne, als väterliches Erbe aufs schönste ausgeprägt. Die Mutter Philipps, Barbara, eine Tochter des Amtmanns Reuter zu Bretten, wird von den Zeitgenossen als eine kluge, frounne und thätige Frau geschildert, und ihre Sparsamkeit machte -es möglich, gleich ihrem Gatten der Pflicht der WohlkhätigkeW reichliche Genüge zu leisten: die Ehe war glück, sich und die 5 Kinder, 3 Töchter und L Söhne, empfingen im älterlichcw Hause durch Muster: tt»K Beispiel die schönsten Eindrücke. Philipp wm> nebst seinem st Jahre jüngeren Bruder GeoH so glücklich, schon frühzeitig tüchtige Lehrer zu erhalten : Bride wurden nicht etwa bloS unterrichtet, sondern vor Allem gut erzogen; und der Segen dieser Erziehung offenbarte sich namentlich bei dem äl teren Bruder, Kessen herrliche GeisteStzaLem eÜ«t H frühzeitig alO rasch sich entwickelten, sein ganzes Leben hindurch. In der Schule zeigte sich Philipp als einen der wißbegierigsten, talentvollsten und muntersten Knabe», der mit einer sehr schnellen Fassungskraft gsoc- ßen Scharfsinn, und Mit dem glücklichsten Gedächtnisse sehr viel Trieb Und Befähigung zum Austausch seiner Gedanken vethW. In der Schule selbst war oft seiner SeitS des Fragens kein Ende und außerhalb derselben pflegte er wieder einige Freunde aufzu- suchen, um mit ihnen über das Gelesene oder Gelernte zu di-pu« tiren. Auch sogenannte fahrende Schüler, die zuweilen nach Bret ten kamen, ließ er selten wieder abreisen, ohne mit denselben einest kleinen gelehrte» Kampf zu bestehen, und gewöhnlich ging er trotz seiner Jugend ans demselben als Sieger davon. Mit diesen Bor zügen des Geistes verband Philipp aber auch Pas beste und freunde lichste Gemnth, so daß er durch seine Herzlichkeit/ Bescheidenheit und harmlose, mit lebhafter Gestikulation der Hände verbunden^ Redseligkeit, die damals noch mit einer etwas stammelnde« Zunge zu kämpfen hatte, Aller Herzen gewann. Zwar konnte et bei sti« uem .lebhaften Wesen auch leicht heftig und zum Zorne geieizt werden*); doch ließ er sich von demselben nie zu einem strafbare» Vergehen Hinreißen, sondern suchte schon jetzt dieser Reizbarkeit, die mit seinem schwächlichen Körper zusammenhing, jo viel al- möglich Meister zu werden.: Selbstbeherrschung bliob ein Grund zug seines Charakters zu allen Zeiten und unter allen Verhält »issen. — Im Jahre 1Z07 verlor Philipp seinen braven Vater — er starb nach Hährigem Siechthum in Folge eines Trunks- gu» einem Brunnen, den Feinde vergiftet hatten —; prophetisch sprach er aus dem Sterbebette zu seinem 11jährigen Philipp: „ich H<M viele und große Veränderungen in der Welt erlebt, aber eS wep-' den deren noch größere folgen, in denen dich Gött leiten ünö regieren möge. Folge ihm und halte fest am Guten." — Noch im Herbste dieses Jahres kam Philipp auf die lateinische Schule zu Pforzheim. Seine Schulzeit fiel in die schöne Zeit des Wie deraufblühen- der Wissenschaften, vornehmlich in dem südlichen und westlichen Deutschland. Es war zwar Noch nicht die Zoit des Sieges über die Macht der Unwissenheit und Gifchmacklofig- keit, aber doch die der reinsten Begeisterung für einen Kampf, dem Jeder die lebhafteste Aufmerksamkeit zuwendete, der die Zeichen der Zeit mehr oder minder deutlich erkannte: auch in die Schulen wuM beteiE tie ersten Lichtstrahlen des neuen Geistes gedrungen. Äak Wichtigste nun, was unserem Philipp Melanchthon in Pforz heim begegnete, war das väterliche und zugleich einflußreiche) PM hältniß, in welches der ausgezeichnete Gelehrte Reuchlin zu ihm trat. Er nannte den freundlichen, munteren und trefflich begabten Knaben, nachdem er ihn durch Gespräche näher kennen gelernt, stets seinen Sohn, setzte ihm sein eigenes Doctorbarett auf, be^ schenkte ihn mit werthvollcn Büchern und änderte nach der Sitte VW Zeit den deutschen Familiennamen desselben in den zur Welt berühmtheit gelangten griechischen Namen „Melanchthon" um**), stwM, duvOMchen ekSrN hofKungSvollewKnabvn gllki^KHeier- Uch in die Gekehrkenrepublik aufnbhmen und einweifen wölkte. . (Schluß st-lgk) *j Noch im Jahre tSäO, also in seinem Listen Äbenslahre, klagt er stch in einem Briefe an Veit Dietrich ,,de« Jähzorns" an. Welche Selbst beherrschung mußte er stch angeeignet haben, um mit der Heftigkeit Luther« Nicht in ein dauernde« Zerwürfniß zu gnathen. **) Seit demI. ISZt schrieb sich aber M. selbsi siet« „Melanthön."
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