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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188204191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820419
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-19
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.04.1882
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und TagedlM. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Beraittwarttichtr Redakteur Julius Brau« m Freiberg. - > — 34. Jahrgau, — 1 /» Erscheint jeden Wochentag Abends ü Uhr für den , . Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angmom- I 8N. MiWoch, den 19. April. 1882. ———»W»———W———————^^———————————————»W«, Nachbestellungen auf de« „» r«1k«rj(er uneil t- für die Mouate Ab' Mai und Juni "MU werden vov fiiuuntliche« Postaustalteu wie von der «uterzeichueteu Expedition und de« bekannte« A«ss gabestellev tu Freiberg, Braud, Langeuao, Halsbrücke, LaugheuuerSdorf und Weißenborn zum Preise vou 1 M. 5V Pf. angenommen. Lxpkü. lls8 „ssnsid. /^nrsigsn u. Isgoblstt". Unsere großen Manner. Ein Berliner Blatt knüpfte neulich an die Notiz, daß der Chef des großen Gcneralstabes, Feldmarschall Graf Moltke, eines schönen Sonntags, von Vielen unerkannt, bescheiden in einer Droschke zweiter Klasse durch den Berliner Thiergarten spazieren gefahren sei, die Bemer kung, daß heutzutage wahrscheinlich sehr viele junge Männer, welche noch nicht entfernt das geworden und wohl auch nie werden würden, was Graf Moltke ist, Bedenken tragen dürften, es dem großen Schlachtenlenker hierin gleich zu thun. Die Zeitung warf dabei die Frage auf, ob wohl ein innerer Zusammenhang zwischen jener unbedeutend erscheinenden Thatsache und den großen mili tärischen Erfolgen der jüngsten Vergangenheit bestehe. Ein solcher Zusammenhang, scheint uns, besteht in der That. Es fällt nicht schwer, ihn hcrauszufinden. Die wahre Größe ist immer schlicht und verschmäht es, durch Aeußerlichkeiten glänzen zu wollen. Wer auf all den äußerlichen Glanz und Flitter den Nachdruck legen wollte, den die Welt im Allgemeinen darauf zu legen Pflegt, der könnte eben gar kein großer Mann werden, wenn die Natur ihm auch noch so glänzende Gaben mit auf den Weg gegeben hätte; er würde sich auf seinem Lebenspfadc bei Nichtigkeiten und Kleinigkeiten viel zu lange aufhalten, als daß er in der kurzen, dem Sterblichen gegönnten Frist zu wahrer Größe emporklimmen könnte. Alle große Männer unseres Volkes waren, auch wenn sie das Schicksal auf sonnige Höhe gestellt hatte, von einfacher Lebensweise, kannten die Bedürfnisse nicht, die heute namentlich unserer Jugend als unzertrennlich von einem menschenwürdigen Dasein gelten, und hatten nicht Glanz und Genuß, sondern ernste unverdrossene Arbeit zum Begleiter durch's Leben. Daß dies vielfach übersehen wird, nicht nur in Kreisen, in welchen Mangel an Geistes- und Herzensbildung die übertriebene Werthschätzung kleinlicher Dinge entschuldigt, sondern auch in Kreisen, von denen man Besseres erwarten könnte, und daß namentlich die heutige Jugend sich in denjenigen Schichten, welche tonangebend sein wollen und sollen, in Anschauungen bewegt, die unmöglich zum Heile führen, kann nicht geleugnet werden. Es ist dies aber um so auffallender, als gerade unsere Zeit dem deutschen Volke in den Männern, die alle sichtbar in seine Geschicke eingegriffen haben, die deutlichsten Beweise schlichter Größe gegeben hat. Kaiser Wilhelm, Fürst Bismarck, Graf Moltke, die Männer, deren Thun und Treiben vor Aller Augen liegt, führen selbst in ihren hohen Stellungen ein so schlichtes Leben, daß man zu seltsamen Vergleichen kommt, wenn man die Ansprüche, die weit unbedeutendere Persönlichkeiten in gesellschaftlicher Beziehung machen, da mit in Parallele bringt. Was ihre hohen Stellungen an Repräsentanz fordern, geschieht selbstverständlich; es handelt sich dabei einfach um Erfüllung von Pflichten, wie sie von ihren hohen Aemtern ihnen auferlegt werden. Im Uebrigen aber widmen sie sich ihrer schweren Berufsarbeit, ver schmähen allen überflüssigen Glanz und führen im Ganzen ein Leben, das viel mehr Mühen und Entsagungen und der Jugend der sogenannten den Geist kommen, sprechen handelt sich ja nicht darum, Lebensgenuß zu verkümmern gebildeten Stände herrschen- wenigstens nicht dafür. Es unserer Jugend den heiteren oder zu nehmen; mag der viel weniger Luxus und Pracht in sich birgt, als z. B. das des ersten besten Börsenfürsten. Und sie thuen dies selbst noch in Lebensjahren, in denen selbst die größte Strenge ihnen von Herze« einen mit Glanz ausgcstatteten Lebensabend gönnen würde! Man sollte meinen., das Beispiel solcher Männer müßte erziehend auf die ganze Nation wirken. Ein Ge fühl der Scham müßte den jungen Mann beschleichen, der noch nicht das Geringste geleistet hat und der sein ganzes Leben mit Nichts ausfüllt. Aber weit verbreitet scheint diese Scham nicht zu sein; die Klagen, welche aus den verschiedensten Gegenden unseres Vaterlandes über den in junge Mann immerhin der frohen Seite des Lebens huldigen. Und wenn die Jugendlusi einmal überschäumt, so ist's auch noch nicht schlimm! Aber er soll die goldene Zeit nicht verstreichen lassen, ohne sich auch für den Ernst des Lebens zu rüsten; soll nicht aufgehen in allerhand Aeußerlichkeiten, sondern soll vor Allem die idealen Güter unseres Volkes pflegen. Das ist es, worin es gerade unsere heutige Jugend versieht! Tagesschau. Freiberg, 18. April Kaiser Wilhelm erthcilte gestern den Botschaftern von Keudell und Graf Münster Audienz. Die Kaiserin reist morgen (Mittwoch) nach Weimar und begiebt sich nach kurzem Aufenthalte nach Wiesbaden, wo sie mit dem Kaiser zusammen Aufenthalt nimmt und dann nach Baden-Baden übersiedelt. In Wiesbaden trifft der Großfürst Wladi mir mit dem deutschen Kaiserpaare zusammen. Fürst Bismarck wird bereits im Laufe dieser Woche in Berlin zurückerwartet. Graf Moltke trat heute eine längere Urlaubsreife nach der Schweiz an. — Die Verordnung, welche den Reichstag auf den 27. April einberuft, wird Niemand besondere Freude machen; denn die inneren und äußeren Gründe für die voraussichtlich unersprießliche Session sind wohl kaum so dringlich, als daß sie nicht bis zur regelmäßigen nächsten Herbstsession hätten ver schoben werden können. Indessen der Reichskanzler will nun einmal die Entscheidung über das Tabakmonopol un verzüglich haben. Angesichts des nahen Termins der Reichstagseröffnung kann man nur wünschen, daß das preußische Abgeordnetenhaus seine Geschäfte so rasch wie irgend möglich abwickclt, um den unerträglichen Zustand des gleichzeitigen Tagens der beiden Körperschaften auf die kürzeste Zeit zu beschränken. Wann es möglich sein wird, diese parlamentarische Saison zu schließen, daran kann man bei dem großen dem Reichstag ob liegenden Arbeitsstoff nur mit Beklommenheit denken. Ueberdies kann Niemand leugnen, daß eine parlamentarische Arbeit vom November bis m den Juli hinein sowohl für die Kräfte der Abgeordneten wie für die Theilnahme des Volkes an den gesetzgeberischen Verhandlungen etwas zu viel ist. Unter dem Uebermaß leidet das parlamentarische System selbst Schaden und die Freunde dieses Systems haben daher am meisten Veranlassung, die herrschende und immer wachsende Ueberspannung der gesetzgeberischen Thä- tigkeit zu beklagen. Allerdings hat jüngst erst die „Nordd. Allg. Ztg." den Reichskanzler gegen den Vorwurf in Schutz genommen, daß er seine Reform-Projekte in überstürzender Weise betreibe. Wir verargen es dem Reichskanzler ge wiß nicht, wenn er Pläne, die er für gut und nothwcudig hält, mit aller Energie und Beschleunigung zur Ausführung zu bringen sucht, wir haben auch in verschiedenen dieser Pläne einen sehr berechtigten Kern anerkannt und werden uns immer bemühen, wo wir uns mit dem Reichskanzler im Ziele einig wissen, auch über die Wege und Formen zu einer Verständigung zu gelangen; auf die wohlfeile Politik, die Alles, was auf sozial- und wirlhschafts- politischem Gebiete gegenwärtig geschieht und ange- strcbt wird, für „Reaktion" erklärt und sich dabei vollkommen beruhigt, haben wir nie etwas gehalten. Allein eben weil wir gerne etwas Positives schaffen und den gesunden Inhalt verschiedener Reformprojekte des Reichskanzlers in Sicherheit bringen möchten, müffen wir es beklagen, daß uns diese Arbeit so außerordentlich und in einer der Sache nachthciliacn Weise erschwert wird. In der Frage der Arbeiter-Unfall- und Kranken versicherung z. B. wären ohne Zweifel die Grundlagen zu einer Verständigung gegeben; die Bestrebungen oer Liberalen weichen in dieser Frage von denjenigen der Regierung prinzipiell nicht gar so weit ab; es ist mehr äußerliches Beiwerk, um das sich der Streit dreht. Allein das trat schon in der vorigen Session zu Tage, und bei einigem guten Willen hätte man schon da mals sich über die Unfallversicherung verständigen können. Jndcß der Reichskanzler lehnte damals das Gesetz ab und ob in der bevorstehenden Session ein besseres Re sultat erzielt werden wird, steht dahin. Wir sehen auch nicht ein, warum sich über eine in maßvollen Grenzen gehaltene, grundstürzende Umwälzungen vermeidende Steuerreform nicht eine Einigung erzielen lassen sollte. Allein statt die vorhandenen Wege zu einer solchen Eini gung aufzusuchen, wird mit dem Tabakmonopol ein Projekt in den Vordergrund geschoben, gegen das sich ein überwältigender Widerstand im ganzen Volk kund- giebt und das keinerlei Aussicht hat, jemals zur Aus führung zu gelangen. So kommen wir mit der Steuer reform keinen Schritt weiter, so wenig wie mit der Reform der Arbeiterfrage. Von Session zu Session schleppen sich diese gewaltigen Probleme ungelöst hin, nehmen wochenlang die Zeit in Anspruch, irgend ein praktischer Gewinn wird aber nicht erzielt. — Ueber die Audienz des Prinzen Heinrich am 12. April in Rom beim Papst Leo XIII. im Vatikan be richtet die „Osservatore Romano" wörtlich folgendermaßen: Heute um 12 Uhr Mittags begab sich Prinz Heinrich von Preußen, Sohn des deutschen Kronprinzen, in den apostolischen Palast „Vatikan", um Sr. Heiligkeit, unserem Herrn Papst Leo XIII, seine Ehrerbietung zu bezeugen. Se. Hoheit war begleitet von Sr. Exzellenz Herrn von Schlözer, Geheimrath des deutschen Kaisers, vom Fre- gatten-Kapitän Baron v. Seckendorfs, dem Linicnschiffs- lieutenant v. Hecringen und dem Stabsarzt vr. Braun, welche sämmtlich ihre Uniform angelegt hatten. Se. königl. Hoheit gingen den Mitgliedern des päpstlichen und weltlichen Hofstaates, sowie den Herren der „Geheimen Kammer" Sr. Heiligkeit unter Beobachtung des üblichen Zeremoniells entgegen; beim Durchschreiten der Vor zimmer erwiesen die dort aufmarschirten Truppen dem Prinzen die militärischen Ehren. Der heilige Vater em pfing den Prinzen äußerst liebevoll, indem er sich längere Zeit mit demselben unterhielt. Nachher gestattete Se. Heiligkeit die Zulassung des Gefolges, dessen Mitglieder dem Papst vorgestellt wurden. Nach Aufhebung der Audienz wurde der Prinz mit gleichem Zeremoniell wieder bis an die Schwelle der päpstlichen Gemächer geführt, von wo denselben der päpstliche Ober-Zeremonienmcister und die Schweizergarden in die Residenz des Kardinal staatssekretärs Jakobini begleiteten, welcher ihn mit den üblichen vorgcschriebenen Ehrenbezeugungen empfing. Ueber den Hostheaterbrand in Schwerin gehen heute noch folgende Nachrichten ein: Um 8^ Uhr ertönte plötz lich während der Vorstellung von „Robert und Bertram", welcher auch der Großherzog beiwohnte, der Ruf: Feuer! Der Großherzog erhob sich in seiner Loge und rief, um das Publikum zur Besonnenheit zu ermahnen: „Ruhig! Nichts passirt. Sitzen bleiben, weiterspielen!" Die Musik intonirte darauf einen Walzer und die Schau spieler traten ebenfalls vor, um das Publikum zu beruhigen. Die Offiziere blieben sämmtlich sitzen, bis das Publikum sich entfernt hatte. Die Entleerung des Theaters folgte schnell und in größter Ordnung. Kein Zuschauer ist ver letzt worden. Das Feuer, welches auf dem Boden aus- gebrochen sein soll, wo Versatzstücke und andere Requisiten lagerten, griff mit großer Schnelligkeit um sich, so daß das Innere des Hauses bis auf die Umfassungsmauern ausbrannte. Zehn Spritzen waren ununterbrochen thätig; der Großherzog war bis 11 Uhr auf der Brandstätte. Ein Nebenhaus, welches in Brand gerieth, wurde gelöscht. Ebenso wurde das Museum, welches schon bedroht war, gerettet. Ein Feucrwehrmann wird vermißt; mehrere Theaterarbeiler sind verletzt. Der Brand dauerte die ganze Nacht hindurch. Die musikalische Bibliothek ist er halten; dagegen find die Garderobe und die Requisiten verbrannt. Das Theater war im Jahre I83(i einge weiht worden.
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