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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188204308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820430
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-30
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.04.1882
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MMgerAyeig^ und TlMölM. Amtsblatt für die königlichen nnd Müschen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Iuliu« Braun iu Freiberg. S9. I UWMNLKD I Sonntag? m" 30. April. I t 1882. Nachveftellnugen »ns dm „W rvlksrxvr « sür die Monate N^" Mai «ad Juni "TU werden von sSmmtlichm Postanstaltm wie von der «uterzeichaeten Expedition nnd dm bekanutm Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Langman, Halsbrücke Laugheimersdorf und Weihmbom zum Preise von 1 M. 5V Pf. angenommen. cxpsö. üv8 „freid. knrsigs»' u. lagsdlsti". Die Woche. Das wichtigste Ereigniß der abgelaufenen Woche war die am Donnerstag erfolgte Eröffnung des Reichs tages. Die Frühjahrsscssion hat damit begonnen, aber die Reichsboten werden nicht in sehr freudiger Stimmung an ihre Arbeit gegangen sein. Geschieht es doch in der Aussicht auf eine lange, mühevolle und dabei wenig er sprießliche Session. Der Gcdankengang und Plan, den der Reichskanzler mit Aufdrängung dieser Sommerscssion verfolgt, ist auch heute noch nicht klar. Den meisten vor- zulegendcn Entwürfen hätte es wahrhaftig nichts geschadet, chnen noch etwas mehr Zeit zur Reife zu lassen. So dringlich sind sic nicht, um ohne allen Verzug und ohne Rücksicht auf die wenig geeignete Jahreszeit in größter Hast erledigt zu werden Derjenige Gesetzentwurf aber, der im Mittelpunkte der ganzen Session steht — die Monopolfrage — ist der überwältigenden Ablehnung im Reichstage so sicher, daß man sich unwillkürlich fragen muß, zu welchem Zwecke der Reichskanzler sich diese un vermeidliche Zurückweisung zuzieht. Die Ablehnung des Tabakmonopols zum Anlaß einer Reichstagsauflösung zu nehmen, wird Fürst Bismarck hübsch bleiben lassen, denn unmöglich kann er sich darüber täuschen, daß das Projekt, in den Mittelpunkt einer Wahlbewegung gestellt, nur zu Gunsten der oppositionellen Richtungen wirken kann. Und wenn im Bundesrathe die Erklärung abgegeben worden, das Monopol werde auch nach seiner Ablehnung durch den Reichstag nicht von der Tagesordnung verschwinden, so verstehen wir wirklich nicht, von welchen Ereignissen man die Möglichkeit einer Umstimmung dieses oder das Zustandekommen eines in der Monopolfrage willfährigeren Reichstages sich verspricht. Wir hoffen und wünschen im Gegentheil, die bevorstehende Abweisung des Projekts werde dasselbe ein für allemal zur Ruhe bringen. Für das Monopol dürsten die Aussichten auch dadurch nicht günstiger werden, daß der Reichstag wiederum unter dem Gestirn der klerikal-konservativen Freundschaft zusammen getreten ist, wie die am Freitag stattgchabte Präsidenten wahl bewies. Einmal ist das Vorhandensein einer klerikal- konservativen Mehrheit überhaupt sehr zweifelhaft; sodann aber hat das Zentrum sich zu entschieden gegen das Projekt verwahrt und selbst von den Konservativen gehören viele zu den Gegnern. In anderen Fragen mag die durch die Annäherungs-Bestrebungen zwischen Konservativen und Zentrum beherrschte Situation wohl ihre Wir kungen äußern. Indessen hat diese Uebereinstimmung in den sozialpolitischen Anliegen der Gegenwart noch alle mal sich als wenig haltbar herausgestellt. Was der Reichskanzler auf dem Gebiete der Arbeiterfürsorge erstrebt, könnte er, wollte er mit dem Kern- und Grundgedanken sich begnügen und auf gewisse schädliche Zuthaten ver zichten, auch mit liberaler Hilfe erreichen. Was er auf dem Gebiete der Unfall- und Krankenversicherung vor schlägt und was die Liberalen erstreben, ist so unvereinbar nicht, um die Verständigung auszuschließen. Indessen ist mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunchmen, daß auch diese Vorlagen mehr an der Ungunst der äußeren Umstände und der Unreifheit der Regierungsvorschläge, als an der inneren Unvereinbarkeit der Gegensätze scheitern werden. Die Revision der Gewerbeordnung und des Zolltarifs allein aber kann doch auch für die Freunde dieser Vor schläge kein genügender Preis sür die Mühen einer langen Sommerscssion fein. Wir fürchten, die Klagen, daß die gesetzgeberischen Arbeiten mit jedem Jahr mehr die Kräfte anfpanncn und dabei immer seltener ersprießliche Früchte tragen, werden durch diese Seffiou neue Bereicherung er fahren. — Der Kaiser, welchem der Aufenthalt in Wies baden ausgezeichnet bekommen ist, wird bereits in den ersten Tagen des Mai wieder in Berlin eintreffen, um den Uebungen der Garde bei Potsdam beizuwohnen. Um dieselbe Zeit gedenkt auch die Kaiserin Wiesbaden zu ver lassen, um sich nach Baden-Baden zu begeben. Furst Bismarck's Rückkehr nach Berlin erfolgt ebenfalls m den ersten Tagen des Mai. , Die österreichisch-ungarische Regierung mußte cs sich doch gefallen lassen, daß ihr von dem verlangten Okkupationskrcdit von 23*/, Millionen Gulden etwas über 2 Millionen von den Delegationen abgezwackt wurde. Was man jetzt verweigerte, wird man im Herbst und vielleicht noch mehr — bewilligen müssen. Aber diese Abminderung des Kredits wird noch auf politischem Gebiet bedenkliche Konsequenzen nach sich ziehen. Der Reichs finanzminister Herr von Szlavy reichte nämlich seme De mission ein, angeblich allerdings nur, weil er durch die Okkupation seine Aufgabe für gelöst erachtet. Trotz Er suchens des Kaisers nahm Szlavy seine Entlassung nicht zurück. Dieser Vorgang wird genügen, um der Opposition im ungarischen Reichstage neue Kräfte und neuen Muth zuzusühren- Die Opposition, welche durch die Erfolge Tiszas auf dem Gebiet des Staatskredits und der Bahn- Politik ziemlich entmuthigt gewesen, wird die bosnische Angelegenheit wieder zum Ausgangspunkt ihrer Aktion machen. Sollte speziell, wie der Rücktritt Szlavy's es fast mit Gewißheit vermuthen läßt, die Bildung einer neuen Militärgrenze, das ist eines Asyls für politische slavische Generale beabsichtigt sein, würde ganz Ungarn dagegen einstehcn und selbst Tisza würde kaum fähig sein, den Sturm zn bewältigen. Vorerst beschäftigt die That- sache des Rücktrittes alle politischen Kreise ausschließ lich; man ist einstimmig darin, daß durch diesen Akt eine ganz neue Situation in Ungarn und für das ungarische Parlament geschaffen ist, deren Kon sequenzen vorerst noch gar nicht zu ermessen sind. — Im Wiener Ringtheaterprozeß hat am 26. April das Zeugenverhör begonnen. Die Zeugenaussagen lauteten bisher für den Ingenieur Wilhelm und den Rcquisitcn- meister Heer günstig, welche von dem Stadtbauamts- Direktor Arnberger als pflichttreue und gewissenhafte Be amte bczeichnet wurden. Nachdem in Frankreich die gambettistische Presse bis her in ihrer bekannten aggressiven Weise die Kammer majorität vor dem Lande zu diskreditiren versuchte, doch ohne Erfolg, greift sie jetzt den Präsidenten Grcvy direkt mit ungemeiner Leidenschaftlichkeit an. Die Organe Gam- betta's ergehen sich in den gehässigsten Ausdrücken gegen die sogenannte Legende von der Korrektheit Grevy's und seiner präsidentiellen Unparteilichkeit und Neutralität; sie beschuldigen ihn vielmehr fortwährend, durch Jntriguen und Manöver hinter den Koulissen die Thätigkeit der verschiedenen letzten Ministerien gehindert und derselben entgegcngewirkt zu haben. Die eigentliche „persönliche Regierung", welche man Gambetta so oft zum Vorwurf gemacht, wohne im Elysöe. Mit diesen Angriffen auf die Haltung Grevy's als Präsidenten werden gleichzeitig mannigfache Gerüchte über Grevy's schlechten Gesundheits zustand unter Hinzufügung von allerlei Details zweifel haftesten Geschmackes verbreitet. Von anderer Seite wird hierzu bemerkt, daß an all jenen Gerüchten über Grevy's Gesundheit kein wahres Wort ist Diese neue gambettistische Kampagne mit ihrer tendenziösen Abgeschmacktheit ruft nur Unwillen hervor und dürfte schwerlich zur Wiederhebung des Prestige der gambettistischen Partei dienen. Die englische Regierung hat in ihrer irischen Politik Plötzlich eine höchst überraschende Schwenkung ge macht, wenn man den bis jetzt unwidersprochen gebliebe nen Mittheilungen englischer Blätter Glauben schenken darf, in denen versichert wird, daß der Ministerrath den Beschluß gefaßt habe, den Antrag des früheren Marinc- ministers Smith zu akzeptiren. Dieser Antrag, der, wohl- gcmerkt, von der konservativen Opposition ausgeht und demgemäß sicherlich nicht den Zweck verfolgt, der Regierung entgcgenzukommen, faßt nichts Geringeres ins Auge, als die Schaffung eines selbständigen irischen Bauernstandes. Denn er verlangt, daß die Regierung die Landcrwerbung den irischen Pächtern noch mehr er leichtern solle, als es bereits durch die Landaktc geschehen ist, was im Grunde nur durch staatliche Subvention im Landes kaufe erzielbar sein würde. Nach einer andern Version soll die Regierung sogar noch weiter zu gehen entschlossen sein, indem sie die Absicht hege, den irischen Landpächtern den rückständigen Pachtzins zu erlassen. Ob die Grund besitzer für die ihnen daraus entstehenden Einbußen staat lich entschädigt werden würden, bleibt ungewiß. Nach der bisherigen Politik Gladstone's, wie sie in der irischen Landakte zum gesetzlichen Ausdruck gelangt ist, läßt sich jedoch vermuthen, daß es nicht der Fall sein würde. Man kann sich nur schwer die immensen Folgen einer derartigen Bevorzugung der irischen Landpächter vor- stcllcn. Ohne Frage müßte dieselbe die übrige englische Bevölkerung mit Unzufriedenheit erfüllen und zur Nach ahmung des anarchischen Terrorismus ermuntern, abge sehen davon, daß die Staatsfinanzen damit in eine sehr bedenkliche Situation versetzt werden dürften. Die furchtbaren Einzelheiten, welche jetzt über die an den Juden in dem russischen Städtchen Balta begangenen Grausamkeiten bekannt werden, haben in der ganzen zivi- lifirten Welt von Neuem Entrüstung hcrvorgcrufen. All gemein beschuldigt man den Minister des Innern, Graf Jgnatieff, daß er durch seine Maßregeln gegen die Juden indirekt der Urheber dieser abermaligen cmporflammenden Bewegung gegen die Juden in Rußland sei. Begreiflicher weise hat sich der jüdischen Bevölkerung in Warschau, Kiew, Odessa, Cherson u. s. w. eine große Panik bemäch tigt und eine Massenauswanderung derselben erscheint nicht unmöglich. Um Egypten dreht sich jetzt vornehmlich die äußere Politik. Die, englischen, französischen und italienischen Diplomaten haben da wieder eine besondere Veranlassung, ihre Staatskunst zu erproben. Die egyptischen Verhält nisse scheinen der Anarchie zuzutrciben, der Sitz des Khedive ist bedroht und die Zeit nahe, wo die Frage zur Entscheidung kommen muß, ob die Pforte ihr Ober hoheitsrecht in Anspruch nehmen wolle oder nicht. Vor läufig verbirgt sich die Absicht des Sultans noch; er giebt sich den Anschein, als ob er keineswegs gesonnen sei, sich m die Händel zu mischen, die, wie er glauben machen will, gar nicht so bedeutend sind, um eine Intervention seinerseits zu veranlassen. Von französischer und eng lischer Seite werden hingegen die egyptischen Zustände als ganz unhaltbar bezeichnet. Es ist nicht leicht, den Vorhang zu lüften, welcher die Thatsachcn verhüllt; doch so viel läßt sich erkennen, daß der Khedive seine Macht verloren hat und deshalb bald eine neue Regierung ge schaffen werden muß. Bei dieser Wandlung ein möglichst gutes Geschäft zu machen, werden Frankreich und Eng land lebhaft bemüht sein. Die nächste Zukunft dürfte uns aus dem Nilthale interessante Neuheiten bringen. In dem unglücklichen Peru soll, Nachrichten aus Lima zufolge, der Bürgerkrieg noch immer fort wüthen. Es haben sich aus den Anhängern des ehemaligen Diktators Pierola eine Menge Banden gebildet, welche sowohl den Krieg mit den Chilenen fortführen, als sich gegenseitig auf s Heftigste bekämpfen. Wann wird in jene von der Natur doch so reich gesegneten Gefilde einmal der Frieden wiederkehren? Tagesschau. Freiberg, 29. April. Dem Reichstage gingen gestern der deutsch-bra silianische Konsular-Lertrag und die Novelle zum Zolltarif von 1879 zu. Verschiedene Urlaubsgesuche wurden ge nehmigt. Hierauf folgte die Wahl des ersten Präsidenten durch " immzettcl. Abgegeben wurden 259 giltige S'i.um- zettel, d von entfielen auf den Abgeordneten v. Levetzow 162 um auf den Abgeordneten v. Stauffcnberg 97 Stim men. Ersterer ist somit gewählt und nahm die Wahl an mit folgender Ansprache: Mit aufrichtigem Dank für den erneuerten Beweis des Vertrauens und des Wohlwollens und in Anbetracht der Nachsicht, die Sie bisher gegen mich geübt, nehme ich die Wahl mit etwas leichterem Herzen als vor einigen Monaten an. Meine geringen Kräfte, welche Ihrer Unterstützung dringend bedürfen, aber im Uebrigen zu Ihrer Verfügung stehen, sollen an gespannt werden, das Amt zu verwalten: Niemandem zu Liebe, Niemandem zu Leide, zur Förderung der Geschäfte des Homses, zur Wahrung seiner Würde, und so viel an mir liegt, zum Wohle des Vaterlandes, dessen Dienst Ihre und meine Ehre ist. (Bravo.) Abg. Freiherr von Franckenstein wurde mit159 gegen 95 Stimmen zum ersten Vizepräsidenten wiedcrgcwählt. Abg. Hänel erhielt 95 und Abg. v. Benda 1 Stimme. Da Abg. Freiherr v. Francken- stcin nicht anwesend ist, wird eine Erklärung über die Annahme cingeholt. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde Abg. Ackermann mit 126 Stimmen wiedcrgcwählt;
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