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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188209072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820907
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-07
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.09.1882
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und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen md städttscheu Behörden zu Freiberg und Bmnd. BocsrUwsrMch« »edMe« Juli»« vr,»» t» Freiberg. — »a. -»h«««»« I Erichrint jeden Wochentag «bend««»hr für d« Inserate werden bis Vormittag-11 Uhr angenom- ^-208., Doiicrstag, den 7. SrMmbcr. 1882. Aeber die Entwickelung -er Freiberger Hüttenwerke. Vom Oberbüttenverwalter, Oberbergratb Merbach. II. Die kurrente Einführung des Flammenofenprozesses fällt in das Jahr 1852. Ohne auf die Konstruktion dieser Ocfen und den in ihnen betriebenen Prozeß näher cinzu- gehen, ist nur zu erwähnen, daß dieselben hauptsächlich zur Verschmelzung armer Erze bestimmt waren: kiesige Erze, theils geröstet, thcils roh, wurden mit silberarmen quarzigen Erzen und den noch Metall haltenden Schlacken der Schachtöfen auf Rohstcin verschmolzen, d. i. ein Ge menge von Eisen, Silber, Blei mit Schwefel. Diese Ar beit trat also an die Stelle der alten in Schachtöfen be triebenen Roharbeit, die äußerst kostspielig war und eine Massenverarbeitung armer Erze daher nicht zuließ. Die nächste Folge des Flammenofcnbetriebes war, daß die Gruben arme Erze, die man früher zurückweisen mußte, in großen Mengen zur Hütte liefern konnten. Der Absatz derartiger Erze ist aber eine Lebcnsbedingung sür viele Freiberger Gruben, da nach der Beschaffenheit der Erz gänge die Gewinnung armer Erze nothwendig ist, um neue reiche Erzmittel auszurichten.' Der Umstand, daß die Erzlieferung zu den Hütten vom Jahre 1845 bis 1865 von 200000 auf 520000 Ztr stieg, spricht wohl am besten für den gewaltigen Einfluß der Einführung der Flammenöfen. Doch daß kein Licht ohne Schatten, sollte man auch hierbei bald erfahren. Denn mit Einführung der Flammen öfen beginnt zugleich eine sehr ernste Periode für die Frei berger Hütten. Vergegenwärtigt man sich die enormen Erzmengen, die die Flammenöfcn verschmolzen, daß der größte Theil des in diesen Erzen enthaltenen Schwefels und Zinkes verbrannte und durch die Essen ausströmte, so kann es nicht Wunder nehmen, daß eine derartige Rauchvermehrung auf die Umgebung der Hütten nicht ohne schädlichen Ein fluß blieb. Die Art und Weise, wie von allen Seiten Ansprüche auf Vergütung dieser Rauchschäden geltend ge macht wurden, ließen bald die Unmöglichkeit, sich mit Ent schädigungen zu begnügen, erkennen, es galt, sollte anders, wenn auch nicht die Existenz, so doch wenigstens die Fort entwicklung der Hütten nicht ernstlich bedroht sein, den Hüttenrauch unschädlich zu machen. Die schädigenden Bestandthcile des Hüttenrauches sind schweflige Säure und Flugstaub, d. i. ein Gemenge von Erz staub mit arseniger Säure, Blei und Zink in verschiedenen Verbindungen, welche Stoffe theils mechanisch durch den Essenzug aus den Oefm weggeführt, thcils durch die hohe Tem peratur bei den verschiedenen Hüttenprozessen dampfförmig entweichen. Hiernach zerfallen alle die mannigfaltigen Versuche, den Hüttenrauch unschädlich zu machen, in 2 Gruppen und zwar: 1) in die Unschädlichmachung der schwefligen Säure, 2) in Auffangen des Flugstaubes. Als das einzige sichere Mittel, die schweflige Säure unschädlich zu machen und zugleich zu verwerthen, erkannte man nach langen schwierigen Versuchen die Benutzung derselben zur Schwefclsäurefabrikation. Im Jahre 1857 errichtete man auf Muldner Hütte die erste Schwefelsäure fabrik. Obgleich dieselbe nur sehr bescheidene Dimensionen hatte, so waren doch die erzielten Resultate derartig, daß man in rascher Folge immer neue und größere An lagen schuf. Heute arbeiten auf den Freiberger Hütten 7 Blei- kammcrsystemc mit 20000 ebm Kammerraum und einer Tagesproduktion von 1000 Ztr. Schwefelsäure. Erwägt man, daß sämmtliche Erze, deren Schwefel dieses Säure-1 quantum liefert, früher wegen ihres Silbergehaltes eben, auch verschmolzen wurden, so bedarf es wohl keines weiteren Beweises dafür, daß die Schwefelsäurefabriken das kräftigste Mittel zur Unschädlichmachung des Hüttenrauches sind. Für eine so gewaltige Säureproduktion regelmäßig Ab satz zu schaffen, Äü^de wohl unendlich schwierig sein, wäre nicht mit der EHwickelung der Schwefelsäurefabrikation ein jetzt mächtig-Llühendcr Industriezweig entstanden, die Fabrikation künstlicher Düngemittel, die nicht weniger als die Hälfte der ganzen Freiberger Produktion verarbeitet. So ist denn das, was einst die Früchte der Felder im weiten Umkreis der Hütten mehr oder minder schädigte, zum Mittel geworden, unserem kärglichen Boden reiche Ernten abzugewinnen. Der 2. Theil der Hüttenrauchfrage war die Gewinnung des Flugstaubes. An dieser Aufgabe ist seit ca. 30 Jahren gearbeitet worden und obgleich bisher viel erreicht worden ist, so regen die erzielten Resultate nur zu immer neuer Arbeit an. Zunächst versuchte man die Abscheidung des Flug staubes dadurch zu bewirken, daß man den Rauch von den Oefcn weg in lange Kanäle, ober- und unterirdische, und Kammern leitete, in denen derselbe sich abkühlen und seine Geschwindigkeit so weit vermindern sollte, daß sowohl mechanisch fortgerissene Erztheile als auch die dampfförmig entweichende arscnige Säure rc. sich Niederschlagen konnten. Durch sehr hohe Schornsteine, z. B- einen von 60 m Höhe und 4 qm innerem Querschnitt, sollten dann die Gase in die Atmosphäre ausströmen, und glaubte man, sie würden dann so verdünnt sei«, daß Schäden kaum durch sie ver ursacht werden könnten. So einfach dies schien, so schwierig gestaltete sich die Sache in der Ausführung. Alle früheren Versuche scheiterten an dem viel zu geringen Umfang dieser Kondensationsanlagen, die Flugstaubablagerung war zu gering und die Wirkung der hohen Essen schien nur die zu sein, den Schaden in der Nähe zwar zu vermindern, ihn aber auf größere Entfernungen fortzupflanzen. Ebenso mußte man bezüglich des Materials zu diesen Kanälen und Kammern vielfache, mitunter recht unangenehme Erfahrungen sammeln. Jetzt haben die Freiberger Hütten einen Rauchkonden sationsapparat von 22 000 cdm Fassungsraum und erzielen wir mit demselben sehr erfreuliche Resultate. Ohne auf Spezialitäten eingehen zu wollen, mag nur die Rauchkondensationsanlage auf Halsbrückner Hütte er wähnt werden. Dort machte« verschiedene Verhältnisse die Errichtung eines hohen Schornsteins unmöglich und ge langte man daher bei Vergrößerung der Flugstaubkammern bald an den Punkt, wo die durch diese Kammern herbei- geführteu Zugwiderstände vom Schornstein nicht mehr überwunden wurde«, den Oese« also der erforderliche Zug fehlte. Deshalb hat man dort einen Ventilator in den Flugstaubkanal eingebaut von 5 m Durchmesser, von Eisen konstruirt; da aber die Rauchgase das Eisen angreifen, wenn die Temperatur derselben so niedrig wird, daß sich die in denselben enthaltene Schwefelsäure kondensirt, so hängt der Ventilator an einer Stelle des Kanals, wo der Rauch 350—400 ° 0. hat. In dieser Temperatur arbeitet derselbe seit 2 Jahren tadellos. Der in sämmtlichen Kon- densationsanlagcn gesammelte Flugstaub bedurfte aber einer weiteren Verarbeitung, um das in demselben enthaltene Arsenik zu verwerthen und so entstand 1862 eine besondere Arsenikhütte, die zunächst nur aus Flugstaub weißes Arscn- mchl darstcllte, nach und nach aber auch arsenreiche Erze direkt verarbeitete und daraus alle im Handel gewünschte Arscnikalien gewann. Vom Kriegsschauplätze. Zu den verschiedenen Schwierigkeiten, mit welchen General Wolseley zu kämpfen hat, ist eine neue gekommen, weil der Eisenbahn- und Kanaldienst zu versagen droht. Der Süßwasscrkanal ist nämlich so seicht, daß nur die kleinsten Dampfbarkassen vorwärts kommen, ohne auszu stoßen, und die Schienen der Eisenbahn sind so verbogen und mit Sand bedeckt, daß die Fahrt von Mahuta nach Gassasin, d. h. für zwanzig englische Meilen, fünf Stunden beansprucht. Auf der ersten Rückfahrt verdarb die Loko motive die Bahn so gründlich, daß Wolseley, Seymour, Herzog Teck, die Berichterstatter und Andere, welche an der Fahrt Theil genommen hatten, den Rest des Weges bis Mahuta durch den Sand zu Fuß zurücklegen mußten, was, wie der „Times" tclegraphirt wird, eine vortreffliche Gelegenheit für die Beduinen gewesen wäre, beide Ober befehlshaber abzufangen. Eine ärgerliche Enttäuschung ist auch, daß die Unterhandlungen mit den Beduinen, auf die man bei der Anwesenheit Sultan Paschas als Vertreters des Khedive stark gerechnet hatte, bis jetzt wenig Erfolg aufweisen. Ebenso wenig hat es bisher gelingen wollen, die Eingebornen zur Herstellung eines Gemüsemarktes zu bewegen. Dagegen verlautet, daß die Beduinen anfangen, die Kanallinie in gefährlicher Weise zu belästigen. So wohl die Militärs als besonders die Kriegsberichterstatter jammern über die beispiellosen Schwierigkeiten, An strengungen und Entbehrungen, wie sie dieselben niemals in asiatischen und afrikanischen Feldzügen erlebt hätten. Major Macdonald, welcher mit einigen bengalischen Reitern bis Tel-el-Kcbir ritt, konstatirt die Befestigungen als formidable, bestehend aus einem großen und drei kleineren Erdwerken südlich und nördlich über den Kanal und die Eisenbahnlinie. Die allgemeine Ueberzeugung ist, daß durch einen energischen Vorstoß nach der Schlacht von Gassasin Tel-el-Kebir gefallen wäre, während jetzt Arabi Zeit für umfangreiche Befestigungen erhält. Der Transport- mangcl trug die alleinige Schuld an diesem Versäumniß. Die „Times" tröstet sich aber mit dem Gedanken, daß noch kein Krieg England wohlgcrüstet vorgcfunden habe. — Aus Alexandrien wird unterm 4. September gemeldet: Die Egyptcr wurden heute nur in geringer Anzahl vor Remleh gesehen, aber die Arbeiter fahren fort, Erdbe- fcstigungcn zu errichten. Von den in der Nähe der Eisen bahn nach Kairo aufgestellten schweren Geschützen wurde Nachmittags das Lager Arabi Paschas mit Granaten be schossen. Die Egypter erwiderten das Feuer, richteten aber keinen Schaden an. — Die Aufregung unter der europäi schen Bevölkerung dauert fort, Sensationsgerüchte jeder Art zirkulirten am Abend in der Stadt. Die englischen Militärbehörden halten die von ihnen getroffenen Vorsichts maßregeln für ausreichend, um jeder Eventualität wirksam zu begegnen. Und eine Depesche vom 5. September lautet: Der Mörder der Engländer Dobson und Richardson ge stand seine That ein und wurde zum Tode verurtheilt. Auf Befehl des Khedive wird die Hinrichtung in dem von den Eingeborenen bewohnten Stadttheile vollzogen. — Mahmud Fehmy übersandte dem Khedive einen detaillirten Bericht mit Plan, woraus die Stellungen des Feindes ersichtlich sind. Der Bericht beschuldigt eine größere An zahl Personen in der Umgebung des Khedive, mit Arabi in Verbindung gestanden zu haben. — Arabi soll dem Gouverneur von Kairo erklärt haben, er könne sich wohl für seine eigenen Truppen, nicht aber für die Beduinen verbürgen, daß sie nicht, für den Fall seines Rückzuges, die Hauptstadt in Brand stecken werden. Die Europäer in Kairo wählten zu ihrer Vertretung ein fünfgliedriges Komitee. — Unter den englischen Truppen soll sich schon die egyptische Augenkrankheit zeigen- Tagesschau. Freiberg, den 6. Septbr. Der deutsche Kaiser ist mit dem Kronprinzenpaar gestern Abend 7^/, Uhr im besten Wohlsein und bei prachtvollem Wetter in Breslau eingctroffen und von bereits am Morgen in Breslau cingetroffcncn Gästen: dem Großfürsten Wladimir mit Gemahlin, der Prinzessin Albrecht, dem Erbprinzen von Meiningen, sowie dem Fürst bischof, dem Weihbischof, der Generalität und den Spitzen der Behörden am Bahnhof empfangen worden. Seine Majestät fuhr unter endlosem Jubel der dichtgedrängten Volksmenge durch die festlich geschmückten und erleuchteten
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