Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821006
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-06
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.10.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
34. Freitag, des 6 Oktiter.I -» ! Erscheint ledrn «ocheniag Ädend« Ü Uhr für den -Vv ! andern Tag. Prei« vierteljährlich 2 Mark 2d Pf., «e V— W4 zweimonatlich 1 M dv Pf. o. einmonaü. 7b Pf. rate werden bl« Vormittag« ll Uhr angenom- und beträgt der Prei» für die gespaltene Zelle D oder deren Raum lb Pfennige. Inserate werden men und Tageblatt Amtsblatt für die königliche« und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redeckte« Illis» Br«»» i» Aretberß, England und Rußland. Das Engagement der Engländer in Egypten hat in j den Londoner leitenden Kreisen die Besorgniß hervorge- ? rufen, ob nicht Rußland diesen günstigen Moment, in s welchem Englands Aufmerksamkeit und Thatkraft in nicht geringem Maße durch die egyptischcn Angelegenheiten in j Anspruch genommen wird, benutzen werde, um seine Macht- § sphärc in Asien zu erweitern. Die Londoner „Morning- , Post" hat dieser Besorgniß sogar einen sehr weitgehenden , Ausdruck verliehen, indem das genannte Blatt einen Ar- , tikcl, betitelt: „Der Marsch Rußlands nach Indien" , brachte, in welchem auf das langsame, aber sichere Vor- , dringen Rußlands nach dem Lüden Asiens hingewiesen , wird, als dessen Endziel die „Morning-Post" die Vcr- ; drängung der Engländer aus Indien hinstellt. Dieser Artikel scheint in Petersburg sehr unangenehm j berührt zu haben, denn das offiziöse „Journal de St. > Petersbourg" veröffentlicht seinerseits eine längere Ab handlung, in welcher die Ausführungen der „Morning- s Post" als Phantastereien verspottet werden und in dem ' namentlich betont wird, daß es Rußland absolut nichts nützen würde, wenn es Indien der aufgeklärten englischen Herrschaft entreißen wollte; auch müßte es sich zu diesem Zwecke in einen schrecklichen Krieg stürzen, der sich über alle Meere und Erdthcilc hinzichcn und dem russischen Reiche ungeheure Opfer kosten würde. Diejenigen eng lischen Staatsmänner und Politiker, deren Steckenpferd die Sicherheit Indiens sei, möchten nur diese Phantastereien endlich aufgcbcn, durch welche eine Annäherung Rußlands , an England nur erschwert würde. Wir wissen bis jetzt noch nicht, wie dieser hochoffiziöse Bcschwichtigungsartikcl an der Themse ausgenommen worden ist, da derselbe indessen entschieden viel Wahres enthält, so ist anzunchmen, daß er schließlich seinen Zweck erfüllen und die Besorgnisse der Engländer wegen des Vordringens des russischen Kolosses in Asien zerstreuen wird. Viel dürfte hierzu namentlich auch der Hinweis auf den langwierigen und jedenfalls sehr blutigen Krieg beitragen, dem sich Rußland aussctzcn müßte, wollte es sich wirklich Judiens bemächtigen. Ein Blick auf die Karte lehrt, daß die Russen nur von Westen, von Afgha nistan her, oder von Norden, von Turkestan her, in Indien eindringcn können, auf beiden Seiten aber hat die Ratur einem sich Indien nähernden Heere gewaltige Hindernisse entgegengesetzt. Im Westen würden die sterilen Plateaux von Oran und das unwirthliche Solimangebirge das Vordringen Rußlands ungemein erschweren, im Norden aber sind es vor Allem die schnec- und eisstarrenden Bergkolofse des Himalaya, welche das Vordringen eines feindlichen Heeres nach den lachenden Gefilden Indiens von dieser Selle her fast unmöglich machen. Gesetzt aber auch, die Zähigkeit der Russen überwände alle ihnen ent- gegenstehendcn Hindernisse, so könnten jene doch nur dann Indien behaupten, wenn sie sich auch der Herrschaft zur See erfreuten, daran ist aber bei der verhältnißmäßig schwachen Seekraft Rußlands gegenüber den gewaltigen Flotten des meergebietenden Albions gar nicht zu denken. Erwägt man ferner die großen finanziellen Opfer, welche Rußland ein Krieg mit England auferlegen würde und zieht man schließlich die gegenwärtigen unfertigen inneren Verhältnisse des „Kolosses mit den thönernen Füßen" in Betracht, so wird man allerdings zugcben müssen, daß ein Krieg zwischen England und Rußland Indiens wegen für lange Jahre zu den Unwahrscheinlichkeiten gehört. Dagegen sind auf einem andern Punkte Verwickelungen zwischen England und Rußland nicht ausgeschlossen. Es ist neuerdings die Behauptung aufgestellt worden, daß Rußland versuchen werde, den Bosporus gegen den Sucz- kanal auszuspielen und wenn man bedenkt, wie es von jeher das Bestreben Rußlands gewesen ist, auf der Balkan halbinsel festen Fuß zu fassen, so hat die Annahme, Ruß land werde einen Versuch machen, sich am Bosporus fest zusetzen, gerade nicht viel Unwahrscheinliches für sich. Aber Rußland findet auf dem Wege nach Konstantinopel sich nicht nur England gegenüber, dessen Interessen am Bosporus mindestens ebenso wichtig sind als am Nil, sondern cs würde hier auch dem Einsprüche ganz Europas begegnen und dieser Einspruch würde sich jedenfalls nicht blos auf Worte beschränken. Es ist darum auch die An nahme, Rußland und England könnten wegen des Besitzes von Konstantinopel feindlich zusammcnstoßen, wiederum eine ungerechtfertigte, wenigstens soweit cs sich um die nächste Zeit handelt und ein englisch-russischer Weltkrieg dürfte uns darum vorläufig noch erspart bleiben. Von russischer Seite wird man denn auch nicht müde, die Welt zu versichern, daß sich Alles in vollster Harmonie befinde. Ein amtliches Petersburger Telegramm sagt: „Es ist vielleicht angemessen darauf hinzuweisen, daß in der egyptischcn Frage bisher zwischen den europäischen Regierungen auch nicht der geringste Mißton hervor- gctrctcn ist. Es ist allgemein das volle Vertrauen vor handen, daß Gladstone seine Versprechungen durchaus loyal halten werde. Rußland hat in der egyptischcn Frage keinerlei Hintergedanken gehabt. Was Deutschland anlangt, so hat man in Petersburg anerkannt, daß dasselbe auch bei Behandlung dieser Frage sich um die Erhaltung des Friedens vielfach verdient gemacht hat. Jederzeit herrschte volles Einvcrständniß zwischen Peters burg und Berlin." Tagesschau. Freiberg, den 5 Oktober Die deutsche Kaiserin beantwortete das Glückwunsch schreiben, welches sic an ihrem Geburtstage vom Berliner Magistrat erhielt, wie folgt: „Es hat mir bei meinem diesjährigen Gcburtsscst wieder zur lebhaften Freude ge reicht, den Glückwunsch des Magistrats von Berlin in wohlthuenden Worten zu empfangen. Wenn mir auch der heutige Tag unter dem Eindruck körperlicher Leiden ernster erscheint, als sonst, so blicke ich doch auf manches freudige Ereigniß des verflossenen Lebensjahr mit Befriedigung zurück und bin wahrhaft gerührt durch die zahllosen Be weise der Theilnahme, die mir in reicher Fülle entgcgen- gcbracht werden und welche insgesammt einen dankbaren Widerhall in meinem bewegten Herzen finden." — Die Ausschüsse des Bundesraths werden schon in einigen Tagen zusammentreten. Die erste Plenarsitzung findet be kanntlich am 16. Oktober statt. In derselben wird, wie nun bestätigt, der Gesetzentwurf über die landwirthschaft- liche Statistik und die Viehzählung zur Berathung stehen. Dem Reichstag werden, wie verlautet, nur sehr wenig neue Vorlagen zugehen. Derselbe wird sich vielmehr hauptsächlich mit dem Krankenkassen- und Unfallversicherungs gesetz zu beschäftigen haben. — Die Verhandlung im Mordprozeß Conrad wurde gestern fortgesetzt. Es stellten sich meist nur belastende Momente für die Schuld Con- rad's heraus. Die Zeugen bekunden: Während der nächt lichen Zeit, in der die That begangen sein muß, zwischen 3 und 4 Uhr, brannte im Zimmer der Ermordeten Licht, welches plötzlich verlöschte. Die Bewohner der unterhalb gelegenen Schuhmacherwerkstätte hörten um dieselbe Zeit feste Schritte in der Conrad'schcn Wohnung, während die Leiche der Frau Conrad mit nackten Füßen gefunden wurde. Das Zeugcnverhör wurde Nach mittags geschlossen. Die Urtheile der Sachverständigen lassen es unentschieden, ob Erdrosselung und darauf folgende Aufhängung oder nur Erhängung stattfand, be kunden aber übereinstimmend, daß bei keiner Leiche Spuren des Kampfes sichtbar sind und daß die Striemen an den Fingern Conrad's nicht von der Erdrosfelungsarbcit her rühren können. Darauf begann das Plaidoyer des Staatsanwalts. Das Schwurgericht verurtheilte Conrad wegen des Mordes seiner Ehefrau und seiner vier Kinder > zum Tode und dauernden Verlust der bürgerlichen Ehren- - rechte und dessen Geliebte Diebctz wegen wissentlichen l Meineids zu sechs Monaten Gefängniß. — Es bestätigt sich, daß der deutsche Gesandte in Bern, General v. Röder, hohen Alters wegen seinen Abschied erbeten hat. Das halbamtliche Blatt der „Berner Bund" schreibt anläßlich dieser Nachricht: „Unsere höheren politischen Kreise, welche die Geradheit und Verträglichkeit seines Charakters zu schätzen wissen, wie nicht minder die deutschen Rcichsanae- hörigen in der Schweiz, die ihn wegen seiner Leutseligkeit hochschätzen, werden die Nachricht von diesem Rücktritt mit Bedauern vernehmen." — Die „Germania" entnimmt einer Depesche des Pariser „Figaro", daß der Papst in den jüngsten Tagen in großer Gefahr geschwebt hat. Als derselbe neulich mit mehreren Prälaten in den Gärten des Vatikans spazieren ging, soll plötzlich ein Schuß gehört worden und eine Kugel am Haupte des Papstes vorbei- gcflogen sein. Der Papst habe sich sofort iu seine Ge mächer zurückgezogen. Die Polizei stellte fest, daß in den benachbarten Gärten sich ein Jäger im Schießen übte, und daher soll die in den Gärten des Vatikans niedergefallene Kugel herrühren. Der Kronprinz Rudolf von Oesterreich und der Prinz Leopold von Baiern sind zur Theilnahme an den Hoch wild-Jagden bei Eisenerz abgereist, wo der Kaiser, der König von Sachsen und Prinz Wilhelm von Preußen seit einigen Tagen jagen. — Da das Standrecht für einen Monat über das Preßburger Komitat verhängt ist wer den danach als standrechtlich behandelt alle Diejenigen, welche Raubmord, Raub oder Brandstiftung verüben, sowie die Theilnehmer an diesen Verbrechen- Die Maß regel erwies sich als nothwenoig, nachdem vorgestern wieder an 20 Orten Exzesse verübt wurden Die un garische Regierung erachtet unnachsichtliche, energische Strenge um so mehr am Platze, als sich herausgestcllt hat, daß sozialistische Agitatoren die Bewegung schüren. Drei derselben wurden verhaftet. Der betreffende Erlaß des Ministers Tisza, welcher das Standrecht proklamirt, hat folgenden Wortlaut: Nachdem anläßlich der aul dem Gebiete deS Preßburger KomitatS längst aufgetauchten und noch immer dauernden Un ruhen eine Geiährdung in größerem Matzstabe für daS Ver mögen und die LebenSsicherhett bemerkt wurde und beinerkt wird: ordne ich aus diesem Grunde im Vereine mit dem Justizmtnister Mr daS Gebiet deS Prehburger KomttateS gegen Stäuber, dann gegen Jene, die einen mit Raub verbundenen Mord begehen, und gegen Brandstifter, sowie gegen deren Mitschuldige hiermit tür den Zeitraum eines Monat« daS Statortal-Versahren (Standrecht) an und weise das KomitatS- muntzipium an, räcksichtltch des Ferneren diesbezüglich die nothwendigen Versagungen im Sinne deS von den Ministern deS Innern und der Judiz auSgegcbenen Statutes ddo 5. No vember 1868 sofort zu veranlassen. Ein zweiter Erlaß des Minister-Präsidenten Tisza, welcher an das Munizipium von Prcßburg gerichtet ist, lautet: Angesichts der Ausschreitungen von großer Ausdehnung, welche unter der Firma dcö Antisemitismus nunmehr nicht bloS in der Stadt Pceßburg, sondern auch aus dem Gebiete deS Preßburger KomitatS in mehreren anderen Orten, Städten und Gemeinden geschahen und geschehen, wünscht die Regie rung die strengsten Maßregeln in Anwendung zu bringen. Zur Nothwendtgkeit machen dies sowohl die Sicherheit ves VecmögenS und des Lebens der gekränkten Bürger, als auch die dem Gesetze schuldige Achtung und dle Reputation und Würde der Nation. Damit also die behördliche Wirksamkeit im Interesse der Herstellung der Ordnung eine einheitliche und desto wirksamere sei, habe ich den Obergespan Grafen Stefan Eszterhazy zum Regierungs-Kommissar für daS ganze Komi» tatS-Gebter ernannt. Auf Grund dieser Ernennung wirb der Herr Regieru-gs-Kommiffar den Verhältnissen angemessen nach seiner eigenen besten Einsicht Vorgehen und überhaupt mit Be nützung aller in Anspruch zu nehmenden Faktoren und Mittel dahin wirken, daß aus dem Gebiete des Preßburger KomitatS die Sicherheit deS Eigenthums und deS Lebens bewahrt werde, daß an die Stelle der Unordnung, der Hetzereien und Zügel losigkeiten wieder Ordnung und Ruhe treten und daß Die jenigen, Vie darwider handeln, die volle Strenge deS Gesetzes treffe. Indem ich hiervon das Komttats - Munizipium zur Kenntntßnahme und Darnachhaltung verständige, mache ich eS ivm gleichzeitig zur Pflicht, ven RegterungS-Kommissar in der Erfüllung seiner Aufgabe mit aller Energie zu unterstützen. In Frankreich soll Gambetta bereits damit umgehen, ein neues Ministerium zu bilden, da er voraussetzt, daß mir dem Zusammentritt der Kammern das Ministerium Duclerc zu seinen Gunsten zucücktreten werde. In der Kombination, die Gambetta vorbereitet, würde er das Ministerium oer auswärtigen Angelegenheiten sich Vorbe halten und wiederum Paul Bert zum Kultus, Leon Say zum Finanz-, Ferry zum Unterrichts-, Campenon zum Kriegsminister und Constanz zum Minister des Innern machen. Die Nachricht klingt denn doch etwas gar zu abenteuerlich, so daß ihre Bestätigung abzuwarten bleibt. — Die angeblichen legitimistischen Bömbenexzesse in Car- pentras sind nach den heutigen offiziellen Nachrichten in
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite