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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188501156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850115
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-15
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.01.1885
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und Tageblatt. 11. AmMM für Lit königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg Md Brand Beramworilicher Revakteur: Iuliu» Brann iu Freidecg. -»»—,» » . > > 37. Aahraaua. Erscheint jeden Wochentag Äsend«'/,? Uhr für den j ! Inserate werven kn« Bormiltag 11 Uhr angerum- andern TaZ Preis vierteljährlich 2Mark 25 Pi., 1iL men und beträgt derPrri« für die gespaltene Zelle zweimonatlich 1 M. bO Pf. nndeinmonatlich 7bPf. ! - «»U, V«.«« . oder deren Raum 1S Pf. 1S«5. Nach der Kamerun-Debatte. Es gicbt Momente im politischen Leben, wo nicht nur Lie Logik der Thatsachen, sondern auch die Aussicht auf zukünftige Wahlen auf die Volksvertreter so zwingend wirkt, daß ihnen überhaupt keine Wahl mehr gelassen wird. In einer solchen Zwangslage befand sich die vereinigte Opposition des deutschen Reichstages bei der Kamerun- Debatte, deren Ausgang sich zu einem Triumph des deut schen Reichskanzlers gestaltete. Schon vor dem Eintreffen der bedeutsamen Botschaft von dem bei Foßtown und Hickorytown erfolgten blutigen Zusammenstoß zwischen den Mannschaften der deutschen Kriegsschiffe „Olga" und „Bis marck" mit den von den Engländern aufgestachelten Kamerun-Negern halte die Volksstimme in Deutschland zu Gunsten der Kolvnialpolitik des Reichskanzlers entschieden. Wenn auch der deutsch-freisinnige Führer Eugen Richter sich noch in den letzten Tagen wegwerfend über den durch die Abstimmung vom 15. Dezember v. I. hcrvorgerufenen Adressensturm äußerte, so nahm doch in den Kreisen seiner Anhänger das Mißbehagen über das Zusammengehen mit dem Zentrum ebenso überhand wie die Ucberzeugung, aus Gründen der Selbsterhaltung der Äolonialpolitik sich sügen zu müssen. Wollte die Partei den Boden im Volke nicht verlieren, so durste sie in dem ernstesten Augenblick der Kolonialpolitik keinen Mangel an Vaterlandsliebe zeigen. So entschlossen wie der römische Feldherr Fabricius, als er vor Pyrrhus Krieg und Frieden in den Fallen seiner Toga hielt, stand Fürst Bismarck am Sonnabend vor derOppo- sition im Reichstage, der er kurz und bündig die Alternative stellte, entweder die NegierungSfordcrung unverkürzt zu be willigen oder für den vollständigen Verzicht Deutschlands auf Kolonien in Afrika dem Volke gegenüber die Verant wortung zu übernehmen. In diesem entscheidenden Augen blicke war der Führer der deutsch-freisinnigen Partei klug genug, durch einen raschen zustimmenden Ausspruch die Gefahr zu umgehen, von den eigenen Parteigenossen im Stich gelassen zu werden und lieber dem Druck der öffent liche»! Meinung nachzugeben, als wie die Klerikalen den fruchtlosen Widerstand gegen den siegreichen Reichskanzler auf dem Gebiete der Kolonialpolitik noch sortzusetzen. Verlassen von den freisinnigen Bundesgenossen, sah sich schließlich auch der Führer des klerikalen Zentrums, Abg. Windthorst, veranlaßt, nachzugeben und so den Erfolg des Kanzlers noch zu vergrößern. Er hat dabei wohl heraus gefunden, daß eine Opposition um jeden Preis im deut schen Reichstage undurchführbar ist. Sein Aerger war nicht zu verkennen. „Wenn auch diese Herren," sagte er, auf die Deutschfreisiniiigen zeigend, „für die Vorlage stim men, so kann ich mich der Abstimmung auch nicht mehr entgegen- stellcn. Einstwird derTag kommen, wo man an mich und meine Prophezeiungen denken wird." Auf den Kassandra-Ruf des hannöverschen Exministers antwortete der Reichskanzler mit dem Brustton der vollsten llcberzeugung, daß der Frieden gesichert sei und Deutschland keine Feinde ringsum besitze. Wenn auch die deutsche Flotte sich nicht mit der englischen messen könne, werde die deutsche Kolonialpolitik dennoch auf keinen ernsten Widerstand Englands stoßen, weil dieser Staat bei allen internationalen Fragen chas Wohlwollen der deutschen Staatsleilung gebrauche. Die hervorragendsten Londoner Blätter haben sich beeilt, diese Anschauung als «ine berechtigte anzucrkennen und mit Freuden von der Er klärung des deutschen Kanzlers Akt genommen, daß ein Krieg zwischen Deutschland und England undenkbar sei. Jedenfalls sieht das deutsche Volk den Ereignissen muthvoll entgegen, entschlossen, der von der Reichsreglerung emge- schlaaeuen kolonialpolitischen Bahn zu folgen. Wie die in den Tagen vom 20. bis 22. Dezember 1884 am Kamerunflusse stattgesundenen Kämpfe m der Geschichte der deutschen überseeischen Politik immer denk würdig bleiben werden, so verdient der 10. Januar 1884 durch die Sprengung der freisinnig - klerikalen Koalition einen hervorragenden Platz in der par lamentarischen Geschichte Deutschlands. Die Macht der Thatsachen erwies sich stärker als die Macht der Phrase. Wenn selbst der erbitterte Gegner der Samoa-Vorlage und der Postdampfer-Subvention, Abg. Bamberger, am Sonn abend erklärte, seinen Widerspruch gegen die Regierungs vorlage wegen der neuerlichen Vorgänge in Kamerun nicht zum Ausdruck bringen zu wollen, so ist das bezeichnend genug für die Lage. Uebrigens ist durch das von ihm und seinen Freunden so gern im Mund geführte Wort von der bereits vertheilten Welt schon durch die Entfaltung der deutschen Flagge in Angra Pequena ein dicker Strich ge ¬ macht worden. Tas schwarz-weiß-rothe Banner weht nicht nur über Lüderitz-Land und Kamerun, sondern auch über einem großen Theil der australischen Inselwelt im Stillen Ozcan und gerade bei den letzteren neuen Kolonien hat die Entfaltung der deutschen Flagge die Versuche der Engländer, dort dem englischen Handel Bahn zu brechen, wirksam durchkreuzt. Wenn die von deutschen Handelshäusern er worbene und unter deutschen Schutz gestellte Nordküste von Neu-Guinea wirklich, wie versichert wird, sich zum Anbau von Reis, Mais, Sago, Zuckerrohr und Bananen eignet, ausgezeichnete Nutzhölzer und große Mineralschätze ent hält, dann wird es auch in Zukunft nicht an Versuchen der Engländer fehlen, das deutsche Areal in dem Stillen Ozean, welches etwa 40000 Kilometer umfaßt, für sich mit auszubeuten. An dem Worte des Fürsten Bismarck, daß wir England nicht mit den Waffen gcgenüberstchen werden, ist nicht zu zweifeln. Der englischen' Konkurrenz und Aufhetzung der Eingebornen werden wir aber voraussichtlich in nächster Zukunft nicht nur in Kamerun, sondern auch im Süden und Osten Afrikas sowie in Australien energisch entgegen stehen müssen. Ein freundliches Zusammengehen mit Eng land ist bei den widerstreitenden Interessen nirgend zu er warten. Deshalb ist der Reisende Einwald, der sür den Bremer Lüderitz in London mit den englischen Behörden wegen deutscher Erwerbungen im Zululande ziemlich zweck lose Verhandlungen führte, schleunigst zurückberufen worden Die englischen Wochenblätter haben in den letzten Tagen offen genug dargelegt, wie man in England denkt, indem sie schrieben, daß man die Deutschen ruhig ihre Kvlonial- versuche machen lassen solle, welche niemals der englischen Handelsmacht ernste Gefahren bringen könnten. Noch hätten die Deutschen, wo es sich um Unternehmungen mit großen Kapitalien handelte, niemals dem englischen Handels geiste zuvmkommen können. Tie ängstliche Nechenmethode der Deutschen, die sie nie zu großen Zielen gelangen ließ, sei mit ihnen so eng verwachsen, daß sie ganz unmöglich mit einem Schlage zu einer handelspolitischen Nation ersten Ranges sich aufzuschwingen vermöchten. Die Engländer könnten sich trotzdem darin verrechnen und gerade dadurckr der deutschen Kolonialpolitik erliegen, daß sie stets den überseeischen Besitz nur vom Standpunkt der Ausbeutarg betrachten. Von Englands Kolonialpolitik hat weder das Mutterland noch der abhängige Theil die Vortheile ge zogen, die daraus hätten entstehen können, wenn England weniger eigennützig und selbstsüchtig ausgetreten wäre. „Deutschlands Bestreben", äußert sich die Münchener „Allg. Ztg." in treffendster Weise, „muß es sein, seine Kolonial politik von anderen Rücksichten geleitet zu sehen. Der Wohlstand des eigenen Landes kann durch überseeische Be sitzungen nur in der Art aus die Dauer gewinnen, daß der Wohlstand der Kolonien entwickelt, die letzteren der Seg nungen der modernen Technik und Zivilisation im vollsten Mage theilhaftig gemacht, ihr Ackerbau und Gewerbcfleiß mit eben der Liebe und dem Eifer gepflegt werden, die man dem eigenen Lande schuldig ist. Wenn wir die Koloni sation so verstehen, dann dürfen wir mit voller Gewißheit darauf rechnen, nicht allein den zurückgebliebenen Ländern, sondern der ganzen Welt und nicht am wenigsten uns selber einen Dienst von unermeßlichem Werthe zu erweisen." Tagesschau. Freiberg, den 14. Januar Vorgestern Nachmittag verschied insolge eines auf der Jagd in Zehdenick erlittenen Schlaganfalls ein deutscher Prinz, der als wackerer Soldat und tüchtiger Heerführer fein ganzes Leben dem Dienst in der preußischen Armee gewidmet hat. Ter.Dahingefchiedene, Prinz A u g u st von Württemberg, als zweiter Sohn des Prinzen Paul von Württemberg am 24. Januar 18l3 geboren, trat 1831 als Rittmeister in preußische Dienste, avancirte 1836 zum Obersten, 18LO zum Generallieutenant, erhielt 1856 das Kommando der Garde kavallerie und wurde 1858 zum kommandirendcn General des Gardekorps ernannt, das er während der Feldzüge von 1866 und 1870—71 geführt hat. 1866 war das Gardekorps der Armee des preußischen Kronprinzen zugetheilt, siegte am 28. Juni bei Soor (Trautenau, Altrognitz, Burgers- dorf) und stürmte am folgenden Tage Königinhof. Am Siege bei Königgrätz hatte dasselbe hervorragenden Antheil, indem es durch die Erstürmung von Chlum die Entscheidung her- . beiführte. 1870 gehörte das Gardekorps zuerst zur Armee des Prinzen Friedrich Karl und zeichnete sich in der Schlacht I bei St. Privat (18. August) durch Erstürmung von St. Marie aux Chtznes und St. Privat aus. Tas Fort „Prinz August von Württemberg" bei Metz, welches aus dem alten Fort St. Privat erweitert ist, wird sür alle Zeiten die Erinnerung an jene Wasfenthat aufrecht erhalten. Unter dem Kronprinzen von Sachsen erwarb sich das Gardekorps neuen Ruhm in der Schlacht bei Sedan, stand dann während der Belagerung von Paris in der Nordostfront der Zernirungslinie und hatte bei Le Bourget 30. Oktober und zu Ende November und Anfangs Dezember heftige Kämpfe zu bestehen. Am 2. September 1873, als man die Siegessäule in Berlin enthüllte, erfolgte die Be förderung des Prinzen August zum Generaloberst, dem höchsten militärischen Rang, gleichgestellt mit demjenigen eines Feld- marschalls und erhielt derselbe nach dem Tode Wrangels den Ober befehl in den Marken. Im August 1882 legte der Prinz das Kommando nieder. Der Verstorbene war Chef des in Züllichau garnisonirenden Posenschen Manen-Regiments Nr. 10 und 30 Ehrenzeichen, darunter der schwarze Adler-Orden, schmückten seine Brust. Prinz August war morganatisch mit einem Fräulein Bethge vermählt, einer Tänzerin der königlichen Oper, die später zur Frau von Wardenberg ernannt wurde. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht bereits einen warm empfundenen Nachruf, der ein ausführliches Lebensbild des Verstorbenen giebt, für welchen unser Kaiser sofort eine achttägige Hof trauer anordnete. In der gestrigen Sitzung des deutschen Reichstages wurde zunächst der Nachtragsetat sür Kamerun in der dritten Berathung ohne jede Debatte genehmigt und dann die zweite Berathung des Militäretats fortgesetzt. Zu Kapitel 22 bean tragte die Budgetkommifsion, die Mehrforderung sür 2 Ge- neralstabsosfiziere in Königsberg und Thorn mit dem Betrage von 11400 Mark zu streichen. Auf Vorschlag des Abg. v. Sa l d e r n-A hli mb, dem auch Abg. Richter mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse beitrat, stellte das Haus gegen die Stimmen des Zentrums die Regierungsvor lage wieder her. Zu Kapitel 20 hatte Abg.Richter gewünscht, dqß statt 450 000 M. für 94 Offiziere in besonderen Dienst stellungen nur 350 000 M. sür 74 Offiziere bewilligt würden. Tie Kommission beantragte jedoch, die Regierungsvorlage auf recht zu erdalten: das Plenum beschloß demgemäß. Bei Kapsel 23 sächsischer Militäretat und Jngenieurkorps) wurde der Antrag Ser Budgelkommission angenommen, statt eines Ltabsanrzlers mit 7800 M. Gehalt und zweier Stabsoffiziere jmu je 5700 M. drei Stabsoffiziere mit je 5700 M. zu be willigen. Bei Kavitel 24 (Geldverpflegung der Truppen) erhob sich eine kurze Debatte, bei welcher der Kriegsminister Brons arl v. Schellendorff die Landräthe dagegen in Schutz nahm, daß sie bei Regulirungen von Flurschäden durch Manöver das fiskalische Interesse vor Allem im Auge hätten. Bei dem Titel der Assistenzärzte wollte die Budgelkommission statt 369 nur 349 Assistenzärzte bei der Infanterie bewilligen. Abg. v. Massow beantragte dagegen statt der im Etat spezialisirten gefammteu 673 Assistenzarztstellen 661 zu be willigen. Der Bundeskommissar Major Haberling em pfahl die Annahme dieses Antrags, während die Abgg. Richter und Kalle den Kommissionsantrag befürworteten. Der An trag Massow wurde schließlich mit 148 gegen 14 Stimmen angenommen. Die Forderung sür 71 Waffenmeister bei der Artillerie empfahlen die Abgg. v. Huene und Richter zu streichen, da es sich bei dieser Forderung um eine Neuorgani sation handle. Der Bundeskommissar Generalmajor v. Hänisch erklärte es jedoch für eine Anomalie, wenn man diese Klaffe von Militärpcrsonen ungünstiger stellen wolle, als die parallele Klaffe der Truppenbüchsenmacher. Auch Abg. Kalle erkannte die neue Anordnung als zuverlässig an und trat Namens der Nationalliberalen für die Bewilligung der Forderimg ein. Trotzdem lehnte das Haus die Neusorderung mit einer geringen Mehrheit ab. Beim Kapitel 25 (Naturalverpflegung) brachte Abg. v. Vollmar die strapaziösen Hebungen von 13 Tagen zur Sprache, denen gewisse Truppentheile in Breslau und München ausgesetzt gewesen seien. Der Kriegsminister Brons art v. Schellendorff erwiderte, es habe sich nur um einen Versuch gehandelt im Interesse der Schlagfertigkeit der Armee, unter gebührender Schonung der Gesundheit der Leute. Abg. v. Maltzahn-Gültz fragte, ob die Militär verwaltung ihre Materialien durch den Zwischenhandel oder aus erster Hand beziehe- Der Kriegsminist er ant wortete, da^ die Einkäufe aus erster Hand allein in den Monaten September bis November 241000 Mark Erspar nisse ergeben hätten. Abg. Rickert bezeichnete ohne Kenntniß der einschlägigen Verhältnisse diese Zahlen als noch nicht beweiskräftig. Abg. v. Schalfcha erhoffte von dem be tretenen Wege noch ersprießlichere Resultate. Hieraus wies der Kriegs Minister den Abg. Rickert aus daS gesammte Resultat der Ersparnisse von 241000 Mark hin, was doch
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