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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188201256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820125
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-25
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.01.1882
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und Tageblatt. 20. Amtsblatt fttr die königlichen und Müschen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakttur Julius Braun in Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abend« 6 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b M., zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. eirnnonatl. 7S Pf. 34. Jahrgang ... Mittwoch, den 25. Januar. Inserate werden bis Bormittags 11 Uhr angenom- men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile I oder deren Raum 1b Pfennige. Geheimmittel-Schwindel und Kurpfuscherei. Ab und zu liest man in der Presse eindringliche War nungen vor dem Gebrauch von Geheimmitteln und lehr reiche Auseinandersetzungen über den Schaden, welchen Kurpfuscher schon angerichtet haben. Zuweilen hört man auch von einer gerichtlichen Vcrurtheilung, welche der Ge- hcimmittelschwindel oder gewissenlose Kurpfuscherei nach sich gezogen. In einzelnen Städten bestehen sogar Be hörden, welche, wie der Orts-Gesundheitsrath in Karls ruhe, dem Gchcimmittelschwindcl systematisch zu Leibe gehen und durch angemessene Veröffentlichungen das Pu blikum über die Zusammensetzung verschiedener Geheim- mittel, den Lcbensberuf und den Bildungsgrad ihrer Ver fertiger und die Ehrenhaftigkeit der sie beglaubigenden Acrzte zu belehren suchen. Nichtsdestoweniger blüht die Fabrikation und der Verkauf all der verschiedenen Elixire, Pillen, Tränke rc. munter fort, wie jeder Blick in die Tagespreise zeigt, und mancher Kurpfuscher, welcher seinen Namen kaum schreiben kann, geschweige denn vom Bau des menschlichen Körpers eine Ahnung hat, erfreut sich eines Einkommens, um das ihn mancher hervorragende Arzt beneiden könnte. Wollen wir ehrlich sein, so müssen wir also gestehen, daß der Kampf für eine sachgemäße, auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Behandlung des menschlichen Körpers bis jetzt noch keine hervorragende Resultate gezeitigt hat. Woran liegt das? An der Leichtgläubigkeit, an der bis in die höchsten Kreise reichenden, an den Aberglauben streifenden Unkcnntniß über die Vorgänge im menschlichen Körper, das ist sicher; aber daran allein licgt's nicht. Wenn alle Zeitungen und alle Acrzte der Welt sich ver einigen wollten, um diese Kritiklosigkeit des Publikums zu bekämpsen, sie würden doch damit nichts ausrichten, weil noch andere Ursachen bei dem Emporwuchern jener Ucbcl- stände mitsprechen, als die liebe Leichtgläubigkeit. Was die Geheimmittel anlangt, so kommt dabei wesent lich der vielfach verbreitete, aus einer nunmehr glücklich überwundenen Epoche der medizinischen Wissenschaft stammende Glaube in Betracht, gegen jede Krankheit des Körpers gebe es irgend ein Trünkchen, das diese Krank heit zu heben vermöge — wenn man nur eben so glück lich sei, dieses Trünkchen, Pülverchen rc. ausfindig zu machen. Wer da weiß, mit welcher Ehrfurcht das Rezept, auf dem der Arzt etwas verschrieben, gemeinhin betrachtet wird, der wird es ganz natürlich finden, daß das Publikum auf das, was „eingenommen" wird, noch immer weit mehr Gewicht legt, als auf vernünftige Lebensweise zur Verhütung von Krankheiten und auf das vom Arzte vor geschriebene richtige Verhalten während einer Krankheit. So lange aber diesem Glauben nicht ernstlich zu Leibe ge gangen wird, so lange man das Heil für die Menschheit noch immer weit mehr in der Apotheke, als in einer ge ordneten Lebensweise sucht, so lange darf man sich auch nicht wundern, wenn die Welt etwa meint, es müsse ja nicht immer die Apotheke, es könne auch einmal der Laden irgend eines Gesundheitsschnaps-Fabrikanten oder eines ähnlichen Charlatan sein. Wenn erst die medizinische Wissenschaft mit allem Eifer daran gehen wird, in den weitesten Kreisen den Glauben zu verbreiten, daß nicht immer „etwas ver schrieben" sein muß — auf den Universitäten wirds ja längst gelehrt —, dann wird allmählich auch der Glaube an die Geheimmittel verschwinden. Was die Kurpfuscherei anlangt, so ist darüber inmitten von Wohlstand und Komfort, in einer großen Stadt, wo hundert Acrzte zur Verfügung stehen, leicht abgeurtheilt. Immer einen Arzt und nur einen Arzt zu Rathe ziehen, das ist leicht gesagt, wenn man keinen Augenblick um einen Arzt in Verlegenheit zu sein braucht. Wer aber meilen weit zu einem Arzte schicken muß, wer kein Geld hat, den Arzt zu bezahlen, wer da fürchten muß, der Arzt könne bei seinen Anordnungen — leider kommt auch das vor! — auf den Geldbeutel des Patienten gar keine Rück sicht nehmen und kostspielige Dinge verschreiben, wo auch ein billiges Mittel seinen Zweck erfüllt, — der geht eben zum Kurpfuscher, der bequemer und billiger für ihn zu haben ist. So lange die Möglichkeit nicht vorlicgt, daß jeder Kranke ärztlichen Rath und ärztliche Pflege er hält, so lange kann man sich nicht darüber wundern, daß die Kurpfuscherei noch immer fortdauert. Uagesschau. Freiberg, 24. Januar. Der Reichstag trat in seiner gestrigen Plenarsitzung zunächst in die 3. Bcrathung des Gesetzentwurfs, bctr. die Berufsstatistik, ein. In der Generaldebatte hält Abg. Kräcker (Sozialdemokrat) eine genaue Definition des Be griffes „Berufsstatistik" für nothwendig, ebenso wünscht er eine Lohnstatistik, die sich thatsächlich allerdings zu einer „Elendsstatistik" gestalten werde. Sein Parteigenosse Frohme betont, wie früher, daß cs wünschenswerth sei, die Hausindustrie besonders zy berücksichtigen. In der Spezialdiskussion empfiehlt beim 8 1 Abg. von Wedell- Malchow seinen Antrag, die Viehzählung wieder in den Entwurf aufzunehmcn, da das im Interesse der Land- wirthschaft liege, man auch ohnehin bei der Bcrufsstatistik auf den Vichstand werde vielfach zurückgreifen müssen. Abg. vr. Franz betont, daß man gerade den Interessen der Landwirthschaft, welche in Wirklichkeit bisher zu wenig bei solchen Aufnahmen berücksichtigt seien, am besten dienen würde, wenn man sie davor bewahre, einen Appendix bei der Berufsstatistik zu bilden. Seine Bemerkung, daß das finanzielle Interesse für die Kombination der Auf nahme nicht ins Gewicht falle, wird vom Staatssekretär des Innern von Bötticher bestritten. Die Hauptsache bleibe immerhin die Bcrufsstatistik, und so gern die ver bündeten Regierungen es sehen würden, wenn ihre Vorlage angenommen würde, so würde die Bcrufsstatistik doch auch ohne die Viehzählung zur Ausführung gelangen können. Der Antrag des Abg. v. Wedell-Malchow wird darauf abgelehnt und die Vorlage nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen. Die übrigen Theile des Entwurfs veranlassen keine Debatte. Der Gesetzentwurf wird darauf im Ganzen definitiv in der Fassung der zweiten Lesung genehmigt. Die Kommission beantragt außerdem folgende Resolution: den Reichskanzler zu ersuchen, 1. wie groß die im landwirthschaftlichen Betriebe benutzte Bodenfläche ist, 2. ob die Gewerbetreibenden hauptsächlich für eigene Rechnung direkt für die Konsumenten oder für Magazine und Fabriken arbeiten. Der Abg. vr. Hirsch und Gen. beantragen ferner, dieser Resolution hinzuzufügcn: 3. wie viel Arbeiter (Gehilfen, Lehrlinge) in jedem einzelnen Be triebe beschäftigt werden, bczw. wie viele und welcherlei Motoren verwandt werden, 4. in welcher Form (durch Einzelne, Aktiengesellschaft, Genossenschaft, Kommune, Staat rc.) die Unternehmung betrieben wird. Abg. von Köller hält die Resolution in ihren einzelnen Theilen zwar nicht präzis genug gefaßt, lehnt dieselbe aber nicht ab. Nachdem Abg. Kräcker seinen Antrag, weitere drei Punkte in die Resolution aufzunehmcn, begründet und vr. Franz sich über die einzelnen Punkte der Resolution erklärt hatte, wurde dieselbe mit dem Zusatzantrage des Abg. Hirsch angenommen, dagegen der Antrag Kräcker ab gelehnt Demnächst begründete Abg. vr. Hirsch die noch besonders eingebrachte Resolution: den Reichskanzler zu ersuchen, im Anschluß an die Berufsstatistik bezüglich der Zivilarbeiter in sämmtlichen Reichsbetricben eine Erhebung über Zahl, Stellung, Beschäftigung, Lebens- und Dienst- alter, Lohnverhältnisse, Ärbcitsdauer (nebst, Ueberzeit), Wohnungs- und Hilfskassenverhältnisse zu veranstalten und das Ergcbniß, nebst den Arbeitsordnungen und den Statuten der von den Behörden verwalteten Kassen, dem Reichstage in der nächstjährigen Session vorzulcgen- Abg. v. Köller spricht sich gegen die Zweckmäßigkeit dieser be sonderen Resolution aus, namentlich weil sie dem Prinzipc widerspreche, daß mit der Berufsstatistik nicht in die Ver- mögcnsverhältnisse eingcdrungen werden solle. Diesem Prinzipe werde aber durch die Resolution noch dazu in höchst einseitiger Weise widersprochen. Abg. Kayser würde die Resolution des Abg. Hirsch nur annehmen, wenn die qu. Erhebung nicht aus die Reichsbetriebe be schränkt würde. Nachdem die Resolution noch einmal vom Antragsteller gerechtfertigt, wird dieselbe abgelehnt. — Dem nächst wurde der Antrag des Abg. vr. Paasche und Genossen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, mit der im Jahre 1883 vorzunchmendcn allgemeinen Viehzählung eine landwirthschaftliche Gewcrbezählung zu verbinden, in der Weise, daß gleichzeitig a) die Zahl der selbständigen landwirthschaftlichen Betriebe; d) die Art des Betriebes (ob mit oder ohne Viehhaltung, technische Nebcngewerbe rc.); c) die soziale Stellung des Betriebsinhabers (Eigenthümer, Pächter rc.); ä) die Größe und der Umfang des Betriebes (nach der benutzten Bodenfläche und dem gehaltenen Bieh- standc); v) die Zahl der beschäftigten Personen; k) die landwirthschaftlichen Ncbengewerbe; x) die im Betriebe verwandten Kraftmaschinen und dadurch bewegten Arbeits maschinen erhoben werden — vom Antragsteller begründet. An der Debatte über die von der Kommission beantragte Resolution, wozu mehrere Zusatzanträge gestellt sind, nahmen Theil: Köller, Hirsch, Kräcker, Kayser, Paasche, Lentzmann, Wedell, worauf der Resolutionsantrag der Kommission mit dem Zusatz Paasche, betreffend die Boden verhältnisse der Laydwirthschast, genehmigt wird In dritter Lesung wird der Hamburger Zollanschluß- Gesetzcntwurf ohne jede Debatte definitiv angenommen. Hierauf folgen Petitionen. Der Reichstag beschloß, die Petition der Apcnrader Handelskammer, betreffend die Freigabe der Transirlager von Bauholz in Apenrade, nach dem Anträge Johannsen dem Reichskanzler zu überweisen. Die Petition, betreffend die Zurückgabe des Zollbctrages für die Einführung von Anchovis, wurde dem Reichs kanzler zur Berücksichtigung überwiesen- Nach Erledigung einer großen Zahl von Petitionen in Gemäßheit der Kom missionsanträge werden die Petitionen über die Ein schränkung der Vivisektion berathen. Hüter, als Referent der Kommission, beantragt die Petitionen als ungeeignet für die Berücksichtigung zu erklären. Minnige- rode beantragt die Ucbcrwcisung zur Erwägung. Präsident Levetzow konstatirt, daß, wie er das Wort Minnigerode ertheilt, auf der Journalisten-Tribüne absichtlich laut ge lacht worden sei, er werde bei der Wiederkehr derartiger Ungehörigkeit die Journalisten-Tribüne unnachsichtlrch räumen lassen. (Bravo!) Möller-Königsberg befür wortet den Antrag der Kommission. Kleist-Retzow hen Antrag Minnigerode's. Virchow steht auf dem Stand punkt des Kommissions-Antrags, die Klagen über das Maß der Ausdehnung der Vivisektion seien übertrieben, die ganze Agitation beruhe auf tendenziöser Täuschung; sollte die Vivisektion unnütz und in übertriebenem Maaße erfolgen, so habe jede Landesbehörde die Macht, solchem Unfug cntgegcnzutrcten, es bedürfe dazu keines Rcichs- gesetzcs, er bestreite aber die Berechtigung solcher Annahme von vornherein- Virchow fährt fort, ohne vivisektionelle Experimente müßte die medizinische Wissenschaft auf jede Weiterentwicklung verzichten. Windthorst befürwortet den Antrag Minnigerode. Kultusminister Goßler steht wesentlich auf dem Kommissions-Standpunkt, dem aber der Antrag Minnigerode nicht als Gegensatz gegcnüberstehe, sondern als ein Versuch die Wahrheit zu finden, er glaube, daß keine medizinische Disziplin die Thierexperimente ent behren könne, aber diese Versuche geschähen alle unter amtlicher Leitung der Professoren und nicht, wie in Eng land, von Privatleuten. An da^ preußische Kultusmini sterium sei noch nie eine Beschwerde über Thierquälerei gelangt. Das Haus möge den einen oder den andern An trag annehmen, immer werde man bei uns Humanität und Wissenschaft ihre Ansprüche erfüllt sehen. Der Kom missionsantrag wird angenommen. — Der Gesandte v. Schlözer wurde gestern in Berlin erwartet. — In den Maschinenräumen der Buchdruckcrei der „Morgen-Zeitung" in Breslau brach gestern Feuer aus und vernichtete sämmt- liche Maschincnräume, während die Druckmaschinen erhalten blieben. Ein Feuerwehrmann wurde schwer verletzt. — Die gestrige Generalversammlung der Anhalter Bahn wegen deren Verstaatlichung war nicht beschlußfähig, da nur 1884 Stimmen angcmcldet waren. Die probeweise Abstimmung ergab 1777 Stimmen für und 107 Stimmen gegen die Annahme der Regitrungsofferte. Die endgiltige Generalversammlung findet, innerhalb 6 Wochen statt. — ^Der fertiggestcllte Entwurf, betreffend die Einführung des
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