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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188201289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820128
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-28
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.01.1882
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reiöeMIy^ und Tageblatt. AstMatt für dir Kmglicheu Md städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Brauu dl Freiberg. Erscheint jeden Wochentag -LendS S Uhr für Len andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark Lü Vs., zweimonatlich t M. SO Pf. u. eirmwnatl. 7ü Pf. 34. Jahrgang , I Inserate werden bis Vormittags N Uhr angenom- Sonnabend, den 28. Jamm, s 1882. RachvestellungiM «ff de« ui»«t für die «mutte Februar unv März »erde, vou sSmmtttcheu Post«fftaUev wie vou der »uterzeichueteu Gx-edttiou und deu bekannten Aus gabestellen io Kreiderg, Brand, Laugens«, Halsbrücke, Langt,enverSdorf und Wettzeuboru zum Preise vou 1 Mk. 75 Pi angenommen. Lxpsff. üs8 „frsid. ^nrsigs^ u. Isgsbistt' Der Äufstand in Datmatien. Es macht in Oesterreich einen höchst peinlichen Ein druck, die Delegationen zu einer außerordentlichen Session behufs Votirung eines Kredits für militärische Operationen innerhalb der Landesgrenzen cinzuberufen. AllcBcvölkerungs- schichtcn der Monarchie sind davon auf das Unangenehmste überrascht und die täglichen Meldungen über den Abmarsch dieses oder jenes Regiments nach dem Schauplatze der Insurrektion erhöhen nur das Peinliche der Situation. Es ist gewissermaßen ein Blitz aus heiterem Himmel. Nichts berechtigte noch vor wenigen Wochen, an eine solche Komplikation zu denken. Zwar drang im August und September vorigen Jahres schon Allerlei in die Oeffcntlichkeit, welches auf eine Renitenz derselben Elemente schließen ließ, die sich 1869 gegen die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht widerhaarig gezeigt hatten. Die Krivosciancr oder Bocchcsen im südlichsten Zipfel der Monarchie — auf der einen Seite den Montene grinern und auf einer anderen den Herzegowinern benach bart — sollten sich, so hieß es damals, gegen die Vor nahme der Rckrutirung zur Wehre gesetzt haben. Aber die österreichischen Regierungsorganc selbst waren cs, die das damals vertuschten und in Abrede stellten. Ja, es wurde geradezu behauptet, es sei an alledem nicht nur kein wahres Wort, sondern im Gegcntheil sei die Assentirung in der Krivoscie ganz glatt durchgcführt. Als später einige Jnsurgentenbanden auftauchten, welche offensiv vor- gingcn, das Fort Dragalj in Besitz nahmen und einiger Blockhäuser sich mit Waffengewalt bemächtigten, da wurde wiederum das Höchste in offiziöser Schönfärberei geleistet, das Vorhandensein dieser Insurgenten rundweg abgeleugnet und nur zugegeben, daß einige kleine Räuberbanden sich gebildet hätten, die durchaus keine politischen Zwecke ver folgten. Und nun, siehe da! Diese angeblich so winzigen Banden nöthigcn Oesterreich, ein Regiment nach dem andern an die Bocche di Kattaro und nach der Herzegowina hinunterzuscnden, zwingen zur Einberufung einer außer ordentlichen Session jener parlamentarischen Körperschaft die den beiden Reichshälften gemeinsam ist und erpressen der Regierung das Geständntß, daß ohne Bewilligung eines größeren Kredits (man spricht jetzt vorläufig von 19 Millionen Gulden) die bisher abgeleugnete Insurrektion nicht bewältigt werden könne. Die Sache ist erst in dem Augenblicke so akut gewor den, als die österreichischen Behörden Miene machten, das im Herbste vorigen Jahres promulgirte bosnische Wehr- gcsctz in den okkupirtcn, ehemals türkischen Provinzen zur Dunhsührung zu bringen. Dem „Hamburgischen Korre spondenten" schreibt man darüber aus Wien: Die Krivoscie allein könnte unmöglich eine so große militärische und finanzielle Kraftanstrcngung nothwendig machen. Was ist die Krivoscie? Das ist ein Gebiet, dessen Bevölkerungs- ziffcr selbst die des kleinsten deutschen Fürstcnthums, Schaumburg-Lippe, bei weitem nicht erreicht. Schaumburg- Lippe mit seinen 30—40 000 Einwohnern hat noch immer zehnmal soviel Bevölkerung als die Krivoscie oder Bocche, welche Alles in Allem nur 3—4000 Bewohner zählt. Nun ist es freilich wahr, daß diese Unbedeutendheit der Zahl der Krivosciancr zum Theile dadurch paralisirt wird, daß sie in einem Bcrglande wie Montenegro ihr Heim haben und ihre Führer auf das Jahr 1869 Hin weisen können, in welchem sie nicht durch Gewalt, sondern nur durch Bezahlung einer Summe an jeden Einzelnen der Aufständischen zum Niederlegcn der Waffen bewogen wurden. Allein auch das würde es noch nicht erklären, daß Verstärkungen, die sich bis auf 20 000 Mann be laufen sollen, zu den Truppen, die jetzt schon in der in- surgirten Landschaft waren, schleunigst herbei beordert werden und daß man überhaupt Vorbereitungen wie zu einem förmlichen Feldzuge trifft. Der Grund muß viel mehr, wie Angesichts der Krcditforderung schon halb und halb eingestanden wird, darin liegen, daß die aufständische Bewegung sich nicht mehr auf die Krivoscie beschränkt, sondern auch schon die Herzegowina und einzelne Theile von Bosnien zu ergreifen beginnt, wo überall die Unzufriedenheit darüber, daß die Militärpflicht, von der die chriftlich-slavische Bevölkerung unter der Türken- hcrrschaft befreit war, nun eingeführt werden soll, zu Meutereien aller Art den Anstoß giebt. Auch befürchtet man in den Wiener politischen Kreisen, daß der Fürst von Montenegro trotz seiner freundschaftlichen Versicherungen entweder nicht den Willen oder nicht die Macht haben werde, seine Unterthancn von der Thcilnahme an dem Kampfe der stamm- und blutsverwandten Krivosciancr und Herzegowzen gegen die kaiserlichen Truppen abzuhal ten, was eventuell zu weiteren Verwickelungen führen könnte. Man bedauert cs jetzt fast, im Jahre 1862 (nach der Eroberung der montenegrinischen Hauptstadt durch Omer Pascha) durch die diplomatische Intervention Oester reichs den Plan der Türken verhindert zu haben, welcher dahin ging, die montenegrinische Bevölkerung aus den schwarzen Bergen nach Kleinasien zu verpflanzen, wo sie unter dem Einflüsse des Klimas und der veränderten Lebensweise ihre Wildheit abgcstrcift, jedenfalls aber ihre Rolle in Europa ausgcspielt haben würde. Die Delegationen, daran ist nicht zu zweifeln, werden den geforderten Kredit bewilligen; haben sie doch, wie immer in solchen Fällen, keine andere Wahl, als der ge bieterischen Nothwendigkeit Rechnung zu tragen. Aber ohne heftige Debatten und Rekriminationcn wird cs dabei kaum abgehen. Oesterreich hat durch die Besitznahme von Bos nien und der Herzegowina sich eine schwerere Last aufge bürdet, als Frankreich mit Tunis. Denn nicht nur sind die Kosten, welche das tunesische Unternehmen den Fran zosen auferlegt, bei Weitem geringer als diejenigen, welche Bosnien 1878 dem österreichischen Staatsschätze verursachte und seitdem noch alljährlich beansprucht, sondern Frankreich kann sie auch, selbst wenn sic größer wären, unvergleichlich leichter ertragen. Tunis belastet einen Staat, dessen Ein künfte im abgelaufenen Jahre die im Budget präliminirten um mehr als 200 Millionen Frks. übersteigen; Bosnien dagegen einen Staat, von dessen Reichshälften eine jede an einem jährlichen Defizit von 25 Millionen Gulden chronisch leidet. Freilich war der uns befreundete Kaiserstaat aus Sclbst- erhaltungsgründen mit Nothwendigkeit auf diese Acquisition angewiesen, denn er durste nicht fremden Einflüssen in seiner nächsten Nähe freien Spielraum lassen. Wäre Oesterreich nicht in Bosnien gebunden, der Aufstand in der Krivoscie brauchte alsdann Niemand eine Sorge zu bereiten. Aber der Zusammenhang desselben mit den Ver hältnissen in den okkupirtcn Provinzen und jenen der ganzen Balkanhalbinsel überhaupt verschärft die Situation, zwingt zu Opfern an Gut und Blut und macht Bosnien-Herzego wina zu einem nichts weniger als bcncidenswerthen Besitz. Tagesschau. Freiberg, 27. Januar. Der Reichstag nahm gestern den Kommiffionsantrag, die Wahl des Abg. Rickert im vierzehnten Württemberg!« schen Wahlkreis zu beanstanden und den Reichskanzler zur Untersuchung der behaupteten Unregelmäßigkeiten aufzu fordern, an. Die Wahl des Abg. Groß (bairische Pfalz) wurde dem Kommiffionsantrag gemäß für giltig erklärt. Hierauf folgte die Berathung der Vorlage des Bundes- rathcs über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter tn Stein- und Braunkohlenbergwerken. Abg. Hirsch macht gegen das Regulativ Bedenken gcldend; er hätte bezüglich der Normirung der Arbeitszeit und der Ruhepausen eine andere Regelung vorgezogcn. Redner beantragt, die Zu stimmung zur Vorlage zu versagen. Dem gegenüber recht fertigt Bundeskommissar Hcyden-Rynsch die Detailbestim- mungcn des Bundesrathsbcschlusses. Abg. Franz befür wortet den Antrag, wonach die Rcgulativbcstimmungen nur für die jugendlichen Arbeiter gelten, welche mit Arbeiten beschäftigt sind, die unmittelbar auf die Förderung Bezug haben. Abg. Leuschner empfiehlt die Regierungsvorlage und bittet um Ablehnung des Antrages Hirsch. Im gleichen Sinne plaidirt auch der Abg. Hammacher. Abg. Stötzel empfiehlt den Antrag Franz, welcher fast einstim mig genehmigt wird. Der Antrag Hirsch wird abgelchnt. Sodann erfolgt die Spezialdcbattc des Etats. Der Etat des Bundcsrathes tpird genehmigt. Beim Etat des Reichs tags bemerkt Äbg. Rickert, daß die amtliche berichtigte Statistik der Reichstagswahlen noch an erheblichen Un richtigkeiten zu Ungnnsten der Liberalen leide. Staats sekretär Minister v. Bötticher tritt für die allgemeine Kor rektheit der Statistik ein und entschuldigt unwesentliche Mängel mit der großen Zahl der einander gegenübcrstchenden Kandidaten der einzelnen Kreise und der allgemeinen Zer splitterung der Parteien. Abg. Grillcnbergcr beschwert sich über die polizeiliche Äontrole, unter der die sozialistischen Mitglieder des Hauses bis in dessen Räume hinein stehen. Dieses Gebühren entspreche der Würde des Hauses nicht. Der Etat des Reichstages wird genehmigt und um 3000 Mark für die Assistenten und für die Bibliothek vermehrt. Bei Berathung des Antrages Massow auf Wiederherstellung des abgelchnten Etatstitels von 290000 M. als erste Rate für Gründung eines Milltärknabeninstuuts in Ncu- breisach spricht sich Abg. Rickert gegen den Antrag aus. Kricgsminister v. Kamckc hält an der Regicrungsforderung fest und bittet um Annahme des Antrages. Abg. Massow motivirt die Nothwendigkcit der projcktirten Anstalt aus politischen und rein militärischen Gründen. Abg v. Benda befürwortet einen Vermittelungsantrag, der von dem Knabeninstitut absieht und nur eine Unterosfiziervorschule errichten will. Abg. Richter widerspricht der Bewilligung im Ganzen sowohl, wie dem Antrag Benda. Die Rück verweisung der ganzen Angelegenheit an die Budget kommission wird mit 118 gegen 113 Stimmen beschlossen. — Die Parteistatistik des Reichstages hat sich im Laufe der Session festgestcllt. Stach dem Fraktionsver- zeichniß gehören an: den Deutsch-Konservativen 49 Mit glieder, der Reichspartei 27, dem Zentrum 107. Ferner zählt der Reichstag: 18 Polen, 43 Nationallrverale, 47 Mitglieder der liberalen Vereinigung, 58 der Fort schrittspartei, 8 der Volkspartci, 12 Sozialdemokraten, 15 Elsaß-Lothringcr und 10 Wilde. Ein Mandat, das jenige für den 4. schlcswigischen Wahlkreis, ist erledigt. — Ueber die Stellung des Zentrums zu der Kirch en- vorlage hört man, daß die Partei zu dem Versuche entschlossen ist, die Vorlage in ihrem Sinne zu amen- diren. Angeblich sind die Verbesserungsvorschläge des Zentrums bereits formulirt. An eine Ablehnung der Vorlage seitens des Zentrums, selbst wenn erhebliche Veränderungen nicht mehr vorgenommcn würden, will m Abgeordnetenkreijcn Niemand glauben. — Wie in par lamentarischen Kreisen verlautet, hat der Kaiser dem Reichskanzler Fürsten Bismarck für seine in der Sitzung des Reichstags vom 24. d. M. gehaltene Rede seinen be sonderen Dank aussprechen lassen. — Nach einer Mit- theilung der „Germania" ist der königliche Erlaß vom 4. Januar durch den Staatssekretär des Reichsjustizamtes dem Reichsgerichte zur Kenntnißnahmc mitgctheilt worden. Wie man aus Oesterreich meldet, wird Graf Wolken stein sich von Berlin auch nach Paris und London begeben,
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