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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188201312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820131
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-31
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.01.1882
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34. Jahrgang » - Dienstag, den 31. Januar Nachbestellungen Ruf de« ^U7vtk»rx«r ^»»«>8»» * für die Mouate Februar und März tverdeu von sSmmUichm Poftimstalteu »te von der mtterzeichneteu Expedition und den bekannten Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Langemm, Halsbrücke, Lavgheunersdors und Weitzenborn zum Preise von 1 Mk. 75 Pf angenommen. Lxpsä. cksg „ssreib. Anrsigsr u. Isgsdlstt". Tagesschau. Freiberg, 30. Januar. Der Reichstag beendete am Sonnabend zwar die dritte Bcrathung des Etats, verlegte aber seine Schluß sitzung auf den heutigen Montag. Es war die Währungs- fragc, welche am Sonnabend zur Debatte stand und den Abg. Bamberger zu einem zweistündigen Vorträge für die Goldwährung veranlaßte. Er begann seine Aus führungen, indem er die Agitation gegen die jetzige Münz politik auf einige wenige Fabrikanten und Börscnkreise zurückführtc, die große Menge der Geschäftswelt aber als völlig unberührt von diesen Bestrebungen hinstcllte. 86 Handelskammern, und zwar gerade diejenigen der größten Städte, haben ihr Votum für die Beibehaltung der Gold währung abgegeben; wie könne man dem gegenüber von einer wcitgrcifcndcn Unzufriedenheit mit unserer Münz politik reden, von einer Unzufriedenheit, die sich allein auf die Hintermänner der „Berliner Börsenzeitung" und auf die Agrarier beschränke. Gerade aus dieser Verbrüderung von Freihändlern und Schutzzöllncrn in einer bestimmten Frage zieht der Abg. Bamberger den Schluß, daß es falsch wäre, die Freihändler mit den Anhängern der Goldwährung und die Schutzzöllncr mit der bimetallistischen Richtung zu itendifiziren. Im weiteren Fortgang seiner Ausführungen konstatirt der Redner, daß die letzte Quelle der jetzt wieder kräftiger auftretenden Doppelwährungs agitation in den Interessen zu suchen sei, die sich mit dem zum 12. April wieder zusammcnberufcnen Pariser Münz kongreß verknüpfe«. Von dorther gehen die Fäden der Bewegung und dorthin laufen sie wieder zusammen. Er sehe es schon voraus, daß es demnächst in allen bimetal listischen Zeitungen und ebenso auf dem Münzkongroß selber heißen werde: „Der deutsche Reichstag hat sich ja auch für die Doppelwährung entschieden; warum sollen wir also nicht zur Einführung derselben schreiten?" Um solcher Fabel schon beim Entstehen zu begegnen, darum habe er hier und heute das Wort genommen. Wie stehe es denn in Wirklichkeit? Könne sich denn Jemand Illusionen darüber machen, daß Frankreich nur darauf lauere, uns in den Fehler der Münzpolitik Hineinstürzen zu sehen, um dann selbst die Goldwährung einzuführcn, wie es schon längst gern gethan hätte? Gerade die kolossale Ent- werthung des Silbers auf dem Weltmarkt muß doch die Vertheidiger dieses geringwerthigen Metalls stutzig machen. Es ist nach des Abg. Bamberger Ansicht auch nicht wahr, daß unsere Goldwährung nur auf dem Papier stände, wie der Abg. Leuschner am Freitage ausgeführt hatte. Beruht doch unser ganzer Handel und Verkehr, unsere ganze Stellung in der Welt auf der Goldwährung, ohne die wir uns dem Auslande gegenüber geschäftlich überhaupt gar nicht sehen lasten könnten. Was, glauben Sie, würde ein Wechsel auf Berlin in Paris Werth sein, wenn wir keine Goldwährung hätten? Zugegeben, daß uns die volle Durchführung dieser Währung noch hundert Millionen kosten würde, so komme das doch gar nicht in Betracht gegen die Vorthcile, die uns durch das jetzt adoptirte System schon erwachsen sind und die mit einem Schlage schwinden würden, wenn wir den Trugschlüssen der Bime tallisten nachgäben. Das Heil liegt, mit einem Wort, nicht im Zurück, sondern im Vorwärts, in der entschlossenen Vollendung des Begonnenen. Der Uebergangszustand mag unbequem sein, aber die Hauptschwierigkeiten sind ja doch schon überwunden, während andere Staaten, die sich noch nicht der Goldwährung erfreue^ durch den Zwang der Um stände zu derselben getrieben werden und sich auch durch die unumgänglichen Unbequemlichkeiten nicht hindern lasten Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile oder deren Raum bb Pfennige. Würden. Völlig irrelevant ist es, so schließt der Abg. Bam berger seinen mit Aufmerksamkeit aufgenommencn Vortrag, ob die Goldproduktion Amerikas und Australiens in letzter Zeit nachgelassen oder nicht. Gerade die dadurch bewirkte Er höhung des Goldwerthes käme uns zu Gute und wo solle das Gold, welches bereits ausgcmünzt sei, denn hin? Ver schwinden vom Geldmarkt könne cs ja doch in keinem Falle. — Der Abg. v. Reden unternahm es vom Standpunkt der Anhänger der Doppelwährung dem Abg. Bamberger zu antworten. Als den Kern seiner nur kurzen Ausführungen heben wir hervor, daß die Geschichte der bimetallistischen Agitation in seinem Munde eine ganz andere Darstellung gewann als in Bambergers Rede, insofern der Nachweis versucht wurde, diese Bewegung als eine spontane, mächtig anwachsende, von irgend welchen Finanzgrößcn nicht ge nährte, sondern von selbst immer weitere Kreise ergreifende zu schildern. Darin aber befand sich Herr v. Reden mit dem sezessionistischcn Abgeordneten in Uebereinstimmung, daß die Vertheidiger der Doppelwährung mit nichten sich mit den „Reaktionären und Agrariern" deckten. Er selber sei aufrichtig liberal und bekenne sich trotzdem als Gegner der Goldwährung. — Nach Lage der Sache konnte diese Münzdebatte ein praktisches Ergebniß nicht haben, da An träge für oder wider nicht Vorlagen und der wichtigste Faktor der ganzen Frage, näyüich die Regierung, sich in cm vorsichtiges Schweigen hüllte. Die Bimetallisten legen sich diese Reserve freilich zu ihren Gunsten aus; aber cs gicbt auch noch eine andere Lesart, wonach bedeutende Silbcrverkäufe, gerade zur vollen Durchführung der Gold währung, unmittelbar bevorstchcn und cs der Regierung demnach nicht unlieb sei, wenn durch die Belebung der Hoffnungen der Bimctallistcn der Preis des Silbers auf dem Weltmarkt steige. — Es folgte nun die Berathung des letzthin erwähnten, in der Kommission inzwischen ange nommenen Antrags Richter, die Ucbcrschüsse von 1b Mill. Mark aus den Einnahmen des laufenden Jahres in den Etat zur Deckung der Matrikularbeiträge einzu- stellcn. Wie zu erwarten, sprach sich auch die Rechte für den Antrag aus, der sich, wie privatim bekannt ge worden, auch der Zustimmung des Reichskanzlers erfreut. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag fast einstimmig angenommen. — Der Eiat wird hierauf in Einnahme und Ausgabe auf 610832707 M., und zwar an dauernden Ausgaben auf 531 829 028 M. und an einmaligen auf 78 803 679 M., festgesetzt und das Etats- und das Anleihe- gesctz genehmigt. Schlußsitzung Montag 10 "r Uhr. Der Bundesrath trat am Freitag Nachmittag zu einer Plenar-Sitzung zusammen, in welcher einige Mit- theilungen des Reichstags-Präsidenten über Beschlüsse des Reichstages cntgegengenommen wurden. — Der Entwurf des Tabakmonopol-Gesetzes ist nunmehr in allen seinen Einzelheiten fertiflgestellt worden. Die Entschädi gungssumme beziffert sich nach der „Elbf. Zeitung" auf 500000000 Mark, wobei die Tabakfabrikanten, Händler mit Tabakfabrikaten und die Tabakmakler in erster Linie bedacht seien. Die Arbeiter würden fast sämmtlich vom Reiche übernommen werden. — Das preußische Ab geordnetenhaus nimmt heute seine Sitzungen wieder auf und wird die Berathung zunächst dem Etat gewidmet sein. Vermuthlich gelangt dann die neue kirchenpolitische Vorlage zur Diskussion und darf man namentlich gespannt sein, wie sich das Zentrum zu dieser Vorlage stellen wird. Am Sonnabend traten in Oesterreich die Delegationen zusammen. Die Vorlage der Regierung beansprucht einen Kredit von 8 Millionen Gulden. Die Forderung wird in längerer Denkschrift begründet. Aus derselben ist zu entnehmen, daß die Regierung in den Gebieten von Bilek, Gacko, Novcsinje und Fotscha Widerstand gegen die Kon skription erwartete und dagegen auch Vorkehrungen in Aussicht nahm. Wenn der Aufstand in der Herzegowina vor Beginn der Konskription zum Ausbruch kam, sei dies namentlich den Vorgängen in der Krivoscie zuzuschrciben. Die verlangten acht Millionen sind für eine Aktion von drei Monaten berechnet. Mehrforderungen werden für Retablirung des Kriegsmaterials, Verstärkung der Garni sonen und Befestigung der strategischen Stützpunkte an gekündigt. Wie heute verlautet, wird von den Delegationen gleich jetzt ein höherer Extrakrcdit gefordert, als die Kreditvorlage angicbt. Seit Drucklegung der letzteren erkannte die Regierung, daß acht Millionen ungenügend seien; wieviel mehr verlangt wird, ist noch unbekannt. Die Delegationen werden Alles bewilligen, aber eingehende Aufklärungen verlangen. Die vorgelegte Denkschrift über den Aufstand erachten alle Blätter für lückenhaft und un befriedigend; die Berichte über denselben lauten recht be denklich. Die amtlichen Meldungen lassen cs als unzweifel haft erscheinen, daß die Insurrektion unter tüchtiger, geschulter militärischer Leitung steht, welche bezweckt, den Aufstand auch nach Bosnien zu verpflanzen, oie im Limgebiet befindlichen österreichischen Truppen von Sera- jewo abzuschneiden und mit Novibazar sowie mit Serbim die Verbindung hcrzustellen. Dieser Plan ist vollkommen deutlich erkennbar, ihn zu vereiteln, sind momentan die österreichischen Truppen noch zu schwach. — Privatberichte melden von mehreren neuen Gefechten, die Bestätigung darüber fehlt noch. Aufsehen erregt, daß die panslavisti- scheu Blätter verlangen, der europäische Areopag solle den Konflikt ordnen; Oesterreich würde ein derartiges Ver langen kategorisch zurückwciscn. — Der Rücktritt des Wiener Bürgermeisters vr. Ncwald bildet in dortigen Blättern den Gegenstand eingehendster Erörterungen. Dieser Rücktritt ist gleich der schon früher erfolgten De mission des Polizeipräsidenten von Wien, v. Marx, als eine Folge der Ringtheater-Katastrophe zu betrachten, da cs beiden Beamten nicht gelungen ist, die auf ihnen in erster Linie ruhende schwere Verantwortlichkeit für diese Katastrophe von sich abzuwälzen. Mit dem Rücktritt vr. Ncwald's hat zugleich ein Läuterungsprozeß innerhalb der Gemeindevertretung von Wien begonnen, welcher M einer vollständigen Reform derselben an Haupt und Gliedern führen wird. In der italienische« Deputirtenkammcr wies Finanz minister Magliani in Beantwortung einer bezüglichen Interpellation nach, daß die gegenwärtige finanzielle Krists für einen guten Erfolg der Operation der Aufhebung des Zwangskourscs kein Hinderniß sein könne und gab der größten Zuversicht auf eine Besserung der finanziellen und volkswirthschaftlichen Verhältnisse Italiens Ausdruck. Die Bildung des neuen srauziifischeu Kadinets ist noch nicht beendet. Es scheint, daß Leon Say nun doch nicht eintreten werde; die Einen sagen, er beanspruche das Präsidium des Ministeriums, die Andern, er sei mit der Aufnahme verschiedener Anleihen, die Frcycinet für öffent liche Arbeiten für nöthig hält, nicht einverstanden. Es käme für diesen Fall Varroy, eine recht tüchtige Kraft, an seine Stelle. Für das Innere und die Justiz werden Senator Humbert und der verständige, doch wenig glän zende Deputirte Goblet als Kandidaten genannt. Waldeck- Rousseau, den Grevy um Beibehaltung seines Portefeuilles ersuchte, lehnte ab. Ebenso der Kriegsminister Campenon. Die Hauptschwierigkeiten dürften dem neuen Kabinet von Seiten der Radikalen erwachsen. Dieselben verlangen von der Regierung ein entschiedenes Programm in ihrer Rich tung. Die äußerste Linke betrachtet das bevorstehende Kabinet als den letzten Versuch der gemäßigten Verkleiste rungen. Die erste Klippe ist der Kongreß, dessen Einbe rufung bekanntlich die Kammer in einer Form votirte, welche selbst Anlaß zu Verfassungsstreitigkeiten bieten kann. Die gemäßigten Blätter rächen, die Verfassungs-Revision vorläufig gänzlich ruhen zu lassen, was allerdings sofort bei Gambettisten und Radikalen einen Sturm Hervorrufen würde. — Unter de» obwaltenden Umständen» namentlich bei der Zerfahrenheit und Zerklüftung der republikanischen Partei, kann die Neubildung des Kabinets nicht ohne Schwierigkeiten vor sich gehen. Soll die Verfassungsreform von dem neuen Ministerium ohne die Listenwahl wieder ausgenommen oder soll sie ganz sistirt werden? Soll, im Falle der Bejahung des ersten Theiles, die ganze Ver fassung oder nur das Senatswahlgesetz abgeändert werden? Soll der Kongreß hierüber entscheiden oder das Votum der Deputirtenkammcr und des Senats zuvor gehört wer den? Das sind die Hauptfragen, über deren Beantwor tung sich die Ministerkandidaten zuvor klar geworden sein müssen, ehe sie der Regierung ihre Dienste leihen können. Die meisten der in Frage kommenden Politiker sind durch die Heercsfolge, die sie seit geraumer Zeit Gambetta ge leistet, so stark sür die Rcvisionspläne cngagirt, daß sie ein neutrales Programm schwerlich vertreten können. Die jenigen aber, welche in ihrem politischen Gewissen noch nicht gebunden sind, haben nicht das Ansehen und das Vertrauen in der Kammer, um auf die Leitung der Staatsgcschäfte An- spruchmachcn zu können. Unter solchen Umständenscheintin der That dasjenige Auskunftsmittcl, welches die hervorragend sten Pariser Blätter empfehlen, nämlich die Bildung eines M Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr sür den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2b Ps., V * zweimonatlich 1 M. bv Pf. n. eimnonatl. 7b Pf. reiß erger und Tageblatt. Amtsblatt sür die königlichen nnd städtischen Behörde« zn Freiberg nnd Brand Verantwortlicher Redakteur Julius Brauu iu Freiberg.
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