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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188202211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820221
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 2: Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-21
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.02.1882
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MeikMAME und Tageblatt. 42. AmtMM fiir die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Braun in Freiberg. - - > ... 34. Jahrgang Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2S Ps., jlfN 31 men und beträgt der Dreis für die gespaltene Zeile !! I zweimonatlich 1 M. SO Ä-u-einmonaL. 7S Pf. oder derm Raum 1S Pfennige. I 1882. Nachbestellungen aus den. ui»i1 V»^«d»IaLt- für den Monat IS" Mär; -WU »erdm von sSmmllicheu Postaustalteu wie von ber uuterzetchneteu Expedition und den bekannten Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Langenau, HalSbrückk' LaughennerSdors und Wettzenbor« zum Preise von 75 Pfennige« angenommen. Lxpsck. lls8 ,Freid. Anrsigsr u. Isgsdksll". Tagesschau. Freiberg, 20. Februar. Kaiser Wilhelm erfreut sich fortdauernd des besten Wohlbefindens, wovon seine Theilnahme an dem Balle zeugt, Mlchen die kronprinzlichen Herrschaften vor einigen Tagen im königlichen Schlosie zu Berlin veranstaltet hatten. Mit gewohnter Frische und Lebhaftigkeit bewegte sich der greise Monarch unter den Theilnehmern des Balles, um sich erst nach Mitternacht nach seinen Gemächern zu- rückzuziehcn. — Die so lebhaft ventilirte Frage einer Frühjahrsscssion des Reichstages scheint nun an maßgebender Stelle doch in bejahendem Sinne entschieden zu sein. Wenigstens spricht für diese Annahme der Um stand, daß der preußische Volkswirthschaftsrath bereits auf den 28. Februar cinbcrufcn worden ist, in welchem jeden falls die meisten der für die nächste Reichstagsscssion be stimmten Materien zur Vorbcrathung gelangen. Da die Einberufung des Volkswirthschaftsrathes schon so zeitig erfolgt, so schließt man hieraus nicht mit Unrecht auf die Möglichkeit oder sogar Wahrscheinlichkeit einer Frühjahrs- scssiön des Parlamentes. Außerdem glaubt man auch in Rcgicrungskreisen, die dringendsten Arbeiten des preußischen Landtages etwa bis Ostern erledigen zu können, so daß ein Nebcneinandcrtagcn zwischen Reichstag und Landtag ausgeschlossen wäre. — Am vergangenen Sonnabend er ledigte das Abgeordnetenhaus die zweite Lesung einer Reihe Etatsthcile ohne erhebliche Debatte. Bei dem Dis positionsfond des Staatsministeriums sprach Abg. Richter sich gegen die Bewilligung aus und fragte, ob der Vor steher des literarischen Bureaus der Verfasser des Konflikts- Artikels der Politischen Korrespondenz sei; Redner tadelte ferner eine Reihe Artikel der Provmzial-Korrespondcnz. Minister Puttkamer erwiedertc, nur Diejenigen würden gegen den Dispositionsfond stimmen, welche die Brücke zwischen sich und der Regierung für abgebrochen betrach teten. Die Frage nach dem Autor des Konflikts-Artikels könne er nicht beantworten, da er außer in disziplinen Fällen solcher Autorschaft nicht nachspüren könne. Die Ausfälle der Provinzial-Korrcspondenz seien der Hitze des Wahlkampfes zuzuschrciben; cs werde darauf gehalten werden, daß beleidigende Ausdrücke für die Folge unter bleiben. Der Fortschritt sehe nur den Splitter bei Andern, nicht aber den Balken bei sich. Die Artikel der Provinzial- Korrcspondenz seien nur im Ton scharf, sachlich aber in jeder Beziehung (d. h. vom Standpunkt des Ministers aus) zutreffend. Redner sichert zu, dafür zu sorgen, daß im Kampf gegen den Fortschritt die Form gewahrt werde; er erwarte gleiches Verhalten aber auch von andrer Seite. — Unsere Offiziösen behandeln die jüngste Rede des säbclrassclnden Generals Sk obcleff ziemlich geringschätzig, . indem es ihnen scheint, als ob Herr Skobeleff mit der ! Wirkung seiner ersten Rede nicht ganz zufrieden gewesen sei, und er cs deshalb für nothwendig gehalten hätte, durch einen stärkeren Druck eine größere Wirkung zu cr- j zielen. Das werde ihm voraussichtlich nicht gelingen; I denn cs liege gar keine Veranlassung vor, die in der I Rede des Generals ausgesprochenen Privatgefühlc irgcnd- I wie ernst zu nehmen. Freilich werde man sich über I den Eindruck, den sic auf Börsenkreise machen wird, nicht I säuschen können: sie werde zu Börsen-Spekulationen weidlich I ausgcbcutct werden — und hierdurch den Grad der Be- I dcutung erhalten, der ihr vielleicht zukommt. — Die I „N. A. Ztg." bemerkt, die Rede könnte ängstliche Gemüther I in Schrecken setzen, wenn ihr Urheber nicht gar zu osten- I tativ aufträte. Die „Kreuzig." fügt der Erwähnung der »Rede folgenden Zusatz an: ,Menn das russische Gouvernement die Neuherungen deS bramarbasirenden Generals bisher sür offiziell nicht vorhanden erachtet hat, so glauben wir doch, daß eS einige Veranlassung haben dürste, demselben demnächst einen Dämpfer aufzusetzen." Die „Nat.-Ztg." bezeichnet die Sprache des Generals, der auf die von seinem Souverän vor Europa verkündete Politik schlage, als eine Sprache der Auflehnung und des Bürgerkrieges. Niemals sei in Rußland die Mißachtung des Souveräns weiter getrieben worden als es in dieser Rede geschehe. Dann schließt das Blatt seine Betrachtung mit folgendem Satze: „Wenn die russische Regierung nicht stark genug ist, einen aktiven General abmbalten, solche Brandreden zu halten, so wird man bald aushören mit ihr zu rechnen; sie erhält damit das Zeichen ber Zweizüngigkeit oder vollendeter Ohnmacht aufgedrückt. Oesterreich aber mag daiür sorgen, daß es mit seinen Aufständischen schnell fertig wird." In ähnlicher Weise lassen sich die österreichischen Blätter vernehmen. Das „Fremdenblatt" meint, die Tendenzen des Panslavismus kannte die Welt auch vor dem, bedenklich sei nur, daß der General es wagen dürfe, in solcher provokatorischen Weise mit der Politik seines Kaisers sich in Widerspruch zu setzen, dies deute auf die Zersetzung der russischen Verhältnisse, welche Rußlands Nachbarn aufmerksam beobachten müßten. Die „Neue freie Presse" glaubt, Frankreich sollte Skobcleff den freundlichen Rath geben, Paris so bald als möglich zu verlassen; übrigens ist die „Neue freie Presse" beruhigt, denn im Kriegsfälle würden Deutschland und Oesterreich zusammcnstchcn. Die alte „Presse" sagt, GeneralSko bcleff habe dem Nihilismus offiziell die Hand gereicht, darin liege die größte Gefahr für Rußland selbst, welches mehr befürchten müsse, als das Ausland. Die „Deutsche Zeitung" fragt, ob Skobeleff nicht blos die cinstudirte Rolle eines Fanatikers spiele, in Wirklichkeit aber mit der jetzt allmächtigen Strömung im Einverständniß handele. Vielleicht sei Alles eine abgekartete Komödie, um dem Ge neral die Durchführung einer Aktion ü In Tschernajeff zu ermöglichen. Aehnlich urthcilen die übrigen Blätter; alle sind gespannt, was das offizielle Rußland sagen werde. Auch auf der russischen Botschaft in Wien ist man kon- sternirt, die fremden Botschaftskreise sind mehr verwundert als besorgt. Vielfach wird betont, die allgemeine politische Situation sei durch die Brandrede in keiner Weise verän dert worden, der frühere Ernst derselben sei natürlich nicht gewichen, aber auch nicht erhöht. — Im Weiteren darf man nun aber doch gespannt sein, was in deutschen Rc- gicrungskreiscn über die neueste Rede Skobcleffs, die wir unter Frankreich mitthcilcn, gcurtheilt werden wird. Auf die wiederholten heftigen Angriffe der Ultramon tanen in der bairischen Kammer gegen den Untcrrichts- ministcr v. Lutz hat der König indirekt durch ein Schreiben an Herrn v. Lutz geantwortet. Dasselbe enthält nicht nur eine schmeichelhafte Anerkennung seiner Wirksamkeit, sondern giebt speziell dem Vertrauen des Königs zu Herrn v. Lutz Ausdruck. Das bairische Volk schwärmt sür seinen König hauptsächlich aus zwei Gründen: wegen der Abneigung desselben gegen den Ultramontanismus und dem Festhalten an einer reichstrcucn Politik. Die Lage der Deutschen in Oesterreich ist augenblick lich nichts weniger als bcneidenswerth. Sie wird am besten charakterisirl durch die Rede des Abg. Plener, in welcher derselbe aussührte, daß Oesterreich in seiner Kultur und Verwaltung deutsch sein müsse oder es werde bald aufhören zu cxistiren, wogegen der Ministerpräsident Graf Taaffe in zornentflammter Rede zur Geltung zu bringen suchte, daß Oesterreich, um seine staatliche Existenz zu wahren, eben nicht lediglich deutsch bleiben dürfe, sondern auch den anderen unter seinem Szepter lebenden Nationen nationale Zugeständnisse machen müsse. Man sieht also, daß es der alte Nationalitäten- und Rassenkampf ist, welcher dort heftiger denn je entbrannt ist, und wir können dieser Thatsache gleich hinzufügen, daß das Deutschthum Oesterreichs in schwerer Gefahr schwebt, aus seiner ehemaligen Stellung von den Czcchcn, Polen und den kleineren slävi- schen Nationen verdrängt zu werden. Denn die Gegner des Deutschthums haben in Oesterreich das numerische Ucbcrgcwicht und finden außerdem noch in der Regierung eine Stütze, die selbst auf die Gefahr hin, die Sympathien ihrer Unterthanen deutscher Abkunft zu verlieren, ent schlossen zu sein scheint, die Gunst ihrer slavischcn Untcr- thanen zu gewinnen. Es ist nun nicht zu verkennen, daß die österreichische Regierung ihrem buntscheckigen Völker gemisch gegenüber eine sehr schwierige Aufgabe hat, zumal feit dem Austritte Oesterreichs aus dem deutschen Bunde das Dezentralisationsfieber in der Habsburger Monarchie begann und sich jede Nation dort als etwas Eigenartiges, Besonderes fühlt. Diese Bestrebungen bewirkten zunächst die staatliche Trennung Ungarns von Oesterreich, die nun auch noch zu weiteren staatlichen oder vielmehr stammes- genossenschaftlichen Sonderstellungen zu führen scheinen. Dabei leuchtet den dortigen Staatsmännern die Devise vor: viviäs st impsra, Theile und herrsche! Oder wie sie es anmuthiger ausdrücken: Freie Nationen im gemeinsamen Staate! In der Politik urtheilt man aber in letzter Linie nicht mehr nach den Plänen und Theorien, sondern nach den Erfolgen; diese sind in Oesterreichs Politik zur Zeit sehr mißlicher Natur und jedenfalls viel ungünstiger, als man dem Dcutschthum, das doch das erste Kulturclement des Landes ist, eine bevorzugte Stellung noch einräumte. Indessen kann Oesterreich auf diesem halben Weg wohl kaum stehen bleiben und muß entweder ordentliche Kon- söderativpolitik treiben d. h. einen richtigen Staatenbund gründen, in welchem der Kaiser von Oesterreich zugleich König von Böhmen, Fürst von Mähren, Erzherzog von Oesterreich u. s. w. ist, oder cs muß zum alten Zentral staate mit dem Deutschthum an der Spitze zurückkehren. Nur die energische und loyale Durchführung des einen oder anderen Rcgierungssystems kann die Monarchie retten, denn das Schwanken und Zaudern bringt das Staats wesen in Gefi.hr. Aus Italic« erfährt man über die neueste päpstliche Enzyklika, daß dieselbe vom 15. d. M. datirt, also von dem Tage an, wo das Parlament das Listcnwahlgesetz akzcptirtc. Da der Termin für die Eintragungen in die neuen Wahllisten bis zum 21. d. festgesetzt ist, intcrpretirt man das lediglich an das italienische Episkopat gerichtete päpstliche Rundschreiben dahin, daß es eine Aufforderung an die italienischen Katholiken enthalte, an den politischen Wahlen theilzunehmen. So meldet ein römisches Tele gramm. Daß der Papst den Wunsch hat, der Klerus möge die bisherige Enthaltung an der Theilnahme an den Wahlen aufgcbe'n, ist Thatsache. Die obige Auslegung dürste daher wohl das Richtige treffen. In Frankreich ist gegenwärtig nicht Gambetta, sondern Skobeleff der Held des Tages. Dieser russische Brand redner hatte dieser Tage eine Zusammenkunft mit dem Re dakteur des „Voltaire", wobei er sich folgendermaßen äußerte: „Soeben erhalte ich von meinem Adjutanten einen Ausschnitt aus einer Zeitung des Inhalts: Der Czar hat eins der Kriegsschiffe, die auf dem Kaspischen Meere konstruirt werden, General Skobeleff getauft. Diese sehr seltene Gunst beweist, daß ich nicht in Ungnade gefallen und daß ich aus freien Stücken nach Paris gegangen bin. Sollte aber auch mein Freimuth für mich üble Folgen haben, so werde ich doch stets alle meine Gedanken ohne Rückhalt aussprechen. Ich bin ein unabhängiger Mann, und wenn ich nur weiß, daß ich ge rufen werde, sobald cs Krieg giebt, so ist mir alles Uebrige gleichgiltig. Jawohl, ich habe gesagt, daß Deutsch land der Feind ist, und ich wiederhole cs. Jawohl, ich bin überzeugt, daß das Heil in der Vereinigung der Slaven liegt, in der Vereinigung der Slaven mit Frankreich. Dahin muß man gelangen- Man muß wieder zum europäischen Gleichgewicht gelangen, aber nicht mehr zu dem Gleichgewicht, wie es Herr Thiers aufgefaßt hat, denn dieses ist eben in die Brüche gegangen. Es muß wieder hergestellt werden. Deutschland ist der großeVielfraß. Wir wissen es und Ihr Fran zosen wißt cs leider nur allzu gut Die orientalische Frage ist bedeutsam, sic ist die Hauptfrage; durch sie muß das Gleichgewicht, von dem ich spreche, wieder hcrgcstellt werden, sonst bleibt nur eine Macht übrig, nämlich Deutsch land. Ich habe es gesagt und wiederhole es. Ich habe Vertrauen zu der Lösung, welche ich aus ganzer Seele wünsche. Ich habe Vertrauen, besonders wenn man die eine Wahrheit begreift, daß zwischen Frankreich und den Slaven ein Bund geschlossen wer den muß. Dieser Bund wird für uns das Mittel sein, unsere Unabhängigkeit wieder zu gewinnen. Und an Euch Franzosen ist es, die Situation wieder zu gewinnen, welche ihr verloren habt. Das ist es, was ich aufrichtig denke," sagte der General zum Schluß der Entrcvuc: „Sic können es veröffentlichen, aber man sollte um mich her nicht zu viel Lärm machen. Schon im
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