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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188203129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820312
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-12
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.03.1882
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ZS AA 34. Jahrga«g Sonntag, den 12. MSrz. Gcrichtskosten laut wurden, geht unzweifelhaft hervor, daß die Prozeßsucht der Deutschen selbst durch das Radikal mittel der hohen Kosten nicht in irgendwie nennenswerther Weise gedämpft worden ist. Gewiß, unsere Gerichtskosten sind beträchtlich höher geworden, als sie früher gewesen sind, aber man würde sich doch wohl mit ihnen befteundet haben, wenn sie als Abschreckungsmittel gewirkt hätten. Diese Wirkung ist bisher nicht beobachtet worden. Der Fall, den der Abg. Ludwig anführte, kann als typisch betrachtet werden: Wegen eines Korbes Gras im Werthe von 15 Pfennig ein Prozeß, der 140 Mark an Kosten verschlingt und den Kläger um die Scholle bringt, die er sein eigen nennt. Unsere größten Dichter haben in der Novelle und im Schauspiel diese Streitsucht leider vergeb lich gegeißelt und ste zu bannen gesucht. Nach wie vor bilden die der unglaublichsten Lappalien wegen eingeleiteten Klagen einen großen Theil des an unseren Gerichten zu bewältigenden Prozcßmatcrials. Roch immer zieht man in Deutschland einen fetten Prozeß einem mageren Ver gleich vor. Es läßt sich nicht leugnen: Wer des Ver gnügens wegen prozcssirt, der hat eigentlich kein Recht, sich über die Kosten zu beklagen. Aber selbst nach Abzug dieser Klasse verbleiben noch genug begründete Beschwerden. Leider ist zunächst wenig Hoffnung auf eine Herabsetzung der Kosten vorhanden. — Ler preußische Volkswirth- schaftsrath hat sich für Einführung des Tabaksmono- Pols erklärt. Wenn auch dieser Beschluß keine Gesetzes kraft hat, so bezeichnet er immerhin eine Etappe auf dem Wege zum Monopol. Die bairische Regierung beabsichtigt, den betreffenden Gesetzentwurf den Handels- und Gcwcrbe- kammern der acht Regierungsbezirke und dem Gcneral- komitee des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern zur Begutachtung vorzulegen. — Aus Mannheim wird ge meldet, daß die dortige Handelskammer sofort eine neun- gliedrige Kommission niedergesetzt hat mit der Aufgabe, ihre ganze Aufmerksamkeit den Vorarbeiten zu schenken, welche zur Würdigung dieses wichtigen Gesetzgebungswerkes geboten sind und zugleich Alles vorzuberelten, um wo möglich die in Aussicht gestellte Eventualität der Monopoli- sirung abzuwenden. Ebenso ist von der Handelskammer sämmtlichen Rohtabakshandlungen und Tadaksfabrikanten im Handelskammerbezirk (ca. 150) je ein Exemplar des Gesetzentwurfs mit dem Ersuchen zugesendet worden, ihre gutachtliche Aeußerung möglichst umgehend an die Kammer gelangen zu lassen. Der österreichische Kaiserbesuch am italienischen Hofe scheint nunmehr wirklich zur Ausführung zu kommen. Bon allen Seiten trafen in den letzten Tagen offiziöse Nachrichten ein, welche eine bevorstehende Begegnung in Aussicht stellen. Die Zusammenkunft foll im Laufe des Monats April in Turin stattfinden, der Tag derselben jedoch noch nicht festgesetzt sein. — Das in Wien ver breitete Gerücht, Großfürst Wladimir von Rußland werde in einer Spezialmtssion des Czaren erwartet, wird vom Fremdenblatt darauf zurückgeführt, daß der Großfürst seine erkrankte Gemahlin — die Großfürstin Maria Paulowna — sobald dies der Zustand der hohen Frau gestatte, über Wien nach Neapel geleiten werde. Politische Zwecke würden mit dieser Reise nicht verknüpft. — Der Ober- kommandirende Baron Jvanovics in Dalmatien hat alle größeren Operationen gegen die aufständischen Südslaven einstweilen einstellcn müssen, da die in jenen unwirthlichen Gegenden eingetretene Regenperiode umfassendere militäri sche Aktionen unmöglich macht. Doch fallen Scharmützel fast täglich vor, welche indessen ohne größere Bedeutung sind. Auch haben die Truppen alle Hände voll zu thun, um die in den letzten blutigen Kämpfen im oberen Narenta- thalc eroberten Positionen zu befestigen und hierdurch gegen einen unerwarteten Vorstoß der Insurgenten zu sichern. Aus Gravosa meldet man unterm 8. März: Seit gestern Abends herrschen hier furchtbare Stürme. Der Sirocco kämpft mit der Bora und mit einem wüthenden Maestral. Die Wellen des Meeres, klafterhoch empor ge wirbelt, stürzen über die Felskuppen am Meeresufer herab. Die sich bekämpfenden Winde brausen mit solcher Vehe menz, daß es unmöglich ist, sich aufrecht zu erhalten. Nur kriechend kann man sich vorwärts bewegen. Die Franzosen sind jetzt so viel mit hervorragenden inneren Fragen beschäftigt, daß bei ihnen die auswärtige Politik erst in zweiter Lmie kommt. Maßgebend für die Kirchenpolitik des Kabinets de Frcycinet dürfte die Ver handlung in der Sitzung der Deputirtenkammer vom Erscheint jedes WacheMag Abends S Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich I M. SV Pf. u. eimnonatl. 75 Pf- 7. März sein, in welcher der Antrag des Deputirten Boyfsct auf Aufhebung des Konkordats zwischen Frank reich und dem Papste zur Berathung kam. Von ultra- montaner Seite wurde der Antrag natürlich auf das Schärfste angegriffen, trotzdem beschloß die Kammer mit 343 gegen 139 Stimmen, denselben in Betracht zu ziehen, womit sich die Regierung einverstanden erklärte. Die Aufhebung des Konkordats unterliegt demnach keinem Zweifel mehr. Die Rspublique Fran-aise greift Herrn Boysset und Genossen auf das lebhafteste an, bezichtigt dieselben der Unwissenheit und bezeichnet ihre Idee, als könne die Kammer durch ein Votum internationale Ver träge abändern, als monströs. Doch auch für Freycinet und seine Theorie, daß nur durch Verhandlungen mit dem Papste Modifikationen des Konkordats eingcführt werden könnten, ist die Rspublique Aran^aise wenig wohl wollend, hingegen behandelt das gambetlistischc Blatt den Bischof Freppel mit ausgesuchter Kourtoisie. Die Gam- bettisten vcrtheidigen Pater Becks Projekt, durch polizeiliche Strafbestimmungen gewissen Lücken und Uebelständen des Konkordats abzuhelfen, als den allein richtigen Weg zur Rcgulirung der Beziehungen zwischen Kirche und Staat- Die Königin von England ist durch das auf sie ge richtete Attentat Mac Lean's in ihren Reiscplänen gestört worden. Schon in der vergangenen Woche wollte sie nach Mentone reisen. Wahrscheinlich erfolgt nun erst nächsten Dienstag oder Mittwoch die Abreise, da die Prinzessin Beatrice, welche sic begleiten wird, sich noch nicht von der Erschütterung durch das Attentat erholt hat. — Die widerwärtigen Bradlaugh-Szenen im Parlamente haben der konservativen Partei im Oberhause Gelegenheit gegeben, einen Gesetzentwurf zur Verhütung des Eides- Mißbrauches einzubringen. Der der Tory-Partei ange hörende Sir Harry Redesdale begründete diesen Entwurf, welcher im Allgemeinen dahin lautet, daß jedes Mitglied der beiden Häuser bei seinem Eintritt feierlich seinen Glauben an den allmächtige» Gott zu erklären hat. Das Oberhaus hat diesen Entwurf bereits in erster Lesung angenommen. Die Erhebung Serbiens zum Königreiche war ein Ereigniß, welches zwar schon längst in der Luft lag, aber trotzdem ziemlich überraschend tam. Die europäischen Großmächte verhalten sich dem neuen Königreiche gegen über durchaus wohlwollend und hoffentlich rechtfertigt dasselbe durch seine Haltung dieses Wohlwollen. Auf die Ansprache des Präsidenten der Skuptschina erwiederte König Milan, er fühle sich glücklich, dem Volke mittheilen zu können, daß schon 24 Stunden nach der Rangerhühimg Serbiens zwei Großmächte, welche für Serbien allezeit Wohlwollen an den Tag legen, ihre Anerkennung des neuen Königreichs kundgaben. „Ich glaube nur meine Schuld und die Schuld des Volkes abzutragcn, wenn ich meinem Danke gegen die erhabenen Persönlichkeiten des Kaisers Franz Joseph und des Kaisers Wilhelm Aus druck gebe." In Rußland kämpfen gegenwärtig zwei politische Strömungen um die Oberhand: eine friedliche und eine kriegerische. Während Skobeleff mit der letzteren indenti- fizirt werden muß, repräsentirt der Staatsrechtslehrer Pro fessor Martens an der Petersburger Universität die friedliche Strömung. Er hat auf eine Anfrage über das Auftreten Skobeleffs seine Meinung dahin geäußert, daß der General weder eine Partei repräsentire, noch gar bei der Regierung persönlichen Einfluß besitze. Aber welches auch immer seine Partei sein möge, so sei er überzeugt, daß in Ruß land und hauptsächlich in Rcgierungskreisen die Friedens partei die mächtigste ist. „Es ist wahr," heißt es am Schluß, „vatz zwei Kriegsschiffe im Kaspischen «leere „Skobeleff" und „Geok Tepe" getauft worden sind, was in Anbetracht der Feldzüge deS Generals in Mittelasien ganz natürlich ist; allein rS würbe Unrecht sein, daraus zu folgern, daß die Regierung die schürenden Reden Skobeleff's billigt. Gestatten Sie mir in der ernstesten und bestimmtesten Weise zu versichern, daß Skobeleff's jüngste Rede die höchst freundlichen Beziehungen, welche zwischen den Re gierungen von Rußland, Deutschland und Oesterreich-Ungarn bestehen, nicht verändern wird. DaS amtliche Kommunique vom 21. Februar ist der beste Beweis von dem Entschlusse der Regierung. Daß man in den deutschen maßgebenden Kreisen den General denn doch ernster nimmt, als cs diese Darstellung zuläßt, kann man aus verschiedenen in der gouvernemen- talen Presse hervortretenden Anzeichen erkennen. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Brau« in Freiberg. Dir Woche. Kaiser Wilhelm erfreut sich fortdauernd des besten Wohlbefindens und verbringt den Tag in streng geregelter Thätigkeit, während der Reichskanzler Fürst Bismarck noch immer leidend ist. Es sollen wieder neu ralgische Schmerzen sein, von denen er geplagt wird. Dieselben sind diesmal heftiger ausgetreten, als je zuvor. Seit Kurzem hat sich dazu noch eine starke Grippe gesellt. An eine Üeberstcdlung des Kanzlers nach Friedrichsruhe ist daher ernstlich nicht gedacht worden. Trotz seines Leidens arbeitet aber Fürst Bismarck sehr fleißig und gönnt sich wenig Ruhe. Er hat wiederholt beim Kaiser sich zum Vortrage anmelden lassen, war aber immer ge zwungen, noch in letzter Stunde wieder absagen zu müssen. Sobald es sein Gesundheitszustand irgend erlaubt, beab sichtigt er dem Kaiser einen längeren Vortrag über die auswärtige Lage zu halten. Man dürfte kaum fehl- greisen, in diesem Vortrage auch den Namen „Skobeleff" figurircn zu sehen. Dieser redescligc General, der mittler weile in Gatschina empfangen und zur Rede gestellt sein soll, wird jetzt zwar von der altrussischen Partei des Scheines wegen verleugnet, aber in der aesinnungsver- wandten Presse um so begeisterter gefeiert. Wir dürfen sein Auftreten nicht außer Acht lassen, wenn wir wissen wollen, wie man in den maßgebenden russischen Kreisen über das Verhältniß Rußlands zu den westlichen Nach barn denkt. Von diesem Gesichtspunkte aus gewinnt auch die Rede ein besonderes Interesse, in welcher der General zu Warschau nicht nur die Polen angetoastet, sondern auch von Neuem gegen den Westen geeifert hat. Die Rede war nicht lang, aber desto inhaltsreicher. Er äußerte sich zu den in einem Restaurant befindlichen Offi zieren also: „Meine Herren! Auf Befehl meines Kaisers bin ich wieder in meinem geliebten Vaterlande, für das wir so gerne unser Leben geben. Die verlegene westeuropäische Presse nannte mich einen Schwätzer; Ste, meine Herren, kennen mich, Sie wissen, daß ich kein «kann von vielen Worten, sondern ein Mann der That bin; nur die schamlose Frivolität unserer Feinde löste mir die Zunge. Ich befinde mich nicht mehr in dem Alter, in welchem einem der Verstand mit der Zunge davon geht: was ich sprach, war zehnmal bedacht und überlegt. Zeder gute Russe mußte so sprechen — und Sie, meine Freunde, wissen, der beste Russe ist unser Kaiser. Wie er über die große slavische Sache denkt, wissen Sie, weiß Europa, und wenn Sie mich dennoch aus Befehl unseres Kaisers hier sehen, so erblicken Sie darin eine neue Demüthiaung »on der Seite jenes Mannes, der durch Blut und Eisen ein Reich gegründet, daS nur durch russisches Blut7 und Eisen zertrümmert werden kann." An Deutlichkeit läßt diese Rede nichts zu wünschen übrig. Freilich müssen wir dahin gestellt sein lassen, ob der Inhalt treu wiedergegeben ist; aber sie entspricht un verkennbar dem Sinne Skobeleffs. Auf alle Fälle ist sie so wichtig, daß wir dieselbe nicht ignoriren dürfen. Was die innere deutsche Politik der vergangenen Woche betrifft, so erregt die Ablehnung der kirchenpoli tischen Vorlage in der Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses das meiste Aufsehen. Das ganze Gesetz wurde in der Schlußabstimmung nach vollendeter zweiter Lesung gegen die Stimmen der Deutschkonserva tiven und des Zentrumshospitanten Brüel abgelehnt. Der Reichskanzler hat sich neuerdings dahin ausgesprochen, daß er auf das Zustandekommen des Gesetzes einen großen Werth nicht lege, ihm vielmehr das Scheitern desselben ziemlich gleichgiltig sein werde. Das geringe Entgegen kommen der Kurie und der höchst mangelhafte Fortschritt der Verhandlungen Schlözer's in Rom haben unzweifel haft in den maßgebenden Kreisen Berlins große Mißstim- m»ng hervorgerufen. Der Reichskanzler soll seinem Be dauern Ausdruck gegeben haben, daß er in den Konzessio nen so weit gegangen, wie er es gethan. Das Scheitern des Kirchengesetzes dürste sonach einen entscheidenden Wendepunkt in der Frage des Ausgleiches mit Rom bilden. — Aus den Verhandlungen des Abgeordneten hauses selbst ist hervorzuheben, daß der Staatsbahn gedanke sich siegreich Bahn gebrochen. Der Ankauf von 2708 Kilometern Privatbahnen für rund eine Milliarde Mark fand am Donnerstage fast widerstandslos nach nur zweistündiger Berathung Annahme. Neu verstaatlicht werden: die Bergisch-Märkische, die Thüringer, die Berlin- GMitzer, die Märkisch-Posener, die Kottbus-Großenhainer und die Rhein-Nahebahn. Ihnen wird sich schon dem nächst die Berlin-Anhaltische Bahn zugesellen. — Aus de« Klagen, welche bei der Debatte über die Höhe der Inserate werde« bis Vormittags 11 Uhr angenom- „ men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 Ma oder deren Raum 1b Pfennige.
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