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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188203198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820319
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-19
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.03.1882
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Ä -chtn > 4-s-i : 34. Jahrgang — Sonntag, dm 19. März Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom men und betrügt der Preis für die gespaltene Zeile oder deren Raum 15 Pfennige. Ersihemt jcden Wochentag Abends 6 Uhr für den andern Tag. PretS vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., zweimonatlich 1 M. 5V Pf. u. einmonatl. 75 Pf. -1- 1 l 188^ ^SW M TLgMtt. , .->n k-,^ ft.-,;, 'n , ! Amtsblatt für dir königlichen nab städtischen Behörden za Freiberg and Brand Verantwortlicher RedaVeur Julius Braun in Freiberg. Die Woche, . . Ans dem Gebiete der auswärtigen Politik brachte uns die vergangene Woche leiste besonderen Ereignisse, viel mehr ließ die Spannung vollständig nach, welche die kriegerischen Worte Skobeleff'L^unter den europäischen Rationen hervorgcrusen hätte. Das Gerücht von der be vorstehenden Allianz Deutschlands mit der Türkei stieß sofort auf entschiedenen Unglauben. Wir zweifeln zwar nicht, daß die Pforte ohne Weiteres zum Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses mit Deutschland bereit sein würde; aber welcher Vortheil sollte aus solchem Bündnisse für uns erwachsen? Zu unserer Vertheidigung brauchen wir vorläufig die Türken noch nicht und einen Eroberungs krieg führt Deutschland nicht im Schilde. Vorthcile würde die türkische Alliance unserem Reiche also unter den jetzigen Umständen nicht bringen wohl aber Nachtheile, denn wenn zwei Staaten ein Bündniß schließen, so muß cs doch gegen ein oder zwei andere Länder gerichtet sein, und eine deutsch türkische Alliance müßte mindestens den Argwohn Ruß land, Englands und Frankreichs erwecken, drei Groß mächte, mit denen wir aber, so viel an uns ist, im Frieden zu leben gedenken. Das durch die gegenseitigen Ordens verleihungen an Herzlichkeit und Vertrauen gewonnene Berhältniß Deutschlands und der Türkei läuft daher durch aus nicht auf eine Alliance hinaus, sondern es repräsentirt nur ein vorzügliches ^Einvernehmen beider Mächte, und dieses Einvernehmen hat die uneigennützigsten Stützen, die es in der Politik geben kann. Deutschland trug gegen die Türkei während der letzten politischen Epoche niemals eine feindselige Haltung zur Schau, das deutsche Reich strebte aber auch niemals unter der Maske der Freund schaft nach türkischen Ländern oder Vasallengcbieten, wie England und Frankreich mit Cypern und Tunis cs thaten und hinsichtlich Egyptens nur auf den geeigneten Moment «arten Außerdem will Deutschland den Rest der Türkei erhalten sehen, weil über deren vollständiger Beseitigung nicht nur ein europäischer Krieg, sondern auch Folgen schwerster Bedeutung für Mitteleuropa entstehen können. Will die Türkei aber den kleinen Platz, den man ihr in Europa ließ, noch behaupten, so muß sie europäische Re formen einmal allen Ernstes in ihrem Lande durchführen. Diese Wahrheit scheint nach den Vorstellungen des deutschen und österreichischen Botschafters in Konstantinopel endlich Gehör'gefunden zu haben und wir sehen seit Jahr und Tag die türkische Regierung eifrige Anstrengungen machen, ihre Verwaltung, ihre Finanzen,' «ihr Militärwesen und «ndere Angelegenheiten nach preußischem Muster umzu- änddtu, wozu der Kaiser Wilhelm bercitwilligst dem Sultan einige Beamte und Offiziere überlassen hat, die allerdings in Koststantinopel wahre Herkulesarbeitcn vorgefunden habest^' .-m, o - . Bezüglich unftter inneren Angelegenheiten nahmen in, der letzten Woche die Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses das meiste Interesse in Anspruch.' Das Haus wurde fast ausschließlich durch die Hpeziälberathung des Kultusbudgets in Anspruch genom men und griffen die ultramontanen Redner hierbei mehrere de« Zentrum mißliebige Positionen in nachdrücklicher Weise an. Herr Di. Windthorst verlangte sogar kurzer Hand die Aufhetzung des kirchlichen Gerichtshofes, doch wurde natürlich diese Position gegen die Stimmen des Zentrums bewilligt. Ebenso wurde die Forderung von 48000 Mark für einen altkatholischen Bischof von den Zeutrumsrednern bekämpft und schließlich der Antrag des Zentrums, diese Position wenigstens von dem Kapitel „katho lische Kirchen und Geistliche" getrennt aufzuführen, gegen die Stimmen der Liberalen und der Freikonservativen genehmigt. Zu erwähnen ist noch, daß die Zcntrums- abgeordneten Reichensperger (Köln) und Windthost in oft des Humors nicht entbehrenden Redewendungen über ver schiedene angeblich unbefriedigende Zustände an deutschen Universitäten Klage führten, welche Klagen Kultusminister v. Goßler in längerer, sehr interessanter Rede zurückwics. Die Aeußerung des Abg. Windthorst, daß an der Univer sität Berlin ein „Prosessorenring" cxistire, dessen Be strebungen die Privatdozenten an ihrem Fortkommen hin derten, gab Anlaß zu einer lebhaften Plänkelei zwischen de« Abgg. Windthorst und Virchow, wobei letzterer in drastischer Weise die Angriffe Windthorst's auf den Ber liner „Profefforenring" als unbegründet zurückwies, — Hie offiziös gemeldet wird, besteht noch immer die Absicht einer parlamentarischen Frühjahrssesston des Reichstages. Die preußische Regierung will die Berathungen des Landtags zu Ostern auf längere Zeit unterbrechen und Mitte April den Reichstag zusammentreten lassen, um ihm das Tabaks monopol vorzulegen. Je mehr sich nun Stimmen für das Monopol erklären — und dies geschah in neuester Zeit in den verschiedensten Theilen Deutschlands — desto ficherer wird die Reichsregierung an ihren Plane festhalten. Eine berechtigte Freude herrschte in Oesterreich über das schnelle Nicderwerfen der Insurrektion in Süd-Dal matien und auch die in jüngster Zeit verbreiteten beun ruhigenden Gerüchte von einer Mobilisirung Montenegros werben entschieden dementirt. Ebenso soll die Sendung des General-Adjutanten Plamcnac von Cettinje nach Wien durchaus keinen politischen Zweck haben In diesen Tagen trifft nämlich die älteste Tochter des Fürsten von Monte negro, Prinzessin Zorka, auf ihrer Reise von Rußland nach Cettinje in Wien ein und hat Plamcnac lediglich den Auftrag erhalten, die Prinzessin nach Hause zu geleiten. — Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm die Be deckung des Okkupationskredits und das Finanzgcsetz für 1882 nach den Anträgen des Ausschusses an. — Mit außergewöhnlicher Spannung sicht man einem Akte der Gesetzgebung entgegen, durch den die gegenwärtig am Staats ruder sitzende Partei sich auf lange Zeit die Herrschaft sicher zu stellen sucht. Es handelt sich dabei um eine Abänderung des Watzlgesetzcs^ Der. Urheber dieser Idee, ein czechischcr Abgeordneter, vr. Zeithainer, nach dem der fragliche Gesetzentwurf getauft worden ist, hat den Antrag gestellt, die gesondert wählende Gruppe der böhmischen Großgrundbesitzer, die bisher 23 Vertreter zum Rcichsrathe kollektivisch wählte, in mehrere Abtheilungen zu zerlegen, um dadurch zu bewirken, daß in Zukunft die konservativ-czcchischen Elemente innerhalb derselben über die deutsch-zentralistischen die Ucbermacht gewinnen. Bei der augenblicklich ziemlich schwachen Majorität der Re gierung im Rcichsrathe, deren Fortbestand durch die Unterstützung der Polen bedingt wird, ist eine -derartige Abänderung, durch welche die Regierungspartei um einige zwanzig Anhänger verstärkt werden würde, von außer ordentlicher Bedeutung und es begreift sich hiernach, daß die gegnerische Partei sich mit aller Kraft gegen die Ver wirklichung dieser folgenreichen Neuerung zu wehren be müht ist. Da die Regierung jedoch auf' Seiten des An tragstellers 'steht und überdies in beiden Häusern eine ge nügende Anzahl von Anhängern besitzt, um diese nur mit einfacher Majorität durchzuführende Reform zur ver fassungsmäßigen Sanktion zu bringen, so ist es schon heute nicht mehr zweifelhaft, daß dieselbe in Kurzem Gesetzeskraft erlangt haben wird. ) In Frankreich war das gesummte politische Interesse während der letzten Woche auf zwei Dinge gerichtet: die Wahl zur Budgetkommission und auf Tunis. Erstere wird zwar erst in nächster Woche (Dienstag) vollzogen, allein die Vorbereitungen dazu fesselten die öffentliche Aufmerksamkeit im hohen Grade. Es wird sich bei dieser Gelegenheit zeigen müssen, ob Gambetta noch Anhang genug hat, um der Regierung gefährlich zu werden. Mehr noch als durch diese Wahl sieht die Regierung sich durch die tunesische Frage in's Gedränge gebracht. Die öffentliche Meinung perhorrcszirt weitere Opfer für die Behauptung der Stellung Frankreichs in Tunis und will nichts davon wissen, daß durch Schwierigkeiten in Egypten eine große afrikanische Frage geschaffen werde. Die der Regierung nahestehenden Blätter suchen denn auch nach Kräften zu beschwichtigen. Der „Temps" kann erklären, daß England und Frankreich in der egyptischen Angelegenheit vollkommen und ununterbrochen einig seien und daß sie von Deutschland und Oesterreich die aus drücklichsten Zusicherungen freundlichsten Beistandes erhalten hätten. Uebrigens sind sowohl in Tunis wie in Egypten die bisherigen Vertreter Frankreichs abberufen und die Verwaltungssysteme geändert worden. Während in Tunis der Ministerresident Roustan sowohl die politischen wie auch die kommerziellen Angelegenheiten in seinen Händen hielt, wird sein Nachfolger Campon ausschließlich mit den ersteren beauftragt werden, die kommerziellen Interessen Frankreichs in Tunis dagegen der dortige neue fran zösische Generalkonsul wahren- In Kairo mußte der französische Finanzkontrolcur Blignisres zurücktretcn, da er die politische Wirksamkeit neben dem französischen Generalkonsul auszuübcn beanspruchte. Künftig wird die politische Wirksamkeit in Egypten in den Händen lies Generalkonsuls einheitlich konzentrirt sein und unter dessen Autorität nun der neue französische Finanzkontrolcur Bredif seine Thätigkeit ausüben. Die Königin von Engläkd ist in vergangener Woche von Windsor über Paris nach Mentone abgereist, wo Ae in strengstem Inkognito am Donnerstag eintraf. Hoffentlich wird der Aufenthalt in dem herrlich gelegenen Mens^pe bald die peinlichen Eindrücke verwischen, welche das Atten tat Mac Leans in der hohen Frau Hervorrufen mußte. — Im Uebrigcn nehmen die Dinge im stolzen Albion einen ungemein schwerfälligen und trägen Gang. Der Parlamentskrieg scheint sich in eitel Dunst auflösen zu sollen, wenigstens spricht heute kein Mensch mehr von ihm. Die irische Frage steht auf dem nämlichen Punkte wie vor einem halben Jahre und die Reform der parla mentarischen Geschäftsordnung scheint ebenso versumpfen zu wollen wie die Frage der parlamentarischen Eides leistung, die durch die Bradlaugh-Affaire aktuell geworden ist. Sprunghaft und ruckweise, wie sich die Entschlüsse Gladstonc's häufig entwickelt haben, scheint auch das Charakteristische in der Politik seines Kabinets zu bilden, die augenblicklich einmal wieder darin besteht, keine zu sein. Aus den Verhandlungen der beiden Parlaments, Häuser ist nichts von Belang zu berichten. Langsam und interesselos wie. die ganze Politik schleppen auch sic, sich fort. . - , '' . ' ' In sämmtlichen Kirchen den russischen Hauptstadt wurde der 13. März — der Todestäg^dss pnglüMchdy Kaisers Alexander N. von Rußland — durch eine würdige Gcdächtnißfeier begangen. Der Kaiser selbst wohnte üift der kaiserlichen Familie dem Gottesdienste in der FestungK- kirchc bei, wo das kaiserliche Paax an den geschmückten Gräbern des ermordeten Kaisers und dessen Gemahlin ticfergriffen Gebete verrichtete. Unmittelbar nach der Feier kehrteder Czar nach Garschina , zurück Sein Bemühen, gute'Be ziehungen mit dem Berliner Hofe zu unterhalten, bekam dadurch erneuten Ausdruck, daß er sowohl dem deutschen Botschafter wie auch dem deutschen Militärbevollmächtigten in Petersburg werthvolle Andenken an den derstorheyen Czaren überreicht«. Es 'heißt immer: „Wenn die Kiksige bauen, haben die Kärrner zu thun." Wenn die Könige schenken — ja, cha fehlt der Nachsatz. Diesen Hät die Weltgeschichte noch nicht festzustcllen vermocht. — Gegen Skobeleff sind keinerlei Maßregeln ergriffen mordens!"er wohnte aber der Taufe der Großfürstin Helene Wladi mirowna in Zarskoje-Selo als gefeierter Pathenzeuge -bei. Vor einigen Tagen hat Griechenland wieder "eine Ministerkrisis durchgemacht, die damit endete, daß Herr Komundurps dem Führer der Opposition, Trikupis, Platz machte. Letzterer, ein in London erzogener Staatsmann, dem man große Bildung, staatsmännische Befähigung und viel Temperament nachsagt, soll als obersten Programm punkt eine energischere Politik gegenüber der Türkei hin- gestcllt haben. Der Sturz seines Vorgängers erfolgte, weil die bisherige Majorität sich aus Mißvergnügen und Unzufriedenheit mit seiner allzu großen Duldsamkeit gegen über der Türkei zerbröckelte. - Die egyptische Regierung hat unter der internatio nalen Dynamitfurcht sehr zu leiden. Sie bestellte jüngst eine große Quantität Dynamit in Italien, um damit die Grasbarren, welche den Nil oberhalb Chartum unfahrbar machen, zu sprengen. Die italienische Regierung, welche argwöhnte, daß etwas gegen den Suez-Kanal Schilde geführt würde, verhinderte die Verschiffung des Dynamits. Ein Versuch, den Sprengstoff aus England zu beziehen, scheiterte ebenfalls. Die Regierung hat jetzt begonnen, Dynamit selber zu fabriciren. So wird der Dynamit noch Förderer der „nationalen Arbeit". Tagesschau. Freiberg, 18. März. Bei der gestrigen Fortsetzung der Kultusdebatte im preußischen Abgeordnetcnhause kamen zwei wichtige Fragen zur Diskussion: die Gleichberechtigung der Gym nasien und Realschulen, sowie das Elcmenlar-Uuterrichts- wesen. Nachdem einige Redner die unbehinderte Zulassung der Realschul-Abiturienten zum Universilälsstudium befür wortet, erklärte der Kultusminister v. Goßler die aufge worfene Frage sür eine ungemein schwierige. Die Strö mung zu Gunsten der Realschulen sei allerdings eine sehr WWf' Feuilleton in der Beilage.
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