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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188203234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820323
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-23
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.03.1882
- Autor
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er Male: ector ber^ den Nationen schärfer als sonst schützend o ch t er. ging bekanntlich eine lange Zeit hindurch schanung dahin, daß in demselben Maße, Böller Antheil an der Entscheidung ihrer erhalten würden, auch die Beunruhigung sind bei diesem Durcheinander der am übelsten daran, denn unsere geo- 1882. Löffler. gerissen, welche zunächst der Ausfüllung bedurften. Die großartigen Erfindungen der Dampfkrast und des Eisen- lahnwesens eröffneten neue Gebiete der Thätigkeit; jedes Volk hatte also vollauf mit sich zu thun. Heute sieht die Welt ganz anders aus. Die Bevölkerung des europäischen Kontinents stieg in den letzten achtzig Jahren von 170 Millionen auf 280 Millionen; die Verkehrsmittel weckten überall Bedürfnisse, von denen man früher keine Ahnung hatte. Wir können also jetzt unmöglich mehr so gemüthlich leben, als sonst; der Kampf um's Dasein muß sich beim Einzelnen wie bei herausbildcn- Wir Deutschen Interessen natürlich die An- wie die Geschicke derselben graphische Lage bedingt es, daß wir ziemlich überall in Mitleidenschaft gezogen werden, wo die Völker wirth- schaftlich oder politisch an einander gcrathen. Außerdem äußert das Unzureichende des Raumes gerade bei uns vorwiegend seine Wirkungen. Diese Umstände sollten uns veranlassen, den Blick ein wenig über den europäischen Kontinent hinausschweifcn zu lassen und eine kräftige Kolonialpolitik nun endlich einmal in die Hand zu nehmen. Unser Erdtheil entledigt sich zw8r schon jetzt eines Theils des Ueberschusses an Kräften durch die Auswanderung. Das aber ist keine Hilfe, denn die Auswanderung von Personen, welche nicht in Verbindung mit dem Mutterlandc bleiben, bringt keine Kräftigung, sondern eine Schwächung der alten Heimath hervor. Sonst und jetzt! Ja da tritt uns noch eine andere eigenthümliche Erscheinung entgegen, die wir doch nicht ganz mit Stillschweigen übergehen wollen. Der kleine in der Gegend von Bautzen und im Sprccwald lebende Ueberrest wendischer Bevölkerung hat wohl niemals sich träumen lassen, eine Rolle in der politischen Welt zu spielen. Und doch ist dem so! In den letzten Tagen brachte die deutsche Presse ganz bestimmte Angaben über die von Rußland aus unter den Lausitzer Wenden be triebene panslavistischc Agitation. Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." würdigte die Angelegenheit sogar einer be sonderen Beleuchtung, welche auf die Stimmung, die in Berlin den russischen Jntriguen gegenüber herrscht, ziemlich sicher schließen läßt. Es wundert uns nicht, wenn panslavistischc Agitationen innerhalb des deutschen Reiches an's Licht gezogen und möglichst unschädlich gemacht werden. Wir sind eben nicht in Oesterreich, wo der Panslavismus ungestraft dem Deutschthum zu Leibe gehen darf. Wenn auch selstver- ständlich die Agitation unter den Wenden den Bestand des deutschen Reiches in keiner Weise gefährdet, so giebt es doch Dinge, die ein mächtiger Staat sich nicht gefallen lassen darf, mögen sie noch so ungefährlich sein. Wir sind auch gar nicht erstaunt, wenn von der offiziösen Presse jetzt die Lärmtrommel gerührt wird. Wohl aber befremdet es uns, daß dies erst jetzt geschieht! Denn die Agitationen der Panslavisten in der Lausitz sind nicht erst von heute und gestern. Sie dauern mindestens schon fünfzehn Jahre und wurden zeitweise auch so offen betrieben, daß Jeder sie wahrnchmen konnte. Unmöglich haben sic sich bisher der Kenntniß der Behörden entzogen. Auf dem Slaven-Kongreß in Moskau, bei dem die Pan slavisten sich ein Stelldichein gaben, war auch ein Agitator aus der Lausitz anwesend. Die Zentralstellen für die Agitation sowie ihre Organe und die Beziehungen zu Rußland kennt Jeder, der sich in der Lausitz umgcschen. Uns selbst wurden vorigen Sommer bei einem kurzen Be suche dort von einem hochachtbaren Oberpfarrer Persön lichkeiten bezeichnet, in welchen die Agitation sich konzen- trirt und die gar kein schlechtes Geschäft dabei machen. :H«a, Dona« mvi»! l chicd nach H in Gott Later, der igst Tu wahrhaft -rze ganz ew'gcn betrauert alt Geschenkt rahme am dahingc- va Wolf. nt ihrer »ollbracht stem, Witwe nk und Bk- d Vater» nuck und ner letzten Liede und gcsondcrs ;rten Ge- dergsdorf, m durch zu ehre» " tor Barth )e. Möge rel dafür Honst und jetzt. Ls wird wohl kaum Jemand bestreiten, daß unser neunzehntes Jahrhundert hinsichtlich der Entscheidungen über die Geschicke der Völker weit mehr in die Hände der letzteren gelegt hat, als je ein Zeitalter vorher. Nun chemnt hwieger- !rs alläkd« »wohl m nscheLw >me nns > gab», sprecht». Pastor Sorte am Lhrlich, die er- en Dank »andten en Dank hre a»s- ütterliche twe und ; vielen s reichen :ichc Be- AboMwents-Emlaimng. Zudem wir das geehrte Publikum zum Abonnement aus das mit dem 1. März beginnende 2. Quartal des „Freiberger Anzeiger «nd Tageblatt" höflichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, die Bestellungen auf das Blatt möglichst schnell machen zu wollen, damit wir vollständige Exemplare liefern können. Vie Expedition des „Freiberger Anzeiger". ad Th«t me ver- jierdurch Erscheint jeden Wochentag Abend» 6 Uhr für den UnHhL andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., »zweimonatlich 1 M. 50 Pf. u. einmonatl. 75 Pf. 34. Jahrgang — ...» . , — , , Inserate werden bis Vormittags l I Uhr angenom- . Domcrstag, den 23. Marz, 1882 und TagMM. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Braun in Freiberg. Warum werden also diese ziemlich bekannten Dinge erst jetzt erörtert, und warum gerade jetzt? Es will uns scheinen, man hat den Panslavisten da Mancherlei nachgesehen, was man ferner zu dulden jetzt nicht mehr für angezeigt hält. Man glaubt den Augen blick gekommen, mit den Panslavisten Abrechnung zu halten. Die Gcdulh ist zu Ende; die Reden Skobeleffs haben dem Fasse den Boden ausgeschlagen. Darin doku- mentirt sich die Schärfe und Gespanntheit der gegenwär tigen Situation. Man kann im politischen Leben gewisse Dinge sehen und nicht sehen, je nachdem. Sieht man plötzlich Dinge, die lange Zeit nicht bemerkt wurden, so ist dies ein Symptom für eine sehr gereizte Stimmung. Und mindestens lehren uns die Offiziösen das Vorhanden sein einer solchen Stimmung zwischen Berlin und Peters burg, wo sonst nur Fried' und Freundschaft herrschten. Tagesschau. Freiberg, 2S. März. Eine überraschende Nachricht kommt aus Berlin. Der Volkswirthschastsrath hat gestern mit 33 gegen 31 Stimmen das Tabakmonopol abgelehnt! Wer hätte dies wohl nach den bisherigen Abstimmungen von dieser Körperschaft erwartet? Das Votum wird nicht ohne Wirkung bleiben, denn allcrwärts im deutschen Reiche steht augenblicklich die Monopolfrage im Vordergründe der öffentlichen Diskussion. Vom politischen wie vom allgemeinen menschlichen Standpunkte aus ist dies sehr erklärlich, denn in politischer Beziehung fürchtet man in dem Monopol das Anwachsen der Staatsomnipotenz, und wirthschastlich wie menschlich greift sowohl die Frage der Entschädigungen der Tadathändler, Fabrikanten und Ar beiter als diejenige hinsichtlich der Qualität und Preise der Monopoltabake und Zigarren sehr weit und tief in unsere Volksschichten ein. Man braucht sich deshalb nicht zu wundern, wenn mehr Stimmen gegen als für das Tabakmonopol sich erheben. So sind mit ganz ver schwindenden Ausnahmen die Liberalen aller Parteien , gegen das Monopol, welches den Segnungen des freien Unternehmungsgeistes Abbruch thuc, gewiß ein begründeter Einwand, wenn man das Monopol wirthschastlicher Gründe halber einführcn wollte und nicht lediglich aus finanziellen Ursachen. Im Königreich Sachsen, unserem hochentwickelten Jndustricstaate, sind sogar alle Parteien: Liberale, Konservative und Sozialdemokraten, gegen das Monopol als einer Beschränkung der wirthschaftlichen Freiheit. In den deutschen Seestädten und namentlich in Bremen und Hamburg, wo man den Löwenantheil des deutschen Tabakhandels in den Händen hat, ist man natürlich erst recht gegen das Monopol und diese Antipathie wird fast in allen Handelskreisen getheilt. Nun tritt also auch noch der Volkswirthschastsrath zu dieser Gegnerschaft und bricht den Stab über das Monopol. Um jedoch das bittere Votum einigermaßen zu versüßen, wurde gleichzeitig eine Resolution angenommen, worin der Volkswirthschastsrath sich mit 48 gegen 18 Stimmen für eine höhere Besteuerung des Tabaks ausspricht. — Fürst Bismarck wird in allernächster Zeit, jedenfalls vor Ab lauf des Monats, nach Friedrichsruh gehen und also auch dort seinen Geburtstag feiern. Der ländliche Aufenthalt des Reichskanzlers wird wenigstens einige Wochen dauern. Es wird der „Köln. Ztg." als wahrscheinlich bezeichnet, daß der Fürst zur Zeit der bevorstehenden parlamentarischen Verhandlungen über die wichtigen Vorlagen der Gesetz gebung nach Berlin zurückkehren wird. Die Gesundheit des Fürsten ist leider feit Wochen unverändert schwankend. Im Ganzen fühlt er sich von den Nervenschmerzen, die ihn von Zeit zu Zeit peinigen, und von der Schlaflosigkeit, an der er noch immer leidet, recht angegriffen. Die Aerzte hoffen indessen, daß das Leiden durch die srischc Landluft bald gehoben werden wird. Ruhe wird sich der rastlos arbeitende Staatsmann freilich auch in Friedrichsruh nicht gönnen. — Die Verhandlungen des preußischen Ab geordnetenhauses über den Kultusctat zogen sich dies mal ungewöhnlich in die Länge, denn dieselben nahmen nicht nur die ganze vorige Woche, mit Ausnahme einer Sitzung, in Anspruch, sondern es bedurfte auch am letzten Montag noch zweier Sitzungen, um den Kultusetat endlich durch internationale Konflikte, sowie durch die Kriege aus- hören würden. Die Sache klang auch sehr plausibel. Mündig gewordene Völker, sagte man, werden sich doch in so weit auf ihren Vorthcil verstehen, daß sic sich nicht auf blutige Raufereien und Kämpfe einlassen, welche selbst nn günstigsten Falle ihnen unsägliche Verluste bringen und unter den glücklichsten Umständen noch ein nationales Unglück sind. Trotzdem sehen wir, daß heute die Beunruhigung in Europa größer ist als je vorher und daß die Opfer, welche die Völker heutzutage für die Sicherung ihrer Grenzen zu bringen gezwungen sind, viel empfindlicher drücken als zur Zeit, da lediglich dynastische Politik in Europa getrieben wurde. Die Politik der absolutistischen Monarchie ist fast niemals in den letzten zweihundert Jahre« andauernd mit so schweren Opfern verbunden ge wesen, als die jetzige Politik der Völker, die nun schon Jahrzehnte hindurch ganz Europa unter Waffen stehen heißt. Woher mag dies kommen? Das neuerdings zur allgemeinen Parole gewordene Rationalitätsprinzip, dessen thatsächliche Durchführung noch nicht überall gelungen ist, erklärt allerdings Manches, reicht aber doch nicht hin, um jene Erscheinung zu be gründen. Für ein Prinzip allein wird Geld und Blut in solchen Massen schwerlich geopfert. Nein, es handelt sich bei diesen fortwährenden Beunruhigungen auch um ««terielle Interessen, die sich in vielen Fällen ziemlich ge»a» uachrechnen lasten. Beispielsweise ist bei der orien talischen Frage, welche den wichtigsten Anlaß zu fortwäh render Beunruhigung bildet, das Nationalitätsprinzip fast 1»r nicht im Spiel, sondern ausschließlich materielle Jn- I teressen, welche die Lebensfragen von Millionen berühren- I Diese materiellen Interessen aber treten in unserer Zeit I gnade deshalb so schroff auf, weil allmählich der Raum für I die zivilisirten Völker in Europa zu eng geworden ist. i Daz ist das ganze Geheimniß! Wir alle stehen viel mehr I unter dem Einflüsse der Magenfrage, als cs bei oberfläch- I sicher Betrachtung den Anschein hat. Der Einzelne wie das Volk haben nicht mehr genügend i Ranm, sich ganz und voll auszuleben; überall stößt man I lluf sremde Interessen, welche die eigenen Wege kreuzen; I daher die ewigen Reibungen, Zusammenstöße und Beun- Ivlhjgungen. Nach den napoleonischen Kriegen in der Ichle« Hälfte dieses Jahrhunderts konnte das Leben sich I Peinlich gemüthlich abspinnen. Die Bevölkerung war ver- iMnißmäßig dünn, die Kriege hatten gewaltige Lücken
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