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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188204097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820409
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-09
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.04.1882
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und TüMblM. Amtsblatt für dir königliche» und Wüschen Behörden zu Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redakteur Iuliu« Brauu m Freiberg. . 34. 2«hr«a»s - -- - Erschktm jeden Wochentag Abend« s Uhr für den ll Inserate werden bis Vormittag« 11 Uhr angenom- 82. j Sminta«, den ». April. 1882. Bou «dslf Böttger. Dir Glocke« läuten das Ostern rin ! ' Ls athmet der Wald, die Erde treibt In aüeu Luden und Landen, ! Dvd kleidet sich lachen- mit Moose, And fromme Her-t« jubeln dareiu. Au- aus den schönen Äugen reibt Der Len) ist wieder erstanden! Den Schlaf sich erwachen- -ie Rose. Das schaffeu-e Licht, es flammt und kreist An- sprengt die fesseln-e Hülle; And über den Wassern schwebt -er Geist Anen-licher Liedesfülle. Das Osterfest. Unter den drei großen Festen, welche die Christenheit alljährlich feiert, nimmt Ostern die mittlere Stelle ein. Erinnert uns Weihnachten an die Erscheinung des Gottes sohnes aus Erden und das Pfingstfest an die Krönung feines Werkes durch die Stiftung der ersten christlichen Gemeinde, so predigt das Ostttfest die frohe Kunde von seiner Auferstehung nach dem schmachvollen Tode am Kreuze. Ist Weihnachten das Fest der Liebe, Pfingsten das Fest des Glaubens, so ist Ostern das Fest beseligen der Hoffnung. Gilt Weihnachten der frohen Ahnung, Pfingsten der beglückenden Erfüllung, so ist Ostern der Tag der Verheißung. Sprechen wir von einem Weih- nachtsabcnd, von einem Pfingsttage, so grüßen wir heute vor allem den Oster morgen. Ein seltsamer Zauber umgiebt das Geheimniß dieses Ostermorgens. Lösend und bindend, v. freiend und fesselnd, hebt es uns hoch empor über alle Erdennoth und alles Erdcnwallen in reinere Regionen. Es kettet uns wiederum fest an die Stelle, an der zu wirken uns aufgcgebcn ist. Wir empfinden beim Ton der Osterglocken, wenn wir sie nur hören wollen, den Einfluß der köstlichen Mysteriums, das uns nach oben und nach unten weist, zum Himmel streben und in der Erde wurzeln läßt. Worin ruht dieser Zauber, den der Ostermorgen auf uns ausübt und dessen Jeder thcilhaftig werden kann? In nichts Anderem, als in dem Reiz, welches alles Wer dende, alles Entstehende gegenüber dem Bestehenden auf den Menschen auszuüben vermag. Ueberall bringen wir dem Werdenden größeres Interesse entgegen als dem Ge wordenen, fesselt das sich Entwickelnde uns mehr als das schon Entwickelte, erquickt uns das Streben nach einem Ziele mehr, als die Erreichung des Zieles. Und dieser Zauber ist in der Natur der Dinge wohl begründet, denn nur Werden ist Leben, Stillstand ist Tod. Die beiden großen Gegensätze, auf denen die Welt ruht, Sein und Nichtsein, fließen in dem einen großen Worte zusammen: Werden! Das Fest des Werdens aber ist das Osterfest. Wie wir draußen in der Natur gewahren, daß es keinen Tod und keinen Stillstand giebt, daß alles Leben hicnnieden nur die Form wechselt, wenn es untergcht, und immer von Neuem wieder zu schönerem Sein ersteht, so kündigt uns auch dieses Fest die frohe Botschaft, daß unsere Existenz mit dem kurzen Erdenlaufe nicht abgeschlossen ist, sondern dem Hinabfahren in die Grube ein schöneres Auferstehcn folgt. Tritt nur hinaus in die heilige Sabbathstille des Ostermorgens! Siehe das geheimnißvolle Wehen und Weben der Natur an Baum und Strauch, auf Wiese und Feld! Höre das Schmettern der Lerche und beachte die schüchtern cmporsprosfende Knospe! Sieh, wie die Erde aus der Erstarrung erwacht und sich in Farben kleidet, wie es kein Vergehen ohne neues Erstehen giebt, wie nimmer versiegend, der Strom des Lebens durch alles Erschaffene rinnt — und empfinde ganz und voll die be glückende Osterbotschast! Sie giebt unserem Erdenlebcn seinen Inhalt, seine Stütze und sein Ziel! Tröstend und mahnend klingt sie zu uns; mit frohem Muthe und mit stiller Demuth vermag sie uns zu erfüllen! Diese Deutung aber findet der^ Mensch, wenn er durch die Osterbotschast zur rechten Erkenntniß des Werthes aller irdischen Dinge geführt wird. Die Lasten, die uns hie- nieden drücken, haben Gewalt über uns je nachdem wir unsere Erdenlaufbahn als etwas Alleinstehendes oder als Glied in einer unendlich langen Entwickelungsrcihe an sehen. Die Ziele, welche wir uns stecken, werden hoch oder niedrig sein, je nachdem wir unser Erdenleben als die einzige Form unserer Existenz anschcn oder nicht. Wie oft seufzt der Mensch unter der Bürde, die ihm auf erlegt worden ist? Wie oft zuckt das Herz krampfhaft zusammen unter den Qualen, die das Geschick uns auf- crlcgt! Ueberall, wohin wir im Mensch nlcben blicken, gewahren wir Noth und Sorgen, Kummer und Elend. Vielleicht ist das Weh, das allen Sterblichen anhaftet, gerade da am größten, wo cs sich scheu verbirgt vor den Augen Anderer. Da tönt die Osterbotschast an's Ohr: Auferstehen! Und siehe, was vordem uns so trostlos und unerträglich erschien, so lange wir cs nur an und für sich betrachteten, nunmehr wird es klein, unbedeutend und leicht, weil wir cs als kleines Glied in einer unendlich langen Kette erkannt. Rings um uns sehen wir, wie Alles im ewigen Wechsel kreist, wie alles scheinbar Todte wieder zum Leben erwacht, wie selbst die Vernichtung nichts weiter ist als der Uebcrgang zu einer neuen, höheren Stufe der Entwickelung — und nur unser Leid sollte währen, so lange wir sind, nur für uns sollte cs .einen Wandel gebend Alles was im Herbste welk und müde von uns geschieden, erwacht nach der Trennung dopp^t schön zu neuem Leben, erquickt Herz und Sinn! Nur an unseren Gräbern sollte die Liebe hoffnungslos trauern und das thränenfcuchte Auge nimmer von einem Strahle frohen Wiedersehens er hellt werden? O du kleingläubige Seele! Der Mensch, vom Weibe geboren, gleicht Der Blume — sie keimt, erblühet, erbleicht; Der Nachtwind hebet den letzten Dust So löst sich die Seele, so nimmt dich die Gruft. Trag', Welle des Todes, die Asche fort, Ich weiß: es lebt mein Erlöser dort; Er wird mich erwecken vom Tode der Zeit, Wie einst er zum Leben mich ausgcstrcut. Indem uns so die Osterbotschaft über alles Erdenleid hinwcghebt, stellt sie uns auch wiederum um so fester auf den Platz, der uns angewiesen ist. Wer für sein Wirken keinen anderen Raum kennt, als das armselige Erdenlebcn, wird bald die Erfahrung machen, daß er haltlos wie ein Rohr hin- und herschwankt. Wie vielen Enttäuschungen und Kümmernissen ist er in dem beständigen Wechsel aller Dinge ausgesetzt! Selbst im günstigsten Falle, wenn er am Ziele feiner Wallfahrt steht und alles erreicht hat, was er erreichen wollte, wie jämmerlich sieht es um ihn aus, da er alles schwinden sieht, woran sein Herz hing! Aber der Ostcrmorgen lehrt uns, daß mit diesem engen Plätzchen Erde unsere Existenz ihre Begrenzung nicht findet, daß wir darum unseren Blick von dem Flüchtigen und Vergänglichen hinweghcben sollen auf das Ewige und Bleibende! Und wie reich wird da mit einem Male unsere Wirksamkeit, wie fest unser Gang, wie hoch unser Ziel! Was wir besitzen, Niemand kann es rauben; was wir schaffen, nichts kann es zerstören! Das Auge auf das Bleibende gerichtet, achten wir nicht das Kleine und Nichtige um uns; mitten in der Endlichkeit werden wir Eins mit dem Unendlichen und flechten Unsterbliches in unser irdisches Tagewerk! Hoffe darum, bedrängte Seele, und erschließe dich ganz der beglückenden Kunde dieses Ostermorgens! Ob wir sterben oder ob wir leben, wir sterben und leben nicht mit dem Blicke auf diese kleine Erdenscholle, sondern mit dem Blicke auf die Ewigkeit, dec wir entgegenreifen zu höherer Vollendung! Die Woche. Die stille Woche, welche die Christenheit der Erinne rung an das Leiden und Dulden des Weltheilandes weiht, liegt hinter uns. Sollte sie diesmal mit besonderer, ihrer ernsten Bedeutung entsprechender Weihe begangen worden sein, so würden wir darin ein Zeichen dafür er blicken, daß die Erkenntniß der Zeit in weiteren Kreisen Platz greift. Denn wahrlich, wir haben allen Anlaß, auch in unserem öffentlichen Leben einmal eine solche stille Woche cintretcn zu lassen, bei uns selbst Einkehr zu halten, von dem Gewühl des Lebens und dem Getöse des Marktes hinweg Herz und Sinn der Betrachtung edeler Selbst verleugnung, opferwilliger Liebe und duldender Hoheit zu- zuwcnden, die diese Woche uns vor Augen führt. Wo finden wir heute die Flammen lodern, die alle Welt er wärmend und erleuchtend im Herzen des göttlichen Dulders von Golgatha brennt? Hier und da mag im Verborgenen wohl ein solches Flämmchcn glimmen, kümmerlich von dem wenigen Idealismus genährt, den der Egoismus noch übrig läßt; aber auf offenem Markte verlöscht die scharfe Zugluft die Flamme und erkältet und verhärtet die Herzen! Und wenn solche Betrachtungen nicht überall Eingang ge funden haben sollten, wäre die Woche wenigstens allent halben im öffentlichen Leben eine stille gewesen. Nach all dem Geräusch, welches die Weltgeschichte sonst zu machen beliebt, und den selten harmonischen Klängen, von denen ihr Marsch von den Posauncnbläsern der öffentlichen Meinung begleitet wird, wäre solche Stille wirklich eine Wohlthat für das Menschengeschlecht gewesen. Nun, still war die Woche wenigstens in so weit, als weniger denn sonst geredet wurde. Die Parlamente hatten alle ihre Ferien angetreten; die Abgeordneten ruhten sich bei den Penaten von ihren Anstrengungen aus. Unter solchem Einfluß machten bei uns m Deutschland selbst die beiden Fragen, die vermuthlich noch auf lange hinaus die
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