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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188205258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820525
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-25
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.05.1882
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Benmtworllicher RedaVem Iuliu- Brauu m Freiberg. Ü M2. oder deren Raum IS Mennige. —— ^Z11S. oder deren 34. Jahrgang. —— — Donnerstag, den 25. Mai. Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für dm andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2ü Pf., zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. eimnonatl. 7Ü Pf. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörde» zn Freiberg nnd Brand. Nachbestellungen auf dm anÄ für dm Mouat verdm vva sSmmtltchm Postaustatteu wie vo« der mrterzetchueleu Expedition und den bekannte« Aus gabestellen in Freiberg, Braud, Langens«, Halsbrücke LaughenverSdorf «ad Weitzeubom zum Preise vo« 75 Pf. augeaommea. kxpsä. äv8 „ssi-sib. ^nrsigsp u. Isgsdlstt". Fremdwörter und Sprachreinigung. i. Man pflegt es als eine rühmliche Eigenschaft des Deutschen zu bezeichnen, daß er für die Eigenart fremder Völker einen offenen Blick habe und sich in fremde Denk- und Anschauungsweise leicht zu versetzen vermöge. Wie so oft aber schlägt dieser Vorzug, wenn er im Uebcrmaß vorhanden ist, in einen Fehler um. Der Deutsche giebt sich fremdem Einfluß nur allzuwillig hin. Von dieser all zuwilligen Hingabe an fremden Einfluß legt eine Eigen- thümlichkeit unserer Sprache ein deutliches Zeugniß ab- das ist die zahlreiche Beimengung fremder ' Bestandtheilc. Bis zu einem gewissen Grade nimmt jede Sprache im Gange ihrer Entwicklung Worte aus fremden Sprachen auf; keine Kultursprache ist von diesem Austausch aus geschlossen. Das geschieht theils im Wechselverkehr der modernen Sprachen, theils bilden die alten Sprachen die gemeinsame Quelle, aus der für neue Begriffe der Wissen schaften, neue Erfindungen der Technik die erforderlichen Bezeichnungen hergeholt werden. Es läßt sich nun nicht leugnen, daß in beiden Beziehungen unsere Muttersprache des Guten zu viel gethan hat. Sowohl aus den beiden wichtigsten modernen Sprachen, der französischen und eng lischen, als auch aus den alten Sprachen sind eine so große Anzahl von Wörtern bei uns eingedrungen, daß diese Fremdlinge den Charakter unserer Sprache zu ver wischen drohen und somit der Schönheit derselben ent schieden Eintrag thun. Dieser Fehler freilich ist schon alt. Ein Rückblick auf die Geschichte unserer Sprache zeigt uns, daß schon in der ersten Blüthcperiode unserer Literatur im 12. und 13. Jahrhundert die Dichter nicht nur die Stoffe für ihre Gedichte zu einem guten Theile aus Frankreich über kamen, sondern mit dem nach französischem Vorbild ge pflegten höfischen und ritterlichen Wesen auch die Bezeich nungen für Waffen, Kleider, Sitten, Oertlichkeiten in großer Menge in Deutschland Eingang fanden. Von den in jener Zeit eingedrungcncn Fremdwörtern sind freilich mit dem Ritterthum selbst die meisten auch verschollen; nur wenige führen ihren Ursprung bis dahin zurück. Da hin gehört z. B. das Wort das oder, wie der Bergmann sagt, die „Revier", im Anschluß an das damals hcrüber- gcnommcne französische 1v rivisr, la riviero. Aber diesen ersten Ansturm sind noch viele andere gefolgt; die Zeit der wiedererwachendcn Pflege der alten Sprachen verband mit einer starken Neigung zur Geringschätzung der eigenen Muttersprache in den gelehrten Kreisen eine mehr und mehr überhand nehmende Gewohnheit, lateinische Brocken in deutsche Rede cinzuflechten, um derselben den Schein größerer Gelehrsamkeit zu geben. Dazu kam im Zeitalter des großen Krieges und der darauffolgenden Ueberlegen- hcit Frankreichs auf politischem wie auf geistigem Gebiete bis weit in das vorige Jahrhundert hinein eine so unbe dingte Anerkennung dieser Ueberlcgenheit, daß bei einem L-ia-moäs Deutschen die deutsche Sprache eigentlich nichts weiter darstellte, als die syntaktische Unterlage für einen im weitesten Umfange aus dem Französischen herüber- gcnommenen Wortvorrath. Freilich hat diese Thorheit zu verschiedener Zeit von vielen Seiten lebhaften Widerstand gefunden. Schon Luther kämpfte für die Reinheit unserer Sprache; und es ist bezeichnend, daß, während seine übrigen Schriften und besonders seine Briefe von lateinischen Ausdrücken durchaus nicht frei sind, seine Bibelübersetzung, dieses für unsere neu hochdeutsche Sprache grundlegende Werk, kaum ein Viertel- Hundert und zwar längst eingebürgerter Fremdwörter ent hält. Auch Fischart, Moscherosch, die Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts traten für eine Säuberung unserer Sprache von fremden Elementen ein. Freilich brachten sie bei ihren Verbesserungsvorschlägen mancherlei närrisches Zeug mit vor, und das hat vielfach dazu beigetragcn, ihre Bestrebungen einer zum Theil unverdienten Lächerlichkeit preiszugeben. Wer hätte nicht davon gehört, daß Philipp von Zesen das Fenster mit Tagcleuchter, Pistole mit Sattelpuffert habe übersetzen wollen. Und doch sind ge rade diese Uebersctzungcn ihm fälschlich angedichtet. Wohl aber hat er manche andere Ungeschicklichkeit begangen, hat Eigennamen wie Venus und Mars mit Hcldreich und Fräue, Lehnwörter wie Natur und Echo mit Zeugcmuttcr und Thalmunde verdeutschen wollen. In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts haben die Männer, die unsere deutsche Literatur sachlich von der Vorherrschaft des Franzosenthums befreiten, na türlich auch gegen die Verwälschung der deutschen Sprache durch Lehre und Beispiel zu wirken gesucht; von Lessing hören wir manch klüftiges Wort darüber. Mit besonderem Eifer aber unterzog sich dem Kampfe gegen die Fremdwörter Joachim Heinrich Campe, der in seinem „Wörterbuchc zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache ausge drungenen fremden Ausdrücke", das 1801 in erster und 1813 in zweiter Auflage erschien, den Versuch machte, alle Fremdwörter, welche der Analogie (Sprachähnlichkcit) un serer Sprache widerstreben, zu verbannen und durch Wieder belebung erstorbener alter Ausdrücke, durch Aufnahme mund artlicher Wörter und durch Neubildungen zu ersetzen. Mit seinem Bestreben schoß er über das Ziel hinaus, und in seinen Verdeutschungen ist er vielfach recht unglücklich gewesen: An- sprüchler für Prätendent, Jchsamkeit für Egoismus erregt Lächeln. Doch hat er auch manches Bleibende geschaffen; ihm verdanken wir Oeffentlichkeit, auf's Gcrathc wohl, Folgerecht für Publizität, L coux xsräu, konsequent u. a. m. Tagesschau. Freiberg, 24. Mai Die Frage, wie lange der Reichstag nach seinem am 6. Juni erfolgenden Wiederzusammentritt noch tagen wird, ist zur Zeit noch eine offene. Die vom Abgeordneten Windthorst angeregte Idee, für das Unfallversicherungs- und Krankenkassengesetz eine permanente Kommission einzu- sctzcn und dafür die Plenarverhandlungen bis zum Herbst zu vertagen, stößt in Reichstagskreisen auf so entschiedenen Widerspruch, daß ein hierauf bezüglicher Antrag durchaus keine Aussicht auf Annahme hätte. Vorläufig liegen die Dispositionen nach Ablauf der Pfingstferien so, daß der Reichstag zunächst die zweiten Lesungen der ihm vor liegenden wichtigeren Gesetzentwürfe, also diejenigen über die Gewerbeordnungs-Novelle, die Abänderung des Zoll tarifs und das Tabakmonopol, erledigen wird. Was das gegen die Vorlage über die Arbeiterunfall- und Kranken versicherung anbelangt, die in erster Lesung bekanntlich ebenfalls an eine Kommission verwiesen wurde, so scheint im Reichstage keine große Neigung vorhanden zu sein, auch diesen Gegenstand in der gegenwärtigen Session zu erledigen, es dürfte dies vielmehr der Hcrbstsession überlassen bleiben. — Nach Mittheilungen aus Friedrichsrvh ist der Reichs kanzler Fürst Bismarck durch den Ausfall der Ver handlungen und Beschlüsse der Tabak-Monopol-Kommission des Reichstages -in keiner Weise überrascht worden. Die neulich durch mehrere Blätter gegangene Notiz, wonach der Kanzler geäußert haben soll, er werde der zweiten Berathung des Plenums beiwohnen und wenn er sich müsse in den Reichstag hincintragen lassen, erweist sich, MWMWM ^«stags^ Der morgende Donnerstag wird über die Mimirer krisis im österreichische« Kabinct cnlschelden.Bekanntlch bat die Rcaicrung für das Zustandekommen des Zolltarifs in der von ihr gewünschten Fassung ihre Exfftenz ^ da ibr viel darauf ankommt, abermaliger Verhandlungen mit Ungarn, die jede Abänderung des zwischen dm runaen beider Rcichshäl tcn vereinbarten Tarifs zur Folge hab?n würde, Überhoden zu sein. .Trotzdem hat sich das österreichische Abgeordnetenhaus nicht gescheut gewisse Er leichterungen für den Gctreidcimport für einzelne Landes theile zu beschließen, die wiederum vom Hecrenhausi ver- Lstn W°L find. S, ist nöch.g d« Hollvorlage noch einmal an das Abgeordnetenhaus zu leiten, welches sich darüber schlüssig zu machen hat, ob es sich dem Willen der ersten Kammer fügen oder aber je ne ursprünglichen Beschlüsse aufrecht halten will. Bis jetzt ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß das Letztere der Fall sein wird, da die gcsammte Linke und ein Theil des von kirchlichen Rücksichten geleiteten Zentrums, welches bisher zur Regierung hielt, jedoch die von letzterer erwarteten Konzessionen nicht rasch genug zu erlangen vermochte, gegen die Regierung Front zu machen geneigt ist Allein die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß das Zentrum zuvor noch seinen Frieden mit Graf Taaffc macht, so daß sich die signalisirte Krisis in Wohlgefallen auflösen würde. — Im Gegensatz zu der gestrigen Meldung, Graf Szechen sei der Nachfolger des Herrn v- Szlavy geworden, wird heute von angeblich bcstinformirter Seite aus Pest be richtet, daß die Ernennung des Sektionschefs Kallay zum gemeinsamen Finanzminister unmittelbar bcvorstche. Die ungarische Regierung soll diese Wahl mit größter Befriedi gung ausgenommen haben. Aus der Schweiz liegt auch heute wieder eine ganze Reihe von Mittheilungen über die Eröffnung der Gott- hardbahn vor, welche sämmtlich die dort herrschende freudige Stimmung wiedcrspicgcln. An dem Luzerner Banket nahmen zirka 800 Personen theil. Zur Rechten des Bundespräsidenten saß der Minister v. Bötticher, zur Linken desselben der 86 Jahre alte Präsident des italie nischen Senats, Tccchio. Ihnen gegenüber hatten die Delcgirten der einzelnen deutschen Staaten, die Minister, Diplomaten und Bundesräthe Platz genommen. Präsident Bavier eröffnete die Reihe der Toaste mit einer Rede, in welcher derselbe aller Derer gedachte, welche das große Werk geschaffen, der Arbeiter, welche dabei ihr Leben ver loren, der Erbauer, der Staaten, welche ihre Unterstützung liehen und sich jetzt durch friedliche Arbeit, durch die Vermittelung der Gotthardbahn, näher getreten seien. Der Präsident begrüßte sodann Alle, welche zum Feste gekommen, die Deutschen, Italiener und Schweizer, und sagte: „Wir feiern ein Friedenssest, einen Triumph der Arbeit und der Wissenschaft, ein Verbrüdcrungsfest. Ich trinke auf das Wohl des deutschen Kaisers und des Königs von Italien und auf den Frieden zwischen Ger manen und Romanen." Der Direktor des Gotthard- Unternehmens, Zingg, gedachte der Männer, welche an dem Unternehmen mitgcwirkt haben, insbesondere der Bundesräthe Welti und Escher, der Ingenieure und der Tausende von Arbeitern, und sagte, der allgemeine Drang gehe nach dem Süden, wir wollen die Herzen der Italiener erobern, aber keine Länder. Derselbe trank auf die Zukunft eines großen Friedensverbandes. Der deutsche Gesandte, General v. Röder, brachte ein Hoch auf die und ihre Thatkraft aus. Der italienische Mi- mster Baccarml wies in seinem Trinkspruch darauf hin, Schweiz und Italien sich nunmehr seren. Ler Präsident des deutschen Reichs- erhob sich sodann und sagte: Der Auttche Kmser erklärte am 18. Februar 1871, „Meine Nachkommen werden Mehrer des Reiches sein für Wohl- deutck?^ Gesittung." Der Kaiser und das deutsche Reich erfreuen sich an der Vollendung des
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