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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188206042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820604
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-04
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.06.1882
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und Tageblatt Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- mm und beträgt der Dreis für die gespaltene Zell« I oder deren Raum IS Pfennige. Erscheint jedm Wochentag Abends ö Uhr für den 1 V aridem Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., -R tV T zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. einmonatl. 7ü Pf. Amtsblatt für die königlichen und Müschen Behörden z« Freiberg und Brand. Berarttwortlicher Redaktem Julius Braun i« Freiberg. 34. Jahr,»», Somtag, dca 4. Juni. Di« Woche. Diese Woche gehörte den Egyptcrn und die egyptische Frage nahm um so ausschließlicher das politische Interesse in Anspruch, als einerseits die Dinge in Kairo sich zu einer, man möchte sagen interessanten Verworrenheit ge stalteten und andererseits im klebrigen in der politischen Welt ziemliche Stille herrschte. Bei uns in Deutschland kehrten langsam die Theil nehmer von der Gotthardbahnfeier zurück, die Pfingst- fcricn des Reichstages neigen dem Ende zu; der Reichstag selbst wird zwar erst nächsten Dienstag wieder eröffnet werden, es haben jedoch bereits am Schluß der Woche einige Kommissionssitzungen stattgefundcn. In der Kom mission für die Krankenversicherung der Arbeiter erklärte sich der Abgeordnete Ebert für zwangsweise Durch führung der Krankenkassen im Sinne des Entwurfs und warnte vor zu hoher Bemessung der Geldunterstützungen; bezüglich des Sterbegeldes wünschte er einen fixirten Be trag für alle Arbeiter. Abgeordneter vr. Max Hirsch be stritt die Gefahr der Simulation, welche durch höhere Unterstützungen gefördert werden könnte. Die Kommission habe hauptsächlich zu erwägen, wie die freien Kassen unter dem Gesetz stehen würden, und da müsse England als Vorbild dienen. Die Gewerkvereine hätten Außerordent liches geleistet; nur auf diesem Boden sei Ersprießliches zu schaffen, die vorgeschlagencn Bestimmungen über Karenz zeit, Lokalisirung des Kastenwesens re. seien ungenügend. Der Bundeskommissar Geh. Rath Lohmann betonte, daß das Gesetz über die Krankenversicherung unabhängig von der Unfallversicherung zur Ausführung gelangen könne. Die freien Hilsskastcn und das Beispiel Englands dürsten uns nicht als Muster dienen, namentlich wenn man an die vielen betrügerischen Beamten der englischen Hilfskossen dächte. Herr Max Hirsch sei bedauerlicher Weise für seine Ausführungen die Beweise schuldig geblieben, den Hilss- kasscn haste u. A. auch der Mangel an, die Freizügigkeit zu erschweren. Abg. Grad führte aus, daß die freien Hilfs- kaffen nur in größeren Städten lebensfähig seien; im Elsaß seien die Arbeiter mit den Fabrik-Krankenkassen zufrieden. Hiernach plaidirtc Abg. vr. Lasker für die Gemeindever sicherung als Fortbildung des freien Hilfskassenwesens, namentlich auch um die Armenuntcistützungspflicht zu ver mindern. Den Arbeiter vor Verarmung zu schützen, sei die Unterstützung ungenügend, die freie Kassenentwickclung müsie gefördert werden. Es sei sehr zu unterscheiden zwischen Unfallhast und Unfallversicherung. Abg. Schröder (Lippstadt): Die Herren Lasker, Hirsch und Löwe beküm mern sich nicht darum, ob das Gesetz gut ist oder schlecht, sondern nur, ob die freien Hilsskastcn gut fahren, und diese dienen den Herren von der Fortschrittspartei aller dings als bequeme politische Handhabe. Für das materielle Wohlergehen des Arbeiters dienen die freien Hilfskassen aber nach ihrer ganzen Geschichte nicht. Abg. Ludwig Löwe warf die Schuld an der mangelhaften Entwickelung der freien Hilfskasten auf die schlimme wirthschaftliche Lage der letzteren. Nachdem darauf Geheimer Rath Lohmann die Erklärung abgegeben hatte, daß die Karrenzzeit lediglich gestrichen sei, weil man die Weitläufigkeiten vermeiden wolle, welche beim Umzug des Arbeiters nach einem andern Orte entstehen müssen, protestirte Abgeordneter Freiherr von Wendt gegen die Behauptungen des Herrn Lasker, daß die Versicherung in kleinen Gemeinden schwie riger ausführbar sein könne, als in größeren. Die Ab wälzung der Beiträge vom Arbeitgeber auf den Lohn des Arbeiters und umgekehrt hänge von der Zahl der freien Arbeitskräfte ab. Auch Abgeordneter Eberth vertrat die Meinung, daß die kleinen Gemeinden sich ungern zwingen lasten würden, ihren Kranken Unterstützung zu gewähren, und daß sie die gegenwärtige Armcnunterstützung vo ziehen. Speziell als Vertreter Berlins kann er erklären, daß das bestehende Hilfskassenwcscn sich sehr leicht allen Wünschen entsprechend reformiren läßt. Hiernach wurde die General- diskussion und die gestrige Sitzung geschlossen. In München fand am 26. Mai ein Sozialistenprozeß statt. Es war nämlich am 5. Februar d. I. in einem Wirthshause zu Steinhausen bei München eine größere Zahl der Sozialdemokratie angehöriger Personen bei einer Zusammenkunft durch die Pvlizeiorgane überrascht und der Behörde vorgesührt worden. Gegen diese 18 Personen wurde nun die Anklage wegen Vergehens wider die öffent liche Ordnung nach 88 128, 129 und 73 des Reichs- Strafgesetzbuches verhandelt, nachdem die Anklage gegen sämmtliche Angeschuldigte wegen Vergehens nach 8 9 des Sozialistengesetzes (Verbreitung verbotener Schriften) bereits im Laufe der Voruntersuchung fallen gelassen worden war. Indem sie den Angeschuldigten die Theilnahme an Ver bindungen, deren Dasein und Verfassung vor der Staats regierung geheim gehalten werden soll, sowie zu deren Zwecken gehört, die Vollziehung von Gesetzen durch un gesetzliche Mittel zu verhindern oder zu entkräften, nämlich den Vollzug des Reichsgesetzcs, die gemeingefährlichen Be strebungen der Sozialdemokratie betreffend, zur Last legt, stützte sich die Anklage gleichwohl auf die Annahme, daß in den gedachten geheimen Verbindungen die Verbreitung und beziehungsweise Vertheilung verbotener Schriften er folgte, sowie durch Sammlungen für die Familien der ausgewiesenen Sozialisten rc. die gesetzlich verbotene Agi tation und Organisation der Sozialdemokratie gefördert wurde. Im Besitze der Angeschuldigtcn waren einzelne sozialistische Schriften und ein Brief Bcbel's aufgefunden worden. Die Versammlung der als Vertrauensmänner der Partei zu erachtenden Angeklagten zu Steinhausen soll sich mit der Unterstützung der ausgewiesenen Sozialdemo kraten befaßt haben, und sollen auch Subskriptionslisten zu einem von Wcra Sassulitsch und Peter Lawrvff unter zeichneten Aufruf, der die Unterstützung der verfolgten Nihilisten bezweckt, vcrtheilt worden sein. Eine zweite Verbindung unter Theilnahme der Angeklagten soll im Loderer-Bräuhause und in der Birk'schcn Wirthschaft da selbst bestanden haben. Die Angeklagten stellten in Abrede, einer geheimen Verbindung angehört, planmäßige Zusam menkünfte gehabt, sowie Gelder zu agitatorischen Zwecken gesammelt, desgleichen Schriften vcrtheilt zu haben- Der Hauptzcuge, Polizeikommissair Gehret, bestätigte die Existenz und Thätigkeit geheimer Klubs der Sozialdemokraten in München nach Meinung der Anklage, auf Grund der der Polizeidircktion gewordenen Mitthcilungen und Wahrneh mungen der Polizeiorgane. Gestern, 2. Juni, wurde das Urtheil publizirt und lautet gegen einen der Angeklagten auf 6 Monate, gegen zwei andere auf je 5'/» Monate und gegen die übrigen 15 Angeklagten auf je 5 Monate Gcfängniß unter Anrechnung der Untersuchungshaft. In den Erkenntnißgründen heißt cs, der Gerichtshof habe die Ucberzeugung gcwonmn, daß sämmtliche Angeklagte Mit glieder einer in München bestehenden sozialistischen Organisation seien, welche, wie die Vorgefundenen von Wera Sassulitsch und Perer Lawroff unterzeichneten Sammellisten bewiesen, mit den Nihilisten in Verbin dung stehe. In Oesterreich ist endlich der süddalmatinische Ausstand erloschen und deshalb diese Woche die Auflösung des Hauptquartiers in Ragusa verfügt worden. — Die Maffenauswanderung der Juden aus Rußland wird nach gerade für Oesterreich unbequem, so daß es sich genöthigt sicht, gegen diese neue Landplage Schritte zu thun. Frankreich, welches sich so stark bei der egyptischen Frage engagirt hat, hat sich besonders lebhaft mit der selben zu beschäftigen gehabt. Nachdem Frcycinct ein- gcsehen hatte, daß die westmächtliche Sonderaktion, die er so verwegen und rücksichtslos eingclcitet hatte, nicht zum Ziele führe, hat er in aller Form den Rückzug angetreten. Er gesteht jetzt die türkische Einmischung in homöopathischer Dosis zu; ein türkischer Dclcgirter soll, flankirt von zwei westmächtlichen Geschäftsträgern, nach Kairo gehen, um die Ordnung herzustcllen. Sodann soll in Konstantinopel eine europäische Konferenz zur endgiltigen Schlichtung der Frage zusammentreten. Der Mann, der seine Kriegs schiffe nach Alexandrien sandte, ohne die Mächte lange zu fragen, unterwirft jetzt die Angelegenheit dem europäischen Konzert, und es ist bereits am Donnerstag in Berlin, Wien, Rom und Petersburg die Note überreicht worden, in welcher der Vorschlag der Abhaltung einer europäischen Konferenz zur definitiven Lösung der egyptischen Frage offiziell sormulirt wird. — In der französischen Dcpu- tirtenkammer gab dieser Rückzug Frcycinet's Gambetta willkommenen Anlaß, um Frcycinct auf das Heftigste an- zugrcifen. Das Resultat der am Donnerstag stattgesun- denen Jntcrpellationsvcbatte ist jedoch eine neue Nieder lage Gambetta's gewesen und hat mit dem vollständigen Triumphe Freycincts geendet, denn die Kammer votirte mit 298 gegen 70 Stimmen der Regierung ein Vertrauens votum. Die einfache Tagesordnung, für welche die Gambcttisten, die Rechte und einige Radikale stimmten, wurde mit 323 gegen 176 Stimmen verworfen, nachdem Frcycinct deren Annahme verweigerte. Die Sitzung wurde höchst erregt und dramatisch durch die Intervention Gambetta's. Als Freycinet nämlich mit ungemeinem Nachdruck erklärte, daß das heutige Ministerium niemals in eine militärische Intervention Frankreichs in Egypten cinwilligen werde, unterbrach ihn Gambetta mit der Frage: Was er denn auf dem bevorstehenden Kongreß wollte? Gambetta suchte später dies dahin auszuführen, daß Frey cinet mit jener Erklärung die Würde Frankreichs preis gegeben und damit im Borans seine Ohnm rcht auf d m Kon greß besiegelt hätte, da er das Geheimniß seiner Schwäche vorher offen ausgcliefert habe. Freycinet, auf das Tiefste gereizt über die Angriffe Gambetta's, erwiederte höchst erregt, daß er nur entschieden die isolirte Intervention Frankreichs und das eigenmächtige Schlichten der egyp- tischcn Wirren durch Frankreich zurückgewiesen hätte. Er wies sodann Namens der Regierung auf das Energischste die Abenteuer-Politik zurück, zu der die Gambcttisten Frankreich zu drängen trachteten, und wiederholte seinen Entschluß, fest im europäischen Konzert zu bleiben, dessen Entscheidungen Frankreich hinnehmen werde. Alle ferneren Redner stigmatisirten in gleicher Weise die Gambettistische Politik der Abenteuer. England, welches von vornherein einer türkischen Intervention nicht abgeneigt gewesen ist, hat natürlich den neuesten Vorschlägen Frankreichs zugestimmt und die beiden Westmächte stellen sich in den Eröffnungen, welche sie in ihrer Note vcm 1. Juni an die Kabinete von Berlin, Wien, Rom und Petersburg gemacht haben, auf den Standpunkt, daß diese Lösung im europäischen Einver nehmen, unter Wahrung des statu« quo und unter Auf rechterhaltung der bestehenden Fermane, sowie der zwischen der egyptischen Regierung und einzelnen europäischen Müch en abgeschlossenen Vereinbarungen stattfindcn müsse. Die Note verweist in diesem Sinne auf das französisch- englische Zirkular vom 12. Februar 1882, in welchem die analogen Anschauungen der Kabinete von Paris und London im Detail entwickelt wurden. Die Verhandlungen, welche derzeit über die unmittelbar einzuleitcnden Schritte zur Wahrung der Ordnung in Kairo schweben, werden parallel mit den Pourparlers über den Konferenzvorschlag weitergeführt werden. Eine Aeußerung der Pforte über ihre diesbezüglichen Intentionen ist noch nicht erfolgt, und wird man hieraus wohl den Schluß ziehen dürfen, daß die türkische Regierung sich mit sehr ernsten und entscheidenden Erwägungen be schäftigt, deren Resultat nach mancher Richtung hin Ucber- raschungen bereiten dürfte. Der Verlauf, welchen die egyptische Angelegenheit genommen, ist kurz der, daß die Entlassung des Ministeriums, welche dem Khedive durch die Vertreter der Westmächte anempfohlen wurde, die Sachlage nicht klärte, sondern nur verwirrte und den panislamitischen Bestrebungen neues Wasser auf die Mühle trieb. Das Ansehen des Schütz lings der Westmächte, des Khedive Tewfik, hat durch diesen verhängnißvollen Schritt den Gnadenstoß erhalten; er wird in den Augen der Egyptcr mehr und mehr zur Ver körperung des westmächtlichen Einflusses; Ulemas und Heer, türkische Parteigänger und Nationalpartei scheinen einig in dem Wunsche, den Khedive vom Throne zu stoßen. Frcycinet's Rechnung hat sich demnach als falsch erwiesen; von dem Augenblick an, als cs sich zeigte, daß Arabi Pascha vor den Riesenkanonen des Doppelgeschwaders nicht zitterte, hatte Frankreich das Spiel verloren. Je länger jetzt das westmächtliche Schwert den Egyptcrn über dem Scheitel schwebt, um so enger schließen sich die türkischen Elemente und das nationale Jung-Egypten an einander an, und daß die Westmächte es fertig gebracht haben, die Nationalpartei dem Sultan in die Arme zu treiben, diese eine Thatsache beleuchtet ziemlich grell den Mißerfolg der bisherigen westmächtlichen Politik. Tagesschau. Freiberg, 2. Juni. Kaiser Wilhelm empfing gestern Vormittag zum Vortrage den Polizeipräsidenten von Madai, dann den Ober-Hof- und Hausmarschall Grafen Pückler, den Hof marschall Grafen Perponcher und den Geh. Hofrath Bork, ar beitete dann längere Zeit allein und crthellte Nachmittags 2 Uhr dem Wirklichen Geheim.u Rath Hobrecht Audienz. — Der Bundesrath hat seine durch das Pfingstfest und die Theilnahme der Mitglieder an den Gotthardbahn- Feierüchkeiten unterbrochenen Arbeiten wieder ausgenom men. Die nächste Plenarsitzung soll heute Nachmittag stattfinden. — Die „Weserzeitung" bringt die Mütyeilung,
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