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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820712
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-12
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.07.1882
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M Tageblatt Inserate werden bi» BormittagS 11 Uhr angcnom. i .« men und betrügt der Drei» für die gespaltene Zeil« D oder deren Raum 15 Pfennige. Erscheint jeden Wochentag Abend« S Uhr für den 1 ! anoern Tag. Preis vterteljShrlich 2 Mart 25 Pf., V V* zweimonatlich 1 M. 5« Pf. u. etmuonall. 75 Pf. L4. Jahrgang. Mittwoch, dm 12. Juli. Amtsblatt für die königlichen aud stüdtischeu Behörden zu Freiberg mb Braud. Ben«t»«rÜicher Rsdatteur Iuliu» vrau« d, Freiberg. Freihandel und Liberalismus. In seiner jüngst auf dem national-liberalen Parteitage zu Köln gehaltenen großen Rede hat Herr v. Bennigsen schlagend nachgcwiesen, daß die viel behauptete Meinung von dem Zusammenhänge wirthschaftlicher Freiheit, d. h. des Freihandels, mit der politischen Freiheit nichts als Phrase ist. Er führte eine ganze Reihe von Beispielen dafür an, daß die Frage: ob Freihandel oder Schutzzoll? durchaus nichts mit politischen Dingen zu thun hat, und daß somit auch die von jener Frage ihren Ausgang nehmende Spaltung der national-liberalen Partei durch den Austritt der Sezessionisten in der damaligen politischen Lage durch aus nicht ihre Begründung fand. Wenn er nicht die Konsequenz zog, die sich aus diesen Sätzen ergiebt, daß nämlich die von der national-liberalen Taktik so sehr ver schiedene Haltung der Sezessionisten durch politische Er wägung nicht gerechtfertigt wird, so lag das wohl nur in den Rücksichten, die der Führer der National-Liberalen auf seine früheren Parteigenossen nehmen zu müssen glaubte. Gleichviel indcß, ob Herr v. Bennigsen diesen Punkt berührte oder nicht, wahr bleibt's doch, dc.ß die heutige schroffe Opposition gegen die Rcichsregierung aus der Feindschaft gegen die nationale Zollpolitik ihre wichtigste Nahrung zieht. Freilich werden die leitenden Gründe nicht immer offen vor Aller Augen dargelcgt- So führt man auch im politischen Leben allerhand Scheinmanövcr aus, unternimmt Angriffe an Stellen, um die es Einem gar nicht zu thun ist. Man will damit eben nur die wirklichen Absichten verdecken und den Gegner irresühren. Lange mögen jedoch alle solche Kunststückchcn nicht zu täuschen. Wer auf die letzten Jahre zurückblickt, erkennt sofort, daß der heftige Partcikampf erst von dem Augen blicke an begann, als die Zollreform auf die Tagesordnung kam. Und wer nun vollends ein wenig hinter die Koulissen des Parteilebens zu blicken Gelegenheit hat, der weiß auch, woher die Quellen fließen, welche Vie jetzt erwachte Kampfes lust gegen die Rcichsregierung speisen; woher die meisten Beiträge zu gewissen Agitationsfonds und literarischen Unternehmungen kommen; was die plötzlich entstandene und allerdings ganz gut durchgesührte Organisation der schroffen und grundsätzlichen Opposition denn eigentlich zusammenhält. Da die Masse der Wähler für solche theoretische Fragen, wie Freihandel und Schutzzoll, kaum zu interessiren ist und da die alten politischen Schlagwörter sich immer noch am kräftigsten erweisen, hielt man es für zweckmäßig, den Streit auf das politische Gebiet hinüberzuspielen. In Wirklichkeit handelt es sich aber doch nur um einen Jnteressenkampf, bei welchem der Handel, speziell derjenige der Seestädte, auf der einen, Industrie und Landwirth- schaft auf der anderen Seite stehen- Daß es schutzzöll- nerische Kaufleute und freihändlerische Landwirthe und Industrielle giebt, beweist nichts gegen die Regel, denn Ausnahmen kommen überall vor, namentlich in den Fällen, bei denen man nur mit großen Zahlen rechnen kann. Und die Thatsache, daß es sich hier um einen Jnteressen kampf handelt, erklärt auch die Erbitterung, mit welcher der Kampf geführt wird. Denn solcher Fanatismus, wie er in unseren heutigen Parteikämpfen vielfach zu Tage tritt, wird eben vorzugsweise durch die Kämpfe um In teressen erzeugt. Das ist der Punkt, an welchem die meisten Menschen kitzlichgsind. Der Deutsche vermag sich zwar manchmal auch um Prinzipien erbittert zu streiten, aber wo wäre denn das politische Prinzip, welches heute in Frage stände und dessen Wichtigkeit einen Kampf voll Erbitterung rechtfertigte? Schälen wir doch aus all den Phrasen, welche heutzutage gebraucht werden, den Kern heraus; kehren wir von all den Abschweifungen und Ausbiegungen immer wieder zur Hauptsache zurück und fragen wir nach den Thatsachen, welche vorliegen, um die überall in den Köpfen spukende politische Reaktion zu beweisen, so werden wir bald er kennen, daß immer und überall die Zollpolitik den Angel punkt bildet, um den sich die ganze Opposition dreht. Alle Versicherungen, man wolle die „ehrliche Probe" machen, man denke nicht daran, den Zolltarif schon jetzt wieder aufzuheben, helfen über die Erkenntniß nicht hinweg, daß der Zolltarif wahrscheinlich morgen schon abgeschafft würde, wenn die Freihändler heute die Macht dazu er langten. Herr von Bennigsen hat, wie schon erwähnt, über zeugend nachgewiesen, daß Zollfragen mit der Politik gar nichts zu thun haben, daß ferner Freihandel und Libera lismus durchaus nicht zusammengchören und daß endlich es schutzzöllnerischc Liberale und freihändlerische Reaktionäre allezeit gegeben hat. Trotzdem glauben wir nicht, daß die Verquickung von Liberalismus und Freihandel bald auf hören wird; denn solche hergebrachte Anschauungen sind fast unausrottbar. Der Sache des Liberalismus aber geschieht mit alledem kein Dienst. Die liberalen Frei händler sollten sich doch der Wahrnehmung nicht ganz verschließen, daß der Segen der Zollreform in immer weiteren Kreisen empfunden wird und von den entsetzlichen Folgen, die in freihändlcrischen Versammlungen und Zeit schriften prophezeit wurden, im Volke selbst nichts zu ver spüren ist. Mögen die großen Redner noch so sehr den Mund voll nehmen, mögen die freihändlerischen Blätter noch so sehr sich in Klagen über die Verthcuerung aller Lebensbedürfnisse ergehen — im Volke selbst weiß man nichts davon, daß seit 1879 alles wirthschaftliche Elend mit dem neuen Zolltarif in die Welt, gekommen ist. Im Gcgentheil sreut man sich, daß cs seitdem mit den wirthschaftlichen Zuständen Deutschlands wieder besser zu gehen ansängt. Wie nun aber, wenn wirklich einmal die fortwährenden Versicherungen aus dem freihändlerischen Lager, als ob Liberalismus und Freihandel sich deckten, in weiten Kreisen geglaubt werden? Was wird dann die Folge sein? Doch nur die, daß man allgemein das, was dem Freihandel zur Last sällt, dem Liberalismus zuschreibt. Die Ansicht würde dann Verbreitung finden, es sei eigentlich der Liberalismus an allem wirthschaftlichen Mißgeschick schuld gewesen und es lasse sich bei der Reaktion ganz gut leben. Eine solche Meinung wäre natürlich dem Liberalis mus keineswegs günstig und deshalb wäre es wohl besser, wenn sein Schifflein nicht mit dem Ballast des Manchester- thums beladen würde. Tagesschau. Freiberg, den 11. Juli. In heutiger früher Morgenstunde sind vor Alexandrien, wie uns soeben zugehende De peschen melden, die Würfel in der egypttsche« Frage gefallen. Am Sonntage wurde von dem eng lischen Geschwader aus ganz deutlich wahrgenommen, wie man die Armirungsarbeiten von Neuem aufnahm. Es wurde konstatirt, daß die Ausrüstung der in der Nähe des Hafeneingangs befindlichen Erdwerke mit Geschützen schweren Kalibers fortdauere, daß Kugeln aufgehäuft und Gräben gezogen wurden, kurz, daß die von dem englischen Admiral als eine Verletzung der völkerrechtlichen Satzun gen gekennzeichneten kriegerischen Vorkehrungen auf's Neue in's Werk gesetzt würden, obschon bekanntlich für diesen Fall ein Bombardement der Forts an gedroht worden war. Seymour hat diese Drohung zwar nicht unverzüglich aus geführt, aber alle Anstalten zur dcmnächstigen Ausführung getroffen, denn man meldete gestern, daß er damit beschäf tigt sei, an die egyptischcn Kommandeure ein Ultimatum zu richten, welches die egyptischcn Behörden des Mangels an Glaubwürdigkeit bezichtigt und die Uebcrgabc aller Forts binnen 12 Stunden verlangt. Im Weigerungs fälle werde nach Verlauf von weiteren 24 Stunden das Bombardement aus die Forts eröffnet werden. Diese Frist ist gestern Abend abgelaufen. — Auch gestern noch theilte er dem Stadtgouverneur von Alexandrien schriftlich mit, das Bombardement werde am 11. d. M- früh 4 Uhr beginnen. Ebenso notifizirte der englische Konsul den egyptischcn Mi nisterpräsidenten Ragheb Pascha die Ein stellung der Beziehungen Englands zur egyptischcn Regierung und erklärte in einem Schreiben an Derwisch Pascha diesen für die Sicherheit des Khedive verantwortlich. Die französischen Kriegsschiffe werden an dem Bombardement nicht theilnehmen. Ad miral Seymour stellte definitiv die De tails des Bombardements in der gestrigen Konferenz mit den Kapitänen der Kriegs schiffe fest. Der englische Konsul begab sich an Bord des „Monarch", um nöthigen- falls in der Nähe des Admirals Seymour zu s ein. — Kauffahrteischiffe haben den inneren Hasen verlassen und nur die französische Flotte scheint dort noch Stand zu halten. Sobald jedoch das Bombardement beginnt, wird auch sie sich zurückziehen, denn sie hat strikte Ordre, den Engländern die Arbeit allein zu überlassen Wie es heißt, wird das französische Geschwader, im Einver- ständniß mit dem englischen, sich beim ersten englischen Kanonenschuß nach Port-Said, dem Eingang zum Sucz- kanal begeben, nm diese Wasserstraße mit Beschlag zu belegen. Es wird sogar gemeldet, Admiral Konrad, der französische Geschwader-Kommandeur, habe die betreffende Ordre zum Abfahren bereits empfangen und mache sich reisefertig. Alexandria soll von den Europäern nunmehr vollständig geräumt sein. Dagegen befinden sich noch zahl reiche Europäer in Kairo und in der Umgegend, deren Leben aufs Höchste gefährdet erscheint, wenn dem Bombardement der Kampf zwischen Europa und dem Islam folgen sollte. Die Konferenz wird, wie die „Tägl. Rundschau" äußert, unter diesen Umständen aller Wahrscheinlichkeit den Senf nach Beendigung des Diners liefern. Nachdem die Krise auf den Gipfel getrieben worden und vor dem Ausbruche einer Katastrophe angclangt ist, wird der weitere Gang der Dinge wohl ohne Rücksicht auf die Konferenz erfolgen. Auffällig bleibt es und nimmt beinahe den Anstrich der Lächerlichkeit an, daß die Konferenz angesichts der Schärfung der Lage ihr Tempo immer gemächlicher werden läßt. Während in der vorigen Woche gemeldet wurde, daß am Montag die Ueberreichung der an die Pforte zu richtenden Aufforderung stattfinden werde, heißt es jetzt wieder, daß dieser Akt wohl erst Dienstags vollzogen werden soll, da die Rückäußerungen der einzelnen Kabinette über die von der Konferenz vorgeschlagenen Anträge erst Montag ein getroffen seien. Als ob die Diplomatie, wenn sic ernstlich will, nicht viel rascher zu arbeiten vermöchte! Aus dem deutsche« Reiche liegen heute Nachrichten von Belang nicht vor. Die Urwahlen zum preußischen Abgeordnetenhause sind von der Regierung jetzt definitiv auf Mittwoch den 11. Oktober, der Termin für die Wahl männerwahlen auf Mittwoch den 18. Oktober festgesetzt worden. Es bleibt also nur noch ein knappes Vierteljahr für die Agitation: Grund genug für alle Parteien, um trotz Sonnenhitze und Ferien rechtzeitig damit anzufangen. Die Ultramontanen, die schon auf ihren Lorbeern ruhen zu können glaubten, sind durch die Ablehnung des Windt- horst'schen Antrages und die lebhafte Betonung der Un möglichkeit einer Wiedereinsetzung der Bischöfe von Köln und Gnesen auf einmal gewahr geworden, daß es auch für sie noch gerathen ist, auf dem Posten zu bleiben. — Die heutige „N. A. Z." meldet: Die durch mehrere Blätter gehende Nachricht von bevorstehenden Veränderungen im Organismus der Provinzialbehördcn der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung ist, wie wir von unterrichteter Seite hören, darauf zurückzuführen, daß die eventuelle Errichtung einer kaiserlichen Ober-Postdirektion in Chem nitz und die Verlegung der kaiserlichen Ober-Postdirektion von Halle nach Merseburg, dem Regierungssitze, in Er wägung gezogen wird. — Der kaiserlich russische Gesandte am königlich sächsischen Hofe, v. Nelidow, traf gestern früh aus Dresden in Berlin ein und stieg im Hotel Royal ab. Abends 11'/i Uhr reiste derselbe nach Petersburg weiter. — Die „Ostdeutsche Post" meldet ans Bromberg den während des Wettrennens erfolgten Zusammenbruch der Preisrichter-Tribüne, auf welcher sich 40 Personen befanden. Herr Präsident Tiedemann hat einen Bein bruch, Herr von Alvenslcben-Ostrometzko eine Rückcnmarks- erschütterung erlitten.
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