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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820727
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-27
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.07.1882
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und Tag Mall. Amtsblatt für die königlichen and städtischen Behörden zu Freiberg und Braud, «erauttoarüdher RedMa» Satt»« Brau, i» Freiberg. ag Abend« 6 Uhr für den NeljährlichLMarkWM., Pf- u. etmnonatl. 7b Pf. 34. S«hr««« Domierstag, de» 27. Juli. Inserate werden bis Vormittag« 11 Uhr a men und beträgt der Drei« für die gespab oder deren Rama 1b Pfamig«. Nachbestellungen «f den für die Monate August uns September werde« do« sSmmtltcheu Postanstatten wie von der unterzeichneten Expedition ond den bekannte« Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Langenau, Halsbrücke, Längste««erSdors und Weitzenborn znm Preise von 1 Mark 50 Pf. angenommen. Lxpsck. «Iss „frsid. ^nrsigsr u. Isgsdlsii". Unsere inneren Angelegenheiten. Das Eine thun und das Andere nicht lassen! Die egyptischen Wirrnisse stehen allerdings jetzt im Vorder gründe aller politischen Unterhaltung, doch darf man des halb unsere inneren Angelegenheiten, denen es ja eben falls an Verwirrung nicht fehlt, nicht ganz vernach lässigen. Denn noch immer befinden sich die Parteiverhältnisse Deutschlands in einem Gährungsprozeffe, dessen End resultat zur Zeit noch nicht abzuschen ist. Selten aber dürfte in einer so gespannten Lage ein Parteiführer mit gleicher Unbefangenheit und Objektivität über das Ver- hältniß der politischen Parteien und ihre Berechtigung gesprochen haben, wie Herr v. Bennigsen in seiner von uns wiederholt erwähnten Kölner Rede. Er konnte so sprechen als Führer einer Fraktion, welche sich zur Auf gabe macht, zwischen den entgegengesetzten politischen Richtungen zu vermitteln und einer alle unberechtigten Einseitigkeiten meidenden Realpolitik die sichere parla mentarische Grundlage zu geben. Es ist richtig, wenn kürzlich ein offiziöses Blatt meinte, daß eine solche Mittelpartei im Grunde nicht sowohl in der gleichen Anerkennung beider Extreme, als vielmehr in dem gleichen Gegensatz gegen dieselbe ihre Existenzberech tigung zu suchen habe. Es kann nicht die Absicht einer freien Staatsverfassung sein, einen Kampf unversöhnlicher Gegensätze zu entfesseln und das Land bald der Herrschaft des einen Extrems, bald derjenigen des anderen zu unter werfen; vielmehr soll in einer fortwährenden Ausgleichung der Meinungen und Interessen eine harmonische Ent wicklung der politischen Verhältnisse verbürgt werden. Einer solchen Harmonie wird sich aber selten ein Land erstellen; das Gegengewicht ist nie ganz vorhanden. Darum ist es eine Hauptaufgabe einsichtsvoller und weiser Männer, die Störungen nach Möglichkeit auszugleichen. In gewissen Kreisen besteht heute die Neigung, diese Ausgleichung allein der Regierung zuzuweisen und aus dem Mangel jener dauernden Harmonie die Nothwendigkeit einer allweisen und allmächtigen Regierungsvorsehung zu deduziren. Das wird neuerdings sogar als konstitutionelles Erforderniß ausgegeben. Wir möchten dagegen meinen, daß nach wahrhaft konstitutioneller Auffassung in der Landesvertrctung selbst die nothwendige Ausgleichung ge funden werden muß und daß es die vornehmliche Aufgabe einer Mittelpartei ist, das Gleichgewicht dauernd zu er halten. Ist dies richtig, so ergiebt sich ohne Weiteres, daß eine starke und entschlossene Mittelpartei um so noth- wendiger wird, je stärker die Spannung der politischen Gegensätze ist. Nic mehr als jetzt, bemerkt die nationallibcralc Kor respondenz bei Erörterung dieses Themas sehr zutreffend, hatten wir nöthig, uns der Aufgaben einer Mittelparte bewußt zu bleiben. Das hindert uns aber ganz und gar nicht, zur Zurückdrängung der reaktionären Parteien die Hand links stehender Liberalen zu ergreifen. Denn welches ist die Situation? Die Regierung, welche lange Jahre von Verständigung suchenden Mittelparteien unterstützt, eine fruchtbare Politik hatte führen können, empfand es übel, auf diese Unterstützung angewiesen zu sein, und ging dazu über, die Dinge und die Parteien nach jenem oben erwähnten seltsamen „konstitutionellen" Rezept zu be handeln. Seitdem ist es immer schlechter vorwärts ge gangen. Die Gegensätze haben sich vielfach fast unheilbar verschärft, eine Verständigung wurde immer schwieriger, ohne ihre programmlose Regierungspartei, ja ohne auch nur für jeden Fall sä boe die gewünschte Mehrheit zu finden, hat die Regierung nicht nur die Liberalen großentheils dem linken Extrem genähert, sondern vor Allem auch die konservativen Elemente in extreme Regionen gedrängt, bis zu denen sie selbst ihnen nicht folgen kann. Das politisch indifferente Zentrum verstand es, die Lage auszubeuten, die Verwirrung zu vergrößern, die Re gierung zu isoliren und sich, man sage was man wolle, >is zu einem gewissen Grade der Regierungspolitik zu be mächtigen. Diese Partei, deren Macht noch lange nicht gebrochen ist, kann nur von einer Koalition mit der politi- chen Reaktion etwas erwarten. Eine Partei nun, welche ras Land vor der rücksichtslosen Herrschaft eines politi- chen Extrems bewahren will, wird nothwendig, um das Gleichgewicht zu erhalten oder wiedcrherzustcllen, auf die gegnerische Seite treten müssen. Diese Stelle würde unserer Partei im Großen und Ganzen jetzt als einer Mittelpartei angewiesen sein, auch wenn sie nicht speziell eine liberale Mittclpartei wäre. Die Offiziösen haben also Unrecht, wenn sie die National liberalen anklagen, damit ihre Existenzberechtigung aufzu geben. Sie sollten vielmehr die Methode der Regierung anklagen, welche es dahin gebracht hat, daß eine Mittel partei, um ihre Aufgabe als solche zu erfüllen, ihren Platz auf einer Seite finden muß, welche die Regierung als die vornehmlich oppositionelle betrachtet. In den Erörterungen der gemäßigten Presse fand sich in den letzten Tagen die Frage: Könnte es nicht eine Partei geben, welche ebenso real-politisch an das Bestehende anknüpft, wie ideal und energisch einem höheren Ziele zustrebt? Jawohl, es könnte sie geben, wenn die Regierung die Entwicklung nicht ge waltsam gestört hätte. Jetzt gilt es zunächst, krankhafte Mißbildungen zu verhüten, um den Keimen einer gesunden Entwicklung erst wieder Boden zu schaffen. Tagesschau. Freiberg, den 26. Juli. Nun weiß man doch, weshalb der englisch-egyptische Krieg gar nicht recht in Fluß kommen will. Es fehlt England an Soldaten. Gladstone meldete gestern un Unterhause eine Botschaft der Königin an, wonach eine Vermehrung des Heeres gefordert werden wird. Das hätte Herr Gladstone sich allerdings etwas früher überlegen müsfen. Daß ihm jetzt erst diese Erkenntniß kommt, macht das Bombardement von Alexandrien noch viel wunderbarer. Arabi kann sich bei Gladstone be danken, so viel Zeit zur Verstärkung seiner Streitkräfte zu erhalten. Schon viel zu viel kostbare Zeit ist verloren gegangen und Arabi hat dieselbe gut ausgenützt. Es ist beschämend für die englische Staatsleitung, daß sie sich selbst der einfachsten Vortheile beraubte, um eine gefähr liche Angelegenheit rasch zu Ende zu führen. Jetzt, wo Alexandrien von Wassermangel bedroht ist, muß in der arg heimgesuchten Stadt das Schrecklichste befürchtet wer den; jetzt muß man auch fürchten, daß die Araber sich Port Saids bemächtigen und daß die Europäer diesen letzten Zufluchtsort verlieren. Man kann allerdings be haupten, daß Englands Interessen in erster Reihe getroffen werden, daß Englands Stellung als Weltmacht bedroht ist, aber wenn cs Arabi gelänge, seine Pläne durch zuführen, die Revolution auch nach Syrien und Indien zu verpflanzen, dann würde zunächst für den ganzen europäischen Handel und für die ganze europäische Erwerbs-Welt eine schwere Krise entstehen. Die bestialische Grausamkeit in den Kundgebungen und Thaten Arabi's muß auf jedes menschliche Gefühl ab ¬ stoßend wirken; aber wenigstens die Aufrichtigkeit in de« Kundgebungen dieses Mannes muß man anerkennen. Wir erinnern daran, daß vor noch nicht sechs Wochen der eng lische Staatssekretär Dilke in der Parlamentssitzung den Ausspruch gethan hat, die Bewegung in Egypten ent behre des politischen Charakters; wir erinnern ferner daran, daß man es bisher von keiner Seite der Mühe werth gehalten hat, der europäischen Welt auf offi-' ziellem Wege eine ausreichende Erklärung über die gegen wärtigen Vorgänge zu bieten. Hunderte von Europäern sind schon maffakrirt worden; die Verluste des europäischen Kapitals werden nach Milliarden berechnet werden könne«. Der Suezkanal ist bedroht, der Verkehr mit Indien wird vielleicht schweren Hemmnissen ausgesetzt sein; cs sind Kriege und Verwicklungen von großem Umfange zu fürchten und dabei ist zur europäischen Welt auch noch - nicht ein Wort gesprochen worden, welches als Beweis dafür angesehen werden könnte, daß die leitenden Staats männer Europas von der Größe ihrer Mission irgendwie, eine richtige Vorstellung haben. Die Erklärungen der- enigen Staatsmänner, welche sich genöthigt sahen, vor hren Parlamenten das Wort zu ergreifen, sind durchaus nicht geeignet, die Ucberzeugung zu begründen, daß die Vertretung der europäischen Interessen kräftigen und ziel sicheren Händen anvertraut sei. Erft Arabi hat es über- - nommen, auch offiziell den Charakter des Krieges, der jetzt begonnen hat, vollkommen in's Klare zu stellen. Die Proklamation, die er erließ, lautet: „Dec Khedive begab sich nach RaS el Tin und verlangte Soldaten von den Engländern zu seiner Bewachung, und diese vertbetlte er in allen Quartieren der Stabt Er nahm auch die Minister mit sich und verhinderte dieselben, sich auf ihre Pollen zu begeben, um sie in Uebereimttmmung mit seinen Machinationen, welche gleichbedeutend mit den Absichten der Engländer sind, zu gebrauchen. Auf sein Anstiften tödteten die Engländer mit Schwert und Geschossen solche unserer Soldaten, die zur Bewachung der Stadt zurückgelassen worden, beraubte« sie ihrer Waffen und erschlugen alle unsere Truppen, auf welche sie stieben. Dieser Kbedive, dessen Leben daS Land bis zur Stunde geschont, hat sich nun dem Feinde in vem Angriffe egyptischer MoSlemS angeschlossen, und beide plündern und tödten alle Diejenigen, die in ihre Hände fallen und die Stadt betreten. Der Khedive verbringt die Nacht mit seinen Frauen auf dem Meere unter den Engländern, und bet Tage kehrt er an daS Gestade zurück, um die fortgesetzte Niedermetzlung der MoSlemS in den Straßen von Alerandnen anzubefehlen. AuS diesem Grunde erlasse ich meinen Befehl, um Euch zu glühen deren Thaten anzufcuern und Euch auszufordern, Euren reli giösen und patriotischen Eifer auSzuüben. Wisset demnach, daß das ganze Land nach wie vor unter dem Belagerungszustände bleibt, daß Ihr ermahnt werdet, meine Befehle auözufübren und denselben nicht im mindesten zuwiderzuhandeln, noch irgend welchen Gehorsam zu leisten, die nicht von mir herrühcen. Setzt die Aushebung von Soldaten und alle Rüstungen fort, wie Euch dies vorher anbefoblen worden, und alle Solche, die mir nicht gehorsam, werden sicherlich die Strafe erleiden, welche daS Militargesetz vorschreibt." Die Konferenz, welche bereits gänzlich außerhalb der Thatsachen steht, hielt am Montag Abend in Therapia unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Said Pascha eine Sitzung ab, an welcher der frühere türkische Minister des Auswärtigen, Afsym Pascha, als zweiter Vertreter der Pforte Theil nahm. Wie die „Daily News" erfahren, hat sich die Konferenz dabei mit dem Vorschläge beschäftigt, den Sultan aufzufordern, Arabi Bey durch eine Proklamation als Rebellen zu erklären. Die türkischen Kommissäre erwiederten, die Pforte fei im Prinzipe bereit, Truppen nach Egypten zu schicken. Eine Aeußerung über die Modalitäten, welche sich nach der identischen Note vom 15. d. M. an diese Sendung knüpfen würden, behielten die türkischen Kommissare sich bis zur nächsten Sitzung vor. Dieselbe ist auf heute (Mittwoch) anbcraumt worden. — Die wegen Ver schwörung gegen Arabi Bey aus Egypten ausgewiesenen Offiziere begeben sich mit Erlaubniß des Sultans sofort zum Khedivc nach Alexandrien. — Man darf gespannt sein, was der Sultan gegenüber der Aufforderung, Arabi für einen Rebellen zu erklären, thun wird. Die bisherige Politik desselben ist jedenfalls von sensationellen Ent hüllungen bedroht und die von den Engländern aufge- fangcne Korrespondenz dürfte den Beweis liefern, daß der Sultan an der Spitze der mohammedanischen Verschwörung steht. England würde vielleicht diese Enthüllungen ver meiden, um nicht die Möglichkeit eines offenen Konfliktes mit dem Sultan heraufzubcschwören, allein diese Ent hüllungen sind jetzt für England eine Nothwcndigkeit, um eine türkische Intervention unmöglich zu machen.
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