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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820726
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-26
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.07.1882
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BergerM^ und Tageblatt. Amtsblatt für die köuiglichm M Wtischm Behördeu zu Freiberg und Braud. Ber«tr»«tücher RedMem Iuliu» vru», i» Freiberg. 84. 2«be>o>. — i «rschetrtt jeden Wochentag «beut» SUH: für dm — I Inserate werdm bis Bormittag« II Uhr angenmn. - 171.! Mittwoch, des 26. Jill. 1882. ' " !S———- > — >. .. ——MW Nachbestellungen «mf de« Mr die Monule August und September werdm vo« sikmmtlichm Postaostaltev wie do« der Nnlerzeichnetm 8r-editioo v«d dm bekannte« Aus gabestellen iu Freiberg, Brand, Laugman, Halsbrücke, LanghmnerSdors und Weitzevbora zum Preise vo« 1 Mark 5V Pf. angenommen. kxpsö. ÜV8 „ssrsid. änrsigsr u. Isgsdlstt". Die Hauptstadt Egyptens. Die ungefähr vierhundert Quadratmeilen umfassenden Gefilde des Nillandes bilden mit der Hauptstadt Kairo einen köstlichen Flecken unserer Erde. Bei den Dichtern des Orients wird das Land einem Fächer verglichen, dessen diamantener Knopf Kairo heißt. Der Anblick ist nach allen Berichten von Reisenden malerisch, nicht so wohl durch die Landschaft selbst, wie durch die Staffage. Stehende Gewässer von unübersehbarer Ausdehnung spiegeln die Sonne wieder; sie sind von zahllosen Vogel schwärmen belebt. Im Winter geben sich hier die aus dem kalten Europa geflüchteten Störche und andere wohl bekannte Wandervögel ihr Stelldichein. Allenthalben sieht man nach einem dieser Reiseberichte die fleißigen Fellahs (Bauern) mit ihren Weibern und Kindern die schwarze Erde bearbeiten, aus Palmkörben das Nilwasser über die Felder ausgießen, Mistkuchen zum Brennen backen, oders auch sich mitten in der Arbeit zum Gebete niederwerfen. Hier und da erblickt man eine Karawane von Fellahs, die ihr Dorf verlassen und anderswohin übersiedeln, von ihren alten Lehmhütten das einzig Kostbare — die hölzerne Thür — mit sich nehmend. Andere Karawanen bewegen sich an bestimmten Tagen den Marktorten zu, wie Benäh und namentlich Tantah, wo ein ungeheurer Zusammenfluß von Händlern aller Art, von Taschenspielern, Volkssängern und Pilgern statt findet, welche mit dem Marktgeschäfte das Gelübde erle digen, am Grabe dieses oder jenes Volksheiligen zu beten. Palmenhaine und Luxusgärten treten, je mehr man sich der Hauptstadt nähert, an die Stelle der Baumwollen-, Mais- und Zuckerfelder; mit der Verengerung der beiden Seiten des Nil-Deltas rückt im Osten die arabische, im Westen die lybische Wüste heran; aus der letzteren ragen endlich die Pyramiden von Gizeh, am Rande der ersteren die Zitadelle mit Mehemet Ali's prachtvoller Marmor moschee zum Himmel empor. Wir sind in Kairo angelangt, Masr el Krahira, wie es die Araber nennen, eine der schönsten Hauptstädte der Welt. Davon kann man sich überzeugen, wenn man zur Zitadelle, zu jener Stelle emporsteigt, wo einst die Mameluken niedergemacht wurden. Das Stadtbild, das sich von hier aus bietet, ist von fast unvergleichlicher Schönheit und Mannigfaltigkeit. Majestätisch, dem Meere vergleichbar, wälzt der Nilstrom durch die Mitte der unten liegenden Landschaft seine gelben Gewässer, aus denen Inseln, wie das liebliche Rhoda, mit zahllosen Landhäusern auftauchen und auf denen Boote mit griechischen Segeln thalauf- und abfahren. Ueber dem Strome liegen die Pyramiden von Gizeh und weiterhin diejenigen von Sakarah. Herr liche Gärten und fruchtbare Felder säumen den Strom ein, bis derselbe in das Weichbild der Stadt tritt. Der Führer nennt alle die Prachtschlösser des Khedive, die aus dem Häusermeere auftauchcn Kasr el Nil, Gesireh, Kasr el Munir, Abdil, Kasr el Ali, und wie sie alle heißen mögen. Lustig strebt ein Wald von spitzen Minarets über mehr als vierhundert Moscheen in die Lüfte. Ein hoher Aquädukt, der die Ebene durchzieht, verleiht der Landschaft etwas vom Charakter der römischen Campagna, während die Moscheen mit den Paschagräbern und noch weit mehr die großartigen Khalifengräber am Rande der arabischen Wüste uns in die schöne Blüthezeit der arabischen Archi tektur versetzen, von welcher die in Granada erhaltene Alhambra bei all ihrer Zierlichkeit nur ein verhältnißmäßig unbedeutender Abklatsch ist. Auch auf heilige Punkte der alt- und neutestamentarischen Geschichte fällt unser Blick. Die Volksüberlieferung verbindet die am Horizonte sicht baren Windmühlen mit jenen Vorrathskammern, die einst Josef für Pharao anlegte; sie hat die Geschichte Josefs und der Potiphar, die sich im nahen Heliopolis drüben abgespielt haben soll, zu einer anmuthigen Sage umge bildet, in welcher der Ruf der egyptischen Dame auf glänzende Weise gerettet wird. Auf der Zitadelle selbst zeigt man den Brunnen, in welchen Josef von seinen grau samen Brüdern geworfen wurde. Ein Kirchlein im Kopten- Viertel Alt-Kairos überdeckt den Keller, in welchem einst Maria den Gottessohn vor feinen Verfolgern verbergen mußte, und unter einem riesigen Feigenbaum der Umgegend, heute noch der „Baum der heiligen Jungfrau" genannt, hat die Mutter Gottes im vorbeifließenden Wasser die Windeln ihres Kindleins gewaschen. In der Stadt selbst werden wir auf Schritt und Tritt an die Gestalten aus „Tausend und Eine Nacht" gemahnt. Die Handwerker und Händler in ihren kleinen Buden treiben ihr Geschäft noch mit denselben Werkzeugen wie vor Jahrhunderten; Sitten und Gebräuche sind vom Wandel der Zeit unberührt geblieben, und aus der Märchenwelt wird man nur grausam aufgeweckt, wenn man in das Frankenviertel, die Muski, tritt und jene breiten, schattenlosen Straßen und Boulevards und die Häuserkolosse erblickt, womit europäischer Ungeschmack die schönste arabische Stadt verunziert hat. Man kann es den Eingeborenen nicht verübeln, wenn sie verdrießlich über das Eindringen des ihnen so fremden europäischen Elements sich immer mehr mit ihren eigenthümlichen Vergnügungen, Tänzerinnen, Pssscnspielern und Roman- Erzählern in die abgelegenen Winkel der Stadt zurück zogen, oder ihre Unterhaltungen von der Straße in die vier Mauern ihrer Häuser verlegten. Selten mehr wurde es in den letzten Zeiten einem Europäer gestattet, Familien festen der Eingeborenen anzuwohnen. Ein Familienfest wird beispielsweise gefeiert, wenn der Sohn des Hauses es dahin gebracht hat, den Koran von Anfang bis Ende auswendig herzusagen. Auf dieses Ziel wird denn auch in allen öffentlichen Volksschulen Kairos fast ausschließlich hingcarbeitet. Stundenlang kann man die Kinder beobachten, wie sie, in frommer Scheu vor der Palmruthe des Lehrers, mit dem Oberleibe sich hin und her wiegend, laut den Koran lesen. Das Lesen des Korans mit unzähligen scholastischen Kommen taren ist auch heute noch der Hauptgegenstand des Unter richts in El-Azhar, der Kairiner Universität, der berühm testen des Morgenlandes. Hier ist noch immer die eigentliche Pflanzschule des mohammedanischen Fanatismus. Hier allein war cs schon in gewöhnlichen Zeiten für den Europäer nicht räthlich, den frommen Eifer der Studenten irgendwie zu stören. Hier gilt noch die Losung, daß der Ungläubige nichts Besseres verdiene, als den Tod. Und von hier sind auch diesmal wieder die Prediger des heiligen Krieges ausgcgangen, deren aufreizende Reden einen nur zu furchtbaren Wiederhall bei dem Straßen pöbel der Hauptstadt und der Landstädte Egyptens ge funden haben. Tagesschau. Freiberg, den 25. Juli. Man kann dem egyptischen Rebellen, wozu Arabi vom Khedive erklärt ist, die Anerkennung nicht versagen, daß er den Engländern gegenüber als ehrlicher Mann handelt. Die „Times" publizirt nämlich ein Schreiben desselben, worin er schon vor dem Bombardement dem Premier Gladstone erklärte, England dürfe versichert sein, daß der erste englische Schuß Egypten von allen Verträgen ent binden werde. Die Kontrole über die Staatsschuld werde aufhören, das Eigenthum der Europäer werde konfisjirt, die Kanäle würden zerstört, die Verbindungen abgeschnitten, von dem Fanatismus der Mohammedaner Gebrauch ge macht und der Glaubenskrieg in Syrien, Arabien und Indien gepredigt werden. Wenn Arabi jetzt diese Drohungen in die That übersetzt, so beweist er damit nur, daß er ein Mann des Wortes ist. Noch interessanter er scheint die gegenseitige Achterklärung zwischen Arabi und dem Khedive. In zwei Proklamationen wendet sich der Khedive an das Volk und an die Armee, fordert die letztere auf, Arabi den Gehorsam zu kündigen, und ver bietet dem Volke, an den nunmehr „offiziellen Rebellen" eine Steuer zu zahlen. Damit also hat der Khedive sich offen auf den Standpunkt der Engländer gestellt und mit seiner Autorität, soweit von einer solchen überhaupt noch die Rede sein kann, die kriegerischen Operationen derselbe« sanktionirt. An der thatsächlichcn Situation allerdings wird durch diese papierene Aktion des Khedive kaum etwas geändert, und so lange Arabi das Schwert führt und ihm dasselbe nicht in den Händen zerbricht, wird er sich um die gegen ihn geschleuderte Achterklärung nicht viel kümmern — höchstens, daß ihm der Weitcrgebrauch der Fiktion entzogen ist, als ob er noch immer im Namen des Khedive handle und in dessen Namen Befehle erlasse. Fraglicher aber noch, zweideutiger und kompromittirter, als sie cs bis jetzt ohnehin schon gewesen ist, wird durch diesen neue sten Akt des Khedive die Position des Sultans. Er hat Tewfik Pascha noch nicht abgesetzt, dieser ist also derzeit noch immer der rechtmäßige Bollmachtträger des Sultans in Egypten und, wenn dieser nicht seine eigene Souvcränetät m Egypten blosstellen will, muß er Tewfik formell noch immer als seinen autorisirtcn Vasallen an erkennen. Dann aber hat Arabi, indem er gegen den Khedive rebellirt, gegen den Sultan selbst rebellirt, und dieser müßte ihn in ebenso eklatanter und formeller Weise, wie cs der Khedive gcthan, als Rebellen erklären — was er doch gewiß nicht thun wird, da es ja für keinen Menschen einem Zweifel unterliegt, daß Arabi sein eigentlicher, intimer Bollmachtträger ist. Die Eng länder aber werden kaum länger gesonnen sein, diesem Doppelspiel gemächlich zuzuschauen, und aller Wahr scheinlichkeit nach hat ihr Einfluß den Khedive zu jenem kategorischen Schritt gegen Arabi und zu der Erlassung der erwähnten Proklamation gedrängt, um damit eine Handhabe zu gewinnen, von dem Sultan eine entschiedene, unzweideutige Definirnng seiner Stellung zu den egyptischen Händeln zu begehren. Daß man englischer seits zu einem solchen Vorgehen entschlossen ist, das be weist auch die gleichzeitige Meldung, daß ein aus Kon stantinopel kommendes Packetboot mit Beschlag belegt und der Kapitän desselben verhaftet worden sei, weil man ihn in Verdacht habe, geheime Briefe aus der türkischen Haupt stadt an Arabi bei sich zu führen. Die Engländer sam meln sichtlich Belege und Beweisstücke, dem Sultan den politischen Prozeß zu machen. Dabei dürfte auch ein Brief des Khedive an Admiral Seymour figuriren, von welchem das „Berl. Tageblatt" Kennlniß erhält und worin Tewfik Pascha von „dem heimlichen Schutze und jener wohl wollenden Aufmunterung spricht, welche den landesver- rätherischen Agitatoren von einer Seite zukommt, die kraft ihrer Souvcränetät berufen wäre, dem legitimen egyptischen Herrscher Schirm, Schutz und Wohlwollen angcdcihcn zu lassen." Wie dem „Berl. Tgbl." gemeldet wird, ist die Proklamation des Khedive an und nicht gegen Arabi ein langes, umfangreiches, mit Ueberrcdungskünsten und Gründen ausgestattetcs Dokument. Das Dokument er zählt, daß Arabi die Forts verloren und schmachvoll mit der Armee sich zurückgezogen habe. Der Khedive folge ihm nicht, wolle auch nicht zu ihm kommen und Arabi werde deshalb (wegen des schmachvollen Rückzugs) seines Postens entsetzt. Von einer Acchtung oder Strafe Arabi's ist in dem Dokument mit keinem Wort die Rede. Der Khedive erörtert ferner in der Proklamation die Interessen der Mächte in Egypten, besonders die über wiegenden englischen und sranzösischen und erklärt absolut sicher zu sein, daß England und Frankreich nicht beab sichtigen, Egypten zu erobern, sondern nur die Ordnung wieder herzustellen. Schließlich widerlegt der Khedive die
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