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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820809
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-09
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.08.1882
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BeMWr^a^ und Tageblatt. Amtsblatt str die königliche» md städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. LermtUsrtticher Redakteur Julin- Braun in Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abend« S Uhr für de» /V0 I andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2ü Pf., zweimonatlich 1 M. SO Pf. n. eimnonatl. 7d Pf. 34. Jahr,«»,. , — Inserate werden bi» Vormittag« 11 Uhr angenom- Mittwoch, deu 9. August. Uedcr die Ursachen des Verregnens unserer Getreide-Ernten. Wohl kein Mensch, welcher ein Herz für das Wohl und Wehe seines Volkes hat, wird sich des Gefühles des bittersten Schmerzes erwehren können, wenn er sicht, wie eine der herrlichsten Ernten, welche unser Vaterland seit langen Zeiten auf seinen Gefilden hatte, durch die Un gunst der Witterung in so hohem Grade dem Verderben preisgegeben ist. Die im Anfang und der Mitte des Juli außergewöhnlich günstige, trockene Witterung reifte Roggen und Gerste säst überall gleichzeitig, zeitigte auch Weizen und Hafer in hohem Maße, so daß allgemein mit dem Schnitt der Halmfrüchte begonnen werden mußte. Nur in vorzugsweise warm belegenen Lagen mit leichtem Boden konnte man indcß so früh mit der Ernte beginnen, um auch noch bei günstiger Witterung cinfahrcn zu können. Alles Ucbrigc aber liegt großcnthcils geschnitten draußen auf dem Felde, vom sturmgcpcitschtcn, oft wolkenbruch- artigen Regen durchweicht, dem Auswachsen der Körner und dem Verfaulen prcisgegcben. Schlimmer noch sind die Flußniederungen daran, unter denen manche einen wahrhaft traucrcrrcgenden Anblick gewähren. Von großem Jntercsfc erscheint uns ein Versuch der Wetterwarte der „Magdeburger Zeitung", an der Hand von unabweisbaren Thatsachcn über die Gründe dieser Verderben bringenden meteorologischen Erscheinungen Aufschlüsse zu geben. Die diesbezüg lichen Ausführungen bieten so viel Lehrreiches, daß wir sie in Folgendem ausführlich zum Abdruck bringen: Die außergewöhnliche Trockenheit und Milde des ver gangenen Winters hatte zunächst zur Folge, daß der Erd boden nicht, wie sonst, bis zu einer erheblichen Tiefe von dem langsam cindringcnden Schneewasser durchfeuchtet und auch abgckühlt wurde. Wenn man bedenkt, daß nicht ein einzelner Monat, sondern die ganze Reihenfolge der Mo nate November bis April, also ein volles halbes Jahr, eine übcrnormale Wärme hatte, so wird man cinschcn, daß unser Erdboden in einem außergewöhnlichen Maße tief und energisch durchwärmt worden war. Ein Beweis hicrsür sind die trotz des nicht mehr übcrnormal warmen Mai und ziemlich kühlen Juni überaus schnell reifenden Fcldfrüchtc. Nachdem der Mai und Juni mit ihren nur kurzen Kälterückfällen vorüber waren, begann mit dem höchsten Sonnenstände das trockene und heitere Sommcr- wetter. In Folge der an sich schon tiefen Durchwärmung des Erdbodens bewirkte nun diese Witterung eine höchst beträchtliche Steigerung der Temperatur, welche natur gemäß dort am höchsten werden mußte, wo die Witterung am heitersten und der Boden am wärmsten war. Diese Bedingungen fanden sich aber ganz vornehmlich über dem kontinentalen Europa und in diesem wieder in den den Meeren fernsten Gegenden, also dem mittleren Deutsch land. Hier wurde die erwärmende Wirkung der Sonnen- Einstrahlung am wenigsten durch Wolken behindert, hier mußten deshalb die höchsten Wärmegrade erreicht werden. Die nächste Folge dieser starken Erwärmung ist aber zweifellos eine energische Ausdehnung und Auflockerung der über jenen Gegenden liegenden Luftwaffen. Da die weitere Umgebung aber, besonders die Küstengcgenden, an dieser Auflockerung der Luft nicht Theil nahmen, mußte ohne Zweifel diese Auflockerung zu einem weit verbreiteten allgemeinen Aufsteigcn der erhitzten Luftwaffen führen. Hieraus aber folgte wiederum mit Nothwendigkeit ein Hineinströmen der über den Meeren und Küstengebieten lagernden Luftmassen, und zwar von allen Seiten, an welchen kältere Luft vorhanden war. Von Nordost, Nord, Nordwest, West und Südwcst setzten sich jetzt wasserdampf reiche, kühlere Luftwaffen in Bewegung nach dem heißen und trockenen Zentral-Europa, um dort den Raum cinzu- nehmcn, welcher durch das Aufsteigcn der warmen Lust frei wurde. Der mitgeführtc reichliche Wasscrdampf wurde zwar zunächst noch von der hoch erwärmten Luft aufge löst, die nachfolgenden Luftmassen selbst erhielten von dem erhitzten Erdboden noch so viel überschüssige Wärme, um gleichfalls ihren Wasserdampf noch fcstzuhalten, bildeten jedoch schon eine allgemeine Wolkendecke, welche die wci- rerc Erwärmung der Erde und Luft durch Behinderung der Sonnenstrahlung begrenzte. Der schlimmste Effekt aber, welcher durch das von verschiedenen Seiten erfol gende Einströmcn der Luft hcrvorgerusen wurde, war die Entstehung einer endlosen Zahl von kleineren, nur auf Zentral-Europa beschränkten Luftwirbeln. Durch diese Luftwirbcl wurde eine ununterbrochene Mischung ver schieden warmer, feuchter und trockener Lustmassen hcrvvr- gerufen und hierdurch zur energischen Verdichtung des Wasserdampfes meist unter elektrischen Entladungen Ver anlassung gegeben. Durchaus charakteristisch ist die Luftdruck-Bcrtheilung während dieser Rcgcnperiodc. Während vorher meist niederer Luftdruck über dem atlantischen Ozean lag, so daß die kontinentale warme Luft nach dort abflicßcn konnte, verschwinden seit der Mitte des Monats in jenen Gegenden die Depressionen mehr und mehr, um im zen tralen Europa vorzugsweise in der Forni mehrerer kleiner Luftwirbel zu erscheinen. In der ersten Zeit lagen die selben mchr in den westlichen Gegenden, schritten jedoch, dem allgemeinen Vorschrcitcn der kühleren, feuchten atlan tischen Luft entsprechend, stets mehr nach Osten zurück. Der Gang der verderblichen Rcgendcprcssion vom 28. Juli erläutert besser als alles Andere diese Vorgänge. Im Westen unseres Erdthcils hatte sich hoher Luftdruck ein gestellt, welcher, anstatt die Hoffnungen auf eine bessere Wendung der Wetterlage zu erfüllen, nur dazu beitrug, reichlichen Wasserdampf nach Deutschland hincinzuscndcn. Das Wärmegebict hatte sich demzufolge mchr und mchr nach Osten verschoben. Die nun auch von der Nord- und Ostsee energisch nachströmendc kühle und feuchte Luft be wirkte eine weitere Verlagerung desselben nach Südosten. Am 27. sehen wir einen wohl charakterisieren Luftwirbel zwischen Thorn, Breslau und Krakau; am 28. liegt der selbe erheblich südlicher zwischen Krakau, Lemberg, Buda pest und Wien; in seinem Gebiete herrschten vermöge der Niederschläge schon niedrige Temperaturen von ca. 16°, während Kijcw und Odessa im Osten noch 26° Morgens 7 Uhr meldeten. Jetzt wurden diesem Luftwirbcl auch von dem hoch er hitzten Schwarzen Mccrc wasscrdampsreiche Luftwaffen zu- gcführt, so daß derselbe vermöge der spiraligen Bahn der ihn umkreisenden Luft auf seiner nördlichen Seite die wärmste und wasscrdampfreichstc Luft haben mußte. Das Fortschrcitcn eines Luftwirbcls ist aber stets davon ab hängig, auf welcher Seite derselbe die sür seine Weiter existenz günstigsten Bedingungen findet. Warme und feuchte Luft ist nun aber stets leichter als kalte, daher wir auch diese Depression den für uns im Allgemeinen abnormen Weg nach Norden nehmen sahen. Die direkte Folge für unsere Gegenden war eine energische Ansaugung der Lust- masscn der Nord- und Ostsee, welche nun ihren vollen Wasserdampfgehalt in unserem erkalteten Deutschland in Form von gewaltigen Rcgcnmassen entluden. Welches ist nun aber das Resultat dieser allgemein meteorologischen Beobachtungen? Dasselbe lautet zwar nicht ermuthigend, läßt sich aber trotzdem nicht zurück drängen. Das jetzt herrschende regenreiche Wetter ist durch aus kein abnormes, sondern ein auf der natürlichen Wechselwirkung zwischen Wasser und Land beruhendes. Wie im Großen der mächtige asiatische Kontinent mit seinem Monsumwechsel, einer der oben erörterten durchaus analogen Erscheinung, die Wetterlage und besonders die Niederschlags-Verhältnisse beherrscht, so rust die Erwärmung des kontinentalen Europas als nothwendige Reaktion das Hineinströmen der Meeresluft und Auftreten von Nieder schlägen hervor. Das Wetter des letzten Drittels des Juli und der ersten Hälfte des August ist sür Zentral-Europa, ganz besonders für Deutschland, das durchaus normale, den natürlichen meteorologischen Verhältnissen entsprechende; Abweichungen hiervon sind vielmehr als auf außergewöhn lichen Umständen beruhende Ausnahmen zu betrachten. Gewisse Verschiebungen vor- und rückwärts sind selbstver ständlich den vorangegangenen Temperatur-Verhältnissen entsprechend nicht auszuschlicßcn, im Allgemeinen muß je doch diese Wetterlage als eine normale betrachtet werden. Wie stellt sich nun aber der am meisten geschädigte Erwcrbszweig, die Landwirthschaft, zu dieser Thatsache? Bis jetzt nahm sie den durchaus unhaltbaren Standpunkt ein, von Jahr zu Jahr auf ein günstiges Erntcwetter, d. h. auf das Eintreten der Ausnahme von der allgemeinen Regel, zu hoffen. Wenn ein erfahrener Landwirth seinen Blick rückwärts richtet, so wird er zweifellos erheblich mehr ganz oder theilwcisc verregnete Ernten in sein Ge- dächtniß zurückrufcn, als solche, welche ihm den Lohn seiner Arbeit ungeschmälert einzuziehcn gestatteten. Ja, er wird dabei bemerken, daß Jahre mit gutem, trockenem Erntc- wctter meist solche mit geringem Ertrage der Ernte waren, während umgekehrt die hoffnungsreichsten Jahre meist durch ungünstige Witterung die Ernte verkümmerten. Die Er klärung dieser Beobachtungen liegt auf der Hand: Jahre, in welchen wegen mangelnder Wärme im Frühsommer die Ernte verkümmerte, erhielten die den späteren Rückschlag hervorrufcndcn Wärmesteigerungen erst später, zur Zeit der Ernte, dann aber, wegen des schon niedrigeren Sonnen» standcs schon weniger intensiv. Jahre dagegen, wie das jetzige, mit warmem Frühjahr und frühreifer, vorzüglicher Ernte, haben ihre reaktive Regenperiode gerade in der Zeit der Ernte. Es bleiben dem gegenüber doch nur zwei Auswege. Entweder wirft sich drc landwirthschaftlichc Technik mit aller Macht auf die Ermöglichung einer Trocknung des naß cingcfahrencn Getreides, oder die Landwirthschaft be» qucmt sich dazu, ihre Aussaat um 4—6 Wochen später zu beginnen. Ob die gewiß erheblichen Kosten des ersteren, allerdings ja dann absolut sicheren Verfahrens dem enormen Verluste gegenüber, wie er z. B- in diesem Jahre die Landwirthschaft treffen muß, in die Waagschale fallen, können nur sachverständige Landwirthe selbst ent scheiden. Die in dieser Richtung an einzelnen Orten an- gestellten Versuche scheinen jedoch diese Bestrebungen zu ermuthigen. Im zweiten Falle würde allerdings eine wesentliche Verschiebung der ganzen Agrikultur-Verhältnisse cintrcten müssen, da bei einer späteren Ernte häufig Kolli sionen mit den dknn beginnenden Hackfruchtcrntcn nicht zu vermeiden sein dürften. Sehen wir doch aber in unseren nördlicheren Gegenden, z. B. in Schleswig-Holstein, zu der Zeit, in welcher bei uns die Ernte im vollen Gange ist, noch alles Getreide grün auf dem Halme stehen: und man bringt dort trotzdem die Ernte meist gut und zeitig genug ein. Ein Gleiches scheu wir in unseren Gebirgs gegenden, wo oft im September der Hafer noch völlig gÄn ist; und doch erntet man dort nicht schlechter, dem Klima und dcm Bodcn entsprechend. Eine um mehrere Wochen verschobene Bcstellzeit würde die jetzige Regenperiode dem Körncransatz zu Gute kommen lassen und die Ernte würde, anstatt in der Mitte des Juli, am Ende des August zu beginnen haben. In den weitaus meisten Fällen ist dann das Gleichgewicht zwischen der Erwärmung des Landes und Meeres wieder hergestellt, so daß auf eine aus dem Lande nach dcm Meere hin wehende Luftströmung und mit ihr auf trockenes, beständiges Wetter zu rechnen ist. Zweifellos dürfte es sich empfehlen, wenn auch nur mit einem Theile der Halmfrüchte, einmal einen derartigen Versuch anzustcllen. Tagesschau. Freiberg, den 8 August Uebcr den am Sonnabend in Egypten stattgesundenen Zusammenstoß der Engländer mit den Truppen Arabis wird weiter berichtet: Die offizielle Meldung der Engländer sagt, die englischerseits vorgenommenc Rckognoszirung sei durch in den letzten Tagen eingegangcne Meldungen von Eingeborenen veranlaßt worden, daß Arabi Pascha sich von Kafrdowar nach Damanhur zurückzuziehen beabsichtige. Die Verluste der englischen Linientruppen bei dem Re- kognoszirungsgefechte betragen 1 Lieutenant und 1 Mann todt, 7 Mann verwundet und diejenigen der englischen Marinebrigade 2 Mann todt und 22 Mann verwundet. — In eingcgangcncn Privatmcldungcn wird der Verlust der egyptischen Truppen in dem Rekognoszirungsgefechte von General Alison auf 200 bis 300 Mann geschätzt, die Zahl der Gefangenen beträgt 1 Offizier und 14 Mann. Nach den Berichten der Gefangenen und nach den Be obachtungen der englischen Offiziere bestanden die von Arabi Pascha ins Gefecht gebrachten Truppen aus 1 Bataillon des 2. Regiments gegen 1200 Mann stark, und aus 1 Bataillon Mustaphezinis, etwa 900 Mann zählend. Die von Arabi Pascha bei Kasrdowar zusammen gezogene Truppenmacht soll nach den Angaben der Ge fangenen aus 4 Regimentern Infanterie und je einem Regimcnte Kavallerie und Artillerie, sowie 4000 bis 5000 Beduinen, im Ganzen zirka 16000 Mann bestehen. Die erste Verthcidigungslinie Arabi Paschas war nicht durch eigentliche Schanzwerkc, sondern nur durch Gebüsche und Gebäude und theilwcisc durch Barrikaden geschützt. — Aus Bombay wird gemeldet: Die erste Abtheilung des für die Expedition nach Egypten bestimmten Truppen kontingents, bestehend aus dem 7. Regiment Bengal-Infanterie und dem 13. Regiment Bengal-KavaUcric, ist am 6. d. an Bord der Schiffe „Merton Hall" und „Sicily" abgcgangen. - Die gestrige Mitthcilung der „Morningpost", Lord Duffcrin habe am Freitage der Pforte ein Ultimatum gestellt, ist noch ohne Bestätigung. Nach anderwciten
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