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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820818
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-18
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.08.1882
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Den harmlosen Zuschauer bei den Vorstellungen, welche die Weltgeschichte Jahr ein Jahr aus zu geben pflegt, wandelt zuweilen ein Zweifel an, wie er das tolle Durch einander auf dieser Bühne benennen und klassifiziren soll- Ist das, was man da sieht, ein toller, ausgelassener Schwank, in übermüthiger Laune ersonnen; oder ist's eine erhaben und würdig cinherschreitende Tragödie, die uns erheben, erschüttern und läutern will? Wir wisscn's oft nicht zu sagen, so bunt laufen die Fäden durcheinander. Die Wirklichkeit läßt sich eben nur schwer schematisiren. Am häufigsten wiederholt sich diese Erfahrung in den orientalischen Angelegenheiten. Auch die jetzt auf der Tagesordnung befindliche egyptischc Frage macht keine Ausnahme. Da laufen die krassesten Gegensätze friedlich einander her, und dem Geschmack eines Jeden bleibt es überlassen, das als das Vorwiegende und Hauptsäch liche anzusehen, was ihm gerade behagt. Das in Schutt und Asche gelegte Alexandrien und die pomphafte Ankün digung des bankerotten Vizekönigs, wonach für die ent standenen Schäden Ersatz geleistet werden solle, ohne daß ein Mensch wüßte, woher der Vizckönig das Geld dazu nehmen soll — sind das nicht seltsame Dinge, die das Schicksal neben einander gestellt hat, als dürfe auch heute in der Tragödie die lustige Person nicht fehlen? Solche Gegensätze giebt es in der egyptischcn Ange legenheit vielfach. Es mag Jedem überlassen bleiben, sich heraus zu suchen, was ihm behagt. Für heute wollen wir einmal die komische Seite ins Auge fassen und zwar indem wir uns die Rollen ein wenig näher ansehen, welche die drei orientalischen Hauptakteurs in dieser Frage spielen. Die kläglichste Figur ist jedenfalls der ehrenwerthe Khedivc. In Puppenkomödicn giebt es fast immer eine Person, welche bei jeder Gelegenheit und von jedem Mit- spielendcn Prügel bekommt. Hier scheint uns der Khedive diesen Posten auszufüllen. Erst läßt sich dieser jämmer liche Nachfolger der Pharaonen ein Ministerium gefallen, das gegen seinen erklärten Willen regiert; er duldet einen offenbaren Aufrührer, Arabi Pascha, als Ministerpräsi denten. Dann läßt er von den ihm »zu Hilfe" kommen den Engländern seine blühendste Stadt in Grund und Boden schießen, begiebt sich vollständig in englische Gewalt und bequemt sich willig als Strohmann, über dessen Be deutung sich nicht einmal die Spatzen einer Täuschung hingeben! Man sollte kaum glauben, daß ein Mensch in so kurzer Zeit sich so viele moralische Fußtritte ertheilen lassen kann, wie dieser Schwächling cs gethan. Und dabei führt er in seinen Erlassen und Proklamationen eine Sprache, als fei gar nichts vorgefallen, als regiere er thatsächlich noch. Hier ist der Punkt, wo das Mitleid aufhört und der Spott als wahlberechtigt erscheint. Wenn dem Khedive seine klägliche Lage zum Bewußt sein kommen sollte, so mag ihm der Gedanke zum Trost gereichen, daß sein Gegner Arabi Pascha eigentlich keine viel glänzendere Rolle spielt. Dieser Abenteurer, der den Gläubigen vorredet, er sei der Vertreter des Sultans und die türkischen Truppen würden demnächst gemeinsam mit ihm die Fremden aus dem Lande jagen, hat sich als ein Parteigänger entpuppt, dessen Befähigung im umge kehrten Verhältnisse zu der früher in ihm vermutheten Verschlagenheit steht. Daß er nicht rechtzeitig sich der Person des Vizekönigs bemächtigte, diesen vielmehr durch sein Zaudern in den Stand setzte, zu den Engländern zu gehen und ihnen dadurch den Vorwand gab, unter der Flagge des rechtmäßig regierenden Khedive ihre eigene Herrschaft in Egypten zu ctabliren, war schon ein arger Fehler. Noch viel schlimmer aber ist, daß er ruhig eine Verstärkung der Engländer nach der anderen landen läßt und in aller Gemüthlichkeit von seinen Verschanzungen aus zusieht, anstatt sich rechtzeitig auf sie zu werfen und zu zerreiben. Man konnte eine Zeit lang Arabi Pascha für einen kühnen, energischen Heerführer halten, der wohl fähig wäre, die Gewalt an sich zu reißen; nach dem aber, was man bis jetzt von ihm gesehen, kommt man zu dem Schluffe, daß er ein ganz gewöhnlicher Abenteurer ist, dessen augenblickliche Stellung sich nur durch einen unge wöhnlichen Grad von Dreistigkeit und ferner daraus er klären läßt, weil die anderen egyptischen Größen noch viel unbedeutender sind. Der Beherrscher der Gläubigen, der Sultan Abdul Hamid, spielt eine nicht viel glänzendere Rolle. Freilich erfordert die Gerechtigkeit hinzuzufügen, daß er sic nur gezwungen spielt und er verhältnißmäßig am wenigsten dafür kann, wenn er keinen imponirenden Anblick gewährt. Es ist für ihn kein beneidenswerthes Geschick, Arabi Pascha erst seinen Osmanieh-Orden zu verleihen und später auf Veranlassung der Engländer den Dckorirten für einen Rebellen zu erklären; es ist kein beneidenswerthes Loos, die eigenen Truppen unter den Befehl der Engländer zu stellen und für diese die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen. Als Nachfolger der Khalifen hätte er am liebsten den heiligen Krieg proklamirt und die Giaurs (Ungläubigen) aus dem Lande gejagt. Unter dem Drucke Englands läuft er jetzt Gefahr, sich mit seinen Gläubigen in Zwiespalt zu setzen. Freilich kann er, wie gesagt, am wenigsten dafür; die europäischen Mächte haben das Meiste dazu gethan, um diese klägliche Situation hcrbcizuführen. Aber kläglich bleibt sic darum doch und der Sultan wird die Wunden, die seinem Ansehn geschlagen worden sind, schwerlich ganz heilen können. So ist also der Anblick kein sonderlich großartiger, welchen die drei im Mittelpunkt der egyptischen Angelegen heit stehenden orientalischen Größen gewähren. Wenn man bedenkt, daß vor den Vorfahren derselben Leute, die jetzt zum Spielball und Spott Europa's geworden sind, noch vor ein paar hundert Jahren die Welt zitterte, so kommen uns seltsame Gedanken über den Wechsel mensch lichen Geschicks. Totale Heruntergekommenheit, aber ohne die Mitleid einflößendc Würde, welche damit verbunden sein kann — das ist der Eindruck, den man von diesen orientalischen Größen bekommt. Tagesschau. Freiberg, den 17. August. Die rückschrittliche Bewegung, welche im deutschen Reiche unter dem konservativ-klerikalen Bündnisse nach der Herrschaft ringt, hat sich im Reichstage besonders in der Bekämpfung der Gewerbefreiheit kundgegeben. Man muß der Reichsregierung die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie dem reaktionären Andrängen bisher nur sehr vor sichtig und mit einem gewissen Widerwillen nachgegeben hat. Um so eifriger aber pflegen die ihr nahestehenden Preßorgane den gegen die bestehende Gewerbeordnung gerichteten Bestrebungen unter die Arme zu greifen. Alle Klagen über angeblich höchst verderbliche Wirkungen der Gewerbefreiheit finden in denselben die freundlichste Aufnahme; vergebens aber sucht man nach einem Worte des Tadels über den maßlosen Unverstand, der in den Forderungen der Gegner dieser Freiheit nur zu oft zu Tage tritt. Man betrachtet die Gewerbeordnung von 1869 als ein Werk des „Manchestcrthums", und damit ist selbst verständlich jedem Angriffe ohne Unterschied Thür und Thor geöffnet. Solcher Verschiebung und Verdunkelung der wirk lichen Verhältnisse gegenüber ist es gut, ab und zu eine außerhalb des Partcitrcibcns stehende Stimme zu ver nehmen. Die „Nordd. Allg- Ztg." hat neulich dem von Professor G- Schönberg herausgegebencn „Handbuch der politischen Oekonomic" einen sehr wohlwollenden Artikel gewidmet; man darf also überzeugt sein, daß das gouvcrncmcntalc Blatt Herrn Schönberg zum min desten nicht als einen Parteigänger des „Manchestcr thums" betrachtet. In der von dem Herausgeber selbst verfaßten Abtheilung über das Gewerbe findet sich nun auch eine Kritik der Folgen der Gewerbcfreiheit. Wenn dabei nicht nur Vortheile, sondern auch Nachtheile dieser Freiheit aufgezählt werden, so wird damit Niemandem etwas Neues gesagt. Kein verständiger Vertheidiger der Gcwerbefreiheit leugnet die Schattenseiten derselben; die dem Systeme zu Grunde liegende Anschauung ist nur die, daß die Lichtseiten die Schattenseiten überwiegen, daß außerdem die lctzreren durch zweckmäßige Einrichtungen zum größten Theil beseitigt oder wenigstens gemildert werden könne». Wie steht Schönberg zu dieser Anschau ung? Die Klagen der Gegner ertönen am lautesten über angebliche Benachtheiligung der Konsumenten. In dieser Beziehung urtheilt Schönberg über die Gewerbefreiheit: Sie zwingt in der Regel die Unternehmer auch in ihrem eigenen Interesse, dem Interesse der Konsumenten: die Waaren reip. Leistungen nach Bedarf und möglichst bequem, mannig faltig, brauchbar und preiswerth zu erhalten, zu entsprechen, aber sie bietet allerdings auch keine Garantie mebr für die Güte, die Qualität, die PceiSwürdigkeit der Waaren. Der Konsument muß selber prüfen und ist, wenn er dies nicht thut oder nicht kann, der Gefahr der Benachtheiligung ausgesetzt. Eine schlechte Volks- oder Klassensitte, beim Erwerb nur auf die Billigkeit der Waare, nicht aus ihre Qualität zu sehen, erhöht diese Ge fahr iür die Konsumenten und die thatsächliche Benachtheiligung derselben. Hiergegen Vie Konsumenten, deren Scha den ihre eigene Schuld ist, zu schützen, kann nicht die Aufgabe der Staatsgewalt jein. Dagegen giebt eS Waaren, bet welchen die Käufer auch trotz aller Vorsicht daS richtige Gewicht resp. die angebliche Qualität nicht prüfen können; wo dies der Fall, erscheint der Schutz, soweit er ausführbar, an sich gerechtfertigt und um so mehr geboten, alö diese Lage der Konsumenten bei der Freiheit von unreellen Unternehmern ausgebeutet wird. Ebenso muß eS als eine all gemeine Pflicht des Staates hingestellt werden, Vie Konsumenten vor dem bei der Gewerbcfreiheit möglichen Verkauf gesundheits schädlicher und gefälschter Waaren durch Verbot und eventuelle Bestrafung desselben zu schützen. Von den Nachthcilcn der Gcwerbefreiheit für die ge werbliche Bevölkerung sagt Schönberg: „Nicht zu ver meiden ist, daß die Gcwerbefreiheit den Untergang zahl reicher Handwcrkszweige durch die Fabrik-Industrie herbei führt und zahlreiche kleine und mittlere Unternehmer durch große in ihrer Selbständigkeit und Konkurrenzkraft gefährdet. Jener Untergang, ein Uebel unzweifelhaft für die Betroffenen, ist eine nicht zu hindernde Folge des wirthschaftlichen Fortschritts und der rationellen Gestaltung der Volkswirthschaft; dieser Gefahr können jedoch die Gefährdeten auf dem Wege der Selbsthilfe durch genossen schaftliche Verbindungen begegnen." Im Uebrigen be zeichnet er den Umfang dieser Uebelstände als „häufig sehr überschätzt". Sein Schluß-Urtheil lautet: „So hat unleugbar die Gewerbcfreiheit neben ihren Vorthcilen ihre Nachtheile, aber die Vortheile sind doch für Industrie- Völker weitaus so überwiegend, daß sie deshalb „für diese als die richtige Rechtsordnung erscheint." — Die Ueber- siedclung des Prinzen Karl von Kassel nach Wilhelms höhe erfolgte gestern Vormittag um 10 Uhr mittelst Equipage, worin der Prinz aufrecht neben dem Leibarzt Valentini saß. Der ganze Weg wurde nur im Schritt zurückgclegt. Der'Prinz wurde von der Bevölkerung überall ehrerbietig begrüßt und dankte lebhaft. In Wil helmshöhe ist ein Aufenthalt von 3 Wochen in Aussicht genommen. — Im Anthropologenkongreß zu Frankfurt a. M. sprach gestern Prof. v. Rau über Pflug, Steubürger (Frank furt) über Lazar, Geigers über sprachlich-anthropologische Forschungen, Max Flesch über mikroccphale Kinder, Mehlis, Naue, Schaffhausen, Tischler über Ausgrabungen, Virchow über anthropologische Erfahrungen in Kaukasien; Wilser (Karlsruhe) erklärte unter Widerspruch Henning's die selten und Germanen sür nahverwandt. Das nächste Jahr wird die Versammlung in Trier stattfindcn. Zum ersten Vorsitzenden wurde Virchow, zum zweiten Lucä, zum dritten Schaffhausen gewählt. Die Sitzungen wurden darauf geschlossen. Zu Ehren der Kongreß- Mitglieder fand am Abend Festvorstellung im Obern- jause statt. In österreichische« Blättern macht ein Hirtenbrief die stunde, den der neucrnanntc Bischof von Leitmcritz er- asscn und welcher von so humanen Ansichten Zeugniß giebt, daß man der Diözese zu ihrem neuen Obcrhirten aufrichtig gratulircn kann. vr. Schöbt erinnert in seinem Hirtenbriefe, daß er armer Leute Kind sei und die Noth und das Elend kennen gelernt habe, und daß er daher auch sür srcmde Noth ein empfängliches und liebevolles Herz besitze. „Ich werde, das verbürge ich Euch", sagt er, „im bischöflichen Amte keine Schätze sammeln, welche der Rost und die Motten verzehren, sondern solche, welche
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