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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820830
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-30
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.08.1882
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Erschtim je»«Wochmt»g «bald»a Uhr s»r »« andern Taz. Preis vierteljährlich 2 Mart 2ü M, v V— V » > zweimonatlich 1 M. SO Pf. n. einmonatl. 7» Pf. Jnferate werd« bis Vormittags 11 Uhr angenom» - mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile D oder deren Raum IS Pfennige. S4. Jahrgang. Mittwoch, deu 3V. August. reiß ergerM^ia^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königliches M städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. Ber«tw*MÜHtt Redakteur Julius Brau» iu Freiberg. Nachbestellungen auf deurstkvrxvr Vaxoblatt- für deu Monat September werde« vou sSmmtlicheu Postasstalteu wie vou der unterzeichneten Expedition und deu bekannter» Aus gabestelle» tu Freiberg, Braud, Laugeuau, Halsbrücke, Laugheunersdors uud Weiheuboru zum Preise vou 75 Pf. angenommen. Lxpkü. ÜS8 „ffvib. ^ureigen u. 7sg6blstt". Oie neueste Anklage gegen die Sozialdemokratie. Von Wien aus wird jetzt gegen die Sozialisten die furchtbare Anklage erhoben, daß sie zum Raubmord ge griffen, um sich Agitationsmittel zu verschaffen. Wir sichen bei unseren Lesern sicherlich nicht im Verdacht, die Lehren der Sozialdemokratie jemals vertheidigt zu haben; allein dieser Anklage gegenüber müssen wir doch unsere Bedenken äußern. Wir haben keine Ursache, daran zu zweifeln, daß die Wiener Polizei so handelt, wie es ihr durch die Amtspflichten vorgcschrieben ist. Jndeß sind doch wohl verschiedene Fälle denkbar. Es ist möglich, daß verhaftete Verbrecher Zeugenaus sagen machen, um Andere zu beschuldigen, blos damit ihre eigene That in einem milderen Lichte erscheint. Ferner kann ein Verbrecher den Titel eines Sozialisten usurpiren, ohne daß er jemals ein Mitglied der sozialistischen Partei gewesen wäre; auch auf die Möglichkeit ist Rücksicht zu nehmen, daß einzelne Sozialisten sich zu Verbrechen hin- rcißcn lassen und auf diese Weise ihre ganze Partei kom- promittiren, ohne daß von einem direkten Verschulden der letzteren die Rede sein kann. Wir erinnern an Hödel und Nobiling. Es ist gar nicht einzusehen, weshalb gerade die Sozialisten nicht auch Verbrecher in ihrer Mitte haben sollten, nachdem alle Gesellschaftsklassen von dieser Gefahr und diesem Uebel hcimgesucht sind. Endlich ist auch für die Möglichkeit Raum gegeben, daß wirklich eine sozia listische Sekte den Diebstahl und den Raub als Kriegs mittel gegen die Gesellschaft benützt. Die verderbliche Theorie ist nun einmal vorhanden, die russischen Sozia listen haben die Gefühle der Ehre und des Rechts als ein Vorurtheil hingcstcllt; sie haben das Laster und das Ver brechen verherrlicht und dieser sittenlose Cynismus fand leider auch in anderen Ländern Anklang. Stellt es sich wirklich heraus, daß das an dem Schuh macher Merstallinger in Wien verübte Verbrechen seine Schatten in das Redaktionslokal der „Zukunft" geworfen, dann ist allerdings Material für eine Anklage gegeben, die sich nicht ohne Weiteres zurückweisen läßt. Man muß sich nur darüber wundern, daß die sozialistische Verschwö rung gegen das Eigenthum bei einem so geringfügigen Objekte ihre Operationen begonnen hat. Glaubte man etwa, bei Merstallinger eine Million an baarem Geldc vorzufindcn? Die russischen Nihilisten haben da, wo sie in Staatskassen einbrachen, wenigstens große Summen erbeutet; sie verfügten auch wirklich über große Mittel, um ihre Pläne durchsetzen zu können. Aber die Sozialisten in Oesterreich setzen einen Schuhmacher in Kontribution, ihr Raub beträgt einige hundert Gulden, mit denen der Thäter sogar entflohen, so daß er die eigene Partei um die erbeutete Summe betrügt. Dieses armselige Auftreten ist an sich nicht geeignet, großen Schrecken zu erzeugen. Und da man den Thäter nicht erwischte, sollen jetzt seine Gesinnungsgenossen sowie die ganze Partei verantwortlich gemacht werden. Der russische Nihilismus ist eine Gefahr für ganz Europa — das steht fest. Wenn man aber die Schutz mittel gegen den Sozialismus in Erwägung zieht, dann wird man auch nicht vergessen dürfen, daß das Gefühl für die Nationalität mehr als jedes andere geeignet ist, ein Volk auf den Bahnen der Sittlichkeit zu erhalten. Wir begreifen, daß in Oesterreich die Staatsidee einen ungleich höheren Werth, eine ungleich höhere Berechtigung haben muß, als die Idee der Nationalität. Aber soweit das Interesse des Staates dadurch nicht verletzt wird, muß auch das Recht der Nationalität geschützt werden. Derjenige, der sich des nationalen Gefühles entkleidet, ist auch fähig, sich von allen moralischen Empfindungen los zu machen. Das Nationalgefühl ist von eminentem Werthe, weil die natio nale Gesinnung in der Regel eine Voraussetzung des poli tischen Pflichtgefühls und der bürgerlichen Tugend ist. Wer sich von seinem Volke lossagt, der gicbt sich nicht etwa der Menschheit hin, sondern der Kosmopolitismus ist ihm nur ein Deckmantel für die völlige Gesinnungs losigkeit. Der Sozialismus steht überall im permanenten Kampfe gegen das Nationalgefühl und folglich auch gegen die Vaterlandsliebe. Man schaffe ein gesundes politisches Leben, man verkümmere den Deutschen in Oesterreich nicht das Recht einer nationalen Gesinnung und man hat das Beste gethan sür die sittliche Hebung des Volkes. Leider ist jedoch zu besorgen, daß die dortige Staats kunst wieder allerlei Zwangsmittel zur Heilung des Uebels anzuwenden beabsichtigt. Man irrt sich aber damit voll ständig. Der sozialistisch gesinnte Arbeiter ist nicht so leicht von seinen Ueberzeugnngcn und Jrrthümern abzu bringen. In dieser Beziehung giebt cs nur ein Mittel: die Hebung und Förderung der wirthschaftlichen J nteresseu. Hat man dem Arbeiter den Grund zur Un zufriedenheit genommen, so lassen sich auch die Leiden schaften beherrschen und in die gehörigen Schranken zurück- weisen. Nur indem man für reichlichen Verdienst der arbeitenden Klassen sorgt, nur auf diesem wirthschaftlichen Wege läßt sich der Gegensatz mildern, welcher zwischen der Armuth und dem Reichthume besteht. Durch eine einseitige Untersuchung der sozialistischen Ausschreitungen wird man nie zu einem zweckentsprechenden Resultate ge langen. Man muß das ganze Wesen der modernen Gesellschaft gründlich prüfen, um das Richtige zu finden. Ein unfehlbares Schutzmittel gegen solche Uebelstände ist aber überhaupt nicht vorhanden. Soziale und politische Krisen müssen von Zeit zu Zeit eintreten; das liegt in dem Schicksale der Staaten und in dem Schicksale der menschlichen Gesellschaft. Die Geschichte aller Jahrhunderte liefert für diese Behauptung hinreichende Beweise. Zieht man die Leiden der Vergangenheit in Betracht, so kann man nur die Kurzsichtigkeit Derjenigen bemitleiden, welche ihren Zorn gegen die Aufklärung der Gegenwart richten. Die Zivilisation, die feste Organisation der Staaten hat jede Revolution aussichtslos gemacht. Das Schnellfeuer unserer Soldaten würde jedem Straßenkampfe ein rasches Ende bereiten. So greifen denn die revolutionären Parteien zu verbrecherischen Schleichmitteln. Das thun die Nihilisten in Rußland, das thun auch die Irländer. Aehnliche Erscheinungen sollen nun, wie die Polizei glaubt, auch in Wien zu Tage getreten sein. Die dortige Polizei trägt sür diese Anklagen die Verantwortung und es wird ihr jedenfalls schwer werden, den Beweis dafür zu erbringen. Vom Kriegsschauplätze. Die militärischen Dinge in Egypten scheinen sich nicht derart anzulasscn, wie englische und französische Bericht erstatter in ihren Phantasien träumen. Denn nach einem englischen Blatte sollte Wolselcy schon am Freitage Tel- el-Kebir erobert haben und der Pariser „Figaro" ließ ihn sogar an diesem Tage schon in der Hauptstadt Kairo ein- marschircn. Der Sturmschritt, in welchem die englischen Kolonnen nach den bisherigen Depeschen von Sieg zu Sieg geführt wurden, ist sogar einem Stillstand gewichen, denn Wolscley scheint den für Sonnabend angekündigten Vor marsch verschoben zu haben. Er war an diesem Tage be- kanntlich bis an die Schleuse Kassasine am Süßwasser kanal vorgerückt, seitdem meldet man nichts von einem weiteren Vormarsch nach Tel-el-Kebir. Es muß daher lebhaften Zweifeln begegnen, wenn General Wolscley die Hoffnung ausspricht, bis Sagasig keinem ernsten Wider stande zu begegnen, während alle bisherigen Nachrichten Tel-cl-Kebir als stark befestigt vermuthen lassen. Oder sollte er dort bereits einen vergeblichen Angriff gemacht haben, der absichtlich verschwiegen wird? Bis jetzt haben noch keine indischen Truppen an der Offensiv-Bewegung Theil genommen und wir können noch nicht übersehen, ob dieselben bei Jsmailia oder Suez zusammengezogen werden, und ob damit im ersteren Falle eine starke Offensive der ganzen verfügbaren Macht auf einer Straße gegen Sagasig in den Plänen des Generals Wolselcy liegt, oder ob er auf zwei Operationslinien gleichzeitig, mit den Eng ländern gegen Sagasig-Kairo, mit den indischen Truppen von Suez durch die Wüste direkt auf die Hauptstadt des Landes vorrücken will. Das erstere erscheint richtiger, denn die ganze britische Macht würde selbst in ihrer Ver einigung die Stärke einer deutschen Division nur um ein Geringes überschreiten, und es ist denn doch selbst einem verachteten Feinde gegenüber mißlich, eine so geringe Truppenzahl noch auf mehreren Linien, welche ihrerseits auf Tagcmärsche durch ungangbares Wüstentcrrain getrennt sind, zu zersplittern. Ein abgcfangcner Kourier, ein ein ziger partieller Mißerfolg kann da den Grund zu einer Katastrophe legen. — Eine Depesche des Generals Wol- seley aus Jsmailia vom 27. August meldet: Die Resultate der Gefechte am Donnerstag und Freitag sind weit wich tiger, als am Sonnabend angenommen wurde. Der Feind ist in vollständiger Deroutc und flicht gegen Sagasig unter Zurücklassung seines Lagers mit Waffen, Munition und Vorräthen aller Art. Der Hauptrathqebcr Arabi's, Mah mud Fehmi, ist als Gefangener im Lager Wolselcy's. — Die „Pall Mall Gazette" dcmentirt das Gerücht, daß General Wolselcy Verstärkungen verlangte. Wolselcy ver fügt über ein Korps von HÖOO Mann mit 2770 Pferden und 27 Kanonen. — Sultan Pascha und Ferid Pascha begaben sich gestern (Montag) Nachmittag mit einem Ge folge von 12 Personen nach Jsmailia, um den General Wolscley als Kommissare des Khcdive zu begleiten und die Bevölkerung aufzuklären, daß die Mission der britischen Armee nur die Wiederherstellung der Autorität des Khedive und die Befreiung des Landes von dem militärischen Despotismus bezwecke. Vor Alexandrien haben die Verhältnisse keine Ver änderung erlitten. Die Engländer machen ihre regel mäßigen sogenannten Rekognoszirungen und haben sich bei einer derselben eine unangenehme Schlappe zugezogen, denn sie selbst melden, daß der gepanzerte Eisenbahnzug absahren mußte, da er beinahe in die Luft gesprengt märe, wie daß Sir Evelyn Wood mit seinen „jungen Truppen, welche noch nicht im Feuer gewesen", sich zurück gezogen habe. Hat ein solcher Rückschlag auch keine er heblichen Folgen für den Ausgang des Krieges, so erklärt er doch die vor Alexandrien entschieden im Wachsen be griffene Initiative der Egypter. Vor Mex wie bei Ramleh sind Beduinenschwärme angriffsweise vorge- gangcn, und im Lager bei Kafr-cl-Dauar macht sich leb hafte Bewegung bemerklich. Zelte werden abgebrochen, um andern Tags weiter vorwärts gegen die englischen Linien wieder aufgerichtet zu werden, an den Erd- verschanzungcn wird fortwährend gearbeitet und schweres Geschütz mit einer gewissen Ostcntation in das Feuer gebracht. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese erhöhte Thätigkeit dazu bestimmt ist, das Abführen von Truppen nach änderen Punkten des Kriegsschauplatzes zu maskiren. Das wäre ja eine sehr gerechtfertigte kriegerische Maß regel und die englischen Berichte sprechen eine derartige Verinuthung auch aus. Es ist deshalb im höchsten Grade befremdlich/daß General Hamlcy die kostbare Zeit hat verstreichen lassen, ohne wenigstens den energischen Ver such zu machen, sich davon zu überzeugen, ob er noch immer die gleiche Zahl cgyptlscher Truppen vor Alexan drien festhält oder nicht. Arabi soll das Lager bei Kafr- el-Dauar verlassen haben und Tulba Pascha dort den Beseht führen. — Ein Telegramm aus Alexandrien meldet vom 28. August: Die egyptischcn Truppen in Kafr-el- Dauar wurden in der verflossenen Nacht erheblich ver stärkt, in ihren Linien herrschte heute früh große Bewegung und wurden viel neue Alte ausg.schlagen. Auch in Mex,
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