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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821012
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-12
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.10.1882
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MiöeMAyej^ o und Tageblatt. Amtsblatt sitr die königlichen and städtischen Behörden zn Freiberg and Brand. Verantwortlicher Redaktenr Julin» Braun in Freiberg. 34. Jahr,«ng. — --- - ü Erlchevrt leben Wochentag Äüend« S llhr für den j Inserat«werde»di«Vormittag« 1l Uhrangenom- 238.1 I Donnerstag, den 12. Oktober. 1883. Tagesschau. Freiberg, den 11. Oktober Kaum eine Woche noch trennt uns von dem Tage, an welchem sich die Wahl der preußischen Urwähler vollzieht, welche dann ihrerseits nach wiederum einer Woche die Abgeordneten zu wählen haben. Es ist daher begreiflich, daß alle Parteien ihre äußersten Kräfte an spannen, um noch in letzter Stunde den Sieg möglichst an ihre Fahnen zu fesseln. Noch kurz vor Thoresschluß hat auch das Zentrum seinen Wahlaufruf veröffentlicht, dagegen ist von den Nationalliberalen auf der am ver gangenen Sonntag zu Berlin stattgcfundcnen Partei- Versammlung der Beschluß gefaßt worden, diesmal von einer ähnlichen Kundgebung abzuschen, da eine solche in Hinblick auf das ältere Parteiprogramm nicht nothwcndig sei. Wie cs scheint, will auch die Fortschrittspartei von einem Wahlmamfcst absehen, doch ist hierüber noch nichts Näheres bekannt. Im Ucbrigen giebt die Wahlbewcgung auch jetzt noch kein übersichtliches Tableau von der künf tigen Parteigruppirung im preußischen Abgcordnetenhause, namentlich auf liberaler Seite wogen die Gegensätze noch stark auf und nieder; während in manchen Kreisen sich die Liberalen gegenseitig unterstützen, stehen sic sich in anderen Wahlkreisen feindlich gegenüber; so haben erst kürzlich die Nationalliberalen Brcslau's beschlossen, den drei dort von den vereinigten Fortschrittlern und Sczcs- sionisten ausgestellten Kandidaten drei Nationalliberale cntgegcnzustcllen; die Urwahlen werden also wohl diesmal hier und da überraschende Resultate ergeben. — Die Nachrichten über das Befinden des Fürsten Bis marck lauten im Ganzen günstig bis auf die Gcsichts- schmcrzcn, unter welchen der Reichskanzler mit geringen Unterbrechungen leidet. Die Version, wonach der Kanzler nach Friedrichsruhe übersiedeln und auf dem Wege dahin über Berlin reisen wolle, wird von der „Nationalzeitung" als gänzlich unzutreffend bezeichnet. Die baulichen Ver änderungen, die in Friedrichsruhe vorgcnommcn werden und erst im Spätherbst oder Winter zu Ende kommen, machen Friedrichsruhe zur Zeit unbewohnbar. — Die Rcichsregicrung hatte vor einigen Jahren dem Reichstage ein Kascrnirungs-Gesetz vorgelegt, von welchem jedoch des Kostenpunktes wegen Abstand genommen wurde. Wenn jetzt die „Vossische Zeitung" dem Kricgsministerium die Absicht unterlegt, bei Durchführung der Kasernirung, insbesondere bei Zusammenlegung im Rcgimentsvcrbande, da noch gegen 100 Regimenter in je 2 Garnisonen, 30 Regimenter in je 3 Garnisonen und 6 Regimenter in je 4 Garnisonen lägen, ein schnelleres Tempo einzuschlagen, d. h- vom Reichstage größere Mittel zu diesem Zwecke zu verlangen, so dürfte diese Nachricht eine irrthümlichc sein. Wie die „Kreuzzeitung" hört, wird die Rcichsregicrung nur, wie bereits in früheren Jahren, wieder im ordent lichen und außerordentlichen Militäretat für den Bau einer größeren Anzahl Kasernen die Mittel beantragen. — Die Verhaftung des Banquiers und Direktors der deutschen Vereinsbank in Berlin, August Sternberg, wegen Sitt lichkeits-Vergehens machte an der gestrigen Börse viel von sich reden. Der württembcrgische Staatsanzeigcr berichtet: Der Beirath der Verkehrsanstalten beschloß am Montag unter dem Vorsitz Mittnacht's einstimmig, die Erhaltung der reichsverfassungsmäßig bestehenden finanziellen und administrativen Selbständigkeit der württembergischen Post verwaltung liegt im Landesintcresse. Deshalb kann Württem berg nur solchen Maßnahmen auf Abhilfe gegen die Miß stände, welche aus der Verschiedenheit der Postwcrthzeichen hervorgchen, zustimmen, welche die Selbständigkeit der württembergischen Postverwaltung unberührt lassen. Der Beirath empfiehlt jedoch, daß Postkarten, mit Werthzeichen anderer deutscher Postverwaltungen versehen, unter geeig neten Maßnahmen künftig befördert werden. Der Antrag eines Mitgliedes, den Umtausch anderer Werthzeichen mit württembergischen bei den Postanstalten zu empfehlen, wurde mit 9 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Zu dem in diesen Tagen in Darmstadt stattfinden den ersten deutschen Sparkassentag sind folgende auf die Weiter-Entwickelung des Sparkassenwescns bezügliche An träge zur Diskufsion gestellt: 1) in allen Gemeinden, wo noch keine Ortssparkasfen oder Zweig-Anstalten (Filialen) von solchen, oder doch wenigstens Sparstellen bestehen, find solche schleunigst zu errichten, und wird die Aus führung dieses Vorschlages insbesondere als eine Aufgabe der Gemeinden bezeichnet; 2) in größeren Ortschaften sind überdies möglichst zahlreiche, den Sparern bequem gelegene Sparstellen außer der Hauptsparkasscnstelle einzürichten, als welche auch die Verkaufsstellen für Sparmarkcn (vergl. Punkt 4) anzusehen sind; 3) die Geschäftszeit für An nahme von Spareinlagen ist für die Sparer so bequem als möglich und überall so zu bestimmen, daß namentlich auch der an bestimmte Arbeitsstunden gebundenen Bevöl kerung möglichst täglich auch außerhalb der gewöhnlichen Arbeitsstunden Gelegenheit gegeben ist, Spareinlagen an zubringen; 4) für kleinste Sparbeträge (lO und 5 Pfge), wie für alle Pfennig-, Schul-, Jugend- und sogen. Rabatt- Sparkassen ist die Einführung der an möglichst vielen Stellen jedes Ortes, insbesondere auch in der Nähe von Schulen zu verkaufenden Sparmarken und Sparkarten schleunigst zu bewirken; 5) für Erreichung der durch Winterbedürfniß-, Miethzins-, Schulzins-, Steuer-, Kon firmanden-, Militärdienst- und Aussteuer-Sparkassen aller Art, wie durch Arbeiter-, Dienstboten-, Fabrik-, Lohn-, Alters- und Invaliden-, sowie auch Schuldentilgungs- Sparkassen verfolgten Sparzwecke, ist durch allgemeine Einführung sogenannter „gesperrter Sparbücher" eine Ein richtung zu treffen, wonach wie bei den eben genannten Kassen Sparbeträge bis zu einem im Voraus bestimmten Zeitpunkte mit Hinzuschlagung von Zins auf Zins ange sammelt werden können, welche vor dem bestimmten Zeit punkte vertragsmäßig weder ganz, noch theilweise erhoben, bez. ausbezahlt werden dürfen; 6) Seiten der Gemeinde sparkassen ist ein Theil ihres Reingewinnes zur Begründung, bez. Erhaltung von sogen. Altcrssparkassen, namentlich für die unbemittelte Bevölkerung und zur Gewährung von Zinszuschlägen (Prämien) an unbemittelte Sparer, jedoch nur auf gesperrte Sparbücher zu gewähren; 7) ferner ist eine Einrichtung zu treffen, wonach bei dem Wechsel des Aufenthaltsortes des Sparers dessen Spargeldforderungcn eicht von einer Sparkasse auf die andere übertragen werden können, und ist in dieser Beziehung zunächst wenigstens der von dem sächsischen Gemeindetage und sächsischen Sparkaffentage gefaßte Beschluß durch ganz Deutschland zur Ausführung zu bringen; 8) zu dem unter 7 gedachten Zwecke, wie überhaupt zur Förderung des Sparens in jeder Richtung und zur Herbeiführung gemein samer nützlicher Einrichtung für diese Zwecke sind Landcs- und Provinzial-Sparkassenverbände und durch diese bez mit ihnen ein deutscher Sparkassenverband zu begründen; 9) zur Ausführung der über diese Vorschläge gefaßten Beschlüsse und Vorbereitung des Erforderlichen für einen emzuberufenden konstituirenden deutschen Sparkassen tag wird zunächst auf ein Jahr ein ständiger Ausschuß deutscher Sparkassen von dem in Darmstadt versammelten Sparkassentage gewählt. In Oesterreich ist die irredentistische Angelegenheit wieder mehr in den Hintergrund getreten, während das Verhältniß des Kaiserstaates zu seinen kleinen Nachbarn auf der Balkanhalbinsel jetzt vielfach von der österreichi schen Presse erörtert wird. Anlaß hierzu hat der Besuch König Milans von Serbien in Wien gegeben, wo der serbische Herrscher schon seit voriger Woche weilt. Daß dieser Besuch eine politische Bedeutung hat, ist sicher; König Milan von Serbien wird immer mehr durch die Verhältnisse dazu gedrängt, sich entweder für Oesterreich oder für Rußland zu entscheiden. Der Serbenfürst für seine Person neigt sich augenscheinlich Oesterreich zu, da gegen hat die öffentliche Meinung in Serbien — wenn man von einer solchen überhaupt sprechen kann — die russischen „Befreier" noch nicht vergessen und die radikale Opposition in der serbischen Skuptschina ist vor Allem der Träger dieser russenfreundlichcn Gesinnung. — Im ungarischen Unterhause fragte gestern Mocsary (Oppo sition) den Minister des Innern, warum über Preßburg das Standrecht verhängt worden sei, ohne daß dasKomi- tat selbes verlangt habe. Der Ministerpräsident antwortete darauf, der Erlaß sei blos darum erfolgt, damit das Standrecht, wenn nothwendig, sogleich angewcndet werden könne. Die Prcßburgcr Judenkrawalle seien übrigens durch die Blätter übertrieben, amtlich konstatirt seien nur unbedeutende Unruhen, doch habe die Regierung nicht die persönliche Freiheit eventueller Räuber, Mörder und Mordbrenner in Betracht ziehen können, sondern die Ruhe und den Frieden der Landesbürger beschützen müssm. Abg. Mocsary konstatirte hierauf ebenfalls, daß viele Journale Unwahres berichtet haben, weshalb er dem Standrccht- erlasse nicht zustimmen könne, denn außer dem Schutz, der Ruhe und dem Frieden der Bürger müsse auch deren per sönliche Freiheit respektirt werden. Auf eine Anfrage des Abg. Polony bezüglich der Szolnoker Bahn-Holzbrücke antwortete der Minister, daß alle Bahnbrücken revidirt wurden und speziell die Szolnoker im besten Zustand be funden wurde. — Bei der Konstituirung der Sektionen siegte überall die liberale Partei. Die gestern erwähnte Rede des italienischen Ministers Depretis macht in Frankreich durchweg einen günstigen Eindruck. Man schließt aus seinen Aeußerungcn über die dcmnächstige Besetzung der beiderseitigen Botschaftcrposten wie über die allgemeinen Beziehungen Italiens zu Frank reich, daß die bisherige Mißstimmung in Italien wegen Tunis besseren Erwägungen gewichen sei und daß daher die Unterhandlungen betreffs Aufhebung der Kapitulationen auch seitens Italiens keinen zu großen Schwierigkeiten mehr begegnen werden. Seitdem die englischen Kanonen und Bajonnette den egyptischttt Aufstand niedcrgcworfen und des Khedive wankendem Throne neue Stützen verliehen haben, sind natürlich die Führer des Aufstandes, Arabi Pascha und ca. achtzig Genossen, in eine sehr bedenkliche Lage gerathen, denn, besiegt und gefangen, sitzen sie nunmehr vor dem Kriegsgerichte in Kairo, welches sicher keinen freundlichen Urtheilsspruch fällen wird. Entsetzung aus ihren ehe maligen Aemtcrn und Würden ist Allen gewiß, und ob außerdem Tod oder — Verbannung sie treffen wird, darüber schwankt das Zünglein in der Waage der Ge rechtigkeit noch bedenklich. Der Khedive zumal, der nicht vergessen kann, daß die Aufständischen nach seinem Throne und Leben getrachtet haben, verlangt zu seiner und des Landes Beruhigung, aber wahrscheinlich auch, um seinen Haß zu befriedigen, für Arabi Pascha und dessen Mit verschworene die Todesstrafe, und wenn cs nur nach dem Khedive und seinem neuen Anhänge, lauter Gegnern Arabi's geht, so dürfte dieser allerdings sammt seinen Ge nossen bald am Galgen hängen oder aus dem Laufe der Flinten den Tod empfangen. Mächtiger aber als der Khedive und seine Getreuen sind in Egypten die Eng länder, und was der englische Premierminister über die egyptischcn Verschworenen beschließt, das wird wohl der Urtheilsspruch des Kriegsgerichts sein und die englische Regierung wird sich vielmehr von politischen Beweg gründen in dieser Hinsicht leiten lassen, als von denjenigen des allgemeinen Rechts. Als gemeiner Verbrecher kann Arabi Pascha ohnedies nicht behandelt werden, denn das Ziel seiner waghalsigen Thaten war eine politische Umge staltung Egyptens und Monate lang stand ja auch die Mehrheit der egyptischcn Bevölkerung aus seiner Seite. Wäre es ihm möglich gewesen, Siege zu erringen, so wäre er jetzt ein gefeierter Nationalheld. Schlimm steht es für Arabl Pascha, wenn ihm nachgewiescn werden kann, daß er den direkten Befehl zur Nicdermetzelung der Europäer und Plünderung derselben in Alexandrien gegeben hat. Aber auch hier könnte man Arabi Pascha als unter dem Zwange der Ereignisse stehend mild beurtheilen, denn als die englischen Bomben auf Alexandrien niederfielen und ganze Straßen in Schutt und Asche legten, konnte man dicMenschen- und Völkerrechte zwischen Engländern und Egyptern wohl als aufgehoben betrachten; der cgyptische Pöbel verrichtete im Grunde genommen nur dasselbe Werk wie die englischen Bomben. Uebrigcns fehlt es auch nicht an Beweisen, nach welchen gerade Arabi Pascha der Vernichtung der Euro- päc"- Einhalt geboten hat. So ist Herr von Lesseps, der Erbauer des Suezkanals, voll Lobes über Arabi und stellte dem Kriegsgerichte von Kairo das Zcugniß zur Verfügung, daß durch die Anordnungen Arabi's Hunderte von Europäern über Jsmailia gerettet worden wären. Auch soll Arabi in Tantah und anderen egyptischcn Ort schaften plündernde und das Leben von Europäern be drohende Beduinen haben hängen lassen. Sehr wenig kommen bei dem Prozesse der Aufständischen die Verhand lungen des Kriegsgerichts in Kairo in Betracht, denn erstens werden dieselben geheim geführt und zweitens hat kein in Egypten ansässiger Advokat die Vertheidigung Arabi's und seiner Genossen zu übernehmen gewagt, son dern ein englischer Advokat aus Tunis hat Arabi's Ver theidigung übernommen und wird wohl einen schweren Stand haben, wenn eine Ordre aus London an die Richter das Urtheil nicht mildert. Englands politischer Ruhm, sowie die Stellung des Kabinets Gladstone neigen zu einer glimpflichen Beurtheilung Arabi's und seiner Unglücks- gcfährten und die Todesstrafe wird sie nur dann treffen, wenn auch nach der Meinung der englischen Regierung dieselbe zur dauernden Beruhigung Egyptens nothwendig ist. — Eine Londoner Depesche sagt: Arabi Pascha wird
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