Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821015
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-15
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.10.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Atferattwerde,«imtttLg«Il llhrangaum- g ! 1882. 34. Ach»,«, S«mtu, de» 15. Oktita. WikrgerM^aet und TagedillU. Amtsblatt für die kituiglichea aad stiidtifchm Behörden za Freiberg aab Braab. verautwortticher RedaVear 3»liu» vra»> bi Kretter>. Dir Woche. M In der vergangenen Woche gab es im deutschen j Reiche weder innere noch äußere Fragen, die f größere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätten. Das Zer- < fahrene in unseren sozialen und politischen Zuständen i machte sich namentlich auf dem Gebiete der preußischen l Landtagswahlen bemerkbar. Ihren Vorsatz, möglichst l wenig Licht über ihre Absichten zu verbreiten und ein ' politisches Programm nicht auszugeben, hat die preußische < Regierung vollkommen ausgeführt. Gewiß, niemals ist ' eine Wahlbewcgung unter derartiger allgemeiner Unkennt- l niß darüber, was die nächste Zukunft dem Lande ; bringen wird, verlaufen. Was die Steuer-Reform für eine ' Gestalt annchmen wird, in welchem Geiste fortan die i Kirchenpolitik geführt werden, welche Richtung die Gesetz- i gcbung über die innere Verwaltung einschlagcn wird, das I sind Fragen, auf die es an aller und jeder zuverlässigen ( Antwort fehlt- Nicht einmal über den allgemeinen Grund- i charakter der fernerhin cinzuhaltenden politischen Richtung 5 läßt sich eine begründete Vermuthung aufstellcn. Soll die l Gesetzgebung auch ferner auf die Verständigung mit den I Ultramontanen eingerichtet oder soll noch einmal eine An- c Näherung an die Liberalen gesucht werden? Es fehlt an i allen sicheren Anhaltspunkten, um sich darüber ein Urtheil 1 zu bilden. Die offiziöse Presse hat die Weigerung der ; Regierung, über ihre ferneren Pläne Licht zu verbreiten, ! einmal mit der naiven Bemerkung erklärt, es solle der , Opposition kein Stoff zur Agitation gegeben werden, als , ob schon das Bekanntwerden der Absichten der Regierung s der Opposition Vorschub leisten müßte. Dieser Zweck, die ( Agitation der oppositionellen Parteien lahm zu legen und ! gewissermaßen auszuhungern, ist jedenfalls gründlich ver fehlt worden. Weiß man nicht, was die Regierung vor hat, so weiß man um so besser, was sie in der jüngsten Vergangenheit erstrebte und plante, und das gab der oppo sitionellen Agitation überreichen Stoff. Die Wahlbewcgung drehte sich vielfach um Fragen, die heute vielleicht gar nicht mehr aktuell sind, und hat eine für die Regierung sicherlich ungünstigere Wendung angenommen, als wenn sie mit einer bestimmten klaren Darlegung ihrer Pläne und Absichten vor das Land getreten wäre, namentlich wenn sie sich dabei entschieden von gewissen Bestrebungen los gesagt hätte, die nun einmal den Verfall der Mehrheit des Volks und seiner Vertretung niemals finden werden. Das herrschende Dunkel, die Unsicherheit auf fast jedem politi schen Gebiet, hat den Freunden der Regierung ihre Auf gabe unendlich mehr erschwert, als den Gegnern. Freilich wird man bis zu einem gewissen Grade annehmen können, daß ein Regierungs-Programm zur Zeit überhaupt nicht vorhanden ist, sondern erst je nach dem Ausfall der Wahlen sich bilden wird. — Der durch seine Werke über das eng lische Verfassungsrecht hochberühmte Professor Gneist lehnt eine Wiederwahl zum Abgeordnetenhause ab, weil er sich von den dermaligen Verhältnissen in Deutschland nicht mehr befriedigt sieht. Er klagt über Parlamentsmüdigkeit, hervorgerufen durch die Preisgebung aller Prinzipien und dadurch herbeigeführte Verwirrung im politischen Leben- Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt zwar, daß, wenn nur Freiheit und Gleichheit in den Vermögens Verhält nissen hergestellt sei, die Gesellschaft vor der Alomi- sirung bewahrt werden könne. Wie man aber diese Frei heit mit der Gleichheit in Vermögensverhältnissen in Harmonie bringen will, das wird weder die „Nordd. Allg. Ztg." noch sonst Jemand auf der Welt zu sagen wissen. Wir glauben auch nicht, daß die preußischen Großgrund besitzer der Gleichheit zu Liebe auf den größten Theil ihres Besitzes Verzicht leisten werden. Ebenso wenig ist uns klar, wie neben der Gleichheit im Besitze die gegen wärtigen Staatseinrichtungen von Bestand sein könnten. Man thut jetzt das Möglichste, um die Gesellschaft in einen Zustand der Gährung zu versetzen; am Ende wird sich zeigen, wer den Nutzen, wer den Schaden hat. In Oesterreich begann vergangene Woche mit dem Amtsantritte des neuen Bürgermeisters von Prag, vr. Czerny, eine neue czechische Aera. Wenigstens kann man dies aus der Jnstallationsrede schließen, welche vr. Czerny zum ersten Male in czcchischer Sprache — mit Ausnahme weniger deutschen Worte — hielt. Feierlichst erklärte das neue Oberhaupt der böhmischen Hauptstadt in Gegenwart des Statthalters von Böhmen und der Stadtvertretung, daß es sein heißester Wunsch sei, daß das „hundert- thtrmige, goldige, slavische" Prag «eiter blühen möge zu einer Grenzscheide zwischen der germanischen und der slavi- schen Welt. Für Herrn vr. Czerny ist also Prag trotz seiner circa 40000 deutschen Einwohner nur noch eine slavische Stadt und dies giebt einen Vorschmack davon ab, in welchem Sinne der neue Prager Bürgermeister zu regieren gedenkt. — Erfreulicher lauten die Nachrichten aus Ungarn. Dem Ministerpräsidenten Tisza war es ver gönnt, im ungarischen Reichstage mit ausgezeichneter Be redsamkeit bezüglich der Preßburger Judcncxzesse die Sache der Zivilisation und Freiheit zu vertheidigen. Andererseits bewies auch der ungarische Reichstag, daß er an seinen ruhmvollen Traditionen der Vergangenheit fcst- zuhalten versteht. Die Antisemiten werden sich von der Niederlage, die ihnen im dortigen Reichstage bereitet worden ist, nicht so leicht erholen können. Soweit es sich um den Antisemitismus als eine isolirte Erscheinung handelt, kann man wohl -sagen, daß die europäischen Staaten von der Gefahr befreit sind, ihre Zivilisation durch das wahnsinnige Treiben eines Stöcker und eines Jstoczy befleckt zu sehen. In Vertretung der Prinzipien der Humanität und Gerechtigkeit haben Oesterreich und Ungarn diesmal Besseres geleistet, als irgend ein anderer europäischer Staat. Allein man darf nicht vergessen, daß der Antisemitismus thcilweisc ein Ausfluß der allgemeinen Unzufriedenheit und des allgemeinen Unbehagens ist. Auch Herr v. Tisza erkannte in seiner Rede an, daß der Anti semitismus nur der erste Versuch sei, um eine große soziale Umwälzung einzuleiten. Gefahren solcher Art lassen sich allerdings durch Abstimmungen im Parlamente nicht be seitigen; es ist eben zu untersuchen, ob die gegenwärtige Staatskunst Europas den Problemen sich gewachsen zeigt, die ihr von der Zeit gestellt werden- Für Italien bildete die Rede, welche der Minister präsident Dcprctis vor seinen Wählern in Stradella hielt, eine wichtige politische Kundgebung. In allen Staaten rief dieselbe einen günstigen Eindruck hervor. Auch in England soll man über die Wärme, mit der Herr Depretis ich hinsichtlich der englisch-italienischen Beziehungen iußertc, aufrichtig befriedigt sein, und da Deutschland keinen Grund hat, sich darüber unmuthig zu zeigen, daß Herr Depretis die Jrredenta nicht schärfer angriff, wenn das >ei weitem mehr dabei betheiligte Oesterreich diese Unter- assung — sei es auch nur scheinbar — resignirt hin nimmt, so darf man auch die von deutscher Seite abge gebenen Versicherungen der Zufriedenheit über Depretis' stede nicht anzweifeln, wennschon das Liebäugeln mit Frankreich darauf schließen lassen könnte, daß cs Herr Depretis mit seiner Sympathie für die zcntraleuropäische Politik nicht eben sehr aufrichtig meinen dürfte. — Der italienischen Polizei ist ein wichtiger Fang gelungen. Wie erinnerlich, hatte der wegen des versuchten Bombenattentates von den österreichischen Behörden verhaftete Wilhelm Oberdank einen Komplicen, dem es aber gelang, nach Italien zu entkommen. Dieser ist nun von der Polizei in der Person des zu Prato (Toskana) wohnhaften Apo thekers Demetrio Rogasa ermittelt und verhaftet worden. Die vorgcnommene Haussuchung soll das Vorhandensein eines vollständigen Laboratoriums für die Anfertigung von Sprenggeschossen konstatirt haben. Rogasa, ein geborener Florentiner, ist bereits nach Udine transportirt worden und erwartet man seine Auslieferung an Oesterreich, da der gegen Rogasa von den österreichischen Polizeibcyörden erlassene Steckbrief auf Hochverrath und versuchten Meuchel mord lautet. Auch Frankreich hatte in der vergangenen Woche keine bemcrkenswerthen Ereignisse zu verzeichnen. Die dortigen Blätter polemisiren fortwährend über die Absichten Englands bezüglich Egyptens und sprechen hierbei ziemlich offen ihr Mißtrauen aus. Namentlich hatte die Nach richt lebhafte Beunruhigung hcrvorgerufen, daß England weitere 100000 Stück Suez-Aktien angekauft habe. In Regicrungskreisen faßt man jedoch die Angelegenheit kühler auf und bezweifelt vorläufig die Richtigkeit der Nachricht. Für die Pariser Blätter war übrigens die Rede des italienischen Ministerpräsidenten ein hochwill- kommcues Ereigniß, denn man beeilte sich sofort, eine neue Aera des Wohlwollens zwischen beiden Nationen zu verkünden. Insbesondere zeigen s'hierbei die chau vinistischen Elemente eifrig am Werke, denen es eine wahre Wohlthat ist, zu wissen, daß Frankreich nicht mehr ganz isolirt dasteht. Es wird sich ja bald herausstellen, ob diese Auffassung durch die thatsächlichen Umstände gerecht fertigt ist, denn gegenwärtig betreibt Frankreich zum großen Mißvergnügen Italiens aus's Eifrigste die Abschaffung der Kapitulationen in Tunis, was soviel bedeutet, als die Anerkennung des den Italienern auf's Aeußerste ver haßten Vertrages mit dem Bey von Tunis, welcher dies Reich vollständig in französische Gewalt liefert. Aus Egypten brachte die vergangene Wochc^wenig Neues und nichts Entscheidendes. England läßt die Welt noch immer im Unklaren bezüglich seiner Pläne mit dem Pharaonenlande und wie es icheint, ist in dieser Bezie hung vorläufig auch noch nichts vom Londoner Kabinet zu erwarten. Allerdings bemühen sich die Engländer bei jeder Gelegenheit durch Reden, welche znm Fenster hinaus gehalten werden, das Mißtrauen der Türkei gegen die Dauer der Okkupation mit der Versicherung zu beschwich tigen, daß sie „sobald als möglich" das Heer zurückziehen würden, womit freilich herzlich wenig gesagt ist. — Die Verhandlungen des Kriegsgerichts in Kairo nehmen einen schleppenden Charakter an, wozu die Haltung der Ange klagten viel mit beiträgt, welche einfach die ihnen zur Last gelegten Vergehen leugnen. Arabi Pascha wurde am Mittwoch und Donnerstag verhört, doch wird das Re sultat geheim gehalten. Ob man ihm die Vertheidigung durch den englischen Advokaten, Mr. Napier, gestatten wird, ist sehr fraglich, da die Verhandlung in arabischer Sprache geführt werden soll uud die cgyplischen Mitglieder des Gerichtes das Englische nicht verstehen, Mr. Napier aber des Arabischen nicht mächtig ist- Augenscheinlich be findet sich der cgyptischc Gerichtshof in einer sehr miß lichen Verlegenheit, denn er hat mit Sir Eduard Malet, dem früheren englischen Generalkonsul, über diesen Punkt Berathungen gepflogen, deren Ergebniß noch nicht bekannt ist. Im Ganzen sollen 113 Angeklagte vor den Schranken erscheinen. Etwa dreißig in den Provinzstädten in Haft gehaltene Rcbellcnführcr sind hierin jedoch nicht inbegriffen. Wie erniedrigend man Arabi jetzt behandelt, lehrt folgen des Telegramm eines englischen Blattes: „Der Haupt- Eunuch Ibrahim-Agar soll in Begleitung von Bewaffneten Arabi Pascha in seiner Zelle besucht und ihm bei dieser Gelegenheit in das Gesicht gcspieen und ihn miß handelt haben. Englischerscits wurde bereits eine Unter suchung des Vorganges ungeordnet." In Nordamerika finden gegenwärtig die Wahlen zum Kongreß statt. Es handelt sich hierbei um den alten Gegensatz zwischen den Republikanern und Demokratm, welche letztere in Nordamerika im Gegensätze zu den libe ralen Republikanern das „reaktionäre" Element vertreten. In Westvirginien gewannen die Republikaner einen Sitz, während in Ohio die Kandidaten der Demokraten gewählt wurden. Wie verlautet, gehören von den 21 gewählten Kongreßmitgliedern des Staates Ohio 14 der demokra tischen Partei an, während die Majorität der vorigen Vertretung republikanisch war. Darüber, ob der Kongreß eine demokratische oder republikanische Mehrheit aufweisen wird, läßt sich vorläufig noch nichts sagen, da die Wahl resultate aus der Mehrzahl der nordamcrikanischen Staa ten noch nicht vorliegen. Tagesschau. Freiberg, den 14. Oktober. Dem Reichskanzler ist von den Industriellen in den Provinzen Hannover und Westfalen eine Petition zugegangen, welche den Einfluß des Fürsten Bismarck behufs Herbeiführung einer internationalen Garn-Num- mcrirung in Anspruch zu nehmen beabsichtigt. In dieser Petition wird auf die bedenklichen Nachthcile hingewiesen, denen die deutsche Garn-Industrie und die Weberei durch die nach den verschiedenen Ländern verschiedenen Num- merirungen der Garne unterworfen ist. — Die gestern an der Berliner Börse verbreitete Nachricht, daß sämmt- lichen österreichischen Bahnen von Preußen die direkten Tarife gekündigt worden seien, ist unbegründet. Diese Tarife sind vielmehr nur der österreichischen Nordwestdahn und der Elbethalbahn gekündigt, weil die Nordwestbahn- Verwaltung direkte Tarif-Vereinbarungen getroffen hatte, wovon sie der preußischen Eisenbahn-Verwaltung keine formelle Kcnntniß gegeben, und daß sie im Verein mit der Nordwest-Dampfschifffahrts-Gescllschaft für den Verkehr nach Magdeburg und Hamburg direkt mit den preußischen Staatsbahnen in Konkurrenz getreten. Infolge dessen wurden preußischerseits die erleichternden direkten Tarife
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite