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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821013
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-13
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.10.1882
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° M TLgedMl. Amtsblatt für die lömglicheu mb stiidtilchea Behörden zu Freiberg and Braud. Verantwortlicher Redakteur Iuliu« Braun i» Freiberg. — z 34. Jahrgang. ... 1 8 Erscheiut jeden Wochentag Abend» S Uhr fttr dm «... , Inserate werde» bi» «ormittag» 11 Uhr angmom. x S andern Tag. Prei» vierteljährlich 2 Mart 2b Pf., k §kfftkgg ilfN 1 ^kknltfr «« und beträgt der Prei» für die gespaltmeZett« I MKtzA zwetmonMch 1 M. S0Pf. u. einmonatl. 7b Pf. oder deren Raum 1b Pfennige. jf Vir Wahlrede des italienischen Minister präsidenten. Italien ist nicht nur das Land des Weines und der Gesänge, das Paradies für Dichter und Künstler, es ist auch dasjenige Land, wo das politische Leben der Neuzeit aus's Regste pulsirt; wo man den Glauben noch bewahrt, daß die Bevölkerung das Recht, die Pflicht und die Macht habe, die Staatsgcschicke durch die von ihr frei gewählten Vertreter zu beeinflussen und zu lenken; wo der höchste Beamte des Staates nicht darauf verzichtet, mit seinen Wählern im engsten Zusammenhänge zu bleiben und ihnen immer wieder aus's Neue die Grundsätze, von denen seine Politik bestimmt ist, sowie die Erfolge, welche dieselbe auf- weisen kann, zur Prüfung vorzulcgcn. An Ministerpräsidenten fehlt es auch anderen Staaten nicht, die, wie Dcpretis 1875 dies gethan, Programme der Hoffnung aufstellen und die Aussicht auf liberale Er rungenschaften eröffnen. Aber Dcpretis ist ein Mann, der sein Wort in Thatcn umsetzt und der heute stolz darauf Hinweisen kann, daß sein Name mit der großen That der Wahlrcform für immer verknüpft ist und daß die wichtigsten von ihm versprochenen Verwaltungs- und Steuerreformen wirklich durchgeführt worden sind. Die ministerielle An kündigung von der Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalte pflegt in manchen anderen Ländern lediglich die Vorläuferin neuer drückender Steuern zu sein- Der italienische Ministerpräsident kann sich rühmen, nicht blos das Gleichgewicht im Staatshaushalte befestigt, son dern zugleich auch die drückendsten Steuern, insbesondere die verhaßte Mahlstcuer, aufgehoben, nicht blos die schwebende Schuld vermindert, sondern auch daneben die Stellung der Beamten verbessert, das Eisenbahnnetz er weitert und in außerordentlichen Fällen die Staatshilfc gewährt zu haben. Die Ungeduld der radikalen Partei in Italien mag finden, daß noch zu viele ministerielle Versprechungen erst ihrer Erfüllung harren. Aber außerhalb Italiens haben die Liberalen Ursache, mit einem Gefühle des Neides auf die stattliche Liste der von Dcpretis aufgezähltcn Leistun gen zu schauen. Im Bewußtsein des bereits Vollbrachten glaubt der italienische Ministerpräsident, den extremen Parteien mittels der Gesetzgebung, der Jrredenta durch Anwendung der schon zum Schutze der Institutionen und öffentlichen Ordnung bestehenden Gesetze, oder der neuen, vom künftigen Parlament erst zu beschließenden, den Kleri kalen durch unbedingte Ablehnung aller weiteren, über das Garantiegesetz hinausgehcnden Konzessionen die Spitze bieten zu können. Der dortigen Fortschrittspartei gegenüber, welche die Regierung um Vermehrung der Rüstungen bestürmt, ver weiset der Ministerpräsident auf die wirthschaftliche Lage des Landes und eiklärt für die dringendste, demnächst duichzusiihrende Maßregel die Herabsetzung des Salzpreises. Lie fortgeschrittenen Liberalen, namentlich die Anhänger Crispr's, sordcrn, Italien muffe cs an Zahl und Schlag fertigkeit der Armee den Nationen diesseits der Alpen gleich thun- Sie verlangen die Befestigung aller Alpen- pösse durch Anlegung von Forts, die Ausrüstung neuer Panzcrkolosse zur See und die Vermehrung der italieni schen Kavallerie. Dabei vergessen sic, worauf die Regie rung neben manchem Anderen sorgsamst zu achten hat, daß die große Finanzoperation zur Herstellung der Valuta noch nicht vollkommen beendigt, daß die zu diesem Zwecke beschlossene Anleihe von vierhundert Millionen zwar for mell abgeschlossen, aber thatsächlich noch nicht ganz be geben, und daß cs vor dem nächsten Frühjahre, wo die Operation zu Ende geführt werden soll, nicht rathsam ist, das finanzielle Europa durch ein außergewöhnliches Maß militärischer Rüstungen zu verstimmen. Nicht der wenigst interessante Theil der Wahlrede, womit Dcpretis am 2. Oktober vor seine Wähler in Stradella trat, ist derjenige, welcher die auswärtige Politik zum Gegenstand hat. Der Ministerpräsident betont energisch den Einfluß, welchen Italien innerhalb des europäischen Konzerts zu Gunsten der allgemein euro päischen Interessen auszuüben vermag. Dabei scheint Dcpretis einen Unterschied zwischen dem allgemein euro päischen und dem zentral-europäischen Konzerte zu machen. Er bezeichnet die Beziehungen Italiens zu letzterem als ausgezeichnete, führt aber zur Bestätigung dessen lediglich eine Heirath an, welche demnächst die Häuser Savoyen und Wittclsbach mit einander verbinden wird, und geht alsbald zu der Versicherung über, daß auch im Verkehr mit Frankreich bald jede Spur der jüngsten Ereignisse verwischt sein werde. Es ist unverkennbar, daß der italienische Minister präsident mit Absicht die Nennung'der Namen Deutsch- schland und Oesterreich umging. Einzelne Vorgänge, die allgemein bekannt sind, mögen es erklären, daß man zur Stunde in Italien wieder mit offener Sympathie von den Westmächten spricht. Der Besuch des Königs Hum bert und seiner Gemahlin in Wien hat noch immer keine Erwiderung gefunden, da Kaiser Franz Joses sich nicht zur Entrcvuc in Rom begeben will, wie das italienische Nationalgcsühl dies beansprucht. Die Beziehungen zwischen dem Berliner Hofe und dem Quirinal sind zwar be kanntermaßen ausgezeichnete, aber aus mancherlei An zeichen ließ sich in letzter Zeit schließen, daß man im deutschen Rcichskan;lcramtc der italienischen Regierung kein unbedingtes Vertrauen cntgcgenbrachte. Es ist in Italien mit lebhaftem Verdruß empfunden worden, daß die zu den deutschen Manöver« in diesem Sommer ent sandten italienischen Offiziere nicht dnrch Orden aus gezeichnet wurden, während diese Ehre den deutschen Offizieren bei den italienischen Manöver« widerfahren war. Sollte der Liberalismus der italienischen Regierung die Ursache sein, warum sich das Verhältniß Italiens zu Zentral-Europa nicht herzlicher gestalten will? Tagesschau. Freiberg, den 12. Oktober. Am nächsten Mittwoch gehen die preußischen Urwähler an die Urne, in weiteren acht Tagen geben die Wahlmänner für die Abgeordneten ihre Stimmen ab. Was von den Parteien trotz der Ungunst der Verhältnisse gethan werden konnte, um günstigen Resultaten vorzu arbeiten, das ist geschehen; mit guten und schlechten Reden, mit Manifesten und Aufrufen wurde nicht gekargt, die publizistische Polemik füllte durch Wochen alle großen und kleinen Partei-Organe, von der Hauptstadt bis zum entlegensten Marktflecken. Nun aber beginnt man in den verschiedenen Lagern die Chancen abzuwägen, und es hat nicht den Anschein, als ob auf irgend einer Seite eine freudige Siegeszuversicht herrschte. Die Liberalen müssen, venn sie über eine Majorität im künftigen Abgeordneten- )ause verfügen wollen, zu den Mandaten der vorigen Legislatur-Periode nicht weniger als siebzig neue hinzu- crobern. Das ist ein sehr schweres Stück Arben. Die Ultramontanen wissen nicht, was sie von den Konservativen zu gewärtigen haben, nachdem diesen in nicht mißzuver- stehender Weise die unbedingte Unterwerfung unter den Willen des Fürsten Bismarck als Norm und Bedingung ihrer Existenz cingeschärft worden, und die Konservativen zittern davor, daß sie von den Ultramontanen im Stiche gelassen, wenn nicht etwa gar bekämpft werden könnten. Das wird sicher der Fall sein, wenn auch nicht sofort in der ersten, doch in den folgenden Sessionen; hat doch Herr Windthorst-Meppen diese Perspektive bereits eröffnet Sv ist von einer Wahrscheinlichkeits-Berechnung des Wahl ergebnisses diesmal weniger als je die Rede, aber inchr als je ist diesmal der Sieg erstrebcnSwerth, denn wichtig und weittragend werden die Voten der Volksvertretung sein, cs wird von ihnen abhänge«, ob Fürst Bismarck seine jetzige Steuer- und Finanzpolitik, seine heutige Schul- und Kirchenpolitik aufgiebt oder fortsetzt, mit Einem Worte: ob die Liberalen oder die Konservativen daS Feld be haupten sollen. Charakteristisch ist übrigens die Erklärung res Prof. Gneist, daß er auf seinen seit 20 Jahren von hm vertretenen Wahlkreis zu verzichten sich gezwungen ehe, weil er nicht auf die Möglichkeit einer ihm ent- prcchcndcn Thätigkeit in der kommenden Legislaturperiode wffen könne. In wirthschaftlichcn Fragen sei die Gruppe seiner bisherigen Freunde gespalten und durch einen er bitterten streit entzweit worden. Als Grund dieser Er scheinung bezeichnet er die mißlungenen wirthschaftlichcn und Steuerreformen und fügt dieser Motivirung dann den Hinweis auf die Zersetzung der Parteien auch im Landtage hinzu, die so stark sei, daß für die positiven Ausgaben der Gesetzgebung, für welche er seine Dienste anbieten könne, kein Platz bleibe. Ec sehe übrigens die Zu stände keineswegs als hoffnungslos an,' glaube viel mehr, daß cs sich nur um ein Ucbergang handele. Aus diesem Grunde müsse er auf ein Mandat verzichten. — — Der „Magdeb. Ztg." wird aus Berlin bestätigt, daß im Reichsjustizamt nach zwei Richtungen hin eine lebhafte Thätigkeit entfaltet wird. Einerseits ist man in der That ernstlich daran, eine Herabsetzung der Gerichts kosten heibeizuführen, und es gewinnt den Anschein, als ob man dabei zu grellbaren Resultaten gelangen möchte; andererseits ist man mit der längst geplanten Gesetz gebung über die Aktiengesellschaften sehr leb haft beschäftigt. In letzterer Beziehung hegt man den Wunsch, die vorhandenen Projekte möglichst bald zur Aus führung zu bringen und keineswegs darf angenommen werden, daß, wie es ja vielfach gemeldet worden war, die Absicht vorwalte, die Regelung dieser Materie bis zum Erscheinen des deutschen Zivilgesetzbuches zu vertagen. Ist auch nicht anzunehmcn, daß die betreffende Vorlage schon in der Fortsetzung der jetzigen Rcichstagssession erscheinen kann, so wird man dieselbe doch in der nächsten Session mit Bestimmtheit erwarten dürfen. Ueber den Stand der Gcrichtskostenfrage wird wvhl schon bei den bevorstehenden Berathungcn über den Reichshaushaltsetat eine Auskunft gegeben werden, welche die weiteren Schritte der Regierung erkennbar machen dürfte. — Anstatt des verstorbenen Grafen Stillfried-Alcantara wird nunmehr Graf Eulen burg, gegenwärtig Hofmarschall des deutschen Kronprinzen, definitiv zum Obcrzercmonicnmeistcr ernannt werden. Seine jetzige Funktion wird Graf Eulenburg nur bis zum silbernen Ehejubiläum des Kronprinzcnpaarcs, so mit bis 25. Januar 1883 bcibehaltcn und alsdann sein neues Amt antreten. — An Stelle des an einem Ncrvenleiven schwer erkrankten Kapitäns zur See Sattig ist der Korvettcn-Kapitän Herbig, bisher Dezernent für Ausrüstung im Admiralstabe, mit dem Kommando des Kadettenschiffs „Leipzig" betraut worden. Der Kapitän zur See Sattig hat sich das Nervenleiden durch Ueber- anstrengung zugezogen, indem er außer seiner Funktion als Dezernent für militärische Verwendung der^Schiffe ge- nöthigt war, in Abwesenheit des Kapitäns zur See Kunow, welcher seinerseits mit dem Kommando des Panzer geschwaders beauftragt worden, die Geschäfte des Letzteren als Chef des Stabes der Admiralität mit zu führen. Aus diesen Thatsachen geht zur Evidenz hervor, wie groß der Mangel an Offizieren in den höheren Kommandostellen der Marine ist, so daß man genöthigt war, zum Ge- schwaderchcf einen hohen Offizier des Stabes zu ernennen und einem anderen doppelte Funktionen zu übertragen. Ein Handschreiben des Kaisers von Oesterreich beruft die Delegationen für den 25. d. M. nach Pest. — Im österreichischen Handelsministerium findet in den nächsten Tagen eine Postkonfcrcnz statt, woran Dclegirte von Oesterreich-Ungarn, Deutschland, Rumänien, Bulgarien und eventuell auch der Türkei thcilnehmcn, um zu berathen, wie die Passagier-, Brief- und Packetbcfördcrung nach der Türkei und dem Orient schneller bewerkstelligt werden könnte. — Im ungarischen Unterhause fragte gestern der Abg. Onody an, ob der Justizmiuister davon Kenntniß habe, daß wegen Ungesetzlichkeiten des Staatsanwalts Havas in der Tisza-Eszlacer Affaire gegen denselben Prozeß angestrengt morden sei. Der Justizminister bejahte dies und erklärte, er werde nach der Untersuchung Weiteres verfügen. Auf eine Interpellation Cscrnatony's, ob es nicht'nothwendig sei, die Untersuchung der Tisza-Efzla..c Affaire von Nyircgyhaza wegen der Hetzereien forrzuver- legen, erwiederte Minister Tisza, es sei dazu kein Grund vorhanden, so lange die lobenswerthe Haltung der dortigen Bevölkerung andauere. Er.hoffe auch, daß^stch die Hal-
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