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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821026
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-26
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.10.1882
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,1 KL «H v jm ll" »r«,.AZ SMe»H,,r„<l m x,gn^°-rL >!. -M88L srs !^ Ml 1S oder Rachbestellvugeu Wahlen dur Durch diese thatkrästigc Politik eroberte man und der gegenwärtige Großvczir Said Pascha, Egypten der stets man dort niy Diese Kalam In London handelte europäische Konzert somit hielt cs England auch nicht Konserenzbeschlüssen besondere Be- man gar so, als niemals tu« vollkommen beruhigt; für angemessen, den achtung zu schenken, ob das sogenannte cxistirt hätte. Konfliktes zu vermeiden vermochte. Man hoffte vielleicht auch, daß es gelingen werde, England durch rein diplo matische Mittel von der Aktion abzuhalten oder dasselbe dadurch wieder aus Egypten zu verdrängen. Das diplo matische Spiel fiel in Nichts zusammen, als England die nöthige Energie an den Tag legte. Mit diplomatischen Schachzügcn allein wird man kaum jemals eine große Frage bemeistern können. Ein Staat kann nur dann seinem Willen Geltung verschaffen, wenn man von ihm glauben kann, daß er im Nothfalle entschlossen sei, das Acußcrstc zu wagen. Die englische Politik fühlte sich jedoch in den letzten Absichten der europäischen Mächte rilsALÄNU zu England sich hinneigte, hat nunmehr den Sultan ge zwungen, sich gänzlich den Engländern in die Arme zu werfen. Der Sultan ist nicht mch? Herr seiner Entschlüsse, nicht mehr im Besitze seiner Aktionsfrcihcit. Seine Autorität als Khalife ist gründlich zerstört worden. Angesichts dieser Wendung in Konstantinopel muß man an die osfiziösen Aussprüche erinnern, welche seiner Zeit behaupteten, daß Fürst Bismarck, wenn England die Ar beit in Egypten gcthan habe, Gelegenheit finden würde, sich die erwünschte Genugthuung zu verschaffen. Diese Aussprüche harren zur Zeit noch ihrer Bethätigung. Es ist bisher weder der Antrag gestellt worden, einen euro päischen Kongreß betreffs Egyptens einzuberufen, noch würde England Lust haben, bei Ordnung der egyptischen Angelegenheiten sich den Beschlüssen eines europäischen Kongresses zu unterwerfen. England wird in Egypten nur jene Vortheile sich ancigncn, deren cs zur Wahrung seines Einflusses und zum Schutze seiner Handelsintcressen bedarf. Es war ihm bei der egyptischen Aktion haupt sächlich darum zu thun, sein Prestige im Orient zu retten und dieser Zweck ist vollkommen erreicht. England ist jetzt der oberste Protektor der egyptischen Freiheit und es fand damit den Vorwand, um die europäischen Mächte gänzlich aus Egypten zu verdrängen. Auch die egyptische Finanz verwaltung wird England so zu ordnen verstehen, wie es seine Interessen verlangen. Was nun? Europa gab den Ereignissen gegenüber nur Beweise seiner Rathlosigkcit; allein es ist ganz un möglich, daß man den Orient gänzlich an England über antworte. Der gegenwärtige Zustand kann nicht andauern, England muß daran erinnert werden, daß es nicht berech tigt ist, durch seine Machtsprüche allein das Schicksal der Welt zu bestimmen- Gladstone erklärte nach einem uns soeben zugehenden Telegramme heute bei Eröffnung des englischen Parlaments, die Beziehungen zu Egypten seien so delikat und schwierig, daß ein systematischer Plan vor Ablauf der Session nicht vorgelcgt werden könne. Die Welt wird also vorläufig noch weiter im Dunkeln tappen, bis die jetzt schwebenden diplomatischen Verhand lungen Aufklärung geben werden. «1^ die - ! » i st «ms Hm«»Ä für Hie Msmtle November und Dezember werde» von sSmmttichm Postaustalte» wie vou Her vuterzetchuetm Expedition u«d Heu bekauuteu Aus gabestellen iu Freiberg, Brand, Langma«, Halsbrücke, LaugheuuerSdors und Weitzeuboru zum Preise von 1 Mark 50 Ps. angenommen. Lxpsö. äos „frvid. ^nrsigsi- u. IsgsdlrM". Tagesschau. Freiberg, den 25. Oktober. Bei der Umständlichkeit, welche der preußische Wahl modus erfordert, und auch im Hinblick auf den Umstand, daß in vielen Wahlkreisen drei Kandidaten ausgestellt waren, läßt sich gegenwärtig noch immer nicht ziffermäßig feststellen, wieviel Abgeordnete jede Partei in das neu- gewählte Abgeordnetenhaus senden wird. Aber eine Gewiß- eu i^üjZnol aiä » ,1-"" i mi .gncktnfß hell koyM MU schon aus den Urwahlen herauslesenlupd dieselbe besteht darin, daß die gehofften parlamentarischen Umwälzungen ausgeblieben sind. Abgesehen von dem wmne und Verluste einiger Mandate, den die eine oder die ändere Partei zu verzeichnen hat, wirb man wohl keine großen Veränderungen in der Zusammensetzung des Abge ordnetenhauses beobachten können. Wird dieses Resultat die Parteien, wird es die Regierung befriedigen können? Wir antworten: Nein! Es ist ja bekannt, wie unerquick lich sich die innere deutsche Politik, deren Führerschaft außer im Reichstage vorwiegend im preußischen Landtage sind durch die jüngsten preußischen cht beseitigt und um eine Enttäuschung reicher werden ^unsere Staatsmänner an ihre schwierigen Aufgaben herantrcten müssen. Einen Gewinn erblicken wir indessen doch in dem Resultate der preußischen Wahlen und zwar gerade deshalb, weil diese Wahlen so wenig Veränderungen zeigen. Man will in dem Volke nichts wissen von den Verlockungen des Radikalismus, aber auch nichts hören von den Verheißungen der Reaktion, man verlangt einen gesunden maßvollen Fortschritt, der durch Parteipolitik weder gehemmt, noch überstürzt werden soll. Man macht sich endlich in unserem Volke nicht soviel aus den Parteien der Parteien halber, sondern man will sachlich urtheilende, erfahrungsreiche Männer im Parlamente sehen, die vor allen Dingen darauf achten, daß das Bolkswohl nicht kommt, wenn auch der Ehrgeiz der Partei den Kürzeren zieht. Schließlich will das Volk auch ein Einvernehmen mit der Regierung, zu der cs bei Weitem nicht jenes Mißtrauen hat, wie die Führer der Fortschrittspartei ausposaunt haben, wenn man auch im Volke verlangt, daß die Abgeordneten die Pläne und Reformen der Regierung streng und gewissenhaft prüfen sollen, denn dazu sind sie da und dies ist ihr ver fassungsmäßiges Recht, welches ausgeübt werden muß, wenn die Politik eines Landes nicht Gefahr laufen soll, in verhängnißvolle Jrrthümer zu gerathen. Wir fühlen uns ganz entschieden berechtigt, diese politischen Grund gedanken als der Mehrheit des preußischen und deutschen Volkes eiqenthümlich zu betrachten, denn wenn die nach links und rechts in das Extreme schießende Partcipoliti! wirklich einen großen Reiz auf die weiten Volkskreise aus geübt hätte, so würden wohl die preußischen Wahlen auch mehr in diesem Sinne ausgefallen sein. Zu wünschen bleibt nun aber auch, daß die Parteien selbst sich diese Lehren zu Herzen nehmen, die ihnen die Wähler gegeben haben, und daß sie einsehen, daß die Zeiten vorbei sind, wo es galt, nur um Prinzipien zu kämpfen. Es gilt nunmehr bei unseren Parlamentariern etwas mehr prakti schen Patriotismus zu üben, den bekannten Prinzipicnstreit ein wenig ruhen zu lassen und nach denjenigen Punkten zu suchen, die eine Bereinigung zur Förderung dieses und jenes nothwcndig gewordenen Fortschritts ermöglichen. Dies will man im Volke und nicht die ewigen, unfrucht baren Partetkämpfe, und dies lehren die letzten preußischen Wahlen, bei denen das „Parteiliche" der Parteien so wenig Beifall errang. Die Kaiserin wird den Winter nicht im südlichen Klima verbringen, sondern, wie gewöhnlich, am Ende des Herbstes nach Berlin zurückkehren. — Der Bundesrath beschloß gestern, den kleinen Belagerungszustand für Ham burg auf ein Jahr zu verlängern. — Die „Kreuzztg." beschäftigt sich heute mit einem Mordversuche, der dieser Tage gegen den Baron Meyendorf in Livland verübt wurde und glücklicherweise nur einen Arm des auserkorenen Opfers verletzte. Das erwähnte Blatt bestreitet den agrarischen Charakter des Verbrechens und führt denselben auf den Deutschenhaß zurück, indem es schreibt: Der meuchlerisch verwundete Meyendorf gehört einer Familie an, deren Glieder dem russischen Staate seit anderthalb Jahrhunderten große wichtige Dienste geleistet und die höchsten Zivil- und Militärämter bekleidet haben. Der Verwundete selbst ist ein allgemein geachteter Mann, der stets bauernfreundliche und humanitäre Tendenzen ver folgt, verschiedene Landcswahlämtcr bekleidet und sich in denselben bewährt hat. Daß auf einen solchen Mann ein Mordversuch möglich gewesen, zeugt von einer Unterwühlung des Landes, deren revolutionärer Charakter umsoweniger zweifelhaft sein kann, als Livland gerade in agrarischer Beziehung zu, den wohlhabendsten und bis vor einem Jahre zu den ruhigsten. Provinzen Ruhlands ^gehörte. zu finden ist, in den letzten Jahren in mancher Beziehung gestaltet hatte, daß mehrere Fragen förmlich festsitzen, daß wrwärts kann und da nicht rückwärts will. Amtsblatt ftr die WgliUu M H ; PmvMortlichtt Wedaktenr '",—— , ...... ...»,...3^ Was nun ? Der egyptische Krieg ist längst beendet und doch weiß noch Niemand, was nun aus Egypten werden soll. Es war einst das große Resultat der Bismarck'schen Kon- grcßpolitik, daß Rußland und England sich gegenseitig aus Konstantinopel verdrängt sahen. Der Sultan fühlte mit allen seinen Sympathien sich zu Deutschland hinge- zogcn und in Wahrheit regierte Fürst Bismarck in Kon' stantinopcl. Auch zu dem mit Deutschland verbündeten Oesterreich mußten gute Beziehungen eine erhöhte Bedeu tung beim Sultan gewinn^ . Die egyptische Frage lieferte die Feuerprobe für dieses Verhältniß. Der Sultan war zum Widerstande gegen England bereit und nicht weit entfernt davon, an Eng land den Krieg zu erklären. Er rechnete mit aller Zu versicht auf die Unterstützung Deutschlands. Plötzlich aber betonte man in Berlin die strikte Neutralität. Fürst Bis marck handelte damit im Interesse des Friedens und der Zivilisation ; er wollte Rußland keine Gelegenheit zur Anzettelung von Kriegen geben und auch uicht den mo hammedanischen Fanatismus ermuthigen, Die Vorsicht jedoch, welche Fürst Bismarck bekundete, machte in Kon stantinopel den schlechtesten Eindruck. Die Konferenz sank zu einem wesenlosen Schatten herab und der Sultan sah sich in allen seinen Hoffnungen getäuscht und betrogen. Es blieb ihm keine andere Wahl, als vor England zu kapitulircn. Dabei mußte er sich eine recht schmähliche Behandlung gefallen lassen. Wir erinnern an die Prokla mation gegen Arabi, an die Militärkonvention, die nach langwierigen Verhandlungen trotz aller Zugeständnisse des Sultans ein todter Buchstabe blieb. Diese Thatsachen liefern einen hinreichenden Beweis für die Behauptung, daß wohl selten ein Souverän in solcher Weise mißachtet und verhöhnt wurde, wie der regierende Sultan. Es ist allerdings richtig, daß der Sultan den Pflichten seiner Stellung nicht gerecht zu werden vermochte und er im entscheidenden Momente eine ganz beispiellose Zag haftigkeit bekundete. Der Sultan mußte die englische In vasion Egyptens genau so auffassen, als wenn die Türkei selber Gegenstand eines Angriffes durch eine fremde Macht geworden wäre. Egypten war dem Schutze des Sultans anvertraut; er durfte also nicht dulden, daß ohne seine Einwilligung eine egyptische Stadt bombardirt werde. Der Sultan zeigte aber nicht einmal den Muth, diesem Ver fahren einen energischen Protest entgegen zu setzen. Aller dings muß man, um diese Handlungsweise zu begreifen, darauf Rücksicht nehmen, daß die Türkei wirklich nicht die Kraft besitzt, ohne Unterstützung fremder Staaten eine kriegerische Aktion durchzuführen. Der Sultan hatte sich ja eben aus dem Grunde der deutsch-österreichischen Allianz angeschlossen, mußte aber sehr bald gewahr werden, daß er sich in dieser Beziehung gänzlich verrechnet hatte. Wir wissen recht gut die Dienste zu würdigen, die Fürst Bismarck mit seiner Haltung dem europäischen Frieden erwiesen hat. England war mit seiner Ehre cngagirt und es blieb nur die Wahl, ihm entweder sreie Hand zu lassen oder einen europäischen Konflikt hervor- zurufen. Der Fehler bestand eben darin, daß man die Dinge bis zu einem Stadium sich entwickeln ließ, wo man die Niederlage nur um den Preis eines europäischen Md Tageblatt
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