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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821027
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-27
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.10.1882
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reiöeM Ayeia^ und Tageblatt. kr. 2, auf Male: »der slotko. münd lr. >ktobcr. ), 161, I. »ei-, : frische rkrant. est. Ihr an affe. il. Uhr zu Ho«t, cferstr. ttein. s8Uhr statt en alle as mit ndlichst and. ersohlc. ing ab- str. 594. zwischen Stenberg unver- Mutter, !ai theuere ischmuck r Ruhe auszu- : dieser nz für encn. ; Ent- ag um MM. Xr. 24S „6arl- evtl». Amtsblatt für die königlichen and Wüschen Behörden zn Freiberg and Brand. Verantwortlicher Redakteur J«li»S Braun i« Freiberg. Erscheint jede« Wochentag Abend« 0 Uhr für den andern Tag. Preil vierteljährlich 2 Mart 2b Pf., zweimonatlich l M. S0 Pf. u. etnmonatl. 7b Pf. 34. Jahrgang Freitag, dm 27. Oktal«. Inserate werden bi« Vormittag« 11 Uhr angenom- men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeil« D oder deren Raum 1b Pfennige. Nachbestellungen sSr die Monate November und Dezember verdm von sSmmtlichm Postanstaltm wie von der »aterzeichnetm Expedition und dm bekannten Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Langenau, Halsbrücke, LaughmuerSdors und Weißenborn zum Preise von 1 Mark 50 Pf. angenommen. Lxpvli. Äv8 „ss^vid. änrvigsi' u. lagsdistt". Die Gamben von Lyon. An den verschiedensten Orten Frankreichs waren im Laufe dieses Herbstes Arbeiterversammlungen abgchaltcn worden, welche mit mehr oder weniger Leidenschaft die große soziale Frage durchbcriethen, ausnahmslos aber ohne irgend ein Resultat zu erzielen, auseinander gingen- Die Angriffe gegen den Staat, die Kirche, die bürgerliche Gesellschaft hielten sich alle im Bereiche jener längst be kannte Redensarten, denen ein wirklicher Inhalt abgcht. Nur dies Eine trat hierbei für Jedermann in's hellste Licht, daß die Zahl Derjenigen, welche auf friedlichem Wege die Lösung der sozialen Frage anstrebcn, sehr zu- sammcngeschmolzen ist, und daß Diejenigen, welchen die Herstellung der Anarchie ein an sich wünschenswerthcs, wenn nicht das wünschcnswerthcste Ziel ist, täglich neue Anhänger gewinnen. Eine Reihe von Thatsachen, insbesondere die letzten Unruhen von Montccaux-les-Mincs, ließ klar erkennen, daß die Anarchisten ihre Zeit sür gekommen erachten- Die anarchistische Aktionspartei hatte sich zum nächsten Ziele ihrer Verfolgungen nicht die Organe der Regierung, noch die Anhänger der monarchischen Reaktion, noch die reichen Fabriksbesitzer, sondern Kirchen und geistliche Anstalten genommen. Eben weil aber diese anarchistische Bewegung unmöglich durch den üblen Eindruck etwaiger klerikaler Uebcrgriffe erzeugt sein kann; eben weil sie in ihren An fängen schon die Charakterzüge eines rücksichtslosen revo lutionären Doktrinarismus trägt, der zu seiner Bethäti- gung nicht erst irgend eines äußeren Anstoßes bedarf, eben deswegen ist der Schrecken über die Ausschreitungen der „schwarzen Bande" um so größer. Man hat überdies in dem großen Prozesse, der sich jetzt in Chalons sur Saone abspielt, Verzweigungen der schwarzen Bande nach den Hauptorten Mittel- und Süd- Frankreichs, St. Etienne, Lyon, Marseille, nach der Haupt stadt Paris und nach der Schweiz hin aufgedeckt. Die französischen Anarchisten scheinen nach dem Muster der russischen Nihilisten zu arbeiten und mit diesen auch un mittelbaren Verkehr zu unterhalten. Es ist von Dynamit- komitce's die Rede, welche die Fabrikherren bedrohen, ihre Fabriken in die Luft zu sprengen, wenn sie den Arbeits lohn nicht in dem zudiktirten Maße erhöhen. Vor einigen Tagen wurden in eine Theater-Restauration zu Lyon drei Bomben geschleudert, welche viele Menschen mehr oder weniger schwer verwundeten. Ein unmittelbar bestimmter Zweck namentlich dieses letzteren Attentates ist nicht denk bar, man muß nur vermuthen, daß es der Partei, die solche Thaten begeht, lediglich darauf ankommt, allge meinen Schrecken zu verbreiten, um unter diesem lähmenden Andrucke den Umsturz alles Bestehenden unternehmen zu können. Zahlreiche Verhaftungen, welche die Behörden der Re publik an verschiedenen Punkten des Reiches vornehmen ließen, geben Zeugniß dafür, daß man in Paris die Ge- sahr der Entzündung eines neuen Bürgerkrieges für sehr ernst hält. Justizminister Deves, der bekanntlich mit seinen persönlichen Ueberzcugungen den Sozialisten sehr nahe steht, steht sich zu einer Strenge des Auftretens veranlaßt, welche ihm von den Intransigenten als ein Berrath an der Freiheit, an der Republik vorgeworfen wird. In der That ist die republikanische Regierung in die Nothwendig keit versetzt, Frankreich und der Welt zu beweisen, daß es zwischen Denjenigen, welche daS Land durch Dynamit regenerircn wollen, und Denjenigen, welche den legitimen König und den Klerus zu Hilfe rufen, noch eine französische Nation giebt, welche die Segnungen der gesetzmäßigen Freiheit zu schätzen weiß und in Frieden und Ordnung die Früchte ihrer Arbeit genießen will. Es ist wohl anzu- nchmen, daß die demnächst wieder zusammentretendc Kammer die Regierung in ihrem Bemühen kräftig unter stützen werde. Denn den Feinden der Republik wäre nichts erwünschter, als alle Republikaner mit der „schwarzen Bande" zusammcnwcrfen zu können. Wenn sich einmal der Glaube festgesetzt hätte, daß Dynamit-Attentate die logische Konsequenz des republikanischen Regimes seien, dann wäre der Sprung in die monarchische Restauration hinüber sehr erleichtert. Es stellt sich immermehr heraus, schreibt in der heutigen „Leipziger Zeitung" ein Pariser Korrespondent, daß die in Montceau-les-Mines verübten Schandthaten nur eine lokale Manifestation waren, die zu zeitig ausgcbrochen ist, die aber in Verbindung stand mit einem weitläufig aus- gcsponnenen anarchischen Komplot, welches gleichzeitig noch in mehreren anderen industriellen Zentren Frankreichs zum Ausbruch kommen sollte. Das Losungswort dazu war von Paris ausgegangcn und die geheime Gesellschaft, welche die ganze Bewegung leitete, war sehr umsichtig organisirt. Der Plan war, überall Angst und Schrecken zu verbreiten; man wollte sich ein Beispiel nehmen an den durch ihre verwegenen Handstreiche berühmt, oder richtiger, berüchtigt gewordenen Briganten der ersten Republik, die ganze Landstriche ausplündertcn und in Schrecken ver setzten. Das Dynamit sollte der Revolution dienstbar gemacht, Bergwerke und Gruben sollten zerstört, Kirchen und Pfarreien sollten in Brand gesteckt und in Asche ge legt werden. Es ist leider noch immer zweifelhaft, ob es der Polizei gelungen ist, sich der eigentlichen Rädelsführer und Anstifter dieser Greuelthaten zu bemächtigen, so viel aber steht fest, daß die Regierung die Fäden des Kom- plotes in der Hand hat und daß die größte Gefahr sonach beschworen ist. Man sieht indessen, welcher abscheulichen Mittel sich die Demagogie bedient, um die Arbeitermaffen gegen den übrigen Theil der Gesellschaft zu fanatisiren; die Regierung und die Kammern werden hoffentlich daraus die Lehre ziehen, daß es nicht genügt, diese verbrecherischen Aufruhrversuche zu unterdrücken und die Schuldigen zu bestrafen, sondern daß es namentlich darauf ankommt, ihnen die Waffen zu entreißen, die sie so gefährlich machen. Anstatt ihre Zeit mit elendem Parteigezänk und mit un würdigen Persönlichkeiten zu verlieren, würde die Kammer wohl thun, der Arbeiterfrage ihre ganze Aufmerksamkeit zuzuwenden und die in dieser Richtung längst schon in Aussicht gestellten und zugcsicherten Reformen zu bewirken. Tagesschau. Freiberg, den 26 Oktober. Der Kaiser ist gestern Vormittag wohlbehalten nach Berlin zurückgekehrt und wurde von der Wildparkstation aus durch das Kronprinzenpaar nach Berlin bcqleitet. Prinz Karl stattete alsbald nach der Ankunft des Baisers demselben einen Besuch ab. Der japanische Prinz Ari- sugawa hielt Nachmittags eine feierliche Auffahrt bei Hofe. Er wurde von dem Kaiser in besonderer Audienz em pfangen. Zu Ehren des Prinzen fand später ein größeres Diner bei dem Kaiser statt, woran auch der Kronprinz und die übrigen Prinzen des Königshauses theilnahmcn. -- Aus der dem Bundesrathe vorliegenden Ucbcrsicht der Reichs-Ausgaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1881/82 erfahren wir noch Folgendes: Die Einnahmen auS dem Bankwesen, die Zinsen von be legten RelchSgeldern und die nicht für besondere Ausgabezwecke bestimmten außerordentlichen Zuschüsse haben Mrhrerträge von beziehungsweise 1126000 Mk., 814000 Mk. und 476000 Mart gebracht. Dagegen sind an Ueberschüssen auS trüberen Jahren in Folge der durch die Rechnungs-Revision bedingten Berichti gungen 126000 Mark weniger vereinnahmt, und es sind die im Nachtragsetat vom 27 Juni 1881 vorgesehenen Matrtlular- Beiträge in Höbe von 306000 Mk., da die entsprechenden Aus gaben durch die Mehrerträge der übrigen Reichs-Einnahmen Deckung gefunden, bestimmungsmäßig nicht erhoben worden. Die verschiedenen Verwaltungs-Einnahmen haben im Ganzen mit einem Mehrbetrag von 1216000 Mk abgeschlossen: dabei sind außer der Minder-Einnahme ver Militär-Verwaltung von 206000 Mark bervorzuheben: der Mtnderectrag an Patent- Gebühren von 134000 Mark, der Mehr-Ertrag von 231000 Mk. an Gerichtskosten beim Reichsgericht, die Mehr-Einnahmen von 126000 Mk. auS dem Münzwesen in Folge verstärkter Silber- Ausprägung und noch 100000 Mk. außeretatSmäßig vermehrte Wittwen- und Waisen Geld-Beiträge. In Bezug auf die Aus gaben bei der Verwaltung des RetchsheereS sei erwähnt, daß die auf das Rctchsheer bezüglichen Titel des allgemeinen Pensions fonds mit einem Mehrbedarf von im Ganzen 263000 M. ab geschlossen haben; dies erklärt sich dadurch, daß dem allgemeinen PcnsionSfondö nicht mehr die erheblichen Abgänge bei den Pensionen in Folge der Kriege von 1870 zu gute kommen, daß ferner die Prnsionirungen zu Lasten des allgemeinen Pmswns- sondS um so zahlreicher etntreten, als diejenigen in Folge deS Krieges 1870—71 abnehmen, baß endlich sich immer mehr die Bestimmung im K 107 deS Militär - Pensionsgesetzes vom 27. Juni 1871 fühlbar macht, nach welcher die auS dem Zivil-, Staats- rc. Dienste mit höherer Zivtlpenston ausscheidendrn Militär-Invaliden die früher bezogene Jnvaltdenpension auS dem Militär-Pensionsf.ondS wieder erhalten. Gestern früh brach im Gebäude des auswärtigen Amts in Berlin Feuer aus. Kurz nach 7 Uhr bemerkten Beamte des ge nannten Ministeriums in einem in der ersten Etage gerade über den Hauptcingang belegenen Zimmer sehr auffälligen Qualm, der sie sofort zur Ällarmirung der nächsten Feuer wehr veranlaßte. Beim Eintreffen der ersten Spritzen stand bereits das ganze Zimmer mit allem Inventar an Mobilien, Büchern und Skripturen in Flammen, so daß sofort stärkere Löschabtheilungcn herangezogen werden mußten. Obwohl unter dem persönlichen Kommando des Branddirektors eine Dampfspritze und mehrere Handdruck spritzen sofort in Thätigkeit traten, konnte doch nicht ver hindert werden, daß der Fußboden des Zimmers durch brannte und theilweise in das Vestibül hinabstürzte. Die weitere Ausdehnung des Brandes auf die angrenzenden Zimmer konnte glücklicherweise verhindert werden. Die Lösch- und Aufräumungsarbeitcn zogen sich bis in die zehnte Stunde hin. Uebcr die Entstchungsursache, sowie über den ungerichteten Schaden verlauten bis jetzt noch keine genauen Details. Die österreichisch-ungarischen Delegationen wurden gestern in Pest eröffnet. Die Reichsrathsdclegation wählte einstimmig Smolka zum Präsidenten. Das gemeinsame Budget pro 1883 weist eine Gesammtausgabe von 117910768 Gulden auf, wovon 102800921 Gulden auf das ordentliche und 8774621 Gulden auf das außer ordentliche Kriegsbudget kommen. Nach Abzug der Be deckung und des Zollgefällsüberschusses verbleibt ein Ge- sammterforderniß von 99991763 Gulden. Das außer ordentliche Erforderniß des Okkupationsheercs über den Friedensetat beträgt 8988000 Gulocn. — Gestern starb in Wien Bergrath H. Wolf, Chefgeolog der geologischen Reichsanstalt, rühmlichst bekannt durch seine Arbeit bei Auffindung der Teplitzer Thermen. — Am Abend des 24. verschied in Prag der Dichter Karl Egon Ebert. Diese Trauernachricht wird weithin hallen durch ganz Oesterreich, durch ganz Deutschland, überall hin, wo Böhmen, Oester reicher, Deutsche wohnen und überall die regste Theil- nahme Hervorrufen. Karl Egon Ebert, an dessen Namen die rühmlichste Tradition deutsch-böhmischer Literatur ge knüpft ist, wurde am 5. Juni 1801 zu Prag als Sohn des Advokaten und Fürst Fürstenberg'schen Hofrathes Ebert ge boren. In die Zeit von 1825—1828 fällt die Entstehung des berühmten Heldengedichtes „Wlasta", das rasch eine große Popularität erlangte und dem der greise Göthe seinen Beifall angedeihen ließ. Ebert verbrachte die letzten Jahr zehnte seines Lebens in stiller Zurückgezogenheit, abge- wcndct vom lauten Treiben, aber voll der lebhaftesten Thcilnahme an den ersten Fragen der Zeit. Das Auftreten der Anarchisten und Revolutionärs in Frankreich wird immer zügelloser und wilder. Neue Dynamit-Explosionen werden aus Lyon gemeldet. Bei einer öffentlichen Volksversammlung, durch „die revo lutionäre Föderation des Südostcns" organisirt, erbot sich unter andern ein Redner, den Präsidenten der Republik sowie den anwesenden Polizeikommissar zu tödten. Diese
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