Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188211238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821123
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-23
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.11.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
34- Jahr««»,. Donnerstag, dm 23. November. s »vnm-nMch l «.MPf. «. etmnonaü. 7b W' »«. Inserat« werd«» bi« Vormittag« 1t men und beträgt der Pret« für di« oder deren Raum 1» Psi 188L MeM.Unreine». Md Tigkdlall. o Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. vmmtwartlicher Redakteur Iuliu« Brau» i» Freiberg Rachveftelluugeu «Ui de« für -t» Movttt Dezember »erde» von fämmtlicheu Postaustalte« wie do» der «ulerzeichneteu «x-e-tttou uud de» bekauuteu «»s- -astestelleu tu Freiberg, Braud, Laugeuau, Halsbrücke, LanghmverSdorf und Weitzmboru zum Preise von 75 Pf. augeuommeu. Allen uenhtvzutreteudeu Abouueuten wird auf verlangen der Avsang des RomaoeS: „Durch Nacht zum Licht", soweit er bis Ende November erschiene» und der Vorrath reicht, ohne jedwede Entschädigung uud portofrei uachgeltefert. Derartige Wünsche bitten wir direkt au die Unterzeichnete zn richten. Lxpsck. öss^ssrvid^nrsigs»' u. IsysdlsN". Der Kampf gegen die Trunkjucht. In Frankfurt a. M. sind zu Anfang des vorigen Mo nats eine Anzahl von Aerzten, Geistlichen, Volkswirthen, Politikern zusammengetretcn, um eine nationale Gesellschaft zur Bekämpfung der Trunksucht zu bilden. Indem diese hochangcsehcnen Männer — unter denen Vertreter der verschiedensten kirchlichen, politischen und sozialen Parteien zu finden sind — den Kampf gegen ein weitverbreitetes und täglich neue Opfer forderndes Laster aufnchmen, haben sie keineswegs etwas Neues gethan. Dieser Kampf ist in früheren Jahrzehnten von den Enthaltsamkeits-Ge sellschaften mit vielem Eifer und theilweise auch nicht ohne Erfolge begonnen worden. Wir haben namentlich einige Geistliche, welche mit rühmlicher Hingebung ihr ganzes Leben lang für die Mäßigkeitssache thätig gewesen sind. Ferner nimmt der Kampf gegen den Alkohol in England, Holland, Schweden schon lange einen hervorragenden Platz im öffentlichen Leben ein und man hat dort schon manches Gute erzielt. Aber wenn auch hier nichts Bahn brechendes geschaffen werden soll, so verdient das Vor gehen der in Frankfurt versammelt gewesenen Männer nicht minder Anerkennung. Cs ist immer besser, spät als gar nicht an eine solche Schattenseite des Volkslebens heranzutreten. Die oft vcntilirte Streitfrage, ob die Trunksucht zu- »der abgenommen hat und ob ihr unser deutsches Volk mehr oder weniger fröhnt als andere Völker, kann hier ganz außer Betracht bleiben. Es ist unstreitig richtig, daß auch früher arge Völlerei herrschte. Bon Tacitus bis herab zu dem edlen Ritter v. Schweinichen giebt es eine ganze Reihe von Schriftstellern, welche uns nachweisen, daß auch die gute, alte Zeit im Trinken kein Maß kannte. Ebenso wissen wir, daß der Alkohol über die verschiedensten Länder und Völker fein Szepter schwingt und daß keines wegs, wie man oft wohl behauptet hat, die Germanen allein ihm unterworfen sind. Ein Blick auf die Franzosen im Westen, unter denen neueren Berichten zufolge die Trunksucht erschrecklich zunimmt, und auf die Russen im Osten widerlegt jene Behauptung. Es kommt auch gar nicht darauf an, ob die Trunksucht bei uns heute größer ist als bei anderen Völkern und zu anderen Zeiten; sicher erscheint es jedenfalls, daß sie sehr groß ist und unsägliches Unheil anrichtet. Dies allein genügt, um den Kampf gegen sie zu rechtfertigen und zu empfehlen. Von dem wirthschaftlichen Ruin zahlreicher Familien ganz zu schweigen, so wissen wir aus den Verhandlungen der betreffenden Fachmänner, daß die Insassen der Irrenan stalten und der Gefängnisse zum allergrößten Theile aus Per sonen rekrutiren, welche dem Laster der Trunksucht verfallen find. Die Selbstmord-Statistik sagt uns, daß zum Beispiel in Preußen in den letzen zehn Jahren ungefähr zehn Prozent aller Selbstmörder Gewohnheitssäuser waren resp. iml trunkenen Zustande Hand an ihr Leben legten; und daß der Antheil, den die Trunksucht an den Ursachen der Selbstmorde hatte, mit den Jahren immer mehr gestiegen ist. Diese Erwägungen find an sich schon hinreichend, um den Feldzug gegen den Alkohol als ein öffentliches Interesse erscheinen zu lassen. Nun soll diesmal der Kampf in anderer Weise geführt werden, als cs früher durch die Mäßigkeitsvereine geschah. Damals ging man direkt auf das Ziel los und suchte den Einzelnen zu veranlassen, dem Alkohol-Genüsse zu entsagen. Man hat damit allerdings manches Gute erreicht, aber nicht nachhaltig gewirkt. Jetzt will man auf indirektem Wege gegen das Uebel vorgehen und zwar auf Grund der Erfahrungen, die in anderen Ländern gemacht worden sind. Dazu bieten sich nun verschiedene Methoden. Das Einfachste, so könnte man sagen, wäre wohl eine hohe Besteuerung des Branntweins. Aber so einfach, wie diese Sache aussicht, ist sie doch nicht. Besteuert der Staat die Spiritusfabrikation nicht viel höher als bisher, so wird der Branntweingenuß nicht eingeschränkt werden, denn eine unbedeutende Steucrerhöhung bemerkt man im Kleinhandel mit Branntwein wenig. Besteuerte er aber die Spiritus- fabrikation erheblich höher, so würde die sehr bedeutende Verwendung desselben zu industriellen Zwecken darunter leiden. Auch die Landwirthschaft, welche namentlich im nordöstlichen Deutschland die Spiritusbrenncrei zur Zeit noch nicht entbehren kann, müßte schwer geschädigt werden. Die Besteuerung des Branntweins im Kleinhandel aber — die Schankstätten-Steuer — welche aus jenen Gründen von der Regierung angeregt war, ist von der Volksver tretung abgelehnt worden. Diese Schwierigkeiten sind in Deutschland noch zu überwinden. In Schweden ist man dem Uebel auf anderweitige Weise bcigckommen. Zunächst wurde bestimmt, daß die Kommunen mit Bewilligung des Statthalters festzusetzcn hätten, wie viel Schänken und Läden in ihrem Weichbildc Schnaps verkaufen dürsten; und daß diese Berechtigungen alle drei Jahre öffentlich an den Meistbietenden zu versteigern seien. Diese von der Regierung gezogenen Schranken reichten an einzelnen Orten aus, an anderen nicht. Da ging man in Gothenburg noch einen Schritt weiter. Es bildete sich eine Aktiengesellschaft aus wohlhabenden und wohl wollenden Männern zu dem Zwecke, die Schankberechti gungen zu erstchm- Dividenden beanspruchten sie nicht, den Gewinn bestimmte man für die Stadtkasse. Nach und nach hatte sie alle Liccnzen in der Stadt und damit den ge- sammten Branntweinhandel an sich gebracht, also vollstän dig das Mittel in der Hand, den Schnapsgenuß in ver nünftiger Weise zu reguliren. Sonntags wird nur mit fester Speise zusammen ein sogenannter Appetits-Schnaps verabreicht; Sonnabend Abend nur bis 6, an Wochentagen im Winter bis 7 und im Sommer bis 8 Uhr. Die Wirthschaft in den Lokalen wird nur von Leuten geführt, welche den Schnaps geliefert erhalten, also an dem Absatz desselben, weil sic nichts verdienen, nicht das Interesse haben wie an Verkauf von Kaffee, Selterswasser u. s. w. Der Einfluß dieser Reform ist, so weit er sich nach einer so kurzen Zeit schon beurtheilcn läßt, ein durchaus günstiger gewesen. Einen anderen Weg hat man in England und theil weise auch in Holland eingeschlagen. Man begann dem Branntwein Konkurrenz zu machen, indem man andere, unschuldigere Getränke dem Volke zu mäßigen Preisen anbot. Vereine oder Privatleute errichteten an Orten, die größere Arbeitermasscn regelmäßig Passiren, Thee-, Eacao- und Kaffeeschänken, in denen zu billigen Preisen Getränke dargeboten werden, die dem Menschen zuträglich find. Man ist weiter gegangen und hat neuerdings sogar Gasthäuser errichtet, in welchen Alles zu haben ist — nur kein Alkohol. Diese Einrichtungen find mit bestem Erfolg, gekrönt worden. Sie haben Anklang beim Publikum ge funden und im letzten Etatsjahre ist in England bereits ein Sinken der Einkünfte aus den Abgaben für Spirituosen bemerkt worden; wie der Schatzkanzler ausdrücklich erklärte, infolge der durch jene Einrichtungen bemerkten Abnahme des Konsums berauschender Getränke. So führen also mancherlei Wege nach Rom. Ob in Deutschland eine der erwähnten Methoden versucht oder vielleicht ein neuer Weg eingeschlagen wird, das mag noch sorgfältig geprüft werden. Erfreulich ist es, daß die Sache überhaupt bei uns angeregt und das Studium jener fremden Einrichtungen begonnen worden ist. Tagesschau. Freiberg, den 22 November. Wie oft ist nicht schon in den Kreisen der Eltern und einsichtigen Pädagogen die Klage über Ucberbürdung unserer heutigen Jugend durch Lernstoffe in den Schulen laut ge worden, aber so sehr man auch die Richtigkeit dieser Klage in mehr als einer Beziehung anerkennen muß, so verkehrt würde cs doch sein, derselben durch ein einfaches Zurück schrauben der Unterrichtsziele auf ein niedrigeres Resultat gerecht werden zu wollen. Eine. tüchtige Ausbildung in möglichst vielen Wissenschaften ist heutzutage die unerläß liche Bedingung geworden, um in irgend einem besseren Lebensberufe sein Fortkommen finden zu können. Nicht nur Gelehrte, Künstler und Beamte bedürfen der Wissen schaften, sonderu jeder Industrielle, jeder Kaufmann, jeder Landwirth, der sich in seinem Berufe auszcichnen und gleichzeitig eine bessere soziale Stellung einnehmen will, muß auch ziemlich umfangreiche Kenntnisse, zumal in Sprachen, Geographie, Geschichte und Naturwissenschaften besitzen. Viel, möglichst viel unserem Heranwachsenden Geschlechte lernen zu lassen, bleibt daher die werthoollste Mitgift, welche die Eltern ihren Kindern, der Staal seinen jungen Bürgern geben kann und die Klagen über Ueber- bürdung der Jugend in den Schulen und dadurch verur sachte körperliche Schwäche und Beeinträchtigung des Ge- müthslcbens müssen deshalb Veranlassung geben, nach Mitteln zu suchen, welche die schädlichen Einflüsse der Schule und des Studiums bezüglich der körper lichen und geistigen Entwickelung zu beseitigen im Stande sind, ohne daß dadurch die möglichst hohe wissenschaftliche Ausbildung selbst beeinträchtigt wird. Es geschieht dies offenbar am besten in der Weise, wie es vor Kurzem der preußische Kultusminister, Herr v. Goßler, in einem Reskripte an die Schulbehörden angeregt hat: Durch größere Belebung und allgemeine Ausnahme der Turn- und Spielübungen in allen Schulen. Wir sind ja an und für sich diesem Ziele nicht so sehr fern, denn der deutsche Turnvater Jahn hat schon vor zwei Menschenaltern den Grund zu den Körper und Geist veredelnden und kräftigenden Körper übungen und Spielen gelegt. Fast au allen Orten und auch in den meisten Schulen Deutschlands wird auch Kraft- und Spielturnen gepflegt, aber was diesen Uebungen bei uns noch fehlt, das ist deren allgemeine und veredelte Anwendung als ein durchaus unerläßliches Erziehungsmittel, welches in keinem Schulplane fehlen und unter den Augen unserer Pädagogen, Aerzte und Staats männer von Jahr zu Jahr verbessert und vervollkommnet unsere Jugend gesünder, kräftiger und fröhlicher machen sollte, denn cs bedarf gar keines bei anderen Beweises, daß jeder Mensch, der als Bürger und Soldat, als Arbeiter und Schaffer im Staate und der Familie seine Ausgabe löse« will, vor allen Dingen eines geiunveu Körpers und frohen Gcmüths bedarf und diese Güter müssen zumal dem Heranwachsenden Geschlechte zu eigen gemacht werden, weil sie diesem am leichtesten anzu »ziehen sind- In einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist, also hat man doppelte Ursache, die Körperkräfte unserer Jugend systematisch zu dulden und sie nicht weit hinter die Ausbildung des Gastes zurückzustellen. — Man schreibt heute aus Berlin: Es ist nicht unbemerkt ge blieben, daß die konservative Pr sje bezüglich der neuen Steuervorlagen sich bisher im Unklaren bewegt hat, und man folgert nicht ganz mit Unrecht oaraus, daß sic nicht in der ausgedehnten Weise mit der Regierung in Fühlung stehe, wie man gemeiniglich annimmt. Man erinnert sich nun auch wieder des bekannten Artikels der „Provinzial
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite