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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188505083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850508
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-08
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.05.1885
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^7^7^ BeMF^eigex M Pf, «r. und Tageblatt r- M , Erscheint jeden Wochentag Abends st,7 Uhr für den »0 IR I^H andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2d Pf., M-W. zweimonatlich 1 M. dO Pf. und einmonatlich 7b Pf. >en her. raurige Nach- vergässe lnahme Verlust v sagen ' 'D > W hsten i >ei tein- oller Hm- uren edenist, irtte Tan; lnion. ta«d. erstag N8- Ä. Mll. Abend» »er es ... R. e« i« I». ssen. notorischen Abneigung aller gröberen Bundesregierungen — außer Preußen — gegen den Antrag nimmt inan allgemein an, daß zu dem erwähnten Resultate sehr wesentlich der Wunsch, dem Reichskanzler entgegenzukommen, und die gleichzeitige Ueber- zeugung beigetragen habe, daß der Reichstag den Vorschlag doch sicher ablehnen werde. Dort dürfte die Jnstizvorlage kaum noch zur ersten Lesung kommen; an eine Erledigung derselben in der gegenwärtigen Session ist jedenfalls nicht zu denken. Nachdem vorgestern der deutsche Reichskanzler in höchst auf fälliger Weise die durch seine am Montag im deutschen und Lumsdeu vor Gericht gestellt zu sehen. Allem An schein nach ist aber das Londoner Kabinet in seiner Nach giebigkeit noch viel weiter gegangen. Am Dienslag theilte nämlich der englische Premierminister Gladstone dem Unter- Hause mit, die Regierung sei in Folge des Beschlusses, daß der Meinungsaustausch über die Hauptpunkte der afghani schen Grcnzfrage in London stattfinden solle, mit Sir Lumsdcn in Verbindung getreten und habe ihn benach richtigt, daß eS erwünscht wäre, wenn er und Stewart sofort nach England zurückkämen. Ob mit dieser Zurück- berufung Lumsden's aus Afghanistan eine Mißbilligung des Verhaltens dieses englischen Bevollmächtigten verbunden ist, wird erst der weitere Verlaus der Sache zeigen. Auf die Afghanen kann jedenfalls dieser Entschluß der englischen Regierung nur den Eindruck eines kläglichen Rückzuges machen und der Vizekönig von Indien, Lord Dusfcrin, der in Rawnl Pindi dem Emir von Afghanistan weitgehende Zusicherungen machte, dürfte dadurch seine Stellung eben falls als ernstlich gefährdet ansehen. Das englische Kabinet hat immerhin sicher das Aeußerste gcthan, um dem Kriege Tagesschau. Freiberg, den 7. Mai. Bekanntlich hat der deutsche Bundesrath die Wieder einführung der Berufung abgelehnt, dagegen auf einen Antrag Preußens die Zahl der Geschworenen von 12 auf 7 herab gesetzt. Der Beschluß soll, unter Stimmenthaltung Bremens, mit 29 gegen 28 Stimmen gefaßt worden sein. Bei der steuer nichts gelegen, neigen sich die Arbeiten der deutschen Volksvertretung ihrem Schluffe zu. Bei der gestrigen Fort setzung der Berathung über die Börsensteuer beantragte Abg. Richter im Fall der Annahme des Gesetzes die Aufhebung des Petroleumzolles, Abg. Kayser diejenige der Salzsteuer. Letzterer erklärte gleichzeitig, daß seine Partei im Falle der Ablehnung einer derartigen Steuererleichterung gezwungen sei, gegen die Börsensteuer zu stimmen. Der Staatssekretär von Burchard bezeichnete die Tendenz der Anträge für einen Widerspruch gegen die neue Steuerreform von 1878. Die Einnahmen aus der indirekten Ausgabe sollten dazu dienen, die direkten AusgHben zu erleichtern, nicht die indirekten. Die An träge seien schon aus diesem Grunde unannehmbar; außerdem aber betrügen die Einnahmen aus der Salzsteuer 47 Millionen, aus dem Petroleumzoll über 22 Millionen, während hinsichtlich der Börsensteuer keine Berechnung auch nur 22 Millionen an nähernd erreiche. Es würde also eine Lücke in den Einnahmen des Reiches entstehen, die wiederum eine Steigerung der Matrikularbeiträge nothwendig mache. Der Eventualantrag, einen Arbeiterinvalidenfond zu gründen, bewege sich auf dem selben Boden, wie die von der Regierung in's Werk gesetzte Unfall- und Krankenversicherung. Die Regierung habe die Altersversorgung ebenfalls in Aussicht genommen; es sei des halb nicht zweckmäßig, jetzt einen solchen Fond zu bilden. Der Staatssekretär v. Bötticher legte dar, daß die Regierung an der sozialen Reform emsig gearbeitet habe und am allerwenigste» von Seiten der Sozialisten eine Mahnung gerechtfertigt sei. Nach kurzer Debatte wurden die Anträge der Abgg. Kayser und Richter abgelehnt, der Rest der Kommissionsanträge angenommen, womit gleichzeitig die bezüglichen Petitionen ihre Erledigung fanden. Es folgte nun die zweite Lesung der Zucker st euervorlage. Abg. Graf v. Hacke begründete seinen Anttag auf dreimonatliche Verlängerung des Steuer kredits, worauf Bundeskommissar Aschenborn betonte, daß der Antrag Hacke zugleich die Gewährung der Mittel voraus setze, ohne welche die Durchführung desselben nicht möglich scheine. Dazu sei ein sehr bedeutender Betrag erforderlich, wie ihn das Amendement des Abg. Nobbe wolle. Werde dieses nicht angenommen, so sei die Finanzverwaltung kaum in der Lage, dem Bundesrath vorzuschlagen, auf den Antrag einzu gehen. Abg. Richter hielt cs nicht für förderlich, durch Annahme des Gesetzentwurfs zu konstatiren, daß die Zucker industrie ihren Verbindlichkeiten nicht Nachkommen könne. Es handle sich um eine große Anzahl von Firmen, die ein unzu längliches Betriebsmaterial hätten und denen auf diese Weise über den ersten Berg geholfen werden soll; das sei überaus bedenklich. Nachdem sich Abg. Graf v. Hacke mit dem Amen dement Nobbe einverstanden erklärt hatte, wurde die Regie rungsvorlage mit dem Antrag Hacke-Nobbe genehmigt. DeS Weiteren wurde der Gesetzentwurf, betreffend den Schutz des Reichskassenpapieres, in dritter Lesung angenommen. Bei der hierauf folgenden dritten Berathung des Unfall gesetzes motivirte Abg. Schrader die ablehnende Haltung seiner Partei. Abg. Loewe sprach sein Bedauern darüber aus, daß bei der Bildung der Berufsgenossenschaften nicht mehr Rücksicht auf die Eigenartigkeit der Betriebe genommen werde. Der Staatssekretär v. Bötticher erklärte, er halte die Abschließung einzelner Betriebe für eine zu weitgehende, undurchführbare Forderung. In der Spezialdebatte wurde das Gesetz im Ganzen definitiv angenommen. Auf die gestern im preußischen Abgcordneten- hause von dem Abg. Spahn begründete Interpellation wegen Ausweisung nichtpreußischer Polen ertheilte der Minister von Puttkamer folgende Antwort: „Der preußischen Re gierung liege jedes Eingreifen in berechtigte Interessen polnischer oder katholischer Einwohner fern, die Rücksicht auf die politische Sicherheit des Staats und die Pflege des deutschen Wesens habe aber die Ausmeisungsmaßregel erheischt. Der Zuwachs der polnischen Einwanderung drohte, die deutsche Bevölkerung zu verdrängen, und führte für die Verwaltung schwerste Un- zuttäglichkeiten herbei. Es habe sich ein national-polnisch agitirendes Element gebildet, und auch in Westpreußen, wo man die Polenfrage früher nie gekannt habe, eine drohende Gefahr für den Staat geschaffen. Von der getroffenen Maß regel, die übrigens die Oberpräsidenten mit aller Humanität aussührten, könne die Negierung nicht abgchen." Abg. Windt horst stellte die Ausweisung als völkerrechtswidrig hin und meinte, ohne die vorherige Benachrichtigung der davon Be troffenen und ohne eine vorausgegangene Vereinbarung mit Rußland sei dieselbe ein Akt der Grausamkeit. Dagegen hielt Abg. Wehr die Maßregel für rechtlich und politisch gerecht fertigt, während Abg. v. Liskowsky versicherte, die Aus« Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Braud Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. 38. Jahrgang. Freitag, den 8. Mai Inserate werden bis Vormittag II Uhr angenom- lj FHUH Kk mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile s ^OFHO oder deren Raum 1b Pf. ganz unabhängig von dem däuischcn Schiedssprüche die Verhandlungen über die Absteckung der afghanischen Nordgrenze in London wieder aufg"nommen und dann jede Einzelheit an Ort und Stelle erledigt werden solle. Augenscheinlich ist das englische Kabinet fest entschlossen, 'der von Rußland zu' . gewünschten afghani schen Grenzlinie bedingungslos zuzustimmen, da Lord Eranville im Oberhause ironisch bemerkte, man habe über die Ansichten des Emirs von Afghanistan neuerdings eine veränderte Meinung erlangt, und da Gladstone im Unter- Hause den Vorwurf eines diplomatischen Rückzuges mit der Aeußcrung beantwortete, daß die Engländer die Interessen des Emirs nicht mehr als dieser selber zu wahren brauchten. Wenn auf diese schwache Bemäntelung der diplomatischen Niederlage hin die Mehrheit des englischen Unterhauses den Kricgskrcdit von 220 Millionen Mark in dritter Lesung bewilligte und alle Versuche der Opposition, eine Vertagung dieses regierungsfreundlichen Beschlusses zu erzwingen, fruchtlos blieben, so war sicher bei vielen Parlamentsmit gliedern die Ueberzeugung maßgebend, daß das englische Kabinet mit dem Vorschläge der schiedsrichterlichen Ent scheidung zwar keine Heldenthat verübte, aber einen sehr geschickten diplomatischen Schachzug gethan hat. Nach diesem englischen Vorschlag bleibt Rußland nur die Wahl, durch eine unbedingte Zustimmung auf das weitere Vor dringen gegen Herat zu verzichten, oder vor ganz Europa die Verantwortung für den Ausbruch eines schrecklichen Krieges zu übernehmen. Es verdient bemerkt zu werden, daß die meisten Londoner Blätter den von dem englischen Ministerium im Interesse des Friedens gemachten Vorschlag als eine Demüthigung ausfassen, deren Nutzen durch die zum Kriege drängende russische Militärpattei noch sehr in Frage gestellt werde. Der „Olserver" schreibt: „Wir haben Grund für die An- , , .... nähme, daß die von der „Daily News" am Sonnabend' R e i ch s t a g c gehaltene Rede hervorgerufene Meinung wwer- veröffentlichten Angaben, die angeblich amtlichen Charakters legt hat, als sei ihm an dem Zustandekommen einer Börsen- vorzubcugen. Die Entscheidung liegt nun nur noch in Petersburg, wo hoffentlich der friedliebende Zar Energie genug besitzen wird, die Kriegslust der russischen Militär partei zu zügeln und seinen stark in's Gedränge gerathencn Finanzminister über die für die Oase von Pendjeh gemachten Riescnausgaben zu trösten. (Vergl. neueste Depesche.) sind, weit über das Ziel hinausschossen in der Folgerung, daß schon irgend eine endgiltige Verständigung erzielt worden sei. Die neuesten englischen Vorschläge — die einem fast absoluten Aufgeben der von Ihrer Majestät Regierung bislang angenommenen Haltung mit Bezug auf die afgha nische Frage gleichkommen — sind in St. Petersburg in versöhnlichem Tone ausgenommen und es ist anerkannt worden, daß sie eine Grundlage für weitere Unterhandlung bilden. Außer allgemeinen Versicherungen eines Wunsches nach einer friedlichen Lösung hat aber Rußland bis setzt weder seine Ansprüche herabgestimmt, noch die Idee einer schiedsgerichtlichen Entscheidung unbedingt genehmigt." Die „Times" kommt auf die Frage von Herat zurück und hebt hervor, daß, wenn in dieser Richtung England keine politischen und militärischen Bürgschaften erhalte, für Indien ein chronischer Zustand der größten Unsicherheit geschaffen würde. Die Stimmung der Engländer in Indien über den bedingungslosen Sieg der Russen sei eine verzweifelte, denn die letzteren rühmten sich bereits den Turkmenen gegenüber, sie würden weitergehen, sobald sie ihre Kräfte zusammen hätten. Wäre England schwächlich genug, nach einem Frieden zu greifen, der keiner ist, so würde die Strafe in kurzer Zeit folgen. Das „Morning Chronicle", ein liberales Blatt, hält es für unmöglich, daß Gladstone sein Verlangen nach einer Untersuchung gegen Komaroff fallen lasse, wenn der Zar eine solche für unthunlich erkläre. Die „Morning Post" erklärt, Rußland habe lediglich unbedeutende Dinge dem Verlangen nach einer Untersuchung entgegen gesetzt. Von der russischen Regierung war ausdrücklich als Vorbedingung für alle weiteren Verhandlungen der Verzicht auf jede Kritik des Verhaltens Komarchs's hingcstellt worden. Nach der Erklärung Lord Granvillc's stimmte die britische Regierung der russischen darin bei, daß es nicht wünschenswerth sei, die beiden tapferen Offiziere Komaroff Der englisch-russische Ausgleich So wenig man im Allgemeinen dafür eingenommen ist, dm Frauen Einfluß auf die Politik zu gönnen, bettachtet man es dennoch jetzt als ein hohes Verdienst weiblicher Lermittelungskunst, daß seit acht Tagen die Aussicht auf einen friedlichen Ausgleich zwischen England und Rußland sich fast mit jedem Tage verstärkt hat. Die beiden dänischen Prinzessinnen, von denen die eine die Gemahlin des russischen Zaren, die andere diejenige des englischen Thronfolgers ist, sollen wesentlich dazu beigetragen haben, den Knoten zu entwirren, von welchem bisher die leitenden Staatsmänner Englands und Rußlands annahmen, daß er sich nur mit dem Schwerte zerhauen lassen werde. Die Abwendung des Massenmordes zweier Völker ist gewiß ein dankenswerthes, der hohen Frauen würdiges Unternehmen, aber man würde den Erfolg derselben weit überschätzen, wenn man in dem selben etwas Anderes erblickte als eine bloße Vertagung eines Kampfes, der unausbleiblich ist, wo es gilt, unver einbare Gegensätze auszutraaen. Wenn ein finanziell so bedrängter Staat wie Rußland viele Millionen für die Vorbereitungen zu einem Feldzug ausgegeben hat, als dessen nächstes Ziel der Besitz der paradiesisch gelegenen, reichen afghanischen Stadt Herat, als dessen zweites die Freimachung des Weges nach Indien angesehen wurde, dann läßt sich nicht erwarten, daß das unruhige russische Volk sich längere Zeit mit der Errungenschaft einiger Steppen und Sandwüsten am Kuschk- und Murghabflusse zufrieden stellen lassen werde. Ebenso wenig läßt sich an nehmen, daß der Nationalstolz der Engländer die De- müthigungcn verwinden werde, mit welchen der Ausgleich mit Rußland verbunden ist. Nur die Radikalen des englischen Unterhauses jubelten, als der englische Premierminister Gladstone am Montag, in derselben Weise wie gleichzeitig Lord Granville im Lberhause, das Abkommen mit dem Petersburger Kabinet mitlheilte, wonach die Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung der Verabredung vom 17. März (nicht über die derzeitigen Stellungen herauszugehen) dem schiede richterlichen Urtheile eines befreundeten Herrschers unter breitet werden sollen. Auf die Grcnzenfrage kann der Schieds spruch des Königs von Dänemark, der in seiner Eigenschaft als Schwiegervater des Zaren und des künftigen Königs von England, gewiß unparteilich richten wird, nicht den geringsten Einfluß haben. Vielmehr wurde dem englischen Parlament ausdrücklich die Versicherung ertheilt, daß IW cm L.0., n Saale tcn. «ck. ht- l, dm Abend»
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