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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188506307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850630
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-30
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.06.1885
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MkMWlME und Tageblatt. Amtsblatt für die kömglicheu und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Berarttwortlicher Redakteur: Julius Brau» in Freiberg. ^148. Erscheint jeden Wochentag Abends '/,7 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich I M. bl) Pf. und einmonatlich 7ü Pf. 38. Jahrgang. Dienstag, de« 3V. Juni. Inserate werden biSBormittag 11 Uhr angenom- UH UN Sk X men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 ' oder deren Raum 1ü Pf. Jubiläumsfeier des in Oels in Schlesien garnisonirenden Tagesschau. Freiberg, den 29. Juni. Die Ausschüsse des deutschen BundeSratheS habm Sonnabend Nachmittag dem mit dem Norddeutschen Lloyd in Bremen abgeschlossenen Vertrag der deutschen Reichsregierung ihre Genehmigung ertheilt. Heute setzt der Justizausschuß des Bundesrathes die am letzten Mittwoch begonnene Be- rathung der braunschweigischen Erbfolge fort. Inzwischen soll bereits eine Verständigung über eine anderweitige Fassung des daraüf bezüglichen preußischen Antrages herbeigeführt worden sein. Was die Stellung der sächsischen Regierung zu diesem Antrag betrifft, so wird dieselbe wohl kaum der (Ä- wartung des „Frankfurter Beobachter" entsprechen, welcher die seltsame Botschaft bringt, daß der Herzog von Braun schweig in einem eigenhändig geschriebenen Nachtrage zu seinem Testamente die Interessen des Herzogs von Cumberland dem König von Sachsen dringend ans Herz gelegt habe. Die am Sonnabend publizirte Einberufung des braunschweigischen Land tages auf morgen scheint den Zweck zu haben, dem Landtage die in Aussicht gestellte Gelegenheit zu geben, seine Meinung über die mit dem Anträge Preußens im Bundesrathe zu sammenhängenden Vorgänge in der braunschweigischen Frage zu äußern. Wie der „Hannov. Kour." erfahren hat, besteht im deutschen Bundesrathe nur darüber eine Meinungsver schiedenheit, inwieweit das Verhalten des Herzogs Ernst August auch das Haus Braunschweig-Lüneburg jüngere Linie in Mitleidenschaft ziehe. Die Beantwortung diefer Frage ist offen gelaffen und es haben Sachsen, Oldenburg und noch ein Mittelstaat (aber nicht Baiern) dahin gewirkt, das möglichst jede Satzwendung vermieden bleibe, welche in Zukunft einmal so ausgelegt werden könnte, als ob das braunschweigische Land bereits an irgend eine Entschließung gebunden sei. Die „Kreuzzeitung" veröffentlicht ein gemeinsames Schreiben des Ausschußmitgliedes der braunschweigischen Ritterschaft, v. Bülow- Brunsrode, des Kammerherrn v. Veltheim-Veltheim und des Hof jägermeister Graf Schulenburg bez. der Erklärung der Grafen Bernstorff-Beseritz und Oertzen-Leppin über die braunschweigische Erbfolgefrage. In demselben heißt es: „Wir bedauern, daß sich unser hochseliger Herzog nicht bewogen gefunden hat, diese unsere wichtigste Landesfrage zu Lebzeiten zu regeln. Der braunschweigische Adel aber als solcher hat nach seiner historischen und rechtlichen Bedeutung momentan keine aus schlaggebende Position mehr einzunehmen. Nach der rechtlichen Auffassung der drei unterzeichneten Mitglieder der braun schweigischen Ritterschaft ist der Herzog von Cumberland als nächster Agnat des Herzogshaufes und verfassungsgemäß der legitine Thronerbe. Wir können jedoch nach unserer innigsten Ueberzeugung dessen Regierungsantritt nur dann mit dem Geiste der deutschen Verfassungsverhältnisse in Einklang bringm, wenn seitens Sr. König!. Hoheit sofort nach dem Ableben des Herzogs diejenigen Schritte m klarer Weise gethan worden wären, welche Sr. Majestät dem Kaiser und König von Preußen und dem Deutschen Reiche gegenüber unbedingt ge boten erschienen. Ob und welche Schritte nach dieser Richtung jetzt noch mit Erfolg zu thun sind, können und müssen wir dem höchsten Ermessen anheimstellen." Unser Kaiser, dessen Gesundheitszustand jetzt tägliche Spazierfahrten im offenen Wagen durch die Stadt Ems und deren freundliche Umgebung gestattet, hat den Entschluß gefaßt den im Spätsommer in der Priegnitz bei Pritzwalk stattfindenden, Manövern des dritten Armeekorps, mit denen ausgedehnte Kavallerie-Manöver verbunden werden sollen, persönlich bei zuwohnen. — Die am Sonnabend stattgefundene 25jährige sie fügen fast unter allen Umständen beiden Theilen uner meßlichen Schaden zu und sollen nur mit größter Scheu und mit vollstem Bedacht aller ihrer möglichen, sowohl vor theilhaften als nachtheiliyen Folgen unternommen werden. Der Berliner Maurerstreik hat schon unendlich große Wirth- schaftliche Verluste zur Folge gehabt und stellt noch höchst bedenkliche Konsequenzen in Aussicht, wenn es nicht bald gelingt, ein Einvernehmen herzustellen. eine vollständige Organisation zur Bekämpfung der Arbeits einstellung geschaffen und verschiedene Kommissionen mit den einzelnen Aufgaben betraut. Diese berichteten am Sonn abend in einer großen Versammlung aller Jnnungs- und und Nicht-Jnnungsmeister über ihre bisherige Thätigkeit. Eine Deputation hat mit allen Behörden unterhandelt, überall bereitwillig Aufschübe erzielt und vom Polizei präsidenten die Zusicherung empfangen, daß alle Bauten scharf beobachtet würden und gegen jede Ausschreitung energisch eingeschritten werden würde. Eine besondere Kom mission des Bundes sammelt alle Fälle von Ausschrei tungen und hat ein Zirkular verbreitet, in dem es heißt: „Jede Arbeitseinstellung müßte ihren nachtheiligen und drohenden Charakter verlieren, wenn dieselbe stets vom Richter als ein hinreichender Grund angesehen würde, welcher den Vertrag zwischen Bauherrn und Bauunter nehmern ohne Weiteres aufhebt, sodaß eine Konventional strafe für verzögerte Fertigstellung eines Baues nicht erhoben werden, auch der Bauherr nicht berechtigt sein dürste, sich wegen des durch die Bauverzögerung entstandenen Schadens an den Unternehmer zu halten." Der Innung traten in Folge des Streiks zahlreiche, bisher außerhalb derselben stehende Meister bei und zeigt sich auch dabei, Der Berliner Maurerstreik. Die nunmehr fast zwei Wochen währende allgemeine Arbeitseinstellung der Maurer und Bauhandwerker in Berlin nimmt nach und nach einen Umfang und eine Schroffheit an, die einen Ausgleich der Gegensätze vorläufig un möglich erscheinen läßt. Am Sonnabend haben auch die Berliner Steinträger einen Verein zur Wahrung ihrer Interessen gegründet und beschlossen, den Maurerstreik da durch allgemein zu machen, daß sie, auch auf jenen Bauten, auf welchen bisher noch fortgearbeitet wurde, sofort die Arbeit niederlegen und eine strenge Kontrole über alle Arbeitsgenossen üben. Nach dem von dem neuen Bund der Steinträger Berlins bereits genehmigten Statut ist der Zweck dieses Bundes die Regelung der Lohnfrage, die Ein führung einer Lohnstatistik und eines Arbeitsnachweisebureau's, die unentgeltliche Gewährung von Rechtsschutz bei Arbeits streitigkeiten mit den Arbeitsgebern, 10—12stündige Maximal- arbeitszeit, sowie vollständige Abschaffung der Sonntags arbeit. Ferner wurde die schon am 25. Juni beschlossene Arbeitseinstellung als gerechtfertigt anerkannt und beschlossen, sich dem Streik der Maurer 'anzuschließen. Die Lohn kommission hat bereits den Meistern den Lohntarif zur Annahme unterbreitet. Die Arbeitszeit soll nicht vor 5^/, Uhr Morgens beginnen und nicht über 6 Uhr Abends ausgedehnt werden. Der Lohn ist jeden Sonnabend voll auf der Baustelle auszuzahlen. Der in Berlin erscheinenden „Post" geht von betheiligter Seite folgende Darstellung der Streik-Angelegenheitzu: „Die gegenwärtige Arbeitseinstellung der Maurer bietet Gelegen heit, den wirklichen Werth des Koalitionsrechts der Arbeiter erkennen zu lassen. Es ist dadurch ein Zustand geschaffen, der im Interesse der besseren, geübteren Arbeiter, sowie des allgemeinen Wohles nicht bestehen bleiben kann. Die jetzige Arbeitseinstellung beweist, daß es sich nicht darum handelt, einer Nothlage der Gesellen abzuhelfen, sondern die Macht der Führer und ihrer Organisation zu zeigen. Da diese sämmtlich der Sozialdemokratie angehören, so wird man nicht fehlgehen, wenn man als letzten Zweck eine Stärkung der sozialdemokratischen Partei durch diese Bewegung beab sichtigt. Das Koalitionsrecht der Arbeiter, wie es jetzt be steht, ist das Thor, wodurch die Sozialdemokratie ihren Einzug hält, und die Maurer, Zimmerer rc. sind ihre Pioniere! Es ist dahin gekommen, daß einem jungen, un geübten Gesellen ein Lohn gezahlt werden muß, den er nicht verdient, dabei erhalten ältere verheirathete, geübtere, zu wenig, weil der Minimallohnsatz von Jahr zu Jahr sich steigert." Gerade die Ueberzeugung, daß die ganze Be wegung nur von den im Handwerk minder tüchtigen, aber in der Schule der Sozialdemokratie geübten jugendlichen Gesellen ausgeht, welche durch Streiks auf Kosten der von ihnen terrorisirten geschickten und fleißigen Kollegen den höhern Durchschnittslohn erzwingen wollen, veranlaßt die Meister zu einem äußerst energischen Widerstand. Der Bund der Bau-, Maurer- und Zimmermeister hat entgegenzutreten und die Versuche politischer Agitatoren, sich einzumischen, wirksam zu verhindern'. In Dresden gestatten n den stattfindenden Tischler-Streik-Versammlungen die polizeilichen Organe nur den Fachgenossen, das Wort zu ergreifen. Dem sozialdemokratischen Restaurateur Peters wurde es deshalb bei einer am Donnerstag im Brabanter Hof stattgefundenen Versammlung energisch verwehrt, in die Debatte einzugreifen, trotzdem er geltend machte, daß er ein Gesellenstuck gemacht habe und trotz seiner Restauration auch jetzt noch mit Leib und Seele Tischler sei. Auch die Dresdner Tischler-Jnnung verhält sich entschieden ablehnend und will sich in keine Unterhandlungen mit der sogenannten Lohnkommission einlassen. Es haben deshalb 200 der streiken den Arbeiter Dresden verlassen, um anderwärts Arbeit zu suchen. Die Streik-Bewegung geht seit kurzer Zeit durch die ganze Arbeiterwelt. Die Spinner in der Erdmannsdorfer Fabrik stellten erst vor wenigen Tagen behufs Erlangung höherer Löhne die Arbeit ein. Im Mai haben die Töpser- gesellen in Breslau eine Lohnerhöhung von 20 Proz. durchge setzt, was im Juni ihre Kollegen in Danzig zu einem ähnlichen Versuch veranlaßte, der bis jetzt noch erfolglos geblieben ist. Die Maurer- und Zimmergesellen in Oldenburg einigten sich nach kurzem Streik am 9. Juni mit ihren Meistern wieder. Der Schieferdecker-Streik in Flensburg und die Arbeitseinstellung zahlreicher Schmiedegesellen in Berlin führten noch zu keinem Abschluß. Zu Kopenhagen streiken viele Stuhlarbeiter, Drechsler, Hufschmiede, Gelbgießer und Handschuhmacher. Damit ist die Reihe der Arbeits einstellungen der letzten Zeit keineswegs erschöpft, die man übrigens nicht als Zeichen einer schlechten Geschäfts lage ansehen darf, da sie doch nur in Zeiten einer regen Nachfrage nach Arbeitskräften veranstaltet werden können. Aus den kleinen und vereinzelten Streiks lassen sich freilich keine sicheren Schlüsse auf die Geschäftslage ziehen; wohl aber giebt der Berliner Maurer-Streik, einer der größten, die seit langen Jahren vorgekommen sind, Anlaß zu eigen- thümlichen Betrachtungen. Die feiernden Berliner Arbeiter haben das ihnen in der Gewerbeordnung gewährte Koalitionsrecht, das ihnen Freiheit zu Verabredungen und Vereinigungen zum Behuf der Erlangung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen, insbesondere mittelst Einstellung der Arbeit, zusichert, mit äußerster Energie angewandt. Der Streik ist ziemlich voll ständig durchgesührt : unter den Tausenden von feiernden Arbeitern finden sich gewiß sehr viele, die nur mit schwerem Herzen mitmachen, aber dem übermächtigen Druck einer sehr thängen Agitation und einer strammen Organisation nicht zu widerstehen vermögen. Niemand wird an diesem Koalitionsrecht rütteln und seine energische Anwendung den Arbeitern verdenken wollen. Indessen schützt die Gewerbe ordnung auch die persönliche Freiheit des Arbeiters gegen den Versuch, ihn durch Zwang und Drohungen zum An schluß an solche Verabredungen zu nöthigen, und es ist nur eine Pflicht der Behörden, einem terroristischen Treiben der Art, wie es thatsächlich in dem Berliner Fall bereits mehr fach vorgekommen ist, mit aller Strenge entgegenzutreten. Eine Anwendung des Sozialistengesetzes gegen die Rädels führer, sofern sich die Bewegung lediglich um eine Lohn frage dreht, ist entschieden unzulässig, indessen fehlt es auch anderweitig nicht an Mitteln, Ausschreitungen entgegenzu treten. Man kann es aber auch den Arbeitgebern nicht verdenken, daß sie, wenn sie sich außer Stande glauben, die Forderungen der Arbeiter zu erfüllen, ihrerseits sich mit der durch den Streik geschaffenen Lage avzusinden suchen so gut es geht. Es wird berichtet, sie hätten Vorbereitungen getroffen, fremde, polnische und italienische Arbeitskräfte in großem Umfang heranzuziehen, eine im Zeitalter des Schutzes der nationalen Arbeit gewiß seltsame und unerfreu liche Erscheinung. Aber auch den Fall gesetzt, daß die Arbeitgeber, wozu indessen bis jetzt noch wenig Anhalt vor liegt, nachgeben und m der augenblicklichen Noth- und Dranglage Forderungen bewilligen, die sie für unberechtigt halten und auf die Dauer nicht gewähren zu können glauben, kann der Rückschlag unmöglich ausbleiben. Benutzen die ... ... Arbeiter die jetzige Zeit der starken Geschäftstätigkeit und! 8. preußischen Dragonerregiments wurde durch die Anwesenheit Arbeitsnachfrage im Baugewerbe, um ihre Forderungen des deutschen Kronprinzen ausgezeichnet, in dessen Be- u..v durchzusetzen, so werden die Unternehmer ihrerseits die nach- gleitung sich neben den militärischen Vorgesetzten des Regiments daß das Arbeiter-Koalitionswcsen und das Zunftwesen! folgende Zeit stilleren Geschäftsgangs und verminderter vom kommandirenden General abwärts auch der Herzog Ernst schroffe Gegensätze sind, bei denen der moderne Staat nicht j Arbeit benutzen, um das jetzt Gewährte wieder rückgängig Günther von Schleswig-Holstein befand. Der Kronprinz mit Erfolg vermitteln kann. Die Bchöiden beschränken sich > zu machen. Arbeitseinstellungen von diesem Umfang sind richtete an das in Parade ausgestellte Regiment eine Ansprache, allerwärts darauf, Ausschreitungen der feiernden Arbeiter eine außerordentlich gefährliche und zweischneidige Waffe; worin er der Kriegsthaten der Nachod-Dragoner gedachte, und
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