Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188507099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850709
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-09
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.07.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MGrWyeiqer und Tageblatt. Amtsblatt für die kömglichen und städtischen Behörden zn Freiberg nad Brand. Verantwortlicher Redaltem: Julius Braun in Freiberg. - - 38. Jahrgang. ' "" /L Erscheint jedm Wochentag AbcndS ^/,7 Uhr für den Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angenom- I-156. Donnerstag, den S. Juli. ->-» 1885. Das dritte Heeres-Septennat. des Tagesschau. Freiberg, den 8. Juli. Das Interesse des Deutschen Reiches hat der Bundes- rath durch den Ausschluß des Herzogs von Cumberland von der Thronfolge in Braunschweig hinreichend gewahrt; die Sicherung der dortigen Bundesinteressen, welche jetzt zu er folgen hat, ist Sache der Braunschweigischen Landesvertretung. Diese muß beschließen, was sie auf Grund der Erklärung des Bundesraths zu thun hat; sie muß entscheiden, ob ein Fürst, der in dem durch die .Erklärung" charakterisirten Verhältniß zu Preußen, bezw. dem Reiche steht, noch irgend ein Anrecht auf einen deutschen Thron hat. Die Ständeversammlung in Braunschweig wird sich aber auch schlüssig zu machen haben, ob, falls sie den Herzog von Cumberland selbst als gänzlich beseitigt erachtet, die gegen diesen geltend gemachten Gründe auch seinen Sohn treffen und wird, wenn sie dieses annimmt, an erster Stelle die ferneren Successionsberechtigten zu prüfen haben. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die braunschweigische Landesversammlung über alle diese Punkte bei der kurzen Dauer der letzten Berathung bereits beschlossen hat. Die Landesvertretung wird sich aber bald entscheiden müssen, denn es ist nothwendig, vor Ablauf der Amtsdauer des Regent- schaftsrathes darüber klar zu sein, ob Braunschweig überhaupt noch mit einem „behinderten" Thronfolger zu thun hat. Ist die Linie Cumberland ganz ausgeschlossen, so wird der dann nächstberechtigte Erbe ohne Weiteres Herzog und Z 6 des Regentschaftsgesetzes — über die Wahl eines Regenten — kann nicht in Anwendung kommen. Dieser Erbberechtigte muß aber bis dahin ermittelt werden, wenn nicht wieder ein neues Interimistikum eintrcten soll. Will Braunschweig wie Elsaß- Lothringen Reichsland werden, so muß es sich auch darüber in nächster Zeit entscheiden; jedoch wird es dabei auf die Zu stimmung des deutschen Bundesraths schwerlich zu rechnen haben, dem ein so scharfer Eingriff in das Erbfolgerecht wohl nicht gefallen würde. Jedenfalls aber ist der Augenblick ge kommen, wo sich die Bevölkerung des braunschweigischen Landes selbst mit dessen Zukunft beschäftigen muß. Unser Kaiser machte gestern früh wieder in Ems nach der Trinkkur eine Promenade und unternahm später eine Spazierfahrt. Nachmittags traf die deutsche Kaiserin zu einem kurzen Besuch in Ems ein. Wie jetzt bekannt wird, hat die hohe Frau in Koblenz bei dem Empfang der Deputa tion der New-Uorker Schützen auf die Ansprache des Mr. Webers etwa Folgendes erwiedert: Es habe sie sehr erfreut, daß das amerikanische Nationalfest am deutschen Rhein gefeiert .... , werde, sie begrüße sympathisch jede Festigung der Bande, gegen das Septennat die Sezesslon vor, welche die nationale I welche die Nationen einander näher brächten. Sie hoffe, daß Die Schwächung des Heeres ist Gott sei Dank kein Gedanke mehr, der volksthümlich werden könnte. Das deutsche Volk weiß, daß es dem Respekt vor dem starken deutschen Heer nicht nur den eignen, sondern den Weltfrieden verdank, daß die hochgeachtete Stellung, welche sich das Deutsche Reich mit Waffengewalt im Rath der Völker er oberte, zugleich dazu dient, dem deutschen Handel und der deutschen Industrie freie Bahn auf dem Weltmärkte zu schaffen. Wüßten wir nicht selbst, was wir an dem deutschen Heere haben, so würden es uns unsere Gegner lehren, die das deutsche Heerwesen ebenso bewundem als fürchten. Anläßlich des kürzlich erfolgten Hinscheidens zweier Feld marschälle schrieb das „Journal des Dsbats": „Der Tod Manteuffel's und der des Prinzen Friedrich Karl ver ursachen in den Cadres der deutschen Armee eine neue und empfindliche Lücke: von den zehn während des Krieges oder in Folge desselben ernannten Feldmarschällen sind nur noch der Kronprinz und Graf Moltke übrig. Nach und nach verschwinden die erprobten Generale, welche 1866 und 1870 den deutschen Krieger zum Siege führten, und unter den Ueberlebenden giebt es wenige, denen ihre körperliche und geistige Kraft gestatten würde, heute ein Kommando zu Wren. Doch möge man deshalb sich keinem Jrrthum hin- geoen. Nicht die Oberanführer sind es, welche die Stärke der deutschen Armee machen: es ist, wenn man so sagen kann, das System! Es ist jene Gesammtheit der Ueberlieferungen und Methoden, jene Gemeinschaft von Gesinnungen, Gefühlen und selbst Vorurtheilen; es ist die Achtung vor der Pflicht der Mannszucht und der persönlichen Initiative; es is endlich jener Einklang und jener bewunderungswürdige Wetteifer aller Verdienste und aller Opferwilligkeiten, der von oben bis unten besteht. Der Prinz Friedrich Karl Herr v. Manteuffel, selbst Herr v. Moltke können ver-, schwinden, und doch wird das Werk, an dem sie mitgearbeitet, nicht im mindesten beeinträchtigt werden. Es wird so lange fortbestehen, als der Geist der deutschen Armee verbleibt, so lange Deutschland erwarten kann, daß Jeder, von den Herrscher bis zum letzten Unterlieutenant herab, seine Pflicht und nicht mehr als seine Pflicht thut." Der Kampf wider die zweimal von der Reichsregierum durchgesetzte Verwilligung der Heeresfriedensstärke au je sieben Jahre ist für den Parlamentarismus stets nur verderblich gewesen. Die Opposition gegen das erste Mili tär-Septennat im Jahre 1874 veranlaßte ein Drittel der Fortschrittspartei, sich von dieser loszusagen. Im Jahre 1880 bereitete die Rede des Freiherrn von Stauffenberg Das günstige Ergebniß der definitiven Bilanz Reichshaushaltjahres 1884 85 wird wesentlich dazu bei- tragen, die Bedenklichkeiten zu beseitigen, welche hier und dort der abermaligen Bewilligung des Heeresetats auf wiederum sieben Jahre entgegenstehen. Es spricht für die Sparsamkeit der Armeeverwaltung, daß sich im letzten Jahre die dauernden Ausgaben mit 345601 744: M. 60 Pf. um 1070 388 M. 95 Pf. verminderten, die einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat mit 11867 186 M. 62 Pf. nur um 730911 M. 2 Pf., im außerordentlichen mit 406354 M. 92 Pf. nur um 45056 M. 47 Pf. ver mehrten. Das Schlagwort der „Schonung der wirth- schastlichen Kraft der Nation" paßt kaum für die jetzigen verbesserten Neichsfinanzvcrhältnisse und dürfte gerade bei Beginn der nächsten Relchstagssession eine Erneuerung des Militär-Septennats deshalb nicht auf erheblichen Widerstand stoßen. Die Führer der Opposition werden sich hüten, wie ehemals dm parlamentarischen Machtstreit an die Frage der nationalen Wehrkraft zu knüpfen, well die öffentliche Meinung dringend verlangt, die letztere völlig unangetastet zu lassen. Wenn es auch einzelnen Agitatoren vielleicht sehr erwünscht wäre, in die jedesmalige Wahl bewegung den Streit um die nationale Wehrkraft hinem- zutragen, so wird doch jeder Freund einer gesunden ver fassungsmäßigen Entwickelung und jeder vernünftige Volks- wirth vor einer solchen Möglichkeit zurückschrecken. Bei jedem Kamps gegen die jeweilige Heerespräsenzstärke wird von den Regierungsorganen auf die Gefahren hingedeutet, welche eine Schwächung der Wehrkraft heraufbeschwören könnte. Diese mitunter nur allzudrastische Hindeutung auf die „Kriegswolken am Horizonte" schadet aber jederzeit dem für das Geschäft so unerläßlichen allgemeinen Vertrauen derart, daß dagegen selbst eine um 20 000 Mann ver minderte Fahnenpräsenz gar nicht in Betracht kommt. Partei ihres linken Flügels beraubte. Gerade die Se- zessionisten waren es, welche für den dreijährigen Militär- Kat eintraten und demnach ein Triennium an die Stelle les Septennats setzen wollten. Auf diese Weise würde aber sie Heeresbewilligung stets mit der Legislaturperiode zu sammenfallen und die Erhaltung unserer nationalen Wehr kraft vollständig von den politischen Schwankungen ab hängig werden. Bei jedem Wahlkampf würde dann die Feststellung der Heeresstärke in Frage gestellt und schon dieser Grund genügte, die Reichsregierunß zu der Erklärung zu veranlassen, daß sie sogar die einjährige Präsenzbewilli gung der dreijährigen noch Vorziehm würde. Wie die Sachen jetzt nun einmal in Europa liegen, kann eine kurze Feststellung der Heerespräsenzstärke nur einer erhöhtm Regierungsforderung zu Gute kommen. Uebrigens würde es auch vollkommen fruchtlos sein, den parlamentarischen Machtstreit an die Frage der nationalen Wehrkraft zu knüpfen. Der größte Theil des Zentrums hat im Jahre 1880 für das Militärseptennat gestimmt und wird dies jetzt erst recht thun, um keinen neuen Entrüstungssturm gegen sich zu entfesseln. Der Ueberzeuaung, daß eine Ablehnung des dritten Septennats die Auflösung des deutschen Reichs tages zur unmittelbaren Folge hätte, genügt für die meisten Politiker als Grund, sich vorsichtig zurückzuhalten. Das Drückende der großen Heereslasten wird zwar überall em pfunden, aber ebenso verbrejtet ist die Ueberzeugung, daß des deutschen Reiches Sicherheit und Wohlfährt nach wie vor eines starken Schutzes bedarf. Der Gedanke, daß die alljährlich auszusprechende Bewilligung der Heerespräsenz stärke der Volksvertretung erst die rechte Stellung und den stärksten Einfluß verschaffe, ist zwar nicht ganz abzuweisen, aber die verfassungsmäßige Entwickelung des Deutschen Reiches läßt sich doch wohl noch auf einem minder gefähr lichen Wege fördern als auf demjenigen des Militärstreites. das Band, welches Deutschland und Amerika verknüpfe, sich immer fester gestalten werde. Insbesondere habe es sie er freut, daß deutsche Schwestern, die unter ihrer Obhut ständen, im deutschen Hospital in New-Aork so segensreich wirktm und daß die Ausstellung des Rothen Kreuzes in New-Orleans solche Anerkennung gefunden habe. — In der Schloßkirche zu Kröchlendors fand am Montag Mittag die Trauung des Sohnes des deutschen Reichskanzlers, des Grafen Wilhelm Bismarck, mit seiner Kousine Fräulein Sibylla von Arnim statt. Fürst Bismarck, welcher mit seiner Familie vorgestern Nacht von Kröchlendors wieder in Berlin eintraf, begab sich gestern Nachmittag 1 Uhr nach Potsdam zum deutschen Kr onpr inzen. Der Unfall, welcher die Prinzessin Elisabeth von Sachsen- Weimar betroffen hat, erregt besonders in der Stadt Weimar die innigste Theilnahme, weil die Prinzeß wegen der Freund lichkeit ihres Wesens bei Jedermann beliebt ist. Am Sonntag war ihr Zustand besorgnißerregend, da sich öfters Bewußt losigkeit einstellte; am Montag indeß konnte das Bulletin des Geh. Medizinalraths Ur. Pfeiffer die erfreuliche Mittheilung bringen, daß die bedenklichen Erscheinungen abgenommen haben. Wie die „Hamburger Börsenhalle" aus bester Quelle erfuhr, sind neuerdings im Bismarck-Archipel von einer deut schen, in der Südsee seit langen Jahren ansässigen Firma größere Landankäufe gemacht worden. Die Einzelheiten ent ziehen sich noch der Veröffentlichung. Um Mißverständnissen vorzubeugen, bemerkt das Hamburger Blatt, daß die Ende vorigen Jahres seitens der deutschen Regierung erfolgte Pro rektoratserklärung noch keine Besitzergreifung seitens des Deut schen Reiches bedeutete. Der am Sonntag in Bad Tüffer bei Graz verstorbene österreichische General, Herzog Alexander von Württemberg, gehörte der von dem Bruder des Großvaters des gegenwärtigen Königs von Württemberg, dem Herzog Ludwig, abstammenden Nebenlinie des königlich württemberg'schen Hauses an. Am 9. September 1804 geboren, war Herzog Alexander schon in seiner Jugend in die österreichische Armee eingetreten, in welcher er den Rang eines Generals der Kavallerie erreichte. Nach dem Feldzug von 1859 erhielt er das Großkreuz des Leopolds- Ordens und lebte lange Jahre im Ruhestande in Graz. Sein Sohn ist der mit der englischen Prinzessin Marie Adelaide vermählte Herzog Franz von Teck. — In Brünn fand am Montag die Verhandlung gegen die Theilnehmer an dem Judenkrawalle in Kanitz statt, von welchen 14 zu Freiheits strafen bis 14 Tagen verurtheilt, einer wegen Mangels des Beweises der Mitschuld freigesprochen wurde. Die Verhandlung gegen die wegen der Streik-Tumulte Angeklagten findet erst nächste Woche statt. — Eine Verordnung des ungarischen Justizministcrs hebt die Kompetenz des Gerichtshofes zu Hermannstadt bei Preßvergehen auf und betraut das Schwur gericht zu Klausenburg mit der Erledigung der Preßdelikte in den Sprengeln Hermannstadt, Kronstadt, Dövas und Elisabethstadt. Weit ruhiger als man erwartet hatte, ist in der fran zösischen Deputirtenkammer die Debatte über den Friedens vertrag mit China verlaufen. Die Mittheilungen des Kriegs ministers Campenon über die Ereignisse m Hus wurden als beruhigend erachtet, worauf der Minister des Auswärtigen, Freycinet, auch den ausgesprochenen Befürchtungen entgegen trat, daß durch das jetzt nöthige energische Einschreiten gegen die Regierung von Anam neue Schwierigkeiten mit China ent stehen könnten. Nachdem die Deputaten Lockroy, Clemenceau, Perm, Raoul Duval und Delafosse über den Vertrag gesprochen, um die allgemeinen Angriffe gegen die Tonkin-Affaire zu wieder holen, wies Freycinet mit großer Wärme alle Kritiken erfolg reich zurück. Der Minister wurde von der gesammten Linken lebhaft beklatscht, worauf die Annahme des Vertrages beinahe einstimmig erfolgte. Gestern legte er dem Senate den Tientsin- Vertrag vor, für dessen Berathung die Dringlichkeit beschlossen wurde. Der Senat berieth hierauf die Finanzkonvention mit Egypten, wobei Gavardie (äußerste Rechte) die Vertagung der Berathung beantragte. Freycinet bekämpfte den Anttag und wurde dann die Konvention sofort angenommen. — Die von Montag Abend datirte neueste Depesche des Generals Courcy aus Huö meldet, daß dort vollständige Ruhe herrsche und die anamitischen Truppen gänzlich zersprengt seien. Der Palast des Königs, in welchem sich große Kunstschätze befänden, sei nicht niedergebrannt und befinde sich der Regent Thuhong in seiner Gewalt. Die Franzosen hätten bei dem Ueberfall 10 Todte und 62 Verwundete verloren. An das anamitische Volk sei eine von de Courcy und Thuhong unterzeichnete Pro klamation erlassen worden, welche den hinterlistigen Angriff der Anamiten brandmarke und den König, wie die Königin- Mutter auffordere, in den Palast zurückzukehren. Die Zitadelle,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite