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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188506190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850619
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-19
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.06.1885
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mkMWyeiger md Tageblatt J-139. : Uhr angenom- UK F» S? gespaltene Zeile lOOV Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis sür die ' oder deren Raum 1b ! Amtsblatt für die kmiglicheu und städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. 38. Jahrgang. > Freitag, de» IS. Juni. Erscheint jeden Wochentag Abend» '/,7 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1 M. SO Pf. und einmonatlich 7b Pf. Fewmarschall von Manteuffel 7. „Es ist das herbe Schicksal des hohen Alters, uner wartete Verluste zu ertragen", so lautete der Schluß unserer vorgestrigen, dem plötzlichen Hintritt des Prinzen Friedrich Karl von Preußen gewidmeten Betrachtung. Inzwischen hat diese ernste Wahrheit für unseren greisen Kaiser durch den plötzlichen Tod seines besten Jugendfreundes eine neue Bestätigung erfahren. Aus Karlsbad traf gestern die (unter Depeschen bereits in voriger Nummer mitgetheilte) Trauer botschaft ein von dem Hinscheiden des Statthalters von Elsaß-Lothringen, des Generalfeldmarschall EdwinHans Karl Freiherr von Manteuffel. Als Sohn eines fächsischen Regierungspräsidenten wurde Edwin von Man teuffel am 24. Februar 1809 in Dresden geboren und nach erhaltener sorgfältiger Erziehung mit 18 Jahren dem preußi schen Heere eingereiht, in welchem er bald Lieutenant im Garde-Dragoner-Regiment, später Adjutant des Prinzen Albrecht wurde und in dem stürmischen Jahre 1848 zum Flügel adjutanten des Königs Friedrich Wilhelm IV. aufrückte. Bei diesem Monarchen vertrat er damals schon die Ansichten des energischen Prinzen Wilhelm von Preußen, auf dessen Wunsch er 1857 dem Kriegsministerium als Chef des Militärkabinets beiacgeben wurde. Als folchcr wurde der strengaristokrattsche Freiherr v. Manteuffel von dem liberalen Berliner Stadtgerichtsrath Twesten in einer Broschüre an gegriffen, in welcher er „Ein unheilvoller Mann in einer unheilvollen Stellung" genannt wurde, was zu einem sensationellen Duell führte. Zum Generaladjutant des Königs Wilhelm von Preußen ernannt, errang er im Anfang der sechsziger Jahre noch mehr Einfluß, den er ganz besonders bei der Abwickelung der gemeinsamen Aktion Preußens und Oesterreichs in den Elbherzogthümern geltend machte. Ebenso begabt als Diplomat wie als Militär, führte er die verwickelte Angelegenheit zu dem für Preußen günstigsten Ende und verwaltete dann das befreite Herzog- thum Schleswig im Jahre 1865 als Zivil- und Militär gouverneur mit solchem staatsmännischen Geschick, daß er den dänischen Bewohnern heilsamen Respekt, den Deutschen aber eine aufrichtige Anhänglichkeit einflößte, welche seine amtliche Wirksamkeit in den Elbherzogthümern lange über dauert hat. Die Stellung war aber dennoch eine schwierige, und Konflikte blieben nicht aus. Aus jener Zeit stammen die geflügelten Worte von den „sieben Fuß schleswigschen Bodens, die er mit seinem Leib decken wollte", und das „heidenmäßig viele Geld, das Preußen habe." Da sich Manteuffel mit den Oesterreichern in Holstein nicht ver wogen konnte, stimmte er im preußischen Kriegsrathe für den Krieg mit Oesterreich und drängte den österreichischen General zur Räumung Holsteins. Aus der gemeinschaftlichen Aktion in Schleswig-Holstein entstanden so die bekannten Zerwürfnisse zwischen Preußen und Oesterreich, welche zu dem Kriege von 1866 führten. In diesem wirkte Manteuffel zuerst als Divisionär unter dem Oberbefehl des Generals Vogel von Falckenstein und truc durch sein rechtzeitiges Eingreifen während des blutigen Gefechts von Langensalza wesentlich dazu bei, daß die Hannoveraner am 28. Juni 1866 die Waffen strecken mußten. An Stelle des zum Generalgouverneur von Böhmen ernannten Vogel von Falckenstein mit dem Ober befehl über die Mainarmee betraut, drängte er auch die Baiern auf allen Punkten zurück, als ihn ein Tele gramm aus dem königlichen Hauptquartier in Böhmen zum Vormarsch auf Frankfurt am Main veranlaßte. Dabei nahm er am 2. August nach kurzer Kanonade Würzburg ein, worauf dann die Friedensunterhandlungen den weiteren militärischen Operationen ein Ende machten. Das Jahr 1870 sah den Freiherrn von Manteuffel an der Spitze des 1. preußischen Armeekorps, welches sich bei Saarbrücken dem unter der Führung des Generals von Steinmetz stehenden 7. und 8. Armeekorps zugesellte und am 14. August 1870 bei Courcelles den ersten erfolgreichen Vorstoß auf Metz machte. An dem Tage, an welchem Mac Mahon ir Sedan mit dem deutschen Heere rang, versuchte Marschall Bazaine von Metz aus die deutschen Linien am Moselufer zu durchbrechen. Dort aber hielten General von Manteuffe mit dem 1. Armeekorps (Provinz Preußen) und Genera' von Kummer mit den posenschen Landwehrleuten siegreick das Feld von Noisseville, bis ihnen Prinz Friedrich Kar' Unterstützung sandte und das Schicksal der Festung Metz entschied. Die bedeutendsten militärischen Leistungen ent wickelte aber Manteuffel gegen das von Gambetta organisirte Volksheer, indem er, zum Oberbefehlshaber der aus dem 1., 7. und 8. Korps zusammengesetzten ersten Armee emannt. in Gewaltmärschen von Metz nach der Normandie eilte und dort dem Vormarsch der von dem General Faidherbe ge führten neugeschaffencn Nordarmee Einhalt that. Durch den Sieg von Amiens verhinderte Manteuffel den Aufbruch der Nordarmee zum Entsatz von Paris und besetzte dann die Hauptstadt der Normandie, Rouen. Manteuffels Werk wurde von seinem Nachfolger im Kommando, dem General von Goeben, durch den Sieg bei St. Quentin am 19. Januar 1871 vervollständigt, während er felbst sich nach dem süd östlichen Kriegsschauplatz begeben mußte. Dort war das meist aus Badensern bestehende 14. Armeekorps unter dem General von Werder von dem französischen Korps Bourbakis hart bedrängt, weshalb Manteuffel in Eilmärschen mit dem 2. und 7. Armeekorps über Besancon und Salins vor rückte. Der tapfere Werder warf aber in den heißen Kämpfen am 15., 16. und 17. Januar den viermal stärkeren Feind zurück, ehe noch die Manteuffel'sche Armee einen Schuß abseuern konnte. Die Letztere verlegte nun Bourbaki den Weg, schlug denselben am 29. Januar bei Pontarlier und zwang ihn zum Uebertritt auf Schweizergebiet, wo sich die auch von der Winterkälte hart mitgenommene 80000 Mann starke französische Armee entwaffnen ließ. Nach beendetem Kriege empfing Manteuffel den wohlver dienten Lohn durch die Ernennung zum Generalfeld marschall und erhielt außerdem noch eine sehr ansehnliche Ehrengabe. Damit war die kriegerische Laufbahn Manteuffels ab geschlossen, um so glänzender »gestaltete sich aber nun seine staatsmännische. Im Jahre 1879 ging er auf Befehl des Kaisers Wilhelm nach Warschau, um mit dem Kaiser Alexander II. eine persönliche Begegnung der beiden Mo narchen zu bereden, welche bezweckte, die m der beiderseitigen Presse zu Tage getretene feindselige Stimmung zu be seitigen. Sein schon bei früheren diplomatischen Missionen besonders in Petersburg entwickelter Scharfsinn, die Fein heit, welche ihm als Gouverneur der Elbherzogthümer die größten Schwierigkeiten ebnen half und die Herzen eroberte, ließen ihn als den geeignetsten Mann erscheinen, die zurück gewonnenen deutschen Provinzen Elsaß und Lothringen für das Deutsche Reich zu verwalten. In dieser hervorragenden Stellung als Statthalter der Reichslande hat sich der Generalseldmarschall von Manteuffel geradezu glänzend bewährt. Wenn ihm bald von der einen Seite der Vor wurf gemacht wurde, den Franzosen zu viel Spielraum zu gönnen, von der andern, sie zu hart zu behandeln, wenn er die Klerikalen in Elsaß-Lothringen in jeder Weise schonte, ohne dem Protestantismus etwas zu vergeben, wenn er der Landesversammlung in Straßburg gegenüber stets zur rechten Zeit das rechte Wort fand, aber auch für die Inte ressen der Reichslande wiederholt in Berlin seinen mächtigen Einfluß geltend machte, so kennzeichnet dies Alles nur den klugen Staatsmann, dessen Verdienste um die Verwaltung der zurückeroberten Provinzen erst von dem spätem Ge schichtsschreiber voll anerkannt werden können. Seine schwierige Stellung erschöpfte aber seine Kräfte derart, daß er in letzter Zeit seinen Monarchen wiederholt, aber stets vergebens, um Versetzung in den Ruhestand bat. Das Einzige, was er erreichte, war, daß ihm wenigstens seil wenigen Wochen seine militärischen Funktionen durch den als Adjunkten fungirenden General von Heiduck erleichtert wurden. Er galt als Statthalter Elsaß-Lothringens für unentbehrlich und wird als solcher thatsächlich eine sehr fühlbare Lücke zurücklassen. Welchen Verlust sein Tod für das deutsche Reich und für das deutsche Heer bedeutet, wird sich erst später voll ermessen lassen; zunächst tritt aber Alles zurück vor dem jede Patriotenbrust durchzuckenden bangen Gedanken: „Wie wird unser Kaiser, dessen Herz noch um den Verlust des Neffen trauert, diesen neuen Schlac überwinden?" Tagesschau. Freiberg, den 17. Juni. Der deutsche „Reichsanzeiger" widmet dem dahinge schiedenen Feldmarschall von Manteuffel folgenden Nachruf: „Die Armee und das Vaterland haben wiederum den Verlust eines hochgestellten Heerführers zu betrauern; seine strenge Auffassung der Berusspflichten, seine selbstlose Hingebung an den Heeresdienst und den Staatsdienst, sein mit Milde und Wohlwollen gepaartes Wesen machten den Verewigten zu einem leuchtenden Vorbild für seine Untergebenen, zu einem erprobten und bewährten Diener von Kaiser und Reich. Wie er in treuer, nie rastender Arbeit das Ansehen und die I Tüchtigkeit des preußischen Wesens und der preußischen Art mehren half, ebenso war er ein zu vielseitiger Verwendung befähigter Staatsmann und General, ein für die Macht und Größe seines Vaterlandes warm begeisterter Patriot. Sein Andenken wird in den Annalen der vaterländischen Geschichte tets einen hohen Ehrenplatz einnehmen." — Der Feldmarschall erkrankte am 14. d. M. an einer Erkältung, die er sich bei einer Partie nach 'einem entlegenen Walde zugezogen hatte, woraus sich eine Lungenentzündung entwickelte. Auf den Leidenden wirkte die Nachricht des Todes des Prinzen Friedrich Karl erschütternd ein und nahm nun die Entzündung unge achtet der fürsorglichsten Behandlung einen tödtlichen Verlauf. Die Leiche ruht im Hotel „Erzherzog von Oesterreich", von wo die Tochter von Manteuffels die Todesnachricht Sr. Maj. dem Kaiser und den Familienmitgliedern telegraphisch anzeigte. Zu der heutigen Beisetzung der Leiche des Prinzen Friedrich karl von Preußen trafen außer den nächsten Familienmit gliedern in Berlin ein: Der König von Sachsen, begleitet vom Generallieutenant von Carlowitz und Flügeladjutant von Malortie, die Großherzöge von Oldenburg und Hessen, der Herzog von Sachsen-Altenburg, Prinz Wilhelm von Baden, der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar und der Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt. Ferner langten der österreichische Feldmarschall Graf Pejacsevich und verschiedene Deputationen von Offizieren und Mannschaften derjenigen Regimenter, von denen der Verstorbene Chef war, in Berlin an. Der Prozeß Stöcker, welcher den meisten deutschen und vielen auswärtigen Blättern Stoff zu eigenthümlichen Be trachtungen liefert, dürfte noch ein Nachspiel haben. Sonntag Vormittag haben in Berlin polizeiliche Haussuchungen nach )en Manuskripten der inkriminirten Artikel im Prozeß Stöcker owohl in der Wohnung eines der Redakteure der „Freien Zeitung", als auch in der Redaktion selbst stattgefunden. Letztere heilte deshalb mit, daß sich eines ihrer Mitglieder als Ver- asser jener Artikel offen bekannte. Mit großer Spannung ieht man auch dem von dem früheren fortschrittlichen Abge ordneten Reinhold Schmidt gegen den Hofprediger Stöcker angestrengten Beleidungsprozeß entgegen, welcher am 23. d. M. zur Verhandlung kommt. Der neuernannte Kommissar für Angra Pequena, Gerichts- rath Göring aus Metz, begiebt sich am 24. d. M. auf einem englischen Dampfer nach Kapstadt und von da mit einem Lüderitz'schen Kästendampfer nach dem Schauplatz seiner künftigen Wirksamkeit. Von Kapstadt wird ein Ochsenwagen und die nöthige Anzahl Zugthiere für den Kommissar mitge nommen. Ueber die Minengerechtigkeit in Lüderitzland sollen unter verschiedenen deutschen Gesellschaften Streitigkeiten schweben. Die Schwarzen scheinen mit Mehreren das gleiche Geschäft gemacht zu haben; die eine Gesellschaft hat ihre Rechte erst wieder von Engländern erworben. Bestätigt sich dies, so wird der neue Kommissar wohl die schwierige Frage der Priorität zu entscheiden haben. Die vielfachen Bedenken, welche gegen die Segnungen der neuen österreichischen Arbeiterschutzgesetze geäußert wurden, haben vorgestern in Brünn eine traurige Bestätigung gefunden. Dort fanden sich an diesem Tage Deputationen von Arbeitern der Fabriken Reibhorn, Heinrich Kafka und Sohn, Brüder Schöller und Brüder Strakosch bei dem Gewerbereferenten des Magistrates ein, um sich über die Auslegung des Gesetzes seitens der Fabrikanten zu beschweren und zu verlangen, daß die Arbeit nicht um 7'/, Uhr, sondern schon um 6 Uhr Abends ende, dafür aber die gesetzlich zu ihrer Erholung bestimmten Frühstücks- und Vesperpausen in Wegfall kommen. Der De putation wurde die Erklärung, daß die Fabrikanten jedenfalls einen gesetzlichen Anspruch auf eine elsstündige Arbeitszeit hätten. Bald aber verbreitete sich unter den strikenden Ar beitern der Vorstadtzeile das irrthümliche Gerücht, die Depu tation sei verhaftet worden, worauf eine große Zusammen rottung stattfand und Tausende unter schrecklichem Gejohle, Fenster demolirend, durch die Straßen zogen. Das Zer störungswerk begann bei Fischel's Fabrik, wurde fortgesetzt bei Samek's, Löw's, Schüller's und Reibhorn's Fabrik, zumeist Fabriken, gegen deren Besitzer gar keine Klageführer bei der Gemeindevertretung erschienen waren. Ein Fabrikant avisirte in seiner Rathlosigkeit Feuer und erschien die Feuerwehr in folgedessen auf der Zeile, dann aber wurde in Erkennung der Situation Militär requirirt. Es rückten je eine Kompagnie des 8. und deS 81. Infanterieregiments, des 25. Feldjäger bataillons, 2 Eskadronen Kavallerie vor und sperrten letztere die Obrowitzer Brücke. Halbreife Buben schleuderten Steine gegen das Militär und in der engen Ottgasse entstand ein förmlicher Straßenkampf, da dort die Arbeiter den vorrücken den Feldjägern verzweifelten Widerstand entgegensetzten. Mehre ren Soldaten wurden die Bajonette entrissen, einige Arbeiter wurden leicht, einer schwer verwundet. Die Polizeiwache,
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