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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188507118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850711
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-11
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.07.1885
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Ericheml jeden Wochcmag Abend« '/,7 Uhr für dcn Ug 1 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Ps., > t/I- zweimonatlich 1 M. 50 Ps. und einmonatlich 75 Ps. l Uhr angmom. j FHFH D» gespaltene Zeile loOO« Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angmom. men und beträgt der Preis für die ' oder deren Raum 15 s 38. Jahrgang. LonnabcnS, den 11. Juli. reiöeMIyej^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. Der Bochumer evangelische Arbeiterverein. Vor Kurzem sandte der christlich-soziale Arbeiterverein in Bochum dem deutschen Reichskanzler eine Resolution, in welcher der letztere ersucht wurde, im Sinne des bezüg lichen Zentrums-Anirages auf die Beschränkung der Sonn tagsarbeit hinzuwirken. Der etwa 1400 Mitglieder zählende Bochumer evangelische Arbeiterverein fand sich dadurch verletzt, daß die wenigen Mitglieder des erst erwähnten Vereins es unternommen hatten, das Wort im Namen der gesammten Arbeiter Bochums zu führen. Eine am Sonntag ststtgefundene Versammlung hat dagegen einem Protest in einer neuen Resolution an den Fürsten Bismarck einen entsprechenden Ausdruck gegeben und sich nicht damit begnügt, die Beschränkung der Sonntagsarbeit zu beantragen, sondern sich auch über den Normalarbeitstag und die Frauen- und Kinderarbeit jausgesprochen. Es dürfte eine derartige Unterbreitung begründeter positiver Vorschläge den Absichten des Fürsten Bismarck durchaus entsprechen, da er ausdrücklich wünschte, von den Ansichten aus den Arbeiterkreisen genauere Kenntniß zu erhalten. Aus der in dem „Märkischen Sprecher" veröffentlichten Resolution sind folgende Stellen besonders bemerkenswerth: „Tausende von Arbeitern, namentlich aber solche, die viele Kinder und wenig Verdienst haben, drängen sich zu den Sonntagsschichten, nicht weil sie unchristlich sind oder ihren Arbeitgebern einen Gefallen erweisen wollen, sondern weil die Noth sie dazu treibt, Nebenverdienst zu suchen. Daß unsere Arbeitgeber, die — wie wir nur allzu gut wissen — einen schweren Kampf mit der ausländischen und inländischen Konkurrenz zu sühren haben, nach Be seitigung der Nebenverdienst gewährenden Sonntagsarbeit keinen Pfennig mehr an Akkord- oder Tagelohn bezahlen würden, ist vollständig llar, wir begreifen daher nicht, wie man eS als Ausfluß der „Arbeiterfreundlichkeit" zu be zeichnen wagt, daß man uns jede Gelegenheit nehmen will, ein paar Groschen neben unserem gewöhnlichen knappen Lohn zu verdienen. Ueber allzu viele Sonntagsschichten haben wir in hiesiger Gegend im Allgemeinen nicht zu klagen, doch unterliegt es keinem Zweifel, daß hier, wie anderswo, Fälle von unnöthiger, regelmäßiger Sonntags- entheiligung vorkommen, die gesetzlich bestrast zu werden verdienen. Wir glauben, daß durch eine gesetzlicke Be stimmung, welche es verbietet, den Arbeiter an mehr als drei von fünf aufeinander folgenden Sonntagen zu be schäftigen, die Sonntagsarbeit genügend beschränkt, dem Arbeiter die Möglichkeit, sich Nebenverdienst zu verschaffen, belassen und auch dem kleinen Handwerker die unerläßlich nothwendige Freiheit gewährt würde." In Bezug auf den Normalarbeitstag bezeichnet die Resolution die Einführung einer kürzeren täglichen Ar beitsdauer für zahlreiche Industriezweige als höchst wün- schenswerth, aber eine allgemeine gesetzliche Regelung der selben im Sinne des Zentrums-Antrages als voraussichtlich nachtheilig. Wer mit den bestehenden Produktionsverhält nissen rechne, der müsse den auf dem Katholikentag in Heid aufgestellten Satz richtig finden, daß die Höhe des Arbeits lohnes stets durch die an den Tag gelegte Geschicklichkeit und den Aufwand an Zeit bedingt werde. Die Resolution verneint, daß die Arbeiter im Allgemeinen bei verkürzter Arbeitszeit eben so viel leisten und darum eben so Vie Lohn fordern könnten wie vorher. Ein durch staatlichen Zwang eingcführter Normalarbeitstag werde für die Ar beiter eine Verminderung ihres ohnedies geringen Ein kommens bedeuten und denselben geringe Freude bereiten. Eine Regelung der Arbeitsdauer aber, die den Einzelver hältnissen Rechnung trägt, heißen die Bochumer Arbeiter willkommen. Die Bergleute der dortigen Gegend, sowie die zahlreichen Arbeiter der Großindustrie, würden zudem bei der elfstündigen Normalarbeitszeit nichts gewinnen, da bei ersteren die achtstündige Schicht gilt und bei der Groß industrie nach Abzug der Ruhepausen die eigentliche Ar beitszeit auch nie über elf Stunden hinausgeht. Wolle man mit der Bemessung der Arbeitszeit erfolgreich vor gehen, dann müsse man dieselbe bei den verschiedenen Berufsklassen verschieden und darnach bemessen, ob die betreffende Arbeit schneller oder langsamer ermüdet, mehr oder weniger gefähr lich für die Gesundheit ist. Dem Arbeiter dürfe auch nicht das Recht genommen werden, zuweilen eine Nebenschicht zu machen. „Doch," so heißt es weiter, „muß in dieser Hin sicht gesetzlich verhindert werden, daß die Zahl der wöchent lichen Nebenschichten eine bestimmte Grenze überschreitet, ..welche wiederum durch die Berufsart bedingt ist." Die Bochumer Arbeiter ersuchen den Reichskanzler ferner, Erhebungen darüber anstellen zu lassen, ob und für welche Arbeiterklassen eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit ge boten erscheint, außerdem seinen mächtigen Einfluß dafür aufzubieten, daß statt des nichtssagenden Normalarbeits' tages für die verschiedenen Handwerkerklassen die Nor- malschicht eingeführt werde. Die Dauer der letzteren oll nach den Anforderungen bemessen werden, welche die retreffende Beschäftigung an die Arbeitskraft stellt; nach »enselben Gesichtspunkten soll sich auch die Zahl der wöchent lich gestatteten Nebenschichten regeln. Zugleich wird eine gesetzliche Bestimmung erbeten, welche festsetzt, daß die Weigerung eines Arbeiters, eine Nebenschicht oder Sonntagsschicht zu machen, kein Recht zur Ent lassung ohne vorherige Kündigung und noch weniger zur Bestrafung giebt. Der Schluß der Resolution lautet: „So maßvoll und den Verhältnissen Rechnung tragend unsere Wünsche in Bezug auf die Sonntagsarbeit und den Normalarbeitstag sind, ebenso voll und entschieden schließen wir uns dem Anträge auf Beschränkung der Kinder- und Frauenarbeit an. Nach unserem Dafürhalten ist das Weib, welches in Fabriken beschäftigt wird, in eine Stellung zum Manne gebracht worden, die der sittlichen und göttlichen Ordnung widerstrebt. Die Frau darf nicht die Konkurrentin des Cannes sein, namentlich nicht dort, wo die Art der Arbeit dem Wesen des Weibes nicht ent spricht. Das Zusammenarbeiten von männlichen und weiblichen Arbeitern in einer'Fabrik fördert, auch wenn für die Trennung nach besonderen Arbeitsräumen Sorge ge tragen wird, die Unsittlichkeit und wirkt dcmoralisirend auf den Arbeiterstand. Die möglichste Beschränkung der Frauen arbeit liegt deshalb eben so sehr im Interesse der arbeitenden Klassen, wie die Beschränkung der Kinderarbeit. Die Organisation der Auswanderung nach gesunden, wenn auch nicht deutschen Gegenden, der Erwerb von Kolonien und speziell solcher, die sich zur Kolonisation durch überflüssige deutsche Arbeitskräfte eignen, werden von dcn Arbeitern dankbar als Schritte zur Förderung ihres Wohles aner kannt werden." Unverkennbar tritt ein gesunder Sinn und ein tüchtiges Verständniß für die wahren Interessen des Arbeiterstandes aus dieser Resolution des Bochumer evangelischen Arbeiter vereins hervor. Man fühlt heraus, daß die Mitglieder dieses Vereins von den Agitationen der Ultramontanen und der Sozialdemokraten unberührt geblieben sind, während die letzteren selbst in der deutschen Reichshauptstadt zahl reiche Anhänger für den aussichtslosen Kampf für die Sonntagsruhe und den Normalarbeitstag werben. Die Reichsregierung läßt sich von bloßen Schlagwörtern poli tischer Agitatoren nicht von dem beschrittenen Pfade ab lenken ; die Stimmen aus dem Kreise der Bochumer Arbeiter werden aber sicher von ihr beachtet werden, wie jeder maß volle Wunsch, den die arbeitende Bevölkerung, unbeeinflußt von gewerbsmäßigen angeblichen Volksbeglückern, aus sich selbst heraus äußert, von ihr so weit als möglich er füllt wird. Tagesschau. Freiberg, den 10. Juli. Der deutsche Kaiser gestattete gestern früh nach der Trinkkur die Vorstellung der in Ems zur Kur anwesenden Offiziere, unternahm dann eine Promenade und später eine Ausfahrt. Zu dem Diner waren der Fürst von Schwarzburg, sowie die eben in Ems eingctroffenen Fürst und Fürstin von Wied, sowie der General von Stosch geladen. — Der Kaiser ertheilte in dcn letzten Tagen dem von dem preußischen Land tage beschlossenen Gesetz über die Pensionirung der Volks schullehrer die königliche Sanktion. Wenn dieses Gesetz erst jetzt publizirt wird, liegt dies lediglich an den Meinungs verschiedenheiten zwischen dem Finanzminister und dem Unter richtsminister, welche endlich beseitigt worden sind, so daß nun der Veröffentlichung des Gesetzes keine weiteren Hindernisse mehr im Wege standen. — Der deutsche Kronprinz hat für die Armen der schlesischen Stadt Oels 1500 M., für diejenigen der Stadt Bernstadt 500 M. angewiesen. In beiden Fällen soll der größere Theil des Geschenks zu einem öffentlichen Feste verwendet werden, um auch bei den dortigen Armen eine fröhliche Erinnerung an die Anwesenheit des deutschen Kronprinzen zu hinterlassen. — Gestern Vormittag >/,9 Uhr reiste der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck von Berlin nach Varzin ab, scheint also die Fahrt nach Ems aufgegeben zu haben. Zur Berichtigung verschiedener Meldungen über die Be- rathung des deutschen Bundesrathes über den Aus schluß des Herzogs von Cumberland von der Thronfolge in Braunschweig erklären die „Mecklenburgischen Anzeigen", daß die Regierung von Mecklenburg-Schwerin bei der Abstimmung im Bundesrathe über die braunschweigische Angelegenheit ohne jede Verwahrung dem ihren Ansichten vollkommen entsprechenden Anttage des Justizausschusses zugestimmt habe. — Dem Groß herzog von Mecklenburg-Strelitz überreichte vorgestern der russische Botschafter am Berliner Hofe, Graf Paul Schuwa- loff, sein Beglaubigungsschreiben als Gesandter am dortigen Hofe, und wurde darauf zur Tafel geladen. Gestern Mittag begab derselbe sich aus gleichem Anlaß nach Ludwigslust. Der Maurerstteik in Berlin wird zwar noch fortgesetzt, ist aber nicht mehr ein allgemeiner, da bereits auf einer größeren Anzahl von Bauten die Maurerkelle wieder fleißig benutzt wird. Trotzdem waren bei der letzten Versammlung auf dem Tivoli über 5000 streikende Maurer zugegen. Nach dem Maurer Behrend und Baumeister Keßler den ablehnenden Beschluß der Meister scharf kritisirt hatten, wurde von der Versammlung nachstehender Beschluß einstimmig gefaßt: „Die Generalversammlung der Maurer Berlins und Umgegend be schließt : in Erwägung, daß die Beschlüsse der gestrigen Meister versammlung einestheils lächerlich sind, andererseits eine Her ausforderung der Gesellen enthalten, die in der Philharmonie srüher angenommene Resolution in allen Theilen aufrecht zu erhalten und dieselbe bis zum letzten Mann zu verfechten." Von einem Anwesenden wurde konstatirt, daß von den 13000 Maurern Berlins 5800 abgereist, von auswärts 200 herge kommen, von den Abgereistcn 300 wieder nach Berlin zurück gekehrt sind. Gearbeitet haben bis jetzt 647 Mann. Die Anwesenden wurden von dem Maurer Krüger ausgefordert, sofort, wenn es möglich wäre, Berlin zu verlaffen; lieber möge man die Sense zur Hand nehmen und Erntearbeiten verrichten, als sich dem Meisterbeschluß unterwerfen. Die in Wien stattgesundenen Konferenzen der öster reichischen und ungarischen Minister sind am Mittwoch beendigt worden, ohne greifbare Resultate geliefert zu haben. Diese Konferenzen werden erst im Herbste fortgesetzt, so daß inzwischen die Zollkonferenz Zusammentritt. Oesterreichische Blätter bezeichnen es als nicht unwahrscheinlich, daß im Sommer Graf Kalnoky mit dem Fürsten von Bismarck zu- sammenttifft, um die handelspolitischen Fragen zu erörtern. Der Berliner „Post" wird aus Wien von bestunterrichteter Seite mitgetheilt, daß zwar vorläufig für eine solche Be gegnung keine bestimmten Anhaltspunkte vorliegen, jedoch solch eine Zusammenkunft, wie sie alljährlich ftatlgefunden habe, auch dieses Jahr sehr wahrscheinlich sei. Wenn es dazu komme, würden dann gewiß auch die zollpolitischen Fragen zur Erörterung gelangen. — Dem Prager Stadtverordneten- Kollegium theilte der dortige Bürgermeister mit, die Ange legenheit des deutschen Lehrers Mathe, welcher bei dem Brünner Sängerfeste einen Toast auf die Deutschen Prags beantwortete, sei im Hinblick daraus, daß die Disziplinar gewalt nicht dem Stadttathe, sondern dem Bezirksschulrathe zustehe, dem letzteren überwiesen und außerdem die Sache dem Landesschulrathe angezeigt worden. Das letztere geschah, wie der Bürgermeister bemerkte, aus dem Grunde, weil der Landesschulrath gelegentlich des 1880 in Prag stattgehabten czechischen Lehrertages äußerte, daß es der Stellung eines Lehrers nicht entspreche, sich an nationalen Umtrieben zu betheiligen. Der frühere italienische Minister des Auswärtigen, Mancini, bezeichnete in einem an daS Journal „Fanfulla" ge richteten Schreiben das in Rom verbreitete Gerücht, daß der König Humbert ihm als Verwalter der Zivilliste einen Gehalt von hunderttausend Lire ausgesetzt habe, als gänzlich unbegründet. Als Anwalt der Zivilliste erhalte er viertausend Lire, er habe jedoch weder als Kronnotar noch sonst jemals etwas aus der Zivilliste oder aus der Privatschatulle des Königs bezogen. Nicht Geldspenden, sondern Beweise der absolutesten Uneigen nützigkeit könnten seine vom Geiste unwandelbarer Treue ge tragenen Beziehungen zum Hause Savoyen forterhalten. Alle, die ihn kennen, wissen übrigens, daß er nie Sehnsucht hatte, reich zu werden, selbst nicht auf ehrliche Weise. Mancini bittet am Schluß des erwähnten Schreibens alle anständigen Blätter, seine Erklärungen abzudrucken. Gestern nahm die Polizei der belgischen Hauptstadt in dem Lokale, in welchem die Brüsseler Anarchisten regelmäßig zusammenkommen und wo auch das von ihnen herausgegebene Journal ckisu, ni waitro" gedruckt wird, eine Haus suchung vor, beschlagnahmte eine Anzahl Schriftstücke und ver haftete 14 Personen, wovon indeß nur einige in Hast behalten
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