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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188508150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850815
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-15
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.08.1885
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BergerM^et und Tageblatt H1S8. «"L ordneter des deutschen Reichstages und des preußischen Abge- werdrn an diesem Parteitage Theil nehmen. österreichische Kronprinzenpaar ist gestern von Wien nach Ischl abgereist. Die österreichischen Majestäten offenbar nur bezweckt, dem arabischen Beherrscher des ost- der Entwickelung des sich in Preußen entspinnenden Wahl kampfes erkennen, ob das Bündniß zwischen Ultramontanen und Konservativen, welches die „Neue Preußische Zeitung" so gern aufrecht erhalten möchte, überhaupt noch möglich ist, oder ob dasselbe schon von den sich drängenden Ereig nissen überholt wurde. In dem letzteren Falle wäre der Anschluß an die Nationalliberalen für die preußischen Konservativen ein Gebot der Nothwendigkeit und deshalb hat kürzlich auf dem nationalliberalen Parteitage der Oberbürgermeister von Frankfurt a. M., Or. Miquel, m einer überaus regierungs freundlichen Programmrede die Pforten ja so wert aufge macht, um allen Konservativen mit Ausnahme eines sehr und versprochen haben, seine Truppen sofort aus Witu zurück zuziehen. In der gestern in Berlin stattgefundeneu fast sechs stündigen Sitzung der Telegraphen-Konferenz fand die General diskussion der Tariffragen, besonders der Vorschläge Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns statt. Die Meinungen waren sehr getheilt, aber daß der gegenwärtige Zustand im inter nationalen Taxwesen gänzlich unhaltbar sei, wurde allgemein an erkannt. Eine ansehnliche Mehrheit sprach sich günstig über den deutschen Vorschlag aus, wenngleich es auch an gewichtigen Stimmen dagegen nicht fehlte. Beide Vorschläge wurden an die Tariskommission verwiesen. Heute erfolgt die Besichtigung der Berliner Telegraphen- und Posteinrichtungen und der Reichsdruckerei. Wie der „Bote a. d. R." erfährt, findet voraussichtlich Mitte nächsten Monats ein Parteitag der deutschfreisinnigen Partei Schlesiens in Breslau statt. Eine Anzahl Abge- Tagesschau. Freiberg, den 14. August. Der deutsche Kaiser traf gestern Vormittag 10 Uhr im besten Wohlsein aus dem reichgeschmückten Bahnhose zu Drewitz ein und wurde daselbst von dem Prinzen Wilhelm von Preußen, dem Erbgroßhcrzog und dem Prinzen Ludwig von Baden empfangen. Außerdem waren anwesend Prinz Radziwill, Prinz Reuß, Graf Waldersee, Oberst v. Lindequist und Land- rath Stubenrauch. Die Kriegervcreine und die Schulkinder von Drewitz hatten am Bahnhofe Ausstellung genommen. Als der Zug hielt, stieg Prinz Wilhelm in den Salonwagen und begrüßte den Kaiser, worauf Se. Majestät auf den Perron hinaustrat, sich mit den anwesenden Herren längere Zeit unter hielt und von Fräulein von Petersdorfs ein Blumenbouquet annahm. Sodann wandte sich der Kaiser zu dem Grafen Waldersee, dem Adjutanten, seinem Arzte und an das Gefolge, sich von Letzteren verabschiedend. Als er in das Wartezimmer eintreten wollte, wurde ihm noch von dem Töchterchen des Stations-Vorstehers Hellmann ein schönes Rosen-Bouquet mit den Begrüßungsworten: „Willkommen, Euer Majestät! Gott schütze und erhalte Euer Majestät noch recht lange!" über reicht, wofür der Kaiser der Kleinen freundlichst dankte. Als Se. .Majestät mit dem Fürsten Radziwill den Wagen bestieg, stimmte die Schuljugend die Motette: „Herr, Deine Güte reicht so weit, so weit die Wolken gehen" an, die Kriegervereine präsentirten, die Fahnen senkten sich, und unter brausenden Hurrahrufen trat der hohe Herr die Fahrt auf dem mit Blumengewinden und Fahnen geschmückten Wege über Nauen dorf und Nowawes nach Babelsberg an, wohin ihm ein großer Theil des Gefolges, dem die Prinzen vorauffuhren, das Ge leit gab. Zudem deutschen Geschwader vor Zanzibar ist nachträglich auch noch der deutsche Kreuzer „Möve" mit dem Tender „Adler" gestoßen. Die Flottendemonstration, welche gedenken am 24. Mittags in Kremsier einzutreffen; das rus sische Kaiserpaar einige Stunden später. Der bevorstehenden Begegnung zwischen dem Kaiser Alexander III. und dem Kaiser Franz Josef werden auch die beiderseitigen Botschafter, Fürst Lobanow-Rostowsky und Graf Wolkenstein-Trostburg, bei wohnen. Die Abreise der russischen und österreichischen Majestäten erfolgt bereits am 25. Abends. Der Kaiser von Oesterreich fährt direkt zu den Manövern in Pilsen, die Kaiserin nach Schönbrunn, sodann nach Ischl. Das russische Kaiserpaar geht nach Gmunden zur Familie des Herzogs von Cumberland, dessen Gemahlin eine Schwester der Zarin ist. Auch die dritte Schwester, die Prinzessin von Wales, trifft an demselben Tage in Ischl ein. Nach eintägigem Aufenthalt in Gmunden reist das russische Kaiserpaar wieder in die Heimath zurück. Mit 54 gegen 18 Stimmen nahm die belgische Kammer den Gesetzentwurf wegen Rückzahlung der Aktien der großen luxemburgischen Eisenbahn an, verschob dagegen die Berathung des Gesetzes über die Verzollung von Wvllfäden und baum wollenen Geweben bis zur nächsten Session. Die Kammer vertagte sich sodann auf unbestimmte Zeit. — Die „Jndö- pendance Beige" bringt aus dem Kongostaat die unangenehme Mittheilung, daß der Dampfer „Antwerpen", welcher zwischen Boma und Vivi verkehrte und zu der Flotille der inter nationalen afrikanischen Assoziation gehörte, bei Vivi gescheitert und vollständig verloren ist. Der Afrikaforscher Marquis Buonfanti und der Vorsteher der Aequator-Station, Casman, sind vor Kurzem am oberen Kongo gestorben. Eine Ordre des französischen Kriegsministers, welche die Reservisten der Kavallerie und Artillerie vom Jahre 1878 vom 25. August ab zu einer vierwöchentlichen Hebung ein berief, ist auf Vorstellung mehrerer Korps - Kommandantm wieder aufgehoben worden. Die Einberufung erfolgt nun voraussichtlich erst nach den Wahlen. Wie ziemlich bestimmt verlautet, sollen nach den Manövern aus der Armee gegen 30 000 Mann von den Jahresklaffen von 1881 und 1882 beurlaubt werden. — Der Minister Freycinet veranlaßte daS Pariser Journal „Matin", die von diesem Blatte gebrachte Nachricht zu widerrufen, daß Fürst Hohenlohe aus Anlaß einer dicht an der deutschen Grenze von einem französischen Jäger bataillon auf einem Uebungsmarsche veranstalteten patriotischen Kundgebung Beschwerde erhoben habe. — Mehrere Pariser Blätter melden, außer dem Kriegsminister, General Campenon, werde auch der Ministerpräsident Brisson am Sonntag in Le Mans die Regierung bei der Enthüllung des Denkmals für den General Chanzy vertreten und eine Rede halten. — Nach einer Mittheilung des ministeriellen Organes „Temps" nimmt die Cholera in dem ostasiatischen Garnisonsort Haiphong be reits wieder ab. Die Mehrzahl der französischen Truppen ist übrigens aus Haiphong nach dem Küstenland der Alongbai geschafft worden. Dasselbe Blatt erklärt die klerikalen Nach richten über die Niedermetzelungen in Cochinchina für stark übertrieben. Es scheine sicher, daß die Opferzahl einige Hun derte nicht übersteige. Im englischen Unterhause erwiderte gestern der Staats sekretär des Krieges auf eine bezügliche Anfrage, die englischen Gardetruppen würden in Cypern nicht einen Tag länger Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Braun in Freiberg. welche es trotz ihrer Legitimitäts-Begriffe nicht verhindem der deutschen Kriegsschiffe andern Sinnes zu machen, dürfte ihren Zweck bereits erreicht haben, ohne daß ein einziger Schuß gelöst zu werden brauchte. Nach Privatnachrichten, welche in Hamburg aus Zanzibar eintrafen, wäre schon jetzt die Differenz mit dem Sultan beigelegt. Derselbe soll die deutsche Oberhoheit über die erworbenen Gebiete anerkannt Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- FH FH S» men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 FHFHLH oder deren Raum 15 Pf. W konnten, daß der von dem Führer der ültramontanen, dem bekannten welfischen Abgeordneten Windthorst, geleitete und beschützte Herzog von Cumberland der Anwartschaft auf den Thron von Braunschweig für immer verlustig ging, welche ferner den preußischen Staat zu keiner Unterwerfung unter die Forderungen des Vatikans veranlassen konnten oder mochten. Man wird erst in den nächsten Wochen bei Die Landtagswahlen in Preußen. Nicht nur in Frankreich und England erregen die Vor- bmitungen zu den im Herbst bevorstehenden Parlaments- vahlm heftige Auseinandersetzungen der Parteien, auch in mhmm deutschen Staaten schickt man sich zu den Land- tagswahlen an, wobei es kaum ohne ernste politische Kämpfe abgehen kann. Wenn auch der Wahlausfall in Preußen, der nicht der Ausdruck des allgemeinen Stimmrechts, sondern derjenige des Steuerzensus ist, nicht die internationalen Folgen zu zeitigen vermag, wie die Wahlen zum englischen Unterhause und zur französischen Deputirtenkammer, so knüpft sich doch immerhin daran ein lebhaftes Interesse, weil erfahrungsmäßig die in dem führenden Staate Deutsch lands bei den Wahlen zu Tage tretende Volksstimmung aus die politische Strömung im ganzen Reiche entschieden zurückwnkt. Die gegenwärtige Legislaturperiode läuft in Preußen erst am 26. Oktober ab, doch dürfte die preußische Regierung an die Praxis früherer Jahre festhalten und die Wahlen einige Wochen vor diesem Termine ansetzen. Die sächsischen Landtagswahlen sind bereits auf den 15. September d. I. anberaumt, außerdem ist in diesem Herbst im Großherzogthum Baden die Hälfte der dortigen zweiten Kammer zu erneuem und auch in Sachsen-Weimar und in Sachsen - Meiningen stehen Neuwahlen bevor. Während nun in Preußen und Baden die ultramontane Agitation schon jetzt den Wahlkampf verschärft und bei den Vorbereitungen der fortglimmende Kulturkampf den Zünd- stoft vermehrt, bleibt der Wahlkampf in Sachsen glückucher- wnse von dieser Trübung frei. Dagegen zeigt sich hier schon jetzt vielfach eine Zersplitterung, von welcher die Sozial demokraten Nutzen zu ziehen hoffen. Es stehen nicht nur die nationalliberale und die Fortschrittspartei nach wie vor unbemittelt einander gegenüber, sondern es fehlt selbst in Folge der Nachwirkungen der letzten Reichstagswahlen innerhalb der konservativen Partei nicht an verschiedenartigen Strömungen, welche die Gegenparteien leicht zu ihrem Nutzen ausbeuten könnten. Weit heftiger freilich wird, aus den bereits angedeuteten Gründen, der Wahlkampf in Baden entbrennen, wo die konservative Partei bereits den Versuch machte, die dort herrschende nationalliberale Partei mit ihren bisherigen Führern zu entzweien und zur Bildung einer neuen gemein samen Mittelpartei heranzuziehen. Nach dem Verlauf der letzten Sitzung des nationalliberalen Vereins in Konstanz, in welcher dem bisherigen Präsidenten Kiefer ein glänzendes Vertrauensvotum ertheilt wurde, darf man diesen Versuch als gescheitert betrachten. Von ultramontaner Seite ist aber das Bestreben der Konservativen in Baden, sich mit den dortigen Nationalliberalen zu verständigen, sehr übel ausgenommen worden und räth deshalb die „Germania" der katholischen Volkspartei in Baden ernstlich, nicht nur bor allen mittelparteilichen Manövern auf der Hut zu sein, sondern auch der konservativen Parteileitung mit demjenigen Mißtrauen zu begegnen, welches dm einmal Getäuschten die Klugheit gebietet. kleinen Häufleins echter Kreuzzeitungsmänner den Eingang in die künftige Mittelpartei so angenehm und unbeschwer lich als möglich zu machen. Die deutsch-freisinnige Partei ordneter des l ist über dieses weite, ihrer Ansicht nach prinziplose Ent-1 ordnetenhauses geaenkommen von liberaler Seite natürlich nicht sehr erbaut Das öfte und sieht darin nur eine weitere Kräftigung des schon so mächtigen Einflusses des deutschen Reichskanzlers. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhause dürften in Preußen die dort durch den Zensus sehr behinderten Sozialdemokraten sich nicht wie bei den sächsischen Landtagswahlen den Frei sinnigen entgegenstellen, sondern trotz der Sozialreform den letzteren ihre Stimmen zuwenden, wo sie sich nicht aus persönlichen Gründen zur Stimmenthaltung veranlaßt fühlen. Auf bedeutende Wahlerfolqe rechnet trotzdem die deutsch-freisinnige Partei in Preußen kaum, wohl aber zählt dieselbe auf die mächtige Wirkung, welche ihre schlag fertigen bedeutenden Redner, Virchow, Eugen Richter und Bamberger im nächsten preußischen Abgeordnetenhause er zielen werden. Diese Hoffnung scheint um so begründeter, weil sich verschiedene hervorragende Vertreter der Gegen parteien theils freiwillig, theils unfreiwillig vom politischen Schauplatz zurückgezogen haben, ohne daß neue Vorkämpfer erstanden wären, die anders als im Schatten des großen Reichskanzlers zu fechten im Stande sind. > — 38. Haüraana ' " Icheintjedm Wochentag Abends-/,7 Uhr für den Sonnabend, de« 15. August Dies hindert das Organ derHochkonservativen in Preußen, die „Neue Preuß. Zeitung", durchaus nicht, ihre Partei genossen vor jedem Zusammengehen mit den National- liberalen zu warnen und möglichste Schonung der Ultra montanen anzuempfehlen. Trotzdem gerade die „Neue Preuß. Ztg" in letzter Zeit von der „Germania" sehr unglimpflich «handelt worden ist, wünscht die erstere unverkennbar das Fortbestehen der vereinigten konservativ-ultramontanen Mehr heit im preußischen Abgeordnetenhaus, gegm welche bisber die freisinnigen Parteien vergeblich anstürmten. Die „Norod. Allg. Ztg.", welche dafür bekannt ist, die Herzenswünsche des deutschen Reichskanzlers am genauesten zu kennen, hat sich redlich bestrebt, auf die Lösung dieses fast unnatürlichen Bündnisses zu dringen und für eine Kammermehrheit aus Konservativen und Nationalliberalen Stimmung zu machen. Bis jetzt hat sie damit freilich noch keine greifbaren Erfolge erzielt. Wenn auch unter der konservativen Partei m Preußen die Absicht sich kund giebt, einen Theil des unbe- Wmen allzuwühlerischen Anhangs von sich abzuschütteln und dadurch erst ru einer reinen Regierungspartei zu Verden, so fehlt doch das rechte Vertrauen zu den National liberalen und hält man deshalb sich noch immer an dm bisherigen Verhältnissen krampfhaft fest, aus Furcht nach einer Trennung von den Ultramontanen und deren hochkirchlichen Freunden im konservativen Lager in die Minorität zu aerathcn. Was dabei herauskommen soll, ist schwer abzusehen. Die Männer des Zentrums sind so praktische Politiker, daß afrikanischen Sultanats eine handgreifliche Vorstellung von ihnen an den konservativen Bundesgenossen wenig liegt,I Deutschlands Macht beizubringen und ihn durch den Anblick
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