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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188508303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850830
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-30
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.08.1885
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8t ^SUIIgH anzchm, vre French «Hst cklch ortza«-, tA. von Aich tiW^ Lnahmr ch 'isst «ikj 1 herzlichst, ter. 35. er mir lick, ii'iisi', VerMlnich hen Geiwz- ing, meim preihen. ugust M e Gatte 8ör»er, mit bei dm?e> id Fra». unerbittliche Les Beileit hiermit M 1885. nd Fra». ZS. nahm Gott zu sch und Fraii- ftüh 8 Ich, isigs. Scptbr.»^ BeMAy^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Berantwortlicher Redakteur: Iuliu« Braun in Freiberg. — - . gg Aahrgang. '— - —————————— Erscheint jedm Wochentag Abend» '/,7 Uhr für den " Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom. , F M. Sonntag, de« 3«. August. - '"«5 Di« Woche Nachbestellungen «tf dm Monat September Mttdm zum Preise von 75 Pfennigen von allen kaiserlichen Poftanstalten sowie von den be- kannten Ausgabestellen und der unterzeichneten Expedition angenommen. LlMtiou des Freiberger Anzeiger. InItalien machen die Republikaner vergebens Front gegen die Kolonialpolitik der Regierung. Bei einer am vorigen Sonntag in Mailand stattgefundenen Versammlung erklärte der Deputirte Massi, daß die Sehnsucht der italienischen Soldaten nicht nach Afrika, sondern nach den Julianischen Alpen gerichtet sei. Der anwesende Polizei- Inspektor drohte, Signor Masst an der Beendigung seiner Rede zu verhindern, falls er in derselben Tonart fortfahre. Schließlich nahm die Versammlung einen Beschluß an, worin die Abberufung der italienischen Truppen aus Massauah verlangt wurde. Der italicmsche Kapitän Cccchi befährt jetzt auf'dem Avisodampfer „Barberigo" die ost afrikanische Küste an der Mündung des Jubastusses und Sultan Bargasch den Abschluß eines Handelsvertrages mit denselben günstigen Bedingungen, die er kürzlich Italien ge währte, ferner die Abtretung des im Somali-Gebiet nordöst lich von dem bereits von Deutschland okkupirten Witulande gelegenen Küstenstrichs an der Mündung des Jubaflusses. Angeblich soll Admiral Knorr auch das konfiszirte persön liche Eigenthum der Schwester des Sultans reklamiren, die gegen den Willen ihrer Familie sich mit einem inzwischen verstorbenen deutschen Kaufmann vermahlte. Voraussicht lich wird der Sultan in Alles willigen, weil er den von ihm erhofften englischen Beistand nicht erhalten hat. Ebenso nützlich wie in Zanzibar ist uns die englische Freundschaft bei der Besetzung mehrerer polynesischer Inselgruppen. Als thatsächlich in dem Gewirr von Nachrichten in Sachen der Karolinen-Inseln ist zur Stunde nur zu verbürgen, daß Deutschland in gewissenhafter Beobachtung der Berliner Konferenzakte zu Ansang des Sommers seine Absicht, die Inselgruppe unter seine Schutzhoheit zu nehmen, den Mächten amtlich zur Kenntniß brachte, daß die spanische Regierung, die kurz zuvor eine formelle Okkupation der Jnfeln angeordnet hatte, gegen diese Absicht unter Vor behalt näherer Begründung ihrer Rechte Widerspruch erhob. Deutscherseits erfolgte der Akt der Schutznahme früher als die spanische Besitzergreifungskommission zur Stelle ge kommen war. Die Sache geht nunmehr dem Stadium der rechtlichen Prüfung entgegen, wie es in der Berliner Konferenzakte von sämmtlichen Signatarmächten vereinbart worden ist. Nach englischen Blättern ist es aber auch im Äerke, das deutsche Protektorat auf die östlich von den Karolinen gelegenen Marschall-Inseln auszudehnen, wo noch weit wichtigere deutsche Handelsinteressen im Spiele sind. Der Besuch, welchen das russische Zarenpaar dem Kaiser von Oe st erreich in Kremsier abstattcte, ist jedenfalls ein bedeutsameres Zeichen für die freundschaftlichen Gesinnungen Rußlands gegen Oesterreich, als es die vorjährige Zu sammenkunft der drei Kaiser auf russischem Boden war. Bisher hat es zur Herstellung engerer Beziehungen zwischen Rußland und Oesterreich immer noch der Vermittelung Deutschlands bedurft. Erst bei der Kaiserentrevue von 1872 zu Berlin gelang cs der deutschen Politik, das Miß- vcrständniß zwischen Rußland und Oesterreich soweit aus zugleichen, daß das sogenannte Dreikaiserbündniß möglich wurde, welches auf ein halbes Jahrzehnt hinaus Frankreich völlig isolirte. Rußland verzichtete auf seine Jntriauen in den damaligen Vasallenstaaten der Türkei, und Oesterreich durste sich seiner Orientsorgen einstweilen entschlagen. Die jetzige Begegnung in Kremsier trug einen überaus herzlichen Charakter und hat jedenfalls auch die zwischen den Staats männern von Giers und Kalnoky bei dieser Gelegenheit stattgefundene längere Besprechung praktische Resultate erzielt, welche hoffentlich dem Weltfrieden zu gute kommen werden. Der Kaiser von Oesterreich ist am Donnerstag in Pilsen eingetroffen und dort enthusiastisch empfangen wor den. Voraussichttlich trägt die Anwesenheit des Monarchen in Böhmen dazu bei, die dort vorhandenen nationalen Gegen sätze etwas zu mildern. Dieselben haben erst kürzlich in Königinhof zu einem häßlichen Auftritt geführt, indem dort deutsche Turner aus Trautenau, welche an der Einweihung der deutschen Turnhalle theilgenommen hatten, durch Stein würfe czechischer Tumultuanten schwer verletzt wurden. Die österreichischen Regierungsblätter sprechen sich sehr entrüstet über das Demagogenthum in Königinhof aus und erheben heftige Vorwürse gegen die unzulängliche Lokalpolizei. Ebenso wie bei der Besprechung der Vorfälle bei der Inthronisation des Prager Erzbischofs wird aber dabei völlig übersehen, daß bei einiger Energie der staatlichen Verwaltungsorgane derartige czechische Ausschreitungen kaum Vorkommen würden. In dem mährischen Landstädtchen Kremsier sind vor I migm Tagen die Kaiser von Oesterreich und Rußland zu- I stMengetroffen und haben von dort aus dem deutschen I Lisn telegraphirt, daß sie ihn im Geiste als anwesend I bckechtetm. Natürlich hat unser Kaiser darauf sofort in I herzlichster Weise einen Dankesgruß als Antwort zurück- I tüeMhirt. Da Graf Kalnoky vor dieser Kaiserbegegnung l oach Vaizin reiste, um dem deutschen Reichskanzler alle I Einzelheiten des Programms von Kremsier im Voraus I müzethtilen, darf man überzeugt sein, daß man es an dem I letzteren Orte ernstlich beklagt hat, Deutschland bei der I ÜMbegegnung völlig unvertreten zu sehen. Wenn aber I russische und österreichische Staatsmänner sich bemühten, ! die Entrevue von Kremsier als eine harmlose zweite Auf lage der Zusammenkunft in Skierniewicze hinzustellen, wird dies trotzdem als nicht ganz zutreffend erscheinen. Das lleberhandnehmen des slavischen Einflusses in Rußland und Oesterreich ist eine Thatsache, mit welcher die deutsche Po litik seitdem rechnen mußte, ebenso sind für die letztere die großen Wandlungen maßgebend, die sich seitdem in Eng land und Frankreich vollzogen haben. Seit dem Rücktritt Fnry'S erfreut sich in Paris jede Kundgebung der deutsch feindlichen Patriotenliga des Wohlwollens der Regierungs- I kreise, über deren Gesinnung die neuerliche Haltung der I offiziellen und offiziösen Pariser Blätter keinen Zweifel I mhr zuläßt. Dagegen ist in England der Staatsmann I Salisbury an das Ruder gekommen, der in der kurzen I Zeit seiner Amtirung den Beweis geliefert hat, daß es ihm I ernstlich darum zu thun ist, Deutschlands Freundschaft I durch Förderung unserer kolonialen Bestrebungen zu ge- I winnen. Mögen Rußland und Oesterreich in Kremsier auch I den besten Willen gehabt haben, das für England so un- ! günstige Werk von Skierniewicze fortzusetzen, Deutschland hatte leinen Grund mehr, sich daran zu betheiligen, so sehr Itsden Vortheil dessen anerkennt, was damals für die I Sicherung des Weltfriedens geleistet worden ist. Die deutsche Handels- und Wirthschaftspolitik geht unbeirrt ihren Weg weiter, aber statt durch das Anerbieten günstiger Vertragsbedingungen die bereits vorhandene Kluft zu überbrücken, plant man in Oesterreich-Ungarn und Ruß land den Zollkrieg. Die gegenseitigen Ausweisungen der aissischen und österreichischen Unterthanen aus Preußen und der deutschen Unterthanen aus Rußland können auch nicht dazu beitragen, das Verhältniß der drei Staaten unter einander zu verbessern. Die Unterdrückung deutscher Sprache und Sitte in den russischen Ostseeprooinzen, m Böhmen und Ungarn kann der deutschen Regierung ebenfalls nicht Aleichgilüg sein, wenn dieselbe auch ängstlich vermeidet, sich 'n die inneren Angelegenheiten der Nachbarstaaten zu Men. So gut aber nun Deutschland in die Kolonial- benxgung mit dem ausgesprochenen Zweck eingetreten ist, das Deutschthum in fernen Ländern vor jeder Vergewal- dgung zu schützen, so gut schulden wir auch unseren deut schen Stammesgenossen in Rußland und Oesterreich-Ungarn ! die Rücksicht,, daß wir mit diesen Staaten nur dann Hand Iw Hand gehen, wenn in denselben das Slavcnthum gegen «die germanischen Elemente sich duldsamer zeigt als in letzter Zeit. I Was Deutschland von der Freundschaft der romanischen I Nationen zu erwarten, das hat die Aufhetzung der Spanier Mch die meisten französischen Blätter bei der Karolinen- iMAngelegenheit und das fortgesetzte Wühlen der Jta- an der ostasrikaniscfi Küste Deutlich genug bewiesen. IMnstigt durch eine Ucbeceinkunft mit England steht aber Attschland im Begriff, die Absicht des italienischen Kapi- W Cccchi zu durchkreuzen uno das von demselben begehrte Somali-Gebiet unter deutschen Schutz zu stellen. Der am d. M. vor Zanzibar angelangte deutsche Admiral Knorr M dem dortigen Sultan klar gemacht haben, daß Deutsch- Md sich seinen bisherigen Zugeständnissen keineswegs unterhandelt mit den dortigen vom Sultan von Zanzibar «egnüge. Las Deutsche Reich verlangt außerdem von dem abhängigen Häuptlingen. Trotzdem der französischen Regierung von der englischen Botschaft in Paris die bündigsten Beweise ge liefert wurden, daß der Arcund Rochefort's, Olivier Pam, im Sudan eines natürlichen Todes gestorben sei, berief Rochefort eine massenhaft besuchte Volksversammlung, in welcher ein Protest gegen die Ermordung Pain's durch die Engländer beschlossen wurde. Außerdem genehmigte man eine Resolution, welche die Irländer in ihrem Widerstand gegen England ermuthigt. Zu Wahlzwecken begicbt sich der Exminister Jules Ferry nach Bordeaux, um dort für die Opportunisten zu werben; das Gleiche wird sein Gegner Clemenceau sür die Radikalen thun, sobald er sich von den Folgen einer Operation erholt hat. Die Leichenfeierlichkeiten zu Ehren des nach Frankreich zurückgebrachten Admirals Courbet sind ziemlich still und ohne besondere Zwischenfälle verlaufen. Bei der Einweihung des Zwingli-Denkmals in Zürich waren die reformieren Stände der schweizerischen Eid genossenschaft durch Delegirte vertreten. Zwingli wurde im Jahre 1484 in einem Bcrgdörfchen der Toggenburg geboren, studirte in Basel, Bern und Wien, wurde, erst 18 Jahre alt, Lehrer der alten Sprachen in Basel und, 22 Jahre alt, Pfarrer in Glarus. Dort und in Einsiedeln begann er seine reformatorische Lausbahn, welche ihn nach Zürich und später im Kappeler Krieg in den Tod führte. Bei der Dcnkmalsenthüllung hielt der Kirchenvorstand Finsler die Festrede, in der er die Grundsätze religiöser und politi scher Freiheit pries, die in der Schweiz stets hochgehalten worden seien. Der Stadt-Präsident Or. Römer dankte dem Bildhauer Natter, daß er die Gestalt Zwingli's in so würdiger Weise und mit historischer Treue dargesteüt habe. Nun fiel der Chor mit einer schwungvollen Kantate ein, während alle Glocken der Stadt läuteten. Wenn auch die ersten sensationellen Nachrichten über die in der spanischen Hauptstadt stattgefundenen Demonstra tionen gegen die deutsche Einverleibung der Karolinen weit übertrieben waren, steht doch fest, daß die spanischen Re publikaner es wohl verstanden haben, aus der unbedeutenden Frage politisches Kapital zu schlagen. Das hat aber die spanische Regierung zu sehr zeitgemäßen ernsten Maßregeln gegen die Generäle und Deputirten gezwungen, welche gegen das Deutsche Reich und das mit demselben bisher in Ein tracht lebende Käbinct Canovas del Castillo unziemliche Kundgebungen veranstalteten. Nach einer längern Unterredung mit dem russischen Botschafter von Staal ist der leitende englische Staats mann Salisbury zu einem mehrwöchentlrchcn Aufenthalte nach seiner bei Dieppe gelegenen Besitzung abgereist. Durch Erlaß des Kriegsdepartements wurde die Demobilistrung der Armeereserve verfügt. Die Zulfikar-Frage wird mit Ausnahme einiger mit der Tracirung der Grenzlinie zu sammenhängenden Details als gelöst angesehen. Die russi schen Vorschläge werden nur noch dem Emir von Afghanistan und dem Vizekönig von Indien zu Begutachtung unterbreitet. Durch die Absetzung der beiden Bürgermeister von Reval und Riga hat die russische Regierung auf's Neue be wiesen, daß das treue Festhaltei. der Bewohner der Ostsee provinzen an deutscher Sprache und deutscher Sitze von ihr als unzulässig und strafbar angesehen wird. Von dem türkischen Sultan wird zwar der außer ordentliche englische Gesandte Sir Drummond Wolff em pfangen werden, aber der Erfolg seiner Sendung ist wieder sehr zweifelhaft geworden. Die englische Regierung läßt versichern, daß Drummond Wolff in Konstantinopel nur wegen des Sudans unterhandeln werde; die Pforte besteht aber darauf, Egypten in die Verhandlungen einzubeziehcn, wozu England natürlich keine Neigung verspürt, da es das Nilland noch immer als seine eigene Domaine ansieht. Tagesschau. Freiberg, den 29. August. In der deutschen Reichshauptstadt schenkt man der Nach richt von einer bevorstehenden Zusammenkunft unseres Kaisers mit dem russischen Zaren keinen Glauben. Die Regierungs organe äußern sich darüber gar nicht und scheinen wie im Vorjahre den russischen Blättern die erste authentische Kund gebung überlassen zu wollen. Es ist bezeichnend, daß die „Neue Preuß. Zeitung" den Moment für geeignet hält, sich über die Behandlung der Ostsceprovinzen offen zu äußern,
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