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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188508064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850806
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-06
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.08.1885
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l Uhr angenom- 188s F18V Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis für die oder deren Raum 15 1 38. Jahrgang. - - > Donnerstag, den 6. August. Erscheint jeden Wochentag Abends '/,7 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und einmonatlich 75 Pf. md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iulius Braun in Freiberg. Die D-ppelpoNtik Salisbury s. Zwischen dem Londoner und dem Petersburger Kabinet spielt sich jetzt ein eiqenthümliches Spiel ab. Während es zu dm Zeiten Gladstones die russischen Staatsmänner warm, welche die Verhandlungen über die afghanische Grenzenfrage absichtlich in die Länge zogen, drängen die selben jetzt auf eine schleunige Lösung und das neue eng lische Ministerium Salisbury ist es, welches die Ver handlungen aufhält, von Friedensversicherungen überfließt, gleichzeitig aber militärische Vorkehrungen in Zentralasien trifft, die ein tiefes Mißtrauen bekunden und wachrufen müssen. Wenn der englische Premierminister Salisbury kürzlich bei der Festtafel im Londoner Mansionhvuse nicht nur von einem friedlichen Ausgleiche der schwebenden Differenzen, sondern von einem förmlichen englisch-russischen Bündniß sprach, so läßt sich kaum annehmon, daß er damit die russische Diplomatie täuschen wollte. Vielleicht war es Salisbury nur darum zu thun, die englische Handelswelt glauben zu machen, daß er in der auswärtigen Politik von den bekanntlich fast russenfreundlichen Grundsätzen seines Vorgängers Gladstone nur wenig abweiche. Wie weit es ihm gelungen ist, dadurch bei den Männern -er Londoner City Sympathien zu erwerben, ist schwer zu be- urtheilen, so viel steht aber fest, daß seine Friedens versicherungen bisher in Petersburg gar keinen Eindruck gemacht haben. Das Organ des russischen auswärtigen Amtes, das „Journal de St. Petersbourg", spricht dies zwar nicht offen aus, bemerkt aber ziemlich ironisch, daß Salisbuch sich früher ganz anders geäußert habe und erst jetzt eine solche Sprache sühre, seitdem er sich über die Stimmung Europas, über die russische Politik, über die Interessen des eigenen Landes und über die geeignetsten Mittel, dieselben zu schützen, unterrichten konnte. Wenn auch keineswegs sreundlich gehalten, geben die Betrachtungen des dem russischen Ministerium des Auswärtigen nahe stehenden Blattes doch noch der Ueberzeuaung einer fried lichen Verständigung mit England Ausdruck; ja, das Blatt nimmt sogar den Beitritt Englands zu dem zentral europäischen Friedensbündniß in Aussicht. In sehr ent gegengesetzter Weise wird dagegen die englische Politik Rußland gegenüber in der deutschen „St. Petersb. Ztg." besprochen. Einen Ausdruck des nativnalrussischen Organs „Nowosti" sich aneignend, nennt sie die Doppelpolitik des Kabinets Salisbury eine „Politik des Betruges" und verweist auf die Thatsache, daß während der Mund dieses Ministers im MansionhMse von Friedensversicherungen überfloß, der Minister für Indien Lord N. Churchill im Unterhause unter dem Beifall desselben Mittheilungen über die Vorbereitungen zum Kriege durch Verbesserung der Kommunikations-Bahnbauten und die Anlage eines ver schanzten Lagers im Pischinthale machte. Dieses Pischinthal liegt m Süd-Afghanistan an der Grenze von Beludschistan, etwa dreißig Kilometer nördlicher als die indische Eisenbahnstation Qucttah, welche bekanntlich den äußersten vorgeschobenen Posten der Gladstone'schen Vcrtheidigungetheone für Indien bildete. Es handelt sich also bei diesem Werk um keine Angriffsmaßregel, wohl aber um eine Kundgebung des Mißtrauens gegen Rußland, die in Petersburg gerade jetzt während der Friedensverhand lungen sehr peinlich berührt. Ein offiziöses Telegramm aus Simla ist offenbar darauf berechnet, diese Maßregel ihrer bedrohlichen Bedeutung möglichst zu entkleiden, da es die Behauptung enthält, der Plärr, ein verschanztes Lager im Pischin-Thale zu errichten, sei nicht einer plötzlich ein getretenen Veränderung in dem Stande der englisch- russischen Unterhandlungen zuzuschreiben; derselbe bilde vielmehr einen Theil des allgemeinen Planes zum Schutze der indischen Grenze. Wie fest entschlossen Salisbury ist, diesen Schutz immer wirksamer zu gestalten, beweist die Ernennung des Generals Roberts, der allgemein als der ausgezeichnetste Kenner der indisch-afghanischen Grenzländer gilt. Bei diesen Bestrebungen ist Salisbury des ungetheil- testen Beifalls aller seiner Landsleute sicher, um so mehr, als er nebenher den Vorwurf etwaiger Kriegslust durch alle möglichen Betheuerungen entkräftet. Auf diese Weise gewinnt er doppelt; er macht es seinen Gegnern bei den nahe bevorstehenden Neuwahlen für das Parlament un möglich, das Toch-Ministerium als eine Gefahr für den Frieden Englands hinzustellen und er zwingt das finanziell schwache russische Reich zu einer langen Kriegsbereitschaft, die auf die Dauer auf das Zarenreich zerrüttend wirkt. Bis jetzt hat England durch das Zögern Salisbury's nichts verloren, da sich durch Zufälle fast wunderbarer Art inzwischen die Angelegenheiten dieses Staates auf andern Gebieten günstiger gestalteten und jetzt voraussichtlich eine weit größere Kraftentwickelung in Zentralasien zulassen, als noch vor wenigen Monaten. Nachdem der gefährlichste Gegner Englands, der Mahdi, vor einigen Wochen in Omdurman einer ansteckenden Krankheit erlegen ist, tauchte jetzt auch das Gerücht auf, daß der schneidige Führer der Rebellen im Ostsudan, Osman Digma, ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden weile. Derselbe sollte nach mehreren übereinstimmenden Berichten bei einem heftigen Ausfall der Garnison von Kassala getödtet worden sein. Dies hat sich bis jetzt freilich nicht bestätigt; viel mehr traf gestern in Kairo die Meldung des Kapitän Chermside ein, daß der Tod Osman Digmas nicht erfolgte. Die lange Unthätigkeit des Rebellenführes mag das Gerücht erzeugt haben; jedenfalls sind die Besorgnisse vor Osman Digma in Suakim völlig geschwunden. Damit wird die Aussicht, den Aufstand im Sudan ohne englische Intervention erlöschen zu sehen, immer wahr scheinlicher und die für den Schutz Egyptens bestimmten indischen Regimenter können statt dessen ihre eigene Heimath beschützen. Der plötzliche finanzielle Zusammenbruch des neuen Boern-Freistaates befreit die englische Regierung eben falls von großen Sorgen und läßt ernste Wirren in Süd afrika nicht weiter befürchten. Diese für das Kabinet Salisbury so günstigen Zwischenfälle, welche der englischen Regierung in Zukunft eine weit wirksamere Unterstützung des Emirs von Afghanistan gestatten, machen es dem russi schen Kabinet erst recht wünschenswerth, mit den Verhand lungen über die den Kernpunkt der afghanischen Grenzfragen bildende Zulfikar-Angelegenheit baldigst zu einer Entscheidung zu kommen. Das überraschende Telegramm des Londoner „Standard", nach welchem bereits im Monat Juli bei Merutschak ein neuer blutiger Zusammenstoß zwischen den Russen und den Afghanen stattgefunden haben sollte, hat sich bis jetzt nicht bestätigt. Das genannte Blatt hatte in der kritischen Zeit des russisch-afghanischen Grcnzkonfliktes wiederholt wichtige Thatsachen gemeldet, die sich später bestätigten. Die letzte Nachricht des „Standard" darf man indessen wohl als widerlegt betrachten; indessen bleibt, so lange sich Russen und Afghanen an der Grenze gegenüberstehen, ein solcher Zwischenfall immer zu fürchten und hat vielleicht ein ähn liches noch bevorstehendes Ereigniß nur seinen Schatten vorausgeworsen. Die Befestigungsarbeiten in Herat, bei welchen englische Offiziere thätig sind, besonders aber die langen Vorpostendienste in der Nähe des Zulfikarpasses könnten die ungeduldigen russischen Generale sehr wohl zu einem Gewaltstreich reizen. Vielleicht wurde das „Stan- dard"-Telegramm in London auch nur losaelassen, um der russischen Regierung die Gefahren des allzuweiten Vor schiebens ihrer Truppen an der afghanischen Grenze klar zu machen, dem englischen Kabinet aber einen Grund für neue Bedenklichkeiten bei den Grenzverhandlungen und für weitere militärische Maßregeln an den Nordwestgrenzen Indiens einen Vorwand zu liefern. Dies läßt sich um so eher annehmen, als dasselbe konservative Blatt in seiner letzten Nummer vollständig wieder einlenkte und folgende friedliche Sätze losließ: „Wenn ein guter Grund für die Annahme vorhanden wäre, daß Rußland der klaren Fest stellung einer für Afghanistan geeigneten Grenze zustimmen und deren wesentliche Bestimmungen durch einen förmlichen Vertrag anerkennen würde, so würde ein Verzicht des Emirs von Afghanistan auf einige seiner Forderungen, selbst in der Zulfikarfrage, kein zu hoher Preis für die Erzielung eines solchen Ergebnisses sein. England will keinen Krieg, und die russische Regierung kann denselben durch die prompte Zustimmung zu einer ehrenhaften Schlichtung der Streit punkte vermeiden." Es ist klar, daß der Premierminister Salisbury Rußland zu einem Rückzug zwingen will, der auf alle asiatischen Völker den Eindruck eines großen eng lischen Erfolges machen würde. Die Umstände begünstigen den Plan des englischen Staatsmannes, werden aber auch von demselben mit unverkennbarem Geschick zum Nachtheile Rußlands ausgebeutet. Tagesschau. Freiberg, den 5. August. Von der deutschen Post- und Telegraphcnverwaltung sind an den in Berlin tagenden Internationalen Tele graphen-Kongreß folgende Anträge gerichtet worden: „Der Tarif der internationalen europäischen Telegramme soll bestehen aus einem festen Satz von 50 Centimes für jedes Telegramm und von 20 Centimes für jedes Wort. Eine Zusatzrate von nicht unter 10 Centimes für jedes Wort soll bei solchen Telegrammen in Anwendung kommen, welche durch unterseeische Kabel befördert werden. Jeder Verwaltung wird der ganze Ertrag der von ihr angenommenen Gebühren über wiesen, mit der Maßgabe, dafür alle Kosten der Weiter beförderung durch die inländischen oder unterseeischen Kabel zu bestreiten. Die Gebühren für die Weiterbeförderung sollen folgendermaßen festgesetzt werden: Nach Belgien, Bosnien und der Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Griechenland, Luxem burg, Montenegro, Norwegen, Holland, Portugal, Rumänien, Serbien und Schweiz 2 Centimes für jedes Wort; nach Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Spanien, Frankreich, Groß britannien, Italien, Rußland, Schweden und der Türkei 4 Centimes für jedes Wort. Die Verwaltung, welche die Weiterbeförderung ausführt, kann für gewisse Linien die Ge bühr auf 2 Centimes für das Wort herabsetzen; für die Be förderung durch die unterseeischen Telegraphenlinien soll die Gebühr auf 5 Centimes für jedes Wort festgesetzt werden für Entfernungen von 300 Seemeilen und auf 10 Centimes für weitere Entfernungen. Zwei angrenzende Länder können durch gegenseitige Uebereinkunft die Gebühr von 20 Centimes auf 10 Centimes für jedes Wort reduziren." An den deutschen Reichskanzler hat der Vorstand der „Freien Organisation junger Kaufleute" das Gesuch ge richtet, Se. Durchlaucht wolle seinen Einfluß geneigtest dahin geltend machen, daß bei der von der deutschen Reichsregierung zu veranstaltenden „Enqutzte über die Sonntagsarbeit", bei welcher vorzugsweise die Ansichten der Arbeitnehmer gehört werden sollen, auch der große Stand der bei dieser Frage besonders interessirten Handlungsgehilfen gehört werde. Durch kaiserliche Kabinetsordre ist zur Begleitung des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen, welcher demnächst nach Egypten und Kleinasien reist, der Marinestabsarzt Or. Kleffel kowmandirt und ihm zur Dienstleistung von dem medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms Institut Urlaub er- theilt worden, vr. Kleffel, welcher früher Leibarzt des Prinzen Friedrich Karl war, bekleidet jetzt die gleiche Stelle bei dem Sohne des Verstorbenen. Prinz Friedrich Leopold wird dem Vernehmen nach die Reise bei Beginn der großen Ferien von- Bonn aus im strengsten Inkognito antreten und sich zunächst nach Konstantinopel begeben. Erfreulicher Weise ist die bairische Regierung dem Vorgänge der preußischen gefolgt und hat die nöthigen Vor schriften und Aufträge für die Untersuchung gegeben, ob und in welchem Umfange eine weitere gesetzliche Regelung der ge werblichen Arbeiten am Sonntage geboten ist. Mit be sonderer Genugthuung erfüllt es, daß nicht nur, wie von vornherein zu erwarten war, wesentlich auch Arbeiter über die betreffenden Fragen gehört werden sollen, sondern daß auch für die aus den Arbeiterkreisen zu hoffenden Auf klärungen durch Reise- und Zeitentschädigung diesem an der wichtigen Frage gleich den Arbeitgebern zunächst be- theiligten Bevölkerungstheile die Mitwirkung möglichst er leichtert werden soll. Es wird dadurch, wie die „Bairische nationalliberale Korrespondenz" bemerkt, den sozialdemokratischen Wühlern, welche in dem guten Gelingen einer solchen sach gemäßen Vorbereitung der Gesetzgebung eine Beeinträchtigung ihres Handwerks und Erwerbes fürchten, ein Strich durch die Rechnung gemacht. Bekanntlich sind die Sozialdemokraten Gegner einer solchen Untersuchung, weil mit allgemeinen Redensarten und Behauptungen ohne Beweis sich viel leichter Hetzen läßt und dergleichen Aeußerungen durch thatsächliche Widerlegungen bei dem ungebildeten Publikum nicht beizu kommen ist. Um so werthvoller wird es sein, wenn überall in Deutschland die in Frage stehende Untersuchung mit ganz besonderer Rücksichtnahme auf die Arbeiter selbst geführt wird. Die um Aufklärung Ersuchten werden in die Lage gebracht, für ihre Ansichten und Ansprüche thatsächliche Gründe anzugeben, und auf diese Weise kann durch Rede und Gegenrede eine richtige Grundlage für die Gesetzgebung ge wonnen werden. Die Vorbereitungen zu dem Empfange des österreichi schen Kaiscrpaares sind in Gastein in vollem Gange. Vor dem englischen Kaffeehause und vor der Villa Meran werden riesige Ehrenpforten errichtet. — Mit Rücksicht darauf, daß der Gesundheitszustand des deutschen Kaisers der größten Schonung bedarf, wird in Wien die Möglichkeit einer Drei- Kaiser-Zusammenkunft bei den Manövern in Böhmen ange zweifelt. Dagegen gilt die Begegnung der Kaiser von Ruß land und Oesterreich als gewiß. Dieselbe dürste wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des nächsten Monats stattfinden. — Wie man aus Aussee meldet, ist dort gestern Gräfin Anna von Meran, die Gemahlin des ehemaligen Reichsverwesers
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