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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188509237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850923
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-23
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.09.1885
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reiö ergerHiM^ Verkuittortlicher Redaktem: Mittwoch, de« 23. Septvr , „ Erscheint jeden Wochentag Abend« '/,7 Uhr sür den Ig I . andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., VI- zweimonatlich 1 M. SO Pf. und ennnonatlich 75 Pf. Der Aufstand in Ostrumelien. ii. Dcr Fürst Alexander von Bulgarien hat den Rubikon überschritten durch Annahme des Titels eines Fürsten von Nord- und Südbulgarien und vurch die Fahrt nach Philippopel nicht nur dcr Pforte den Fehdehandschuh hin- aevorsen, sondem auch die mit dem Sultan auf freund schaftlichem Fuße stehenden Mächte tief verletzt. Die Er hebung in Ostrumelien macht den Eindruck eines längst abgekarteten Spiels; gleichgiltig ist es, ob dabei Fürst Alexander eine aktive oder passive Rolle gespielt hat. Wie geschickt das ganze Unternehmen vorbereitet war, geht daraus hervor, daß die Erhebung in ganz Ostrumelien gleichzeitig zum Ausbruch kam und überall Männer zur Uebernahme der Geschäfte designirt waren, um auf ein gegebenes Zeichen allenthalben im gleichen Moment in Aktion zu treten. Dieses Zeichen soll der bulgarische Minister Karaweloff, der als die Seele des ganzen Unternehmens betrachtet wird, von Sofia aus gegeben haben. Wahrscheinlich wurde aber dieser Staatsmann wiederum von dem bekannten russischen Diplomaten Jgnatieff an unsichtbaren Fäden geleitet, denn das, was sich in diesem Augenblick in Philippopel vollzieht, ist nicht mehr noch minder als ein Riß durch den 1878 von den europäischen Mächten abgeschlossenen Berliner Vertrag, durch den der von Jgnatieff der Pforte abge- dmngene Vertrag von St. Stefano beseitigt worden war. Die Thcilung Bulgariens haben damals die russischen Diplomaten als eine tiefe Demürhigung eurpfunden, weil sie ausdrücklich erfolgte, um den abendländischen Besitz der Türken nicht allzusehr zu schmälern und um keinen großen russischen Vasallenstaat auf der Balkanhalbinsel zuzulassen. Wollten die Mächte dies aber wirksam verhindern, so hätten sie der als Provinz Ostrumelien bei der Türkei belassenen Südhälste Bul gariens keine so weitgehende Selbständigkeit zugestehen dürfen. Die durch den Artikel 13 des Berliner Vertrages ge schaffene Provinz Ostrumelim stand zwar unter der direkten politischen und militärischen Autorität des Sultans, besaß aber eine vollständig selbständige Verwaltung und einm christlichen General-Gouverneur mit fünfjähriger Amtsdauer. Dieser Posten wurde früher von Vogorioes Aleko Pascha und bis zu der jüngsten Revolution von Gavril Chrestovich Cristi Pascha bekleidet. Nach den Artikeln 15 und 17 des Berliner Vertrages hatte der Sultan das Recht, für die Bertheidigung der Provinz durch Anlage von Befestigungen und durch Garnisonirung von Truppen an den Grenzen vorzusorgen. Diese Bestimmungen sind jedoch niemals zur Ausführung gelangt. Für die Aufrechterhaltung der Ord- dnung im Innern wurde eine Gendarmerie und eine Lokal- Miliz errichtet, hierdurch entzog man der türkischen Ne gierung die Möglichkeit, ihre Staatshoheit praktisch geltend zu machen und leistete den nimmer ruhenden großbulgari- schm Bestrebungen den möglichsten Vorschub. Aleko Pascha iah sich völlig außer Stande, den sich fortwährend steigen den Forderungen der Bulgaren Widerstand zu leisten, eben sowenig vermochte es der Kommandeur der ostrumelischen Miliz, General Strecker, zu verhindern, daß seine Mann schaften im Jahre 1879 sich gegen die Mohammedaner in Bulgarien allerhand Gewaltthaten zu Schulden kommen ließen. Damals schon bereitete sich ein Aufstand in Ostrumelien vor, der nur unterblieb, weil im Oktober 1880 durch den Ausgleich der Pforte mit Montenegro die allgemeine Lage auf der Balkanhalbinsel sich friedlicher gestaltete und die Mächte beschwichtigend auf die Absichten der Bulgaren einwirkten. Aleko Pascha hatte kurz vorher vergeblich von dem Sultan seine Entlassung aus seinem schwierigen Amte gefordert. Der von den besten Absichten beseelte Mann hatte in den drei weiteren Jahren seiner Verwaltung schwer unter den Umtrieben des russischen Generalkonsuls von Krcbel und seines im Heere und unter den Beamten vertretenen Anhanges zu leiden. Zur Pforte wurde das Verhältniß Ostrumeliens noch gespannter, als die Provinzialversammlung die Höhe des der Türkei zu zahlenden Tributes herabsetzte, weil die Finanzen des Landes sich in sehr ungünstiger Lage befanden. Aleko Pascha legte schließlich, der Jntriguen müde, sein Amt nieder und an seine Stelle trat 1884 der angeblich auf rufsische Empfehlung von der Pforte ernannte Gavril Crestovich oder Cristi Pascha. Dieser neue Generalgouverneur hatte trotz seiner russen freundlichen Gesinnungen sofort schwere Anfeindungen zu erdulden, die sich freilich nicht gegen seine Person, sondem gegen sein die Vereinigung mit Bulgarien Hindemdes Amt richteten. Die Angriffe auf die Zeughäuser in Küstendil (29. Mai d. I.) und Tschirpan (13. Juli d. I.) waren die Vorboten des Sturmes, den man nur "^Korrespondent aussah Am 20. Juni schrieb bereis der „Wiener N. Fr. Presse» K°« wird immer schwieriger und macht der t »on große Sorgen. Augenscheinlich bereiten d e Komtees Sofia und Philippopel zusammen "ne r Hebung sür diesen Sommer vor, und es s h « ^m^hrend an Mitteln, dieselbe zum Ausbruch zu br 9 - sich der Generalgouverneur Gavril Cristi P ^-^opel Wochen in Konstantinopel befand, wurden „PH H die letzten Vorbereitungen zur Erhebung get fl .. .,. er zurückkehrte, machte ihn der Leiter der promsonMN Regiemng m Ostrumelien, Stransky, sofort zum f 9 Die ganze Sache vollzog sich ohne Blutverg ß . . einer fast gemächlichen Form, da Cnstl Pascha ke . wagte, von dem Artikel 16 des Berliner Vertrag zu machen, welcher ihm das Recht verlieh, «n st hl türkische Truppen nach Ostrumelien zu rufen. 3 ' Fall wäre cs allerdings sofort zu Blutvergießen 9 . ' da die gerade zur Waffenübung, versammelte bulgarische Miliz sofort ihren Brüdern in Ostrumelien zu Hilfe geeilt wäre. Das inzwischen mobilisirte ganze bulgarische D umfaßt 24 Bataillone, 9 Eskadronen und 12 Battenen mit 96 Geschützen. Die ostrumelische Miliz ist ungefähr 12 Bataillone stark. Ostrumelien hat em Areal von 35901 Quadrat-Kilometern und eine Bevölkerung von 815946 Personen. Dadas Fürstenthum Bulgarien einen Flächeninhalt von 63 972 Quadrat-Kilometern und eme Bevölkerung von 2007919 Personen hat so wurde der neue Staat Großbulgarien ein Areal von 99 873 Quadrat- Kilometern mit 2 823865 Einwohnern umfassen, demnach kaum im Stande sein, den Kampf mit der Pforte ohne fremden Beistand aufzunehmen. Man rechnet aber in Philippopel und m Sofia fest darauf, daß einzelne Großmächte die türkische Regierung hindern werden, ihr Recht auf Ostrumelien mit dem Schwert in der Hand geltend zu machen. Die Art, wie die rus sischen und österreichischen Blätter den Aufstand in Ost rumelien beurtheilen, ist allerdings geeignet, diese Annahme als eine richtige erscheinen zu lassen. Die Petersburger Blätter deuten an, daß zwischen Rußland und Oesterreich in Kremsier ein Einvernehmen darüber erzielt worden sei, wonach die Vereinigung Rumeliens mit Bulgarien das Gleichgewicht abgebcn solle für eine Einverleibung Bos niens und der Herzegowina in Oesterreich. Die „Nowoje Wremja" wirft hierbei sogar die Frage auf, ob diese ins Rollen gekommene Lawine an den Grenzen Mazedoniens stehen bleiben werde. Das als ministerielles Organ be kannte „Journal de St. Petersbourg" schreibt: „Dank einer kühn angelegten und geschickt geleiteten Verschwörung ist das General-Gouvernement von Ost-Rumelien gestürzt wor den. Bei der Wichtigkeit des Ereignisses erscheint es an gezeigt, daran zu erinnern, daß die politische Organisation, an welcher die friedliche Revolution von Philippopel soeben gerührt hat, das Werk des Berliner Kongresses, das heißt der Mächte ist. An diesen also ist es, die entsprechenden Erwägungen eintreten zu lassen.» Die „Deutsche Peters burger Zeitung" sagt, die faktische Vereinigung Ostrumeliens mit Bulgarien sei nur ein Akt der Gerechtigkeit, wenngleich eingeräumt werden müsse, daß Ostrumelien eine nicht un erhebliche nichtbulgarifche Bevölkerung habe. Dagegen meint die „Neue Zeit", die Türkei könne ihre Existenz in Europa nur verlängern, wenn sie sich einer nachgiebigeren Politik gegenüber Rußland, den Balkanfürstenthümern und Oesterreich-Ungarn befleißige. Die österreichischen Blätter bezweifeln ohne Ausnahme, daß die Pforte den Versuch machen werde, Ostrumelien mit Waffengewalt zurückzu nehmen. Besonders bemühen sich aber die der öster reichischen Negierung nahestehenden Organe, die Annahme zurückzuweisen, daß die ostrumelische Erhebung in Kremsier geplant oder doch als statthaft bezeichnet worden sei Keine Großmacht, auch Rußland nicht, habe die Hand ini Spiele gekabt, sondern die Vereinigung beider Bulgarien sei einfach in Sofia und in Pilippopel von nationaler Seite vorbereitet und durchgeführt worden. Wie dem auch ist, Kat jetzt die türkische Regierung mit einer vollzogenen Thatsache zu rechnen und muß zu einem raschen Entschluß kommen Der wohlwollende Nath Deutschlands wird ihr dabei nicht fehlen und um so größeres Vertrauen in Kon stantinopel finden, als das Deutsche Reich bei der Kaiser- Zusammenkunft m Kremsier unvertreten war, wo man dock sicher eme Ahnung von den sich in Ostrumelien vorberei tenden Dingen gehabt hat. 22. Slpkmb«. der ostrumelischen Erh ung^ Greignisse, welche sich in so offiziöse Kundgebung v . „ Balkanhalbinsel eingestellt überraschender heute die Aufmerksamkeit der habm, nehmen begreift chw ^A^ßlich j„ Anspruch. DaS politischen Kreise so 9, Aschen Union würde eine Verschie- Zustandekommen in sich begreifen, an bung der Berliner^ „leickmäßia interessirt find. Ohne der alle Signatar ^ 6 m im Geringsten zu unterschätzen, die Tragweite des G lcheyem Umstande, daß es dürfte m°n well-icht ger ^ührt, die Zuversicht auf die Vertragsmachte gmwm v» ..^fen, wie sie mit dm eine l°lche Austta^ internationalen politischen Aktion leuenden Ges H b ^wirt. Es entspricht dieser Auffassung, 2 ^LS LÄLL'SL LL- -L °°»§>« groi« Pa--b°- Nin« krackte Prinz Wilhelm von Württemberg im Auftrage As auf ärztliche Veranlassung serngebliebenen Königs einm T ast auf dm deutschen Kaiser -us m^ des aeiaat wurde: „Das 13. Korps ,st hochbeglückt, heute v/r d m Auge seines obersten Kriegsherrn, unseres m Ehr furcht geliebten Kaisers, Zeugniß davon ablegen zu dürfen, was nach heißem, siegreichen Kampfe, unter der glorreuhm Führung Ew. Majestät in den Jahren des Friedens gearbeitet worden ist; das württembergische Volk feiert in Ew. Majestät den Mehrer und Schützer des geeinigten Deutschen Vater landes. Se. Majestät der Kaiser lebe hoch!" Der Kaiser erhob sich und sprach zur Königin Olga gewendet: „Lw. Majestät gestatten mir zu erwiederu" Sodann zum Prinzen Wilhelm gewendet: „Ich danke gerührten Herzens. Ich hätte gewünscht, daß die Tafel durch die Gegenwart Sr. Majestät des Königs beehrt worden wäre, damit ich Gelegenheit gehabt hätte, dem König persönlich hier meine Glückwünsche für die tüchtige Ausbildung des Armeekorps auszudrücken, welche ich bereits dem kommandirenden General zu erkennen gegeben habe. Auf dieser Grundlage stellt sich das 13. Armeekorps ebenbürtig in eine Linie mit den übrigen Armeekorps. Vor Allem wünsche ich dem Könige eine baldige und volle Wieder herstellung seiner Gesundheit. Der König und daS 13. Armee korps leben hoch!" Hierauf sein Glas mit dem Glas der Königin anstoßend, sprach der Kaiser: „Auf das Wohl Ew. Majestät und der ganzen königlichen Familie!" Gestern Mit tag 1'/- Uhr kehrte unser Kaiser mit dem gesammten Gefolge nach Stuttgart von dem Manöver zurück, das wiederum glänzend verlaufen war. Von dem österreichisch-ungarischen Ministerium des Auswärtigen wird in dem offiziösen „Fremdenblatt" der Ver such gemacht, jede vorherige Kenntniß von dem Plan einer ostrumelischen Erhebung zu bestreiten. Das Wiener ministerielle Blatt schreibt: „Der Ausbruch der gewaltsamen Bewegung, wodurch die bulgarische Union unter Führung des Fürsten Alexander proklamirt wurde, kam um so unerwarteter, als der Wunsch nach voller Aufrechterhaltung und Achtung der Verträge feilens der Großmächte noch in jüngster Zeit unzweideutigen Aus druck erhalten hatte. Das Vorgehen des Fürsten Alexander, der sich eigenmächtig mit seiner Armee an die Spitze der Erhebung stellt, bezeichnet nicht nur eine schwere Verletzung des Völker rechts, sondern müßte, falls es sich bestätigen sollte, daß bul garische Truppen an die türkische Grenze dirigirt werden, als eine Herausforderung des Letzteren betrachtet werden. Europa kann nicht ohne Weiteres einen Einbruch in die Bestimmungen des europäischen Vertragsrechtes legituniren, welcher zugleich U^Aebung des im Berliner Vertrage festgestellten 227,?^ der nationalen und politischen Kräfte auf der Balkanstnn/-» Alm ausschließlichen Vortheile eines einzigen ckr m l'ch ziehen würde. Die Ereignisse sind in Heu" sckon^2°R e noch zu wenig zu Überblicken, als daß der c> Bestimmteres über eine gemeinsame Aktion sch°ftt2 sem könnte, allein es ist bei den freund, dem allseitiaen^Nr^A europäischen Regierungen und bei ^uverückt 0 emmüthigen Zusammenwirkens mit um daß Vorsorge getroffen werden wird, — Am engen Schranken zu erhalten." stehende AuL^ aus 25 Mitgliedern be- der dcutschlw«al?n^^ welcher in der Konferenz gab- Nut L ^-.Jnni d. I. mit der Aus. worden war, die m jener Versammlung vorge- und WgeWÜ. »mm » »i. s, liprs, rruiiü, WS8K stoße! bsi- Uüit i-epk n M, frnmMr. I at: ppicke oel») »alittiM I «leg» i Hover, I »«, ter I üe, I m, I bferöe-1 en. töbelfi-ss' I , eine sehr I ualitäte» D «eu, »et in Post« näMM «eiße», isod, ., empfiehlt s t m Laden- erkmiit roth. Wegs- W, »Düngt' erbestellung io am besten ism melde» rbisdsrf.
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