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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188510045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851004
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-04
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.10.1885
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BeMMzei^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher RÄakteur: Iuliu» Braun iu Freiberg. - ... zg Aabraaua. " > - ,— ,/» Erscheint jeden Wochentag Abend» */,7 Uhr für den , , Inserate werden bts Bormittag lt Uhrangenmn. ^OOK. Ug andmr Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Ps^, F ! men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile I OOO* V»- zweimonatlich 1 M. bt)Pf.undcinmonatlich7b Pf. oder deren Raum 1b Pf. In den Niederlanden wächst die sozialdemokratische Tagesschau. Freiberg, den 3. Oktober. Der deutsche Reichskanzler gedenkt in Friedrichsruhe, wo er gestern auch den Besuch des rumänischen Ministers Bratiano empfing, bis Ende November zu bleiben. Zu dieser Zeit dürste die neue Rcichstagssession den Fürsten Bismarck veranlassen, nach Berlin zurückzukehren. In der nächsten Zeit begeben sich mehrere preußische Minister nach dem lauen- burgischen Landsitze des Reichskanzlers, um besten Meinung über Angelegenheiten ihres Ressorts zu erfahren. Der von Friedrichsruhe nach Kopenhagen zum Zaren reisende rumänische Minister Bratiano betonte bereits in Berlin, daß Rumänien sich zwar bei der jetzigen Bulgarenfrage vorsichtig zurückhalten werde, eine Rückgängigmachung der Vereinigung Ostrumeliens mit Bulgarien aber für unthunlich und gefährlich halte, Serbien dagegen eine Kompensation aus dem national-serbischen Besitzstand Bulgariens von Herzen gönne. Von den deutschen Negicrungskreisen stellt man ebenso wie von Wien aus die Behauptung eines angeblichen Gegensatzes zwischen Deutschland, Nachbestellungen «ff die Monate Oktober, November, Dezember »erden »nm Preise von 2 Mk. 25 Pfg. von allen kaiserlichen Postanstalten sowie von den be kanalen Ansgabestellen nnd der unterzeichneten Expedition angenommen. Expedition des Freiberger Anzeiger. Am 1. d. M. ist im Deutschen Reiche das Unfallver- sicherungsgcsetz in praktische Wirksamkeit betreten und reiht sich nun als zweiter Akt der großen sozwlrefoi matorischen Gesitzgcbung der schon am l. Dezember v. I. durchgesührten Krankenversicherung an. Dem überwiegenden Theile aller m Staats- und Privatbetrieben beschäftigten Arbeiter ist künftig für alle durch Unfall ihnen zugefügten Schäden eine ausreichende Entschädigung, ihren Hinterbliebenen eine angemessene Versorgung gesichert, ohne daß sie wie früher nach dem Hastpflichlgesetz zur Erreichung dieser Vortheile erst dm Prozeßwcg beschreiten müssen. Nachdem diese humane Eesetzesverbesserung durch das Zusammenwirken von Staat und Arbeitgebern erreicht ist, haben die Arbeiter wahrlich alle Ursache, durch Ausgebcn ihres grundsätzlichen Miß trauens zu einer Besserung ihres Verhältnisses zu den Arbeitgebern die Hand zu bieten und die sozialpolitischen Bestrebungen, welche die Regierung in Uebereinstimmung mit den gemäßigten Parteien verfolgt, zu Unterstützer Auf das Treiben der sozialdemokratischen Führer, von denen so viele Arbeiter bisher vergeblich eine faktische Förderung ihrer Interessen erwarteten, hat der in den letzten Tage ür Chemnitz verhandelte Prozeß gegen die deutschen Thei "ehmer an dem Kopenhagener Sozialistenkongreß ein Helles Licht geworfen. Die Staatsanwaltschaft betonte, daß cs ich nicht um einen politischen Tendenzprozeß, sondern ein fach um die nach ihrer Ansicht noch feststehende Thatsache handle, daß innerhalb der Sozialdemokratie eine Verbindun bestehe, auf welche die §8 128 und 129 des Reichsstras , , Gesetzbuches Anwendung finden können. Dies Letztere ist Westmächte im Rothen Meere zum Vorschein, wo die fran von den Vcrlheidigern in Abrede gestellt worden; das zösische Besetzung von Ambado den englischen Mißmut Trotzdem die Cholera-Epidemie in Palermo noch fort- wüthet, hat der König von Italien auf seine Reise nach Sizilien verzichtet, weil die politischen Ereignisse seine An wesenheit in Oberitalien beanspruchten und der Aberglauben der sizilischen Bevölkerung sich bei dem traurigen Ereigniß in einer höchst unsympathischen Weise kundgab. Der Monarch begnügte sich deshalb damit, seiner ersten Gabe von 400LO Franks eine zweite von 100000 Franks für die Armen von Palermo folgen zu lassen. Die von dem König dringend gewünschte Ernennung des Grasen Nobilant zum Minister des Aus wärtigen wird von den meisten italienischen Blättern bereits als sicher betrachtet und mit großer Genugthuung begrüßt. Bewegung und ermüdet die Behörden durch fortwährende Straßendemonstrationen, die zwar zunächst nur der Er langung des allgemeinen Stimmrechts gelten, aber doch den Boden für die Saat der Anarchie lockern. In anerkennens Werther Weise hat die niederländische Regierung England und Belgien den Abschluß eines Vertrages zur Verhinde rung des Mädchenhandels vorgeschlagen. Die Vorschläge haben, wie nach den sensationellen Enthüllungen der „Pall- Mall-Gazette" zu erwarten war, eine sehr günstige Auf nahme gefunden. Ueberzeugung zeugt, daß die Verhandlungen in dem nächsten wcnßischen Abgeordnetenhause sowohl durch die kirchen- wlitischen Angelegenheiten, wie durch die erfolgte Aus- chließung des Herzogs von Cumberland vom braunschweigi- chen Thron einen sehr erregten Verlauf nehmen werden. Angeblich bereitet der Herzog jetzt ein Exposö vor, welches dem braunschweigischen Landtage die pekuniären Nachthcile auseinandersetzen soll, die dem Lande drohen, wenn er von der Thronfolge definitiv ausgeschlossen würde. Sowohl der österreichische Reichsrath wie das ungarische Parlament sind eröffnet worden, ohne daß )ie Volksvertreter irgend einen Aufschluß über die für das Land so wichtigen Vorgänge im Orient und die vollständige Bedeutung der denselben vorausgegangenen Kaiser-Begegnung in Krcmsier irgend eine Auskunft erhalten hätten. Dem österreichischen Abgeordnetenhause ist das nicht weiter aus gefallen, da die auswärtige Politik bisher in Wien stets als ein den Delegationen vorbrhalteneS Feld angesehen wurde. Dagegen sind im ungarischen Unterhause mehrere auf diesen Gegenstand bezügliche Interpellationen gestellt worden, die den Minister Tisza zu einer klaren Aeußerung veranlassen dürften. In Oesterreich interefsirt man sich zunächst für die Wahlen des Präsidiums im Abgeordneten hause. Man hat sich dahin geeinigt, zwei Konservative und einen Liberalen, letzteren für das Amt des zweiten Vize präsidenten, zu wählen, wozu der frühere freisinnige Handels minister von Chlumetzki ausersehen wurde. Uebrigens werden sowohl das österreichische Herrenhaus, als auch das Abgeordnetenhaus die Thronrede durch eine Adresse be antworten, über welche aber vorher noch lange Debatten in Aussicht stehen. I rege macht. Auch Madagaskar droht zu einer ständigen Quelle von Eifersüchteleien zu werden, wenn die Franzosen sich zur Wiederaufnahme ihres dortigen Feldzuges gegen die Howas ernstlich anschicken sollten. Ob dies geschieht oder nicht, darüber wird erst die nächste französische De- putirtenkammer entscheiden. Die Woche. „Der Klügere giebt nach!" Diese weise Sentenz aus dm „lustigen Krieg" scheint dem deutschen Reichskanzler mgeschwebt zu haben, als er nach Mitteln suchte, einen Krieg mit Spanien zu vermeiden, der wegen der Gering fügigkeit des Karolinen-Objekts wie in Folge der Ungleichheit der Flottenverhältnisse sür Deutschland kaum eine ernste Bedeutung haben konnte. Wenn trotzdem von deutscher Seite ein friedlicher Ausgleich des Karolinen-Konflikts so eifrig angcstrcbt wurde, geschah dies aus Rücksicht für die Erhaltung des jetzigen Regierungssystems in Spanien, das bei einer moralischen Niederlabe ernstlich gefährdet war und vielleicht einem unter französischem Einfluß stehenden Frei staat hätte Platz machen müssen. Der Konflikt ist nun durch die beiderseitige Vereinbarung über die dem Papste übertragene Vermittlerrolle in ein ruhiges Fahrwasser gesteuert und wird voraussichtlich an dem Ziele eines fried lichen Ausgleichs anlangen. Leider scheint die günstige Wirkung, welche die versöhnliche Haltung Deutschlands auf das spanische Volk ausgeübt hat, durch das Verhalten der offiziösen Madrider Presse in Frage gestellt, die bereits den Sieg der Regierung feiert, behauptet, daß Deutschland den Ansprüchen Spaniens gegenüber den Rückzug angetreten hätte und cs als selbstverständlich hinstellt, daß der Pavst aus alle Fälle zu Gunsten Spaniens eintrcten würoe. Tas steht aber noch keineswegs fest und hindert außerdem Deutschland nicht, an den Verzicht auf die Karolinen Be dingungen zum Schutze der deutschen Handels- und Ver- kehrsintcrcssen zu knüpfen, die den Spaniern den Besitz der Inselgruppe sehr vergällen werden. Anläßlich des weit ernsteren bulgarischen Konflikts ist das Orakel in Friedrichs- mhe in letzter Zeit sehr häufig befragt worden. Dem Besuche des russischen Ministers v. Giers in Friedrichsruhe, welchen derselbe vor seinem Erscheinen in Kopenhagen bei dem Kaiser Alexander dem deutschen Reichskanzler abstattete wurde um so größere Bedeutung beigemessen, als bald darau sich auch der österreichische Botschafter Graf Szecheny zu dem Fürsten Bismarck bcgab. Es liegt nahe, daß Rußland und Oesterreich-Ungarn vor dem Beginn der Botschafter- Konsercnz in Konstantinopel sich über die Stellung Deutsch lands zur Bulgaren-Frage Gewißheit schaffen wollten. Am Vorabend der französischen Parlamentswahlen, bei denen diesmal das Listenskrutinium zum ersten Male zur Anwendung kommt, giebt das jetzt am Ruder befindliche Ministerium die bestimmte Absicht kund, das Kapitel der kolonialen Unternehmungen sobald als möglich zu schließen. England macht sich inzwischen die Unlust der Franzosen an den kolonialen Unternehmungen zu Nutze, um durch energi sches Vorgehen an Punkten, wo sich die Kolonialinteresser entgegenstehen, seinem französischen Konkurrenten die Lus an kolonialen Aktionen vollends zu benehmen. Derartige Eifersüchteleien der Westmächte treten gerade jetzt mit größerer Heftigkeit als sonst auf. Abgesehen von den Jntriguen, die sich in Birma und im westlichen Afrika ab spielen, kommen auch koloniale Jnteressen-Konflilte der Der frühere englische Premierminister Gladstone ist von seinem Halsleiden wieder soweit hergestellt, um seinen neuen Wahlseldzug von Midlothian aus zu beginnen. Die Aussichten sind inzwischen dadurch verschlechtert worden, >aß die Radikalen Gladstone's Wahlmanisest verwerfen und elbst die früheren Kollegen des liberalen Premierministers, Chamberlain, Harcourt und Roseberry, eine vollständige Reform der Landgesetze auf das Wahlprogramm gesetzt laben wollen. Der unter dem neuen Tory-Kabinet wieder in vielen Theilen Irlands zur Herrschaft gelangte Terroris mus der Nationalliga veranlaßt die „Times", energisch die Lärmtrommel zu rühren. Das Blatt verlangt eine klare und energische Haltung des Kabinets, das sich den Parnelliten gegenüber immer noch blos von Wahlrücksichten leiten lasse. Die Zeche müßten die loyalen Unterthemen Englands in Irland bezahlen. Ein radikales Kabinet würde weniger schädlich sein, als die kraftlose Haltung des gegenwärtigen. Wenn auch der Kaiser von Rußland sich weigerte, die in Kopenhagen eingetroffene bulgarische Deputation zu enipsangen und drei Briefe des Fürsten Alexander unbe antwortet ließ, dürfte doch die vollzogene Thatsache schließlich auch von der russischen Regierung anerkannt werden. Die selbe kann sich dem Willen Deutschlands und Oesterreichs nicht schroff entgegenstellen und wird sich hüten, die Ver antwortung für das etwaige Scheitern der in Konstantinopel begonnenen Botschafter-Konferenz auf sich zu laden. An geblich war in Ostrumelien ursprünglich von den Panslavisten die Entfernung des Fürsten Alexander und die Vereinigung des größten Theils der Balkanstaaten unter Peter Kara- georgicvitch geplant. Der bulgarische Staatsmann Karaveloff überredete jedoch die Verschwörer, den geplanten Umsturz zu Gunsten Alexanders zu beschleunigen und bereitete da durch zahlreichen russischen Panslavisten eine namenlose Enttäuschung. Die Balkanhalbinsel starrt jetzt in Waffen und in allen Theilen hallt es wieder von Kriegsrüstungen und nationalen Gesängen der zu ihren Fahnen eilenden Mann schaften. Die Lage ist eine hochernste, denn alle Staaten der Halbinsel, die Türkei, die beiden Bulgarien, Serbien, Griechenland und im Stillen auch das Keine Montenegro setzen ihre Heere vollständig oder zum Theil auf den Kriegs fuß. Alle Ermahnungen der Großmächte vermochten bisher nach dieser Richtung hin keine Wirkung zu üben. Besonders drohend erhebt sich die serbische Frage, welche in Zukunft auch Oesterreich in schwere Mitleidenschaft ziehen könnte. Auch Griechenland scheint ernstlich gewillt, mit den Waffen vorzugehen, falls Europa die bulgarische Union anerkennt. Die an den Grenzen versammelten Truppen werden demnächst die Stärke von 23000 Mann erreichen, ungerechnet der Reserven, welche mit Eilzügen nach Larissa und Arta befördert werden. Bei Wiederzusammcntritt der Kammer wird die Regierung die Mobiusirung der beiden anderen Klassen der Reserve beantragen. Admiral Canaris wird den Oberbefehl über die Flotte übernehmen. Urtheil aber kann in Folge der Menge des zu bewältigen- en Materials erst Mittwoch, den 7. Oktober, Nachmittags . Uhr verkündet werden. Von der preußischen Regierung wurde die Wahlmänner wahl auf den 29. Oktober und die Abgeordnetenwahl auf )en 5. November festgesetzt. Inzwischen rühren sich die Parteien in Preußen gewaltig und haben bereits das ultramontane Zentrum, die nationalliberale Partei und die freikonservative Fraktion Wahlaufrufe veröffentlicht, deren mehr oder minder leidenschaftlicher Eiser von der allgemeinen
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