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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188512109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851210
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-12
- Tag1885-12-10
- Monat1885-12
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.12.1885
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!j Erscheim jed« Wochentag Nachmitt. b Uhr sür den ! ^8. Jahr,««,. I Donnerstag, de« 10. Dezember. Inserate werden bi« Bormtttog l 1 Uhr angenom- FH FH M men und bedÄgt der Preis für die gepalten« Zeil« H FUFKLH oder deren Raum 1b Pf. W. VW »I» TaMall.' Amtsblatt für die kömglichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iulius Brauu i» Freiberg. Das neue englische Parlament. Nach einem vierzehntägigen Wahlgang ist endlich das! neue englische Parlament vollständig. Die Wahlen begannen am 23. November und wurden erst am 8. Dezember be endigt. Das englische Wahlverfabren weicht überhaupt sehr von allen festländischen Wahlsystemen ab. Wo nur eine Kandidatur ausgestellt ist, da werden die Wähler erst gar nicht zur Urne bemüht, sondern der Wahlkommissar erklärt den einzigen Kandidaten, dessen Name ihm von zehn Wählern präsentirt worden ist, einfach für gewählt. Ist aber das Bureau eine Stunde vor Eröffnung des Wahlverfahrens im Besitze mehrerer Nominationen, dann wird der zweite eigentliche Wahltdg angeordnet, an welchem man durch Zettel abstimmt. Der cintrctende Wähler nennt seinen Namen und erkält, wenn dieser sich in der Wählerliste findet, einen gedruckten Zettel, auf welchem die Namen sammtlicher Kandidaten unter genauer Bezeichnung gesondert angegeben sind. Bei dem Namen deS von ihm Gewählten macht der Wähler ein Kreuz, faltet den Zettel zusammen, thut diesen selbst in die verschlossene Urne und entfernt sich. Da in England nicht das absolute, sondern das relative Mehr entscheidet und keine Stichwahlen stattfinden, ist in allen Fällen derjenige Kandidat gewählt, der die meisten Kreuze erhalten hat. Binnen einundzwanzig Tagen nach erfolgter Wahl kann dieselbe vor dem Wahlgerichtshose des betreffenden Landes, Englands, Schlottlands oder Irlands, angefochten werden und findet dann die weitere Verhandlung in dem Bezirke statt, innerhalb welches die angefochtene Wahl stattgefunden hat. Diesmal war die Zahl der unbestrittenen Kandidaturen eine verschwindend geringe und machten sowohl die Konservativen wie dre Liberalen an fast allen Orten Nominationen. An einzelnen Plätzen gab es sogar drei Kandidaten, weil die Arbeiter, denen die letzte Wahl- reform größeren Einfluß verschaffte, theilweise mit eigenen Kandidaturen vorgingen. Am 28. November waren die städtischen Wahlen bereits beendigt; aber am Tage vorher begannen erst die ländlichen Wahlen in den Grafschaften. Die Waagschale, die anfangs sich zu Gunsten der kon servativen Regierungspartei neigte, nahm, wie dies Glad stone richtig vorausgesagt hatte, eine entgegengesetzte Stellung an, als die Grafschaftswahlen erfolgten. Es erklärt sich dies einestheils aus den Folgen der von den Liberalen bewirkten freisinnigen Wahlreform, andererseits aus der Abneigung der länolichen Kreise gegen die zur Toch-Partei gehörenden Großgrundbesitzer, von denen eine Zustimmung zu der in England und Schottland sehr nöthigen Reform der Bodengesetze nicht erwartet werden kann. In einzelnen städtischen Kreisen unterlagen die konservativen Kandidaten, weil man dort von der erst so hoffnungsvollen auswärtigen Politik der Negierung sehr enttäuscht war. Ein entschiedenes Auftreten Salisbury's zu Gunsten der Bulgaren hätte dem jetzt regierenden eng lischen Kabinet manchen Freund erhalten. So weit das Resultat bis jetzt bekannt ist, sind im ganzen 321. Liberale, 248 Konservative und 76 irische Nationalisten von der Farbe Parnells gewählt. Als eine vollständige Ent scheidung über das Wesen des künftigen Unterhauses kann dieses Resultat noch nicht angesehen werden. Erstens ist das Ergebniß einzelner Wahlen noch unbekannt, zweitens aber herrscht darüber noch Ungewißheit, ob man die zahl reichen Parnellitcn der Regierungspartei zuzählen darf. Von liberaler Seite war man noch vor Kurzem der Ansicht, daß die irischen Nationalisten einen heimlichen Vertrag mit dem jetzigen leitenden Staatsmann Englands, dem Premierminister Salisbury, abgeschlossen hätten. In den bittersten Ausdrücken beklagte sich deshalb Lord Rose berry in einer zu Glasgow abgehaltenen Wahlversammlung über den schreienden Undank der Irländer gegen Gladstone, der zehn Jahre seines Lebens daran gewendet habe, um das Irland zugefüate Unrecht wenigstens theilweise wieder gut zu machen. Im ganzen Leben habe Niemand den zwanzigsten Theil desjenigen für die grüne Insel gethan, was diese dem liberalen Staatsmanne Gladstone verdanke. Jedenfalls ist es ein ganz ungesunder Zustand, daß nach dem jetzigen Wahlausfall weder die Konservativen noch die Liberalen im britischen Unterhause etwas durchsetzen können, ohne die Stimmen der Irländer durch Konzessionen zu er kaufen, die mit der Unverletzlichkeit der Staatseinheit schwer verträglich sind. Die Blätter beider Parteien besprechen schon jetzt mit wachsender Besorgniß die Thatsache, daß im nächsten Parlamente fast 80 Parnellitcn Sitz und Stimme haben. Mit solchen anspruchsvollen Bundesgenossen zu regieren, ist weder angenehm noch besonders ehrenvoll. Salisbury dürfte deshalb sehr regierunaSmüde sein, aber von liberaler Seite ist man gar nicht fehr geneigt, ihm unter den obwaltenden Verhältnissen die Last der Regierung abzunehmen. Das gestern Nachmittag an der Londoner Börse koursirende Gerücht von der Demission Salisbury's war gutem Vernehmen nach unbegründet. Wenn auch Gladstone in seinem Dankschreiben an seine Wähler in Midlothian die Hoffnung auf einen baldigen Umschwung ausdrückte und erklärte, daß nicht nur die Vorwerke, sondern auch schon die Zitadellen der Tories erobert seien, verspürt er sehr wenig Lust, mit einer frag lichen Mehrheit die Regierung wieder zu übernehmen und sich im Unterhause den fortwährenden Angriffen von einer so großen Zahl von irischen Zungenhelden auSzusetzen. Der ehemalige liberale Handelsmimster Chamberlain äußerte die Ansicht, die konservative Regierung gehe aus den Wahlen so geschwächt hervor, daß sie ihr Dasein nur durch die Schonung ihrer politischen Gegner friste. Man werde sie am Staatsruder lassen, so lange sie sich maßvoll verhalte und keine entscheidenden Schritte versuche; im letzteren Falle würden ihr aber die Liberalen ein schleuniges Ende bereiten. An ein Einlenken in die Schutzzollpolitik ist bei der jetzt in England herrschenden Stimmung gar nicht mehr zu denken; gerade in den Kreisen Englands, die auf den Export angewiesen sind, wirkte das Mißtrauen gegen die Handelspolitik deS Kabinets Salisbury sehr zu Un gunsten der bestehenden Regierung. Wie sich die Letztere zu der irischen Frage stellen wird, scheint zunächst das Wichtigste, da die Parnelliten die jetzigen Parlaments- Verhältnisse ausgiebig benutzen werden, um für Irland eine möglichst gesonderte Stellung zu erlangen. Nur, wenn die irischen Forderungen ein vernünftiges Maß nicht über schreiten und die Anhänger Parnells es unterlassen, Dinge zu verlangen, welche die britische Staatseinheit ernstlich beeinträchtigen, kann das Kabinet Salisbury länger im Amte bleiben, würde aber dann auch zunächst von den gemäßigten Liberalen große Schonung erfahren. Tagesschau. Freiberg, den 9. Dezember. Dem deutschen Reiche gegenüber haben die leitenden russischen Blätter einen Ton angeschlagen, der in den Kreisen der Reichsregierung sehr unangenehm berührt hat. Von Köln aus wird scheinbar offiziös geschrieben, man sehe aus dieser Haltung der russischen Presse, daß in Petersburg und Moskau die Anstrengungen Deutschlands zur Erhaltung des Friedens die verdiente Anerkennung nicht finden, sogar geflissentlich falsch gedeutet werden. Bei Kundgebungen der russischen Presse könne man immer ziemlich sicher annehmen, daß sich darin die Ansichten leitender Persönlichkeiten wiederspiegeln. Gerade diese sollten aber wissen, daß die deutsche Politik in jüngster Zeit wieder entschieden russenfreundlich gewesen ist. — Nicht minder verstimmend wirken auf den deutschen Reichskanzler die Parteiverhältnisse im deutschen Reichstage. Auf die Wahr scheinlichkeit einer baldigen Rcichstagsauflösung deutet folgende Auslassung der »Köln. Ztg.": „Die Zusammensetzung des Reichstages ist nicht derart, um dem Reichskanzler eine Mehr heit zu bieten, wenn das Zentrum und die Deutschsrcisinnigen mit allen ihren Anhängseln in der Opposition stehen. Eine Mehrheit der nationalen, konservativen und gemäßigt-liberalen Elemente ist im Reichstag nicht vorhanden, und wir werden bald vor Entscheidungen sichen, die dies sehr empfindlich fühl bar machen werden. Die entschiedene Abkehr des Reichs kanzlers vom Zentrum, das Suchen nach einer besseren Stütze drängt zu einem neuen Appell an das Volk, mag man nun eine der ohne Zweifel bevorstehenden Ablehnungen wichtiger Forderungen zu einer Rcichstagsauflösung benutzen, oder un geachtet schwerer parlamentarischer Niederlagen das natürliche Ende der Legislaturperiode abwarten." — Für die nächsten Absichten des Reichskanzlers ist es kennzeichnend, daß die ,,Nordd. Allg. Ztg." der „Münch. Allg. Ztg." einen Artikel nachdruckt, welcher sich gegen den konservativ-klerikalen An trag auf Einführung eines Befähigungsnachweises für dm selbständigen Betrieb des Handwerks rc. ausspricht. Unter den obwaltenden Verhältnissen dürste der angekündigte Plan der vereinigten Bimetallisten und Agrarier, unmittelbar nach Neujahr einen Antrag wegen Einführung der Doppelwährung im Reichstage cinzubringen, wenig Aussicht auf Erfolg haben. Unser Kaiser hat der Wittwe des kürzlich vermögenslos verstorbenen preußischen Staatsministers Bitter einen Gnaden gehalt bewilligt. — Den berühmten Professor Adolf Menzel, der gestern in Berlin seinen 70. Geburtstag feierte, ehrte unser"Kaiser durch folgendes Schreiben: „Zu dem Feste de» 70. Geburtstages, welches Sie begehen, sollen die Glück wünsche Ihres Königs nicht fehlen. Mit Gottes Hilfe haben Sie diese Altershöhe in Fülle und Kraft bei rastloser Thätig- keit erreicht. Sie schauen zurück auf ein Tagewerk dessen ich mich mit Ihnen zu freum besondere Veranlassung hab«. Ihr künstlerisches Schaffen ist von der Jugendzeit bis in- Alter von patriotischer Begeisterung erfüllt gewesen. Sie haben Ihre Meisterschaft auf den verschiedenen Gebieten dar stellender Kunst mit Vorliebe der Verherrlichung des preußi schen Ruhmes und der Heldm gewidmet, welchen wir die Grundlagen der Größe deS Vaterlandes verdanken. Mit Ihrem Namm verknüpft bleiben dem Volke die Erinnerungen an die Thatm der erlauchten Ahnen meines Hauses. Sie habm durch Trübsal und Herrlichkeit den Weg der Vor sehung im Bilde anschaulich gemacht, welche dazu aus kleinen Anfängen zu großm Endzielen geführt hat. Das ist es, Wa mich bewegt, meine Anerkennung für Ihr erfolgreiche- Wirken Jhnm hmte auf's Neue zu bezeugen. 7. Dezemher ' 1885. gez. Wilhelm. An den Professor und Vizekanzler des Ordens xour Io msrits Herrn Adolf Menzel." — Der deutsche Kronprinz überbrachte dem berühmten Maler persönlich eine goldene Dose, eine Arbeit aus dem 18. Jahrhundert, mit dem Emailportrait Friedrich des Großen. Die Städte Berlin und Breslau ernannten Mmzel zum Ehrenbürger; die Universität Berlin machte ihn zum Ehrendoktor. — In der deutsch« Reichshauptstadt traf die Nachricht ein, daß der Herrscher de- Hinterlandes des Gebietes der südwestafrikanischen Gesellschaft (Angra Pcquena), Mar-Herero gmannt, sich unter deutsch« Schutz gestellt habe. — An Stelle des verstorbenen Or. Straß» mann, dessen Beerdigung vom Berliner Rathhause aus hmte in feierlichster Weise erfolgt, ist dort abermals ein Arzt, vr. Stryk, zum provisorisch« Stadtverordnetenvorster gewählt worden. — Zu Schlitz in Oberhessen verstarb der Präsident der ersten hessischen Kammer, Graf Görz-Schlitz. Mit einem eigenhändigen Schreiben des Kaisers von Oesterreich, welches den König Milan zum Frieden er mahnt, begab sich Graf Khevenhüller nach Belgrad zurück und versichert man von Wien aus, daß dort bereits von serbischer Seite Zusagen vorliegen, die Wiederaufnahme der Aktion zu unterlassen. Die Wiener Blätter bekämpfen em- müthig die gegen die Mission deS Grafen Khevenhüller ge richteten Verdächtigungen der russischen Presse. Insbesondere bemüht sich das" osfizöse Wiener „Fremdenblatt" nachzuweisen, daß nur die persönliche Entsendung des Grafen Khevenhüller auf den anderen diplomatisch« Einwirkung« unzugänglich gewordenen Fürsten Alexander eine Pression ausübm konnte, welche Erfolg versprach. Die Mission des Grafen entsprach lediglich den Wünschen der übrigen Mächte, jeden weiter« Zusammenstoß absolut zu verhindern. „Diese Bemühung« zu Gunsten des Friedens", fährt das Wiener Blatt fort, „würden um so erfolgreicher sein, je weniger der Glaube er schüttert werde, daß die drei Kaisermächte fest in ungestörter Einigkeit zu einander stehen. Was die Bemerkungen deS „Journals de St. Petersbourg" angehe, daß man die Aus führungen gegen den Chauvinismus nicht nur nach Sofia, sondern besser nach Belgrad und Nisch adressire, so hat Oesterreich seine umfassendsten Pflicht« als Nachbarmacht und europäische Friedensmacht, sowie seine Pflichten innerhalb des Dreikaiserbundes auf das Loyalste und Rückhaltloseste erfüllt." Der Mehrheit der von der französischen Kammer ein gesetzten Tonkin-Kommission wird die Absicht zugeschrieben, die Berichterstattung weit hinauszuschieben, so daß die Debatte nicht mehr vor dem Zusammentritt des Kongresses erfolg« kann. Der Deputirte Pichon, welcher von der mit der Prü fung der diplomatischen Korrespondenz in der Tonkin-Affaire beauftragt« Unterkommisston zum Referenten ernannt worden ist, konstatirt in seinem Berichte die korrekte und wohlwollende Haltung Deutschlands, sowie die Bemühungen des Fürst« Bismarck, China vom Kriege abzuhaltm. Der Generalrach des Seine-DepartementS, dessen überwiegende Mehrheit durch die radikalen Mitglieder des Pariser Gemeinderathes gebildet wird, beschloß nach heftiger Debatte einen Protest gegen die Kolonialpolitik der Regierung und drückte den „Wunsch" auS, daß die Räumung Tonkins in der kürzesten Frist erfolg« möchte, die durch das nationale Interesse gestattet würde. Bis jetzt ist in Spanien von ernsten karlistischm Schilderhebungen wenig gespürt worden. Ein in Alcoy er scheinendes Blatt berichtet nur, daß eine Bande, der« Mit glieder sich als Karlisten bezeichnet«, von der Gendarmerie verfolgt wurde. Ebenso ist in Bilbao ein Individuum unter der Anschuldigung karlistischer Propaganda verhaftet Word«. ! In Madrid wurde ein wenig bedeutendes Waffendepot entdeckt.
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