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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188512037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851203
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-12
- Tag1885-12-03
- Monat1885-12
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.12.1885
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reiveMA) Verantwortlicher Redakteur: S,li«s Brau» i> Freiberg '^^LÜgÜ/^^Hsche^jckmW^ä^HNächmilHührf^'dM^^^^^^^^ ^^E»S- Z 280. xLLki^^SLLLM Donnerstag, de« 3. Dezember .nicht hindern. Wenn de bewilligen wolle, so müsse .fuhr der Redner fort, .r Ml, ein die Tagesschau. Freiberg, den 2. Dezember. I« deutschen Reichstage ereignete sich gestern wiederum überraschender Zwischenfall. Auf der Tagesordnung stand von d« Polen eingebrachte Interpellation »ege» der AuS- er Vorredner den Gehalt ihm nicht er es ertragen. „Mir peinlich," wäre es schon recht, mich in den Weisung« aus den östliche« preußischen Provinzen. Man er wartete, die Rttchsregier»ng werde ihr» Antwort auf dir Er klärung beschrä«ken, daß die preußische R«gier»»g innerhalb ihrer Zuständigkeit gehandelt hate «ad die Angelegenheit der ersteren daher keinen Anlaß zmn Emgreifen geb«. Dem Sinne nach ist dies auch geschehen, ab« zur allgememen lieber- raschung tu der Form einer vo» dem deutsche» Reichskanzler vtrleseuen kaiserliche» Betschaft, welche folge«-« Wortlaut hatte: „Den Verhandlungen d«< Reichstage- auf merksam folgend, haben wir «s der Tag«S«dmmg do« 1. Dezember erseh«, daß eme Interpellation in Aussicht steht, welcher die Unsch«uu»g zu Grund« liegt, alö ab i» Deutschland eme ReichScegierung bestände, die verfassungsmäbig in der Lage wäre, Schritte zu th«, »m die Durchführung van Maßregel» zu hindern, ««Ich« von uns i» u«se»«n König reiche Preußen bezüglich der Ausweisung ausländischer Unter« thanen angeacdnet sind. Die Thatsache, daß diese rechtlich« Voraussetzung nach AuswiiS der Unterschriften der Int«» pellatiau vo» der Mehrzahl drr bisher a»»esmdcn Mitglieder deS Reichstage« für richtig gehalten wird, legt uns die Ber- pflichtung a»f, derselben gegmüber unsere R«chte im Ksmgrttch Preuß« und die Rechte eine- jeden unserer Bundes genossen in Betreff der Landeshoheit aMdrütlich zu verwahre«. Inserat« werd« bi» Vormittag ll Uhr angeuom- ff » FHFH« mm und bekägt der Pret» für di« attpattme Zeile A 1 OOO oder der« Raum 1d Pf. n schlecht wohnende, hilfsbedürftige Familie, welche sich zu dem Beitrag von 20 Pfennigen wöchentlich versteht, tritt der Verein gleichsam als Vormund ein und sührt mit Zu- stimmung deS Hausbesitzers während des Hochsommers den erforderlichen Umbau aus, durch welchen nicht nur die be treffende Familie sittlich und gesundheitlich gehoben wird, sondern nach und nach die gesundheitlichen Verhältnisse der ganzen Stadt verbessert werden. Für die Zeit und Mühe beanspruchende aber unerläßliche, regelmäßige Jn- spettion der Armenwohnungen haben in Darmstadt tüchtige und edle Frauen die wirksamste Hilfe geliehen. Für die Verhältnisse unserer nächsten Umgebung könnten derartige Bestrebungen unendlich segensreich wirken, da auch hier thellweise die Wohnungen überfüllt und nicht in dem Zustande sind, welcher der Gesundheit zuträglich ist, theil weise die arbeitende Bevölkerung in entfernt liegenden Ort schaften wohnt und weite Wanderungen machen muß, um zu ihrem Arbeitsplatz »u gelangen. Das Letztere ist überaus häufig der Fall und hat zwar nicht gesundheitliche, aber große wirthschaftliche Nachtheile. Die Arbeiter, welche früh und Abends mehrere Stunden weit gehen müssen, um zu ihrer Arbeitstätte und wieder nach ihrer Wohnung zurück zu gelangen, sind nicht im Stande, ihre Mahlzeiten mit der Familie eiuzunehmen. Frau u»d Kmder entbehren bei der Mittagsmahlzeit der sorgenden und auf strenge Zucht sehenden Hausdater» und dieser sättigt sich in Kantine« oder mit Brot und Branntwein in wenig gesunder oder kostspieliger Weise. Wie ganz anders gestaltet sich die Häuslichkeit des Arbeiters, wenn er in einfacher aber sauberer Wohnung mit Frau und Kindern sei» bescheidenes, ehrlich verdientes Mittagbrot verzehrt, wenn das letztere durch freundliche, gesittete Gespräche liebevoll gewürzt wird! Soll die Zufriedenheit in den Kreisen der Minderbegüterten weilen, so muß ihnen das Familienleben gewahrt bleiben, das unzertrennlich ist van einer gesunden, sauberen und dem Arbeitsplatz nahe gelegenen Wohnung. Die wohlthätigen Vereine, welche eS sich zur Aufgabe machen, die Lücken der Sozialreform auSzu üüen und die Lage der Besitzlosen nach Kräften besser zu gestalten, sollten hier den Hebel ansetzen, um Gutes zu wirken. Der lehrreiche Vorgang des Vereins zu Darmstadt zeigt, wie es zu bewerkstelligen ist, ohne große Kosten den Hilfsbedürftigen ein gemüthliches Heim zu schaffen und sie in diesem zu Ordnung und Sauberkeit anzuhalten. Die Wohnungen der Armen. Die praktische« Anfänge der Sozialreform mußten un willkürlich darauf führen, durch eine Verbesserung der Wohnungen der Unbegüterten eine der schlimmsten Seiten der sozialen Frage zu berühren. Wie uachthellig für die Gesundheit und für die Sittlichkeit der jetzige Zustand so vieler Behausungen der llnbegüterten ist, bedarf keiner «eitere» Ausführung. Soll eine kräftigere, lebensfrohere und sittlich höher stehende arbeitende Bevölkerung heran wachsen, so muß hier vor Allem Besserung geschafft werden. In den großen Städte» verbirgt sich in den feuchten Souterrain-Wohnungen wie in den Mansarden, die im Vinter eisig kalt und i« Sommer glühend heiß sind, eine Summe von Elend und Schmutz, die den fühlenden Zu schauer tief erschreckt. Auch in den Mittelstädten begnügen sich unzählige Arbeiterfamilien mit lüft- und lichtlosen Wohnungen und verlieren, auf allzuengem Raume zusammen- «drängt, mehr und mehr den Sinn für das rechte gemüth- liche Familienleben, daS nur in einer wohnlich« Häuslich- Kit gedeiht und durch das Schlafftellenwesen arg gefährdet wird. In einzelnen Gegend« hat man deshalb begonnen, brsondere gesund« Arbeiterwohnunqen zu bauen «nd dadurch dir Unbegüterten den sogenannten MiethSkascruen entfremdet. Ja Mülhausen im Elsaß, in Altona bei Hamburg und anderen Otten entstanden zahlreiche ArbeiterhäuSchen mit Erichen, die, von Arbeiterfteunden preiswürdig und praktisch angelegt, den Unbegüterte» gegm Ratenzahlung« überlassen wurden, welche die bisher gezahlten Mitthsgelder nicht über stiegen. Die Arbeiter wurde» auf diese Weise nach und nach Hauseigenthümer, verlernten den WirthShauSbesuch, genossen em bis dahin kaum geahntes Familienglück «nd entsagten der sozialdemokratischen Wühlerei, die nur bei den Besitz- und Heimathlosen einen geeigneten Boden findet. Da die Gründung solcher Arbeiter-Kolonien immerhin ein nicht unbedeutendes Stammvermögm voraussetzt, das in vielen Mittelstädten mit einer zahlreichen arbeitenden Bevölkerung beim beste» Willen nicht zu beschaffen ist, hat «in Herr Wilhelm Schwab i» Darmstadt einen andere« Beg empfohlen, um den Unbegüterten eine gemüthliche, anheimelnde Wohnung z« schaffen, in der sie dem Familien leben erhalten «nd dem Wirthshausleben entzogen werden. Wilhelm Schwab befürwortet »die Herstellung der Rein lichkit in den Wohnungen der Armen" und hat, »m ein Beispiel zu liefern, un Frühjahr 1884 in der Altstadt von Darmstadt ein alte» Haus für 8000 M. gekauft, in dem sieben arme Familien wohnten. Er erließ den Letzteren dafür, daß sie sich eine baulich« Erneuerung ihrer Woh- «imgen gefallen ließe« und bei derselben sogar mithalfen, Mei Monate Miethe und wandte noch fast 3000 M. auf den Umba». Da die Verzinsung des Kapitals und sämmt- liche laufende Ausgaben jährlich trotzdem nur 770 M. be trugen, die von de» sieben Familien vorher gezahlte Mieth« sich aber auf 790 M. belief, konnte er die Leute « de« verschönte» sauberen Wohnungen ohne PreiSanffchlag wohnen lassen, ohne selbst Geldopfer zu bringen. Der Darmstädter Verein gegen Verarmung und Bettelei, Wohl Äffend, daß die Aermsten zumeist schlechte, ungesunde Woh nungen viel zu theuer bezahlen, übernahm daS Schwab'sche Rusterhaus und kaufte bald darauf »och drei alte Häuser hinzu, welche er mit Hilfe deS VereurSvermögens »»d eines bohlthätigen Vermächtnisse» in gleicher Weise »«bäum lieh. Verein-Mitglieder besuchen dort nun jede» Sonntag Mittag diese renovirten Wohnungen, erheben die Mitthe und vernehmen die Wünsche und etwaigen Beschwerden der Riecher. Mit Strenge sieht der Darmstädter Berein auf pünkt liche Miethszahlung und Erhaltung der Reinlichkeit ver langt auch von den Miethern, welche die Verbesserung ihrer Wohnungen sich selbst verdanke« sollen, für einm etwa ge- Wünschte« neue« Anstrich oder Umbau vom Oktober dis M Juni einm wöchentlichen Beitrag von 20 Pfennigen. Auf diese Weise versucht der Verein auch die Besserung tinzelner Wohnungen dort in'S Werk zu setzen, wo eine Renovation der ganzen Häuser sich als Unmöglichkeit herans- fiellt und hat bisher der de« Verhandlungen mit den Haus besitzern, deren kleinere Wohnungen renovrrt werde« sollten, großes Entgegenkommen gesunden. Die meiste« MiethS- herren unterstützte« die Bcftrebunge« des Vereins, um nickt vi de» Verdacht der Hartherzigkeit oder doch der Gleich giltigkeit gegm daS Ergehen ihrer Miether zu gerathm. Die von dem Verein in Darmstadt für solche Zwecke auf ¬ deutsche« BuudeSstaatm zweifellos in Geltung stehen, nicht minder wie die eine- jeden unserer Bundesgenossen un- verdunkelt »nd unvermindert zu erhalten «nd zu beschützen. Die tu der gedachten Interpellation vertretene RechtSauffaffung findet iu keiner Bestimmung der Bundesverfassung oder der Rechte des Reiches - Anhalt. ES giebt keine RttchS- regierung, welche berufe« wäre, unter der Kontrole des Reichstags, wie sie durch jene Interpellation versucht wird, die Aufsicht über die Handhabung der LandeShohettSrechte durch die einzelnen Bundesstaaten zu üben, soweit die Rechte dazu nicht ausdrücklich dem Reiche übertragen worden sind. Wir dürfen das Zeugniß der durch uns und unsere Bundes genossen geeinigten Nation dafür anrufe«, daß die verfassungs mäßigen Rechte der Volksvertretung von uns und von dm Verbündeten Regierungen jederzeit sorgfältig geachtet worden find. Aber wir dürfen auch erwarten, daß der Reichstag be reitwillig und gewissenhaft die Rechte eines jedm der Ver bündeten Fürsten und freien Städte achten werde. Auf dieser Gegenseitigkeit beruht daS Verträum, welches die deutschen Stämme, sowie ihre Fürsten und Obrigkeiten der Reichsver- faffung «ntgegmbringen. Es ist unser ernstes Bemühen, dieses vettraum allerseits »ngeschwächt zu erhalten und deshalb fühlm wir uns bewogen, dem Reichstag unsere Uebetzeugung kuudzuthu«, daß die RechtSauffaffung, zu welcher die Mehr zahl der anwesend«» Abgeorbnetm durch ihre Unterstützung der gedachten Interpellation sich bekannt hat, in Widerspruch mit dem deutschen BcrsassungSrecht steht und daß wir dm Versuche» einer Btthätigung derselben nicht nur unsere Mit wirkung versagen, sonder« denselben gegmüber die Rechte einer jeden der verbündeten Regierungen nach Maß gabe des Bunde-vertrageS vertreten und schützen wollen." —> Im Anschluß au diese Botschaft bemerkte der Reichskanzler, dir Maßregeln gegen Ausbreitung der i« Gang befindliche« Pvlonifirnug seien der Ausfluß der Landeshoheit deS Königs vo« Preußen. I« der Einleitung deS BundeSvortrageS und in der Grundlage der Reich-Verfassung erklärten sich die deut sche« Souveräne bereit, zum Schutz des Bundesgebiets auf Grund deS innerhalb desselben geltenden Rechts dm Bund zu schlich«. Hiernach hätte der Kö»ig von Preuß« Anspruch auf dm Schutz deS Reiches m der Ausübung seines Rechts. Run greife gerade der Reichstag dies Recht an. Wenn dies von Patteim ausgiuge, di« sonst mit dem AuSlande sympathi- firen ad« auch von der sozialistisch« Fraktion, so würde man dem nicht in dieser Form entgegentreten, aber wenn das Zentrum oder die Majorität eine solche Interpellation unter stütze, so liege die Gefahr nahe, daß der Reichstag sich in unitarischer Richtung und z» einer Art Kouveut ent wickele, drr befugt sein würde, die deutschen Fürsten durch Interpellationen vvr seine Schranken zur Rechtfertigung zu rufe». Dies widerspräche der Verfassung nud dm BundeSvcrträgm, daher lehnten die Verbündeten Regierungen die Beantwor tung her Interpellation ab und würden sich auch an der Besprechung darüber licht betheiligm. — Trotzdem beantragte Abg. Wsndthorst die Besprechung der Interpellation, worauf der Reichskanzler Fürst vi-marck undsämmtliche Mitglieder deS BundeSraths den Saal ver ließe». Nun aber stellte Abg. Windthorst dm Antrag, die Jnterpeilatian von der Tagesordnung abzxfetzm, womit daS Haus ei,verstanden war. Es folgte die zweite Lesimg des Etats, btt deren Beginn die Mitglieder des Bu»deSrathS sich wieder emsandm. Der Elat deS Reichstags wurde debattelos genehmigt; beim Etat deS Reichskanzler- und der Reichskanzlei erklärte der Abg. Windtharst, er werde jetzt DaS sagen, was er bei der Interpellation sage» wollte. Der Reichskanzler habe aus das monarchische Prinzip hingewieseu, da» man nicht «tast« dürfe; dem gegmüber aber stünden die Rechte des Volks, wttch« durch die Volksvertretung zum Ausdruck ge bracht »erdm müßt«. Hier liege unbedmgt tt«e wichtige LandrSbeschwerde vor, welche auch die Regierung berücksichtigen müsse. Sei mau blind gegm die Aeußerungen dir russischen Presse? Der österreichische Minister Kalnoky habe offen er- stätt, daß di« Ausweisung« ihren Grund in konfessionelle» und sprachlich« Verschiebungen hätten. Im ganze« Lande Ind« mau die Ausweisungen ungerecht, auch völkerrechtlich eien dieselbe« kaum z» vertheidigm. Zudem seien fast nur Katholiken ausgewiesen worden. Er hoffe, der Reichskanzler werde sich nicht weigern, die Angelegenheit näher zu erörtern. Der Rttchsk-mzler Fürst BiSmarck, der iuzwisch« wieder eingetretm war, erwiderte: Wenn der Vorredner bei seinem GehaltStitel von der Frate sprechen wolle, so könne er es Wir habm gleich jedem der verbündeten Fürsten wesentliche unbestrittene Hoheit-rechte der Einheit der Ratio« willig ge opfert und dem Reichstag in unsere« Staatm weitgehende Rechte eingeräumt. Wir bereuen die von uns gebrachten Opfer nicht und haben die dadurch geschaffenen Rechte der Prärogative deS Reichstags stet- unverbrüchlich geachtet »nd unsere gegm daS Reich übernommenen Pflichten jederzeit bereitwillig erfüllt, auch dm Friedm des Reiches mit Erfolg , . - , gewahrt und seine Wohlfahrt nach Kräfte» gefördert. Aber Wendeten Summen ergaben für jede renovitte Wohnung mit gleicher Gewissenhaftigkeit find wir auch entschlossen, die «ir eine durchschvittliche Leistung von 15 Mark. Für jede Rechte unserer angestammten Krone, sowie sie in den I fuhr md Tageblatt Amtsblatt für die kämglichcu md städtische» Behördea zu Freiberg md Braad
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