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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188512041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851204
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-12
- Tag1885-12-04
- Monat1885-12
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.12.1885
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BergerA^ m ppen, und TagMatt >t, geringer Erfcheiuticden Wochenlng Nachmitt. S Uhr R0 I andern Tag. Preis viettetjäbruq 2 Kar? t >- iW-»-* s zweimonatlich 1 M. so Pf. und eimrunaüil I»t >cdsn Untsr- l-a Well ide en einer empfiehlt sowie ei» Sko^ei* rnx. lg68. spanne, u kästen, rkasten, Kleider- rkasten, «5, bei «men läer. nä voll en Li» Oma« Zesähe, >er und »mpse, liung die V ikM ungen erscheinen den Serben UN' lelt ist nun darüber im Unklaren, Tagesschatt. Freiberg, dm 3. Dezember. Die von dem Reichskanzler im deutschen Reichstage verlesene kaiserliche Botschaft hat auf die Volksvertreter einen geradezu verblüffenden Eindruck gemacht, der sich fast iu der gesummten deutschen Presse widerspiegelt. Allgemein verbreitet ist die Ucberzeugung, daß nach diesem Zwischenfall dos Tisch tuch zwischen dem Fürsten Bismarck und dem anerkannten Führer der stärksten Partei im Reichstage, dem Abg. Windt horst, sür immer zerschnitten ist. Bestätigt wird dies noch Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand Verantwortlicher R^aktem: Iuliu» Brann iu Freiberg. 38. Jahr««»,. > Freitag, den 4. Dezember :sür den uq 2 Mart 2S Pf., eimnonatlich 7S Ps- Im Auftrage der Pforte geht jetzt Derwisch Pascha nach Sofia, um dort mit dem Bulgarenfürsten zu ver handeln. Die Botschafterkonferenz hat sich auf unbestimmte Zeit vertagt und der Pforte die Freiheit des Handelns zmückgcgebcn; was unausweichlich war, nachdem England sich vollständig von dem ursprünglichen Programm der Wiederherstellung der Autorität des Sultans in Ostrumelien losgesagt hatte. Ein Erfolg der Mission Terwisch Paschas scheint aber ebenso zweifelhaft, wie derjenige der beiden türkischen Telegirten Lehbi Effendi und Ghadban Effendi, welche im Namen des Sultans den Ostrumeliern gegen Rückkehr zum alten Gehorsam volle Amnestie verheißen sollen. Nach dem Staatsrecht dürste Fürst Alexander einen Frieden mit Serbien nur unter türkischer Zustimmung schließen; bis jetzt fehlt aber noch jede Gewißheit, ob er seine in der höchsten Bedrängnis; der Pforte angcbotcne Unterwerfung auch nach den jetzigen kriegerischen Erfolgen aufrecht erhält. Dagegen erheben jetzt schon seine eigenen bulgarischen und ostrumclischen Krieger Protest und verlassen sich in Zukunft auf russischen Beistand. Da auch die Serben sich anstellen, als ob ihnen die Intervention Oesterreichs gar nicht willkommen gewesen wäre und als ob sie die Fortsetzung des Krieges wünschten, kann nur eine Verständigung der Großmächte die Wirrnisse auf der Balkanhalbinsel beseitigen. Den serbisch-bulgarischen Frieden müssen die sämmtlichen Großmächte machen, da die Bot schafter-Konferenz aber gescheitert ist, bleiben nur Unter handlungen von Kabinet zu Kabincl übrig. Dabei ist die Mißstimmung höchst störend, welche die Drohung einer be waffneten Einmischung Oesterreichs in Rußland erzeugt hat. Der freudenvolle Dank des Zaren an dir gewesenen Führer des bulgarischen Leeres muß als eine bedeutungsvolle Antwort auf diese Drohung des Grafen Khevenhüller gelten. Der österreichischen Diplomatie, die Rußland zu Liebe ohne Deutschland nach Krcmsier wallfahrtete und Rußland zu Leide nach Pirot ging, bleibt jetzt nichts weiter übrig, als den deutschen Reichskanzler zu bitten, sich ihrer wieder an- zunebmen und mit Rußland und England eine friedliche Verembarung zu treffen, der sich die Pforte, Serbien und Bulgarien wohl oder übel fügen müssen. wie sich die Dinge auf dem Balkan weiter entwickelns wilden. Der Wiener alten „Presse" wird aus Nisch be richtet, daß die Stimmung deS serbischen Volkes trotz der erlittenen Niederlagen für eine Fortsetzung des Krieges sei und thatsächlich benutzt man bis jetzt in Serbien die Waffenruhe nur zu neuen Rüstungen. In allen serbischen Kreisstädten sind Werbebureaux für Freiwillige errichte?, ferner erfolgten große Munitionsbestellungen für Handfeuer waffen und Geschütze und hat die Einberufung des dritten Aufgebotes ernstlich begonnen. Der serbische Kriegs- mnister Petrovic, welcher dem König Milan die Vor bereitungen zum Kriege gegen Bulgarim als vollendet dargestellt haben soll, während dieselben noch äußerst mangelhaft warm, sah sich zum Rücktritt genölhigt. Seine kriegerisch gestimmten Minister-Kollegen beabsichtigen aber ebenfalls ihren Rücktritt für den Fall, daß der jetzige Waffenstillstand zum Abschlusse von Fricdcnsverhandlungcn benutzt werden sollte. Zu dem Zwecke, Serbien nur die Möglichkeit zu eröffnen, nach Ablauf der Waffenruhe von neuem und besser gerüstet die Feindseligkeiten gegen die Bulgaren wieder zu beginnen, hat aber Oesterreich schwer lich durch die Entsendung des Grafen Khevenhüller den Siegeslauf des Fürsten Alexander gehemmt. Ebensowenig wollte Oesterreich durch jenen nur auf die Verhinderung weiteren Blutvergießens berechneten Schritt dokumentiren, daß es sich ebenso entschieden wie Serbien der Vereinigung Bulgariens mit Ostrumelien widersetzen wolle. Von Wien aus behauptet man jetzt sogar, daß die österreichische Regie rung bei einem weiteren siegreichen Vordringen der Seroen in Bulgarien einen ähnlichen Schritt unternommen haben würde. Die größte Schwierigkeit, einen ordentlichen Frieden zwischen Serbien und Bulgarien herzustellcn, liegt darin, daß die Serben eher weitere kriegerische Mißerfolge ertragen, als einer Anerkennung der bulgarischen Union zustimmcn wollen, die alle ihre Hoffnung auf eine leitende Stellung unter den christlichen Völkern der Balkanhalbinsrl zu Nichte macht. In diesem Sinne hat sich der bekannte ehemals stark russenfreundliche Exministcr Ristic geäußert, dessen Anhänger jetzt wieder in Belgrad ihr Haupt erheben, um zu behaupten, daß König Milans Begeisterung für die österreichische Freundschaft Serbien ins Elend gebracht habe und nur russischer Schutz diesem Staate wieder aufhclfen könne. Schon halten in Serbien die Russenfreunde wieder geheime Versammlungen, deren Berathungen nicht nur auf einen Ministerwechsel, sondern auf einen vollständigen Umschwung in der Regierung abzielen. Jedenfalls erntet Oesterreich dafür, daß es das fast zerrüttete Serbenheer vor neuen Niederlagen bewahrte, schon jetzt den herbsten Undank und Graf Khevenhüller, der jetzt wieder in Belgrad eingetroffen ist, dürfte von den Wirkungen seiner Friedensthätigkeit selbst wenig erbaut sein. Der österreichische Gesandte scheint viel zu starke Mittel angewandt zu haben, um den siegreichen Bulgarenfürsten zum Abschlusse der Waffenruhe zu vermögen. Nach einem Wiener Bnefe der „Kreuzpeilung" eröffnete er dem Fürsten Alexander, nachdem die für chn bestimmten kollek tiven Mittheilungen der Mächte auf Beförderungs-Schwierig keiten gestoßen waren, daß sich ein weiterer Vormarsch bul garischer Truppen auf serbischem Gebiete mit den öster reichischen Interessen nicht vertrüge, da Oesterreich-Ungarn auch auf seine eigene Interessensphäre bedacht sein müsse, d,e berührt erscheine, tvenn ein Vorrücken bulgarischer Truppen zugelassen würde, das diese bis vor die Thore Oester reichs bringen könnte. Daß dabei Graf Khevenhüller im Namen der drei Kaisermächte gesprochen, wird jetzt selbst von Wien aus nicht mehr behauptet, sondern nur versichert, daß die Kabinette von Berlin und Petersburg von der Ent sendung des erwähnten Diplomaten vorher in Kenntniß gesetzt wurden, sich aber jeder Gegenäußerung enthielten. Seit dem Ausbruche des serbisch-bulgarischen Krieges hüllte sich das Auswärtige Amt in Berlin in tiefes Schweigen und scheint auch jetzt noch den leitenden öster reichisch-ungarischen Staatsmann Grafen Kalnoly durch solches Sphinx-Verhalten nicht wenig zu irritircn. Das freilich kann der österreichischen Diplomatie kaum entgehen, daß der Bulgarcnfürst, der seine in deutschen Diensten er worbenen trefflichen strategischen Kenntnisse so prächtig zu verwerthen wußte, jetzt wett mehr Sympathien in Deutsch- durch eine starke Auslastung der angeblich offiziösen „Berl. Polin Nachrichten", die mit folgenden Worten schließt: „Die feierliche Form der kaiserlichen Botschaft, durch welche diese Mehrheit in ihre verfassungsmäßigen Schranken gewiesen wird, bedingt selbst bei Denen, welche entgegengesetzter Ansicht find, die gebührende Achtung. Wiudthorst schien anderer Ansicht zu sein, denn er versuchte, die Geschäftsordnung zu miß brauchen, um trotz der kaiserlichen Verwahrung in die Er örterung der Maierie einzutreten. Zeigt dieses Vorgehen auf der einen Seite, wie wenig in Wahrheit die Bundcsfürsten auf den Schutz ihrer vcrsastungsmäßigcn Rechte durch dm sonst mit Vorliebe zu deren Wortführer sich auswerfenden Parla mentarier zu rechnen haben, wenn sie seinen Herrschastsgelüsten im Wege stehen, so bewies Windthorst auf der anderen durch diese Art des Vorgehens einen so krassen Mangel an Respekt vor dem kaiserlichen, in so feierlicher Form ausgesprochenen Worte, daß der Bundcsrath, um sich nicht zum Mitschuldigen eines so gröblichen Verstoßes zu machen, den Reichstag zu verlasten sich genöthigt sah. Die konservative und monarchische Maske fällt bei Windthorst; der demagogische Grundzug tritt selbst schon in den äußeren Formen seiner Politik immer deutlicher hervor. Im deutschen Reichstage begründete gestern Abg. von Köller seinen die Pensionm der Zivilbeamten be treffenden Antrag, der wiederholt eingcbracht wurde, nachdem früher von der Regierung ringebrachte bezügliche Gesetzentwürfe an der Verbindung mit der Kommunalbesteuerung der Offiziere scheiterten. Wie der Redner aussührte, sollte der vorliegende Antrag dazu beitragen, die Ungleichheit zu beseitigen, unter welcher die Reichsbeamten nach dm gegenwärtigen Bestimmungen leiden. TaS Militärpensionsgesetz halte seine Partei sür ebenso dringlich; wenn dieses Gesetz bisher nicht Kraft gewonnen, so trage daran die linke Seite des Hauses schuld, welche ihre Zupimmung von anderen Konzessionen seitens der Regierung abhängig gemacht hätte. Eine bestellte Arbeit sei der Antrag nicht; er wisse nicht, wie die Regierung zu dem Anträge sich stellen werde. Abg. Rickert lehnte die Verantwortlichkeit sür das Scheitcrü des Militärpensionsgcsetzes ab; dasselbe sei von der Regierung zurückgezogen worden, und abgesehen davon hätten auch viele Konservative den damals von der Linken eingenommenen Standpunkt getheilt. Er bitte den jetzt em- gebrachtcn Antrag einfach anzunehmen. Der Staatssekretär von Burchard erläuterte das frühere Vorgehen der Re gierung und erklärte, dieselbe halte auch heute noch an dem Zusammenhang der beiden Materien fest. Abg. Graf M oltke betonte die Dringlichkeit eines MilitärpensionSgesetzcs und kündigte an, daß er einen bsziiglichen Anttag eingebracht habe, der dem Hause nächstens zugehen werde. Abg. v. Bernuth erklärte Namens der Nationalliberalen seine Zustimmung zu dem Anträge; dos Militärpensionsgesetz stehe mir der vor liegenden Materie in keinem Zusammenhänge. Abg. Graf Behr erkannte die Dringlichkeit des Anttags an. Abg. Richter meinte, cS solle jetzt wieder eine Verkoppelung der beiden Materien stattfinden, die dem Zustandekommen des An- trags Köller hinderlich sein müßte. Abg. Windthorst befürwortete den Antrag, welcher der Gerechtigkeit und Billigkeit entspreche. DaS Militärpensionsgesetz werde man leicht durchsetzen, wenn man sich zur Heranziehung der Offiziere zur Kommunalsteuer entschlösse, womit man sich auch in Osfizierskreisen allmählich ein verstanden erkläre. Abg. von Maltzahn-Gültz verwahrte sich dagegen, daß der Anttag Moltke ein feindseliger Akt gegen das Zivilbeamten-PensionS-Grsetz sei. Seine Partei wolle keine Verquickung der beiden Materien. Abg. Richter blieb bei seiner Meinung, da der Antrag Moltke den Widerstand der Regierung nur stärken würde. Nach einem Schlußwort deS Antragstellers von Köller schloß die erste Lesung. Darauf trat das Haus sofort in die zweite Berathung des Gesetzent wurfes ein und genehmigte die einzelnen Titel desselben ohne erhebliche Debatte mit großer Majorität. Zu Artikel 5, be treffend daS Inkrafttreten des Gesetzentwurfs mit dem Tage der Verkündigung, beantragte Abg. Psafserot, das Gesetz bereit- vom 1. April 1883 an in Kraft treten zu lassen, ihm also rückwirkende Kraft zu geben. Abg. v. Köller bat, diesen Anttag bis zur dritten Lesung abzusetzeu. Daraufhin wurde der Anttag zurückgezogen und der Rest unverändert angenommen. Sodann begründete Abg. v. Jazdzewski seinen Anttag auf Abänderung des Gerichtsverfassungsgesetzes behufs Gleichberech tigung der polnischen Sprache mit der deutschen in den polnischen Landestheilcn. Abg. KablL wünschte, daß dieselbe Berück sichtigung, welche für dir polnischen Landestheile verlangt würde, auch aufdas Elsaß inBezrgnuf die französische SpracheAnwendung finde. Abg. v. Cuny erwiederte, im Elsaß werde die franzö sische Sprache berücksichtigt, soweit dies irgendwie angängig sei. Der Antrag der polnischen Fraktion solle einer Kommission von Die Beruhigung der Balkanvölker. lmch besitzt, als der den Schlachtfeldern beharrlich fern gc- Rußland vollzogen hat. Genau so, wie man in Deutsch- land stolz auf die Erfolge des ehemaligen deutschen Offiziers, desdamaligcn Prinzen Alexander von Battenberg, ist, freuen sich die Russen darüber, daß die von ihren Offizieren gedrillten bul garischen und ostrumelischen Soldaten auf dem Schlachtseide so treffliche militärische Eigen'chasten und heldenmülhigen Kricgergeist entwickelten. „Die Politik", schreibt das Petersburger Blatt „Swjet", „schädigte bisher den Aus- dnick der Freude über die Siege der Bulgaren, daher war der Enthusiasmus verständlich, als cs bekannt wurde, daß der Zar in einem Tagesbefehl den auS Bulgarien zurück gekehrten Offizieren sur die Siege der von ihnen unter wiesenen Truppen seinen huldvollsten Tank ausgesprochen habe." Das Petersburger Journal „Wjcdomosti" sagt, cs bedürfe jetzt nur noch eines Ausdrucks aufrichtiger Reue des Fürsten Alexander über sein Verhalten Rußland gegen über, um die letzte Spannung zu beseitigen. Alle unab- hängigen russischen Blätter deuten an, daß in solchem Falle Rußland die Vereinigung beider Bulgarien nach Kräften fördern würde, äußern sich außerdem aber sehr erzürnt über die österreichische Drohung der Einmischung und bestreiten, daß Graf Khevenhüller im Auftrage der drei Kaisermächte in'S bulgarische Lager gereist sei. Da das ministerielle „Journal de St. Pctersbourg" noch nicht eine Zeile über die durch den Waffenstillstand geschaffene Lage brachte, läßt sich bis jetzt noch nicht genau ermessen, ob sich das russische Auswärtige Amt ebenso für den Gedanken der bulgarischen Union erwärmt hat, wie die Organe der Petersburger uud Moskauer Panslavistcn. Jnferalc werden btt Vormittag 1 l Uhr angenom» M- men und betrchzt der Preis für dl, gefpällen« Zelle 1 oder deren Raum lü Pf.
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