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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188501036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850103
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-03
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.01.1885
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' 37. Jahrgavg. - Sonnabeuv, den 3. Januar. Inserate werden bi» Lormitlag 11 Uhr angenom- UH UH D- men und beträgt der Prei» M die geipaltene Zeile ! H UHUH^H. oder deren Raum Id W. und TllßMM. AmMatt für üit kömMeu urü> städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher RedÄtem: Iuliu- Brauu tu Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abend» y,7 Uhr für Sen andern Tag. Prei» vierteljährlich 2 Mark 2S Pf., zweimonatlich 1 M. LO Pf. und einmonatlich 7d Pf. Rückblicke aus bas Jahr 1«»4. m. Der erste Tag des vergangenen Jahres war für die Schweiz ein hoher Festtag, der vierhundertjährige Ge burtstag des Reformators' Zwingli, der große Begeiste rung weckte. Der schweizerische Freistaat sah sich im Laufe Les Jahres wiederholt genöthigt, Maßregeln zur Verhü tung des Mißbrauchs seines Asylrechtes zu treffen, die den gefährlichen Agitator Peukert aus Wieu veranlaßten, in den ersten Märztagen spurlos aus Zürich zu verschwinden. Bald darauf rief der Unfug der englischen Salutisten Un ruhen in Neuenburg, Biel und später auch in Bern Her- Dor. Die am 1l. Mai als sogenanntes Referendum pro- vozirte Volksabstimmung in Bern vernichtete mehrere Bundesrathsbeschlüsse. Am 29. Juni schloß eine drei jährige Legislaturperiode ab und am 1. Juli wurde in Genf die Konferenz des Vereins zum rothen Kreuz abge halten. Die Differenzen mit dem Vatikan über die Bls- thümer Basel und Tessin fanden einen friedlichen Ausgleich, ebenso wie ein Konflikt, der sich im Herbst anläßlich der Nationalrathswahlen im Kanton Tessin entspann. Das Königspaar der Niederlande besuchte im vorigen Frühjahr die belgische Königsfamilie und wurde in Antwerpen und Brüssel glänzend empfangen. Der unter niederländischer Schutzherrschaft stehende südostasiati sche Rajah von Tenom brachte die niederländische Regie rung in Differenzen mit England, sah sich aber erst im Herbst d. I. veranlaßt, die englischen Gefangenen von dem Schiffe „Nisero" wieder freizugeben. Am 21. Juni ver schied der letzte männliche Thronerbe des oranischen Stam mes, Prinz Alexander von Oranien, und wurde nach der Heimkehr seines in Karlsbad weilenden leidenden Vaters, des Königs Wilhelm Hl., zu Delft am 17. Juli beigesetzt, wo wenige Tage vorher der 300jährige Todestag des ersten Oranicrs, Wilhelm des Schweigsamen, feierlich be gangen worden war. Die Thronfolge-Angelegenheit hat nach langen Kammerverhandlungen eine vorläufige Rege lung durch das Regentschaftsgesetz gefunden. Während der freisinnige König von Belgien als Ehrenpräsident der Kongo-Gesellschaft für dieselbe ebenso uneigennützig als erfolgreich wirkte, gewannen die Klerikalen in Belgien mehr und mehr die Oberhand. Mit Hilfe des neuen Wahlgesetzes und durch die Uneinigkeit der Liberalen brachten sie nicht nur bei den Provinzialwahlen im Mai zahlreiche Kandidaten durch, sondern errangen auch am 11. Juni bei den Kammerwahlen einen so glänzenden Sieg, daß das freisinnige Ministerium Fröre Orban zurücktreten mußte. An seine Stelle trat das nltramontane Kabinet Malon, das trotz der von seinen Gegnern hervorgerufenen Tumulte in Brüssel und Gent und trotz der Proteste der meisten Bürgermeister der größeren Städte Belgiens in dem von ihm beherrschten Parlament ein klerikales Schul gesetz durchbrachte, welchem König Leopold, wenn auch wider strebend, zustimmte. Die für die Freisinnigen günstiger ausgefallenen Gemeinderathswahlen veranlaßten im Oktober den Rücktritt des jesuitenfreundlichen Ministers Malou, aber die Liberalen kamen trotzdem nicht wieder an das Ruder. Das jetzige gemäßigt-klerikale Kabinet Bernaert-Thonisscn hat zunächst für seine Existenz nichts zu befürchten, da die gemäßigt Liberalen sich von den Radikalen der Farbe Jansons getrennt haben. Für England war der Gedanke des Ministers Gladstone ziemlich folgenreich, den General Gordon, der für eine Expedition nach dem Kongo gewonnen war, dieser Mission untreu zu machen und denselben im Januar vorigen Jahres nach dem Sudan zu senden. Dem am 30. Februar eröffneten Parlament legte die Regierung eine freisinnige Wahlreform-Vorlage vor, die von der Unter- hausmchrheit freundlich, von den meisten Lords des Ober hauses aber mit Mißbehagen begrüßt wurde und deshalb lange und sehr erregte Parlamentsverhandlungen hcrvor- rief. Die konservativen Gegner Gladstones brachten da zwischen immer wieder die mißliche egyptische Angelegenheit zur Sprache. Dieses Manöver brachte jedoch das eng lische Kabinet nicht in's Schwanken; ebenso wenig Wirkung hatten die fortwährenden Versuche der Fenier durch Höllen maschinen und Dynamit-Explosionen den inneren Frieden Englands zu stören. Der am 28. März erfolgte plötzliche Tod des Herzogs von Albany versetzte die britische Königs- fanulie in tiefe Trauer. Am 15. April wurde das drei- i kUl Mtjährige Bestehen der Universität Edinburgh festlich I be^Ren. Bald nachdem durch die Einsprache Deutschlands «Ler»Msuch der englischen Negierung, ein Sonderabkommen mit Portugal über die Kongo-Mündungen zu treffen, vereitelt worden war, luden Gladstone und Granville die Mächte ein, die egyptische Frage zu London auf einer Konferenz zu ordnen. Erst nachdem zwischen den Re gierungen Frankreichs und Englands über die egyptische Frage Vorverhandlungen geglückt waren, trat diese Konferenz zusammen, die schließlich erfolglos blieb und als der deutsche Botschafter eine andere Angelegenheit als die Finanzregulirung Egyptens auf die Tagesordnung gesetzt habe» wollte, von Granville am 2. August schroff abge brochen wurde. Inzwischen hatte die wiederholte Ablehnung der Wahlreform durch das Oberhaus Massenkundgebungen im ganzen Lande zu Gunsten der Negierung und wider die Lords hervorgerufen. Der erste Lord der Admiralität, Northbrook, wurde zur Regelung der Jinanzfrage nach Egypten gesandt und am 15. August das englische Parla ment vertagt. Nach Indien ging Lord Dufferin ab. um den bei den Hindus allzubeliebten Vizekönig Lord Ripon zu ersetzen. Ein Vertrag deS Zulukönigs Dmiznlu, welcher es den Boers möglich gemacht hatte, eine neue Zulu- Republik zu gründen, wurde von der englischen Regierung für null und nichtig erklärt. Dagegen beschränkte sich die Letztere darauf, statt der ganzen australischen Insel Neu- Guinea nur die Südküste dieses Rieseneilandes für eng lisches Gebiet zu erklären. Northbrooks Mission mißglückte gründlich, dagegen kam in dem am 23. Oktober wieder eröffneten Parlament durch eine Verständigung mit den Konservativen die Wahlreforin glücklich zu Stande. Ein blutiger Zusammenstoß zwischen Hindus und Moham medanern bei dem Mohurrumfest in Hyderabad blieb ohne ernste Folgen. Auch die Unruhen auf der Hebrideninsel Skye gingen ziemlich spurlos vorüber. Dennoch schloß das Jahr für England unter trüben Verhältnissen mit wachsender Arbeitslosigkeit und Noth im Innern und mit Verlust an Ansehen und Macht nach Außen. In Spanien löste das neue Ministerium Canovas im Januar die Kortes auf, siegte bei den Neuwahlen und befestigte sich durch rücksichtslose Energie. Die auf rührerischen Generäle wurden nach und nach verhaftet, die meuterischen katatonischen Offiziere, sowie die Anarchisten von.Ures hingerichtet und ein Aufstandsversuch auf der Insel Kuba im Keim erstickt. Bei einem Eisenbahnunglück bei Alcudia unweit Badajoz gab es am 28. April 38 Todte und viele Verwundete. Der feine Diplomat Canovas glich ein durch eine klerikale Rede des Ministers Pidal entstan denes Mißverständnis! mit Italien rasch aus und zeigte bei den Debatten über das Vorgehen Frankreichs in Marokko größere Schonung des französischen Ehrgefühls, als Man cini im italienischen Parlament. Die freien Institutionen Dänemarks wurden von den parlamentarischen Körperschaften zu einer Verkürzung des Budgets benutzt, der sich das Ministerium Estrup vergebens widersetzte. Am 30. Mai wurde der dänische Landtag geschlossen. Trotzdem die am 25. Juni erfolgten Neuwahlen keine wesentliche Aenderung des Stimmverhält nisses brachten, harrte das zähe Ministerium standhaft auf seinenr Posten aus. Am dritten Oktober brannte das präch tige Schloß Christiansburg bei Kopenhagen nieder, wodurch das dänische Parlament zunächst-obdachlos wurde. —Noch mißlicher waren die parlamentarischen Verhältnisse in Norwegen, wo man durch heftige Angriffe gegen das Ministerium Selmer nur den Widerwillen gegen die Union mit Schweden bemäntelte. Der Spruch des Reichs gerichts zu Christiania verurtheilte die Minister Selmer und Kjerulf zur Amtsentsetzung und zu schweren Geldstrafen, die übrigen Staatsräthe zum Verlust ihres Postens. Nachdem der Versuch mißglückt war, durch den Professor Broch ein Halbweg gemäßigt liberales Kabinet zu bilden, entschloß sich König Oskar, den Führer der radikalen Opposition, M. Swerdrup, mit der Neubildung des Mini steriums zu beauftragen, was großen Enthusiasmus er regte. Es wird angenommen, daß der Monarch den Kron prinzen von Schweden zum Vizekönig von Norwegen er nennen wird. Am 29. Januar wurde in Rußland die Grundsteuer erhöht. Im Februar ermöglichte die Einverleibung von Merw die Begründung des neues Generalgouvernements Transkaspien. Am 27. April vermählte sich Großfürst Konstantin Konstantinowitsch mit der Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Altenburg und in den letzten Maitagen wurde die Großjährigkeitserklärnng des Großfürsten-Thronfolgers festlich begangen. Am 15. Juni vermählte sich der Groß fürst Sergius mit Prinzessin Elisabeth von Hessen. Die Urheber der am 19. Juni stattgehabten Ausschreitungen gegen die Juden in Nowgorod wurden streng bestraft. Trotz der Entdeckung des von Bardowski dort geplanten Attentats besuchte die Zarenfamilie im Sommer Warschau. Die Kiellegung dreier neuer Panzerschiffe bel Sebastopol feierte man als Wiedererstehung der russischen Flotte im schwarzen Meere. Die bei den Unruhen an der Universität Kiew Betheiligten wurden sämmtlich relegirt und am 22. Oktober von elf augeklagten Nihilisten zwei hingerichtet und die Uebrigen zu langjähriger Zwangsarbeit verurtheilt. Aus den Donaufürstenthümern erfuhr man im ver gangenen Jahre von fortwährenden Ministerkrisen und par lamentarischen Schwankungen, doch blieben in Rumänien und Serbien die Monarchen stets volksthümlich, während die Stellung des Fürsten Alexander von Bulgarien sich eher noch unbehaglicher gestaltete. Der Einsturz des Zirkus Sidoli in Bukarest verursachte im April fünf Todesfälle und zahlreiche schwere Verwundungen. Am Schluß des Jahres war ein bereits seit Monaten währender Konflikt zwischen Serbien nnd Bulgarien noch unausgeglichen. — In der Türkei besserten sich die Zustände nicht und fanden in Mazedonien, Albanien und auf der Insel Kreta fortwäh rende Unruhen statt. Der Sultan nahm zwar das ihn be suchende österreichische Kronprinzenpaar glänzend auf, neigte sich aber später mehr und mehr zu Rußland, gab den Ost- rumeliern an Aleko Paschas Stelle den Russenfreund Krestovic zum Gouverneur und that nichts, um den.von Oesterreich dringend gewünschten Anschlnß der türkischen Bahnen zu beschleunigen. Griechenland bekam einen neuen Zolltarif und schloß am 11. Juli einen Handelsvertrag mit Deutschland ab. Am 5. August brannte der Palast des Königs in Athen nieder. Schwere Prüfungen hatte im vorigen Jahre Egypten zu erdulden. Der an die Stelle Scherif Paschas getretene Premierminister Nubar Pascha konnte gegen den Druck Englands nichts ausrichten. Der Mahdi drang nach Khar- tnm, Osman Digma gegen Suakim vor. Baker Pascha wurde bei Tokkar von den Rebellen geschlagen und die Garnison in Sinkst niedergemetzelt. Die Siege des eng lischen Generals Graham bei El Teb und Tamanieb blieben ebenso wirkungslos, wie verschiedene Ausfälle Gordons aus dem fest umschlossenen Khartum. Am 20. April ermordeten die Rebellen dreihundert Personen, die sich von Shendy nach Berber flüchten wollten und machten am 10. Juni die Garnison von Berber nieder. Clifford Lloyds Finanzge- bahren und Lord Northbrooks Vorschlag, das Liquidations- gesctz zu suspendiren, vermehrten nur die Verlegenheiten des Kbedive. Am 9. Oktober kamen Oberst Stewart und Konsul Herbin bei einem Ausfall aus Khartum um. Am Jahresschluß bildete der Protest der egyptisckcn Regierung gegen das Urtheil des Gerichtshofes zu Kairo in dem Prozeß der Staatsschuldenkassc das bedeutendste Ereigniß. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika hatten durch schwere Naturereignisse viel zu leiden; so ver heerten im Februar große Ueberschwemmungen das Ohio- aebiet und furchtbare Wirbelstürme die Südstaaten. Im März verschlang die Hochsluth des Mississippi zahlreiche Menschenleben; im April hausten wilde Orkane in den Staaten Alabama, Ohio und Indiana. Zu Cincinnati wurden im März durch das Mißtrauen gegen die Justiz ernste Unruhen erregt. Am 9. April erkannte die Union den neuen Kongostaat an. Im Mai wurde die freihänd lerische Tarisbill abgelehnt und eine bedrohliche Börsenkrisis in New-Uork glücklich überwunden. Sowohl die Republikaner wie die Demokraten hielten im Juni Parteitage in Chikago ab, bei denen von den ersteren Blaine, von den letzteren Cleveland zum Präsidentschaftskandidaten ernannt wurde. Der Sieg des Letztere« war aber bei den im November stattgefundenen Wahlmänner-Wahlen bereits entschieden. Im Oktober tagte zu Washington die internationale Meridian- Konferenz. Am 16 Dezember wurde die große Ausstellung in New-Orleans eröffnet. — Der Kongreß von Mexiko wählte Diaz zum Präsidenten des mexikanischen Freistaats. — Die südamerikanische Republik Peru war im ganzen ver gangenen Jahre der Schauplatz eines schlimmen Bürger krieges, bei dem abwechselnd Iglesias und Caceres Vor theile errangen — Wir haben in kurzeü Zügen das wechsel volle Bild der letzten Zeit zu zeichnen versucht. Vieles von dem Durchlebten ist noch nnabgeschlossen und harrt noch der Lösung. Möge dieselbe eine ruhige, glückliche und für die'Kultur förderliche fein!
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