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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188502060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850206
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-06
- Monat1885-02
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.02.1885
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und Tageblatt. Amtsblatt für dir königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und MI! «MWWSSWSWSWWMWS Verantwortlicher Redaktenr: Julis- Brau« i» Freiberg. «LAcherut leden Wochemag Abend» V»7 Uhr für den andern Tag. Prci» vicNeljährlich 2 Mart 2S Pf., zweimmlatllch 1 M. SO Pf. und einmonatltt 7SPf 37. Iahrga», ———— Freitag, de« 6 Februar. Juferrüt ««den dl» Bormittao 11 Uhr «men»». »KMU« men und beträgt d« Preil M die gespalten« Zeile 1 oder deren Ramu 18 Pf. Kolonialpolitik und Dampfer subvention. Die kolonialen Fragen haben für unser ganzes politisches Leben eine so hohe Bedeutung gewonnen, daß die ent schlossen: Stimmung der regierungsfreundlichen Parteien bei der Entscheidung solcher Fragen nur natürlich ist. Fürst Bismarck hat in nicht zu mißdeutender Weise erklärt, daß er nur daun die Kolonialpolitik weiter führen könne, wenn dieselbe von der nationalen Begeisterung getragen werde und thatsächlich bewiesen nicht nur die massenhaften Kundgebungen, welche dem bekannten Neichstagsbeschluß folgten, sondern auch die allgemeine Theilnahme an den Kämpfen im Kamerun-Gebiete, daß die Mehrheit des deutschen Volkes für überseeische Erwerbungen schwärmt. Wenn die Vertretung der französischen Nation für die weit gefähr licheren ostasiatischen Errungenschaften dem Ministerium Ferry bereitwillig ganz enorme Mittel gewährte, und immer wieder mit den schon gebrachten Riesenopfern sich einver standen erklärte, wenn der italienische Minister des Aus wärtigen, Mancini, von der Volksstimmung zu einem nicht unbedenklichen Abkommen mit England und zur Vorbereitung eines vollständigen Eroberungszuges gedrängt wurde, dann ist es doch wahrlich kein Wunder, wenn auch das deutsche Volk die errungene 'Weltstellung zur Gründung -deutscher Kolonien benützt sehen will. Wir sind in der glücklichen Lage, derartige Erwerbungen machen zu können, ohne daß es mehr bedarf, als einige Hundert Neger zu Paaren zu treiben, welche sich von englischen Agenten zum Bruch der geschlossenen Verträge verleiten lassen. Wir brauchen keine Armeekorps zu mobilisiren, um unseren Kaufleuten erst Stapelplätze zu erobern, sondern diese kaufmännischen Niederlassungen sind längst, Dank dem deutschen Unter nehmungsgeiste, vorhanden. Wir haben nichts Anderes zu Ihun, als diesen Ansiedelungen die Segnungen des vater ländischen Rechts zu gewähren und sie dem bisherigen Schicksal zu entreißen, bei ihrem bedeutenden Verkehr mit den Eingeborenen feder Willkür preisgegeben zu sein. Die Schutznahme dieser deutschen Handelsunternehmungen in fernen Welttheilen wird aber gerade deshalb, weil sie ein neues Ruhmesblatt der Politik des deutschen Kanzlers be deutet, von dessen Gegnern offen und versteckt angegriffen. Anders läßt es sich kaum erklären, wie nach den am 15. Dezember v. I. gemachten Erfahrungen die Bewilligung Ler Dampfervorlage, dereji Ablehnung am Schluß voriger Session nachträglich von so Vielen offen bereut wurde, in der Reichstagskommission auf Widerstand stoßen konnte. Daß cs zur Kräftigung des deutschen Exporthandels und der deutschen überseeischen Handelsniederlassungen wesentlich beitragen wird, wenn diese durch eine regelmäßige prompte deutsche Postdampferverbindung in steter Verbindung mit der deutschen Hcimath bleiben, kann Niemand verkennen. Mit der Annahme der Dampfervorlage würden aber die politischen Gegner des Reichskanzlers indirekt den Werth seiner Kolonial polilik anerkennen und ehe sie sich dazu entschließen, lassen sie es auf einen zweiten nationalen Entrüstungssturm ankommen. In der Freitagssitzung der mit der Vorberathung der Post- dampfervorlage betrauten Reichstagskommission ist dieses Spiel durch die Entschlossenheit der regierungsfreundlichen Mitglieder aufgedeckt worden. Dieselben bewirkten es, daß Lie ganze Vorlage mit 14 gegen 7 Stimmen verworfen wurde, nachdem die Gegner der deutschen Kolonialpolitik die Ablehnung der beiden Hauptlinien, der afrikanischen und der australischen, durchgesetzt hatten. Mit dem Vorschläge, die ostasiatische Linie allein durch das Reich unterstützen zu lassen, wollten und konnten die konservativen und na- tionalliberalen Kommissionsmitglieder nicht vor den Reichs lag treten. Eine derart verstümmelte Vorlage hat in der That weder einen merkantilen, noch einen nationalen Werth. Wenn den regierungsfreundlichen Kommissionsmitgliedern fetzt nachträglich der Vorwurf gemacht wird, daß sie durch Ablehnung der angetragenen Theilzahlung das Schicksal der ganzen Vorlage gefährdet haben, so rechtfertigt sie die Thatsache, daß diese Vorlage von der Opposition zwei Atonale hindurch hin und her gezerrt wurde, um die ihr zu Grunde liegenden größeren Gesichtspunkte zu verwischen und am Schluß eine Behandlung zu erfahren, welche von den Freunden der deutschen Kolonialpolitik nur als ein bitterer Schimpf angesehen werden kann. In diesem Sinne sagt der „Hann. Kourier": „Die Be willigung der ostasiatischen Dampfer, welche unser Kolonie gebiet rechts und links liegen lassen, ist angesichts jener gestrichenen Linien eine ungebührliche Verhöhnung des Werthes unseres Kolonialerwerbs in Polynesien und Afrika." I — „Der Grundzug der dem Dampfergesetzentwurf entgegen gebrachten Feindseligkeit — so äußert sich die „Köln. Ztg." — ist die Abneigung gegen die Kolonialbestrebungen, wie sie durch die ursprüngliche Vorlage gefördert werden fallen." Die nationalliberale „Neue Ztg." meint, die Deutschfrei sinnigen hätten mit ihrer Haltung in der Kommission nur die Geschäfte des Zentrums besorgt, da Herr Windthorst nun bei der Plenarbcrathung die Dampfervorlage als Tausch objekt behandeln könne und im Fall des Mißlingens dieses Handels schon dafür sorgen werde, daß alle Schuld der schließlichen Ablehnung der beim Volke beliebten Post dampfer-Subventionen an den Deutschfreisinnigen hasten bleibe. Die Letzteren werden auch von der „National-Ztg." davor gewarnt, den taktischen Künsten Eugen Richters u viel zu vertrauen und ermahnt, lieber zu bedenken, ob ;re Wähler für derartige fubtile parlamentarische Leistungen Verständniß haben werden. Sehr richtig betont dieses doch den Freisinnigen nahestehende Blatt, daß doch endlich eine Angelegenheit, welche dem ganzen Volke am Herzen liege, vollständig entschieden werden müsse. Seit dem am Freitag ihnen durch die Ablehnung der verstümmelten Vorlage gemachten Querstrich versuchen nun die Freunde Eugen Richters die Sache so darzustellen, als ob nicht ihre Ablehnung der Hauptlimen, sondern die Mei nungsverschiedenheiten unter den Freunden der Kolonial politik die alleinige Schuld an den: seltsamen negativen Resultate der langen Kommissionsarbeiten trügen. Die „Breslauer Zeitung" erzählt, die Schiffsrheder Meier und Wörmann hätten in der Kommission gegenseitig die Inte ressen Hamburgs und Bremens hartnäckig verfochten, außer dem habe auch ein Meinungsstreit zwischen Nord- und Süddeutschland die Ausschußarbeit gestört. Noch rückhalt loser äußert die „Voss. Ztg ", die Nationalliberalen hätten aus Bosheit gegen Diejenigen, welche zwei Dampferlinien strichen, die Vorlage fallen lasten, statt die ostasiatische Linie dankbar anzunehmen. Das Blatt sagt wörtlich: „Nachdem die Abstimmung über die einzelnen Paragraphen beendet war, beantragte der Abg. Richter die Schlußab- stimmung über das Ganze auf 24 Stunden auszusetzen. Die Herren würden dann Gelegenheit gehabt haben, sich abzukühlen und mit ihren politischen Freunden Rücksprache zu nehmen. Aber auch in diesem Vorschläge schien man wieder eine Falle zu wittern, und ging dann die Abstim mung, welche, wie gemeldet, die Verwerfung des ganzen Gesetzes mit 14 gegen 7 Stimmen ergab, nach einer kurzen Redaktionspause von Statten. Die Dampfersubventions vorlage ist durch die Obstruktionspolitik und den Fraktions geist der konservativ-nationalliberalen Koalition in der Kommission zu Fall gebracht worden. Fragt man nun nach dem muthmaßlichen Endresultat, so läßt sich anneh men, daß die Parteien ihren Führern in der Kommission nicht folgen werden: sie dürsten sich die Sache zweimal überlegen und die ostasiatische Linie als eine Abschlags zahlung für die Zukunft im Plenum gern in Empfang nehmen." Mit der in den letzten Worten ausgesprochenen Er wartung scheinen die Auftraggeber der „Voss. Zeitung" in einer argen Selbsttäuschung befangen. Mit diesem „Torso" der Vorlage wird sich weder Fürst Bismarck not die nationalliberale Partei zufrieden geben, weil das so viel hieße, wie auf die Fortführung der Kolouialpoliti verzichten. An der Sache selbst ist durch das Kunststück der Herren Windthorst und Richter nichts geändert, nur ruht die Entscheidung jetzt im Plenum des Reichstages, in welchem, wie auch das „Berl. Tageblatt" berichtet, sämmtliche Anträge der Sozialdemokraten und des Zen trums, die in der Dampferkommission gestellt waren, wieder eiugcbracht werden. Die Anträge auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage gehen von den Nationalliberalen und den Konservativen aus. Gesichert erscheint dem ge nannten Blatt die ostasiatische Linie, sür welche sich die Mehrheit bis in die Reihen der Freisinnigen hinein er strecken werde. Die längst genügend ventilirte Angelegen heit eignete sich überhaupt gär nicht für die Berathung in der Kommission und wird bei der Plenarbcrathung, wo kein Versteckenspiel möglich ist, sicher eine bessere Lösung finden. Wer nicht für die Kolonialpi litik ist, der ist wider dieselbe und deshalb gilt es auch bci der Postdampfervorlage nicht mehr zu marken und zu feilschen, sondern anzunehmcn oder abzulehncn und dann seine Entscheidung als charaktervoller Mann vor seinen Wählern offen und ehrlich zu vertreten. Tagesschau. Freiberg, den 5. Februar: Allerorten in Deutschland kommen die Sammlung« sür den anläßlich des 70jährigen Geburtstages deS ruhmvolle» deutschen Reichskanzlers zu stiftenden „Bismarck-Fond" mehr und mehr in Fluß. Wie man aus der Reichshauptstadt meldet, laufen die verschiedensten Beträge von der bescheidenen Spende des kleinen Mannes bis zu den stattlichen Summen der Großindustriellen, bei den Sammelstellen der ZweigkomiteeS ein. DaS Zentralkomitee hat bei der riesigen Zahl der Spen der davon Abstand genommen, eine Liste der einzelnen Beiträge zu veröffentlichen; man beabsichtigt vielmehr, die sämmtlichen Namen dem Fürsten zu seinem Geburtstage in einem hoffent lich recht stattlichen Folianten zu überreichen. Der Reichs kanzler hat für die Einigung und das Ansehen Deutschland- so Großes geleistet, daß das Vaterland, um das er sich so verdient gemacht, ihm einen Beweis dankbarer Anerkennung schuldet. Hoffentlich gehen auch bei den hiesigen Sammel stellen noch recht zahlreiche Beträge ein, welche dem Fürst« Bismarck Kunde geb«, wie tief die nationale Gesinnung auch in unserer alten vaterländischen Bergstadt eingewurzelt ist. Unser Kaiser ist so weit wieder hergestellt, daß er vor gestern den Subskriptionsball im Berliner Opernhause be suchen tonnte. Del 'gräßc Uniform tragende greise Monarch schritt dabei frisch und munter wie je im Lause der letztver gangenen Jahre durch die Reihen der ehrerbietig sich Ver neigenden. am Arme die deutsche Kronprinzessin führend, die in schwarzem Sammet mit weißem Ausputz erschienen war, im .Haar eine tiefschwarze Straußenfeder, die über das funkelnde Brillantendiadem herabnickte. Dann folgte der Kronprinz mit der Prinzessin Wilhelm, welche dunkelblauen Sammet mit hellblauem Ausputz trug. Am Arme des Prinzen Wilhelm ging dann die himmelblau gekleidete Prinzessin Friedrich Karl dahin. Ihr folgte, mit zartestem Perlgrau angethan, die feine, schlanke Gestalt der Prinzessin von Hohenzollern am Arme des Prinzen Friedrich Karl. Prinzessin Viktoria, in duftiges Weiß gehüllt, hatte dem Prinzen Ernst von Sachsen-Meiningen den Arm gegeben. Der Kaiser eröffnete die Polonaise des Hofes mit der Kronprinzessin, begrüßte später die Gemahlinnen der Botschafter von Oesterreich und Frankreich, sowie die an wesenden Fürstlichkeiten und verweilte längere Zeit in der Loge derselben. Um elf Uhr verließ der Kaiser mit den übrig« Herrschaften den Ball. Bei der gestern imdeutschenReichstage fortgesetzten Berathung des Postetats legte Abg. I)r. Möller ein Wort für die Telegraphistinnen ein, die zu seinem Bedauern auf den Aussterbeetat gesetzt seien und darum auch keine feste An stellung und Pension erhalten können. Direktor Fischer erwiederte, den Telegraphistinnen sei seitens der Verwaltung mehr gehalten als versprochen worden; sie feien mit 2 Mark Diäten angestellt worden und hätten eine Gehaltsaufbesserung aus 3 Mark bekommen. Abg. Möller meinte darauf, es könne in einer Zeit, wo die Sozialreform auf der Tages ordnung stehe, nicht Sache der Postverwaltung sein, sich ihre Arbeitskräfte so billig wie möglich zu verschaffen. Beim Titel Posthilfstellen wünschte Abg. vonVollmar eine Ausbesserung des Diätensatzes der Unterbeaniten von 2 aus 2,50 Mk. und die Gewährung eines Krankengeldes. Direktor Fischer antwortete, die Postunterbeamten befänden sich bei 2 Mark Diäten im Besitze eines Einkommens, das andere Arbeiter rc. nicht immer bezögen und würden, wenn man ihnen heute 2,50 Mark gewährte, morgen 3 Mark Diäten verlangen. Nachdem die verschiedenen Titel der ordentlichen Ausgaben bewilligt worden, folgte das Extraordinarium, bei welchem das Haus die von der Kommission vorgeschlagenen Abstriche (Dienstgebäude in Erfurt, Hamburg, Breslau) einfach gut hieß. Die Debatte wendete sich demnächst zu Titel 29: Oberpost direktionsgebäude in Köln, wobei zugleich über Titel 35 Kapitel 4 des Extraordinarinms des Militäretats: Neubau einer Artillerie-Kaserne in Köln berathen wurde. Beide Posten wurden bewilligt, nachdem Abg. Frhr. von Frankenstein sich befürwortend geäußert hatte. Die Abstriche sür die Dienst gebäude in Leer, Küstrin, Elbing, Berlin, Stettin, Suhl, Celle, Eisenach, Beuthen, Bingen, Königsberg, Kreuznach, Weißenfels, Weimar, Stralsund wurden genehmigt. — Bei der nun fol genden Berathung des Extraordinariums des auswärtigen Amtes bewilligte der Reichstag 60 750 M. zur Errichtung einer Sommer-Residenz für die deutsche Botschaft zu Kon stantinopel in Terapia, trotzdem der ultramontane Abgeordnete Frhr. von Frankenstein diese Forderung bemängelte. Ferner wurden die noch ausstehenden Theile des Etats deS Reichsfchatzamtes, der Reichsschnld, Reichsdruckerei, Fehlbetrag des Haushalts des Etatsjahres 1883/84, Zinsen aus belegten
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