KÖNIG RICHAR such D er Weg zum Theateragenten ist mit Seufzern und zertretenen Hoff nungen gepflastert. Es gibt in Berlin ca. 2000 stel lungslose Schauspieler, eine Armee von im besten Sinne Arbeitswilligen, die jeden Morgen wieder durch Berlins Straßen zieht, Tag für Tag den Leidensweg von einer Agentur zu anderen macht, um sich einen Platz auf den Brettern zu erkämpfen, die im Sprichwort die Welt bedeuten. Diese Bretter sind hier die Arena für einen harten Existenzkampf, um 50 bis 100 Mark Monatsgage für eine winzige Chargenrolle. Berlin rechnet kaum als Arbeitsgebiet für diese Zweitausend, denn hier beherrscht der Star den Theaterzettel bis in die klein sten Rollen. Die Nährmutter dieser Ar beitslosen ist die Provinz im weitesten Sinne, außerberlinische Bühnen und Bühn- chen bis hinab zum zweitklassigen Wan dertheater. Das Leben der großen und kleinen Büh nenstars vollzieht sich vor den Augen der 1062 Text und Zeidmungen von Fritz Eichenberg Öffentlichkeit, die Presse sorgt dafür. Die wenigsten aber kennen das Leben der Stiefkinder Thalias, das sich in den Vor hallen der Musentempel, in den Theater agenturen abspielt. Das Vorzimmer des Agenten ist gedrängt voll, nur wenige haben sich einen Stuhl er gattern können, Man ist warten und stehen gewohnt. Die gedämpfte Unterhaltung hat etwas Merkwürdiges, sie vollzieht sich in reinstem Deutsch, wohl akzentuiert, die trivialsten Dinge hören sich an, wie von der Bühne herab an ein aufmerksames Audi torium gerichtet. Hier spricht Hamlet mit Ophelia, Don Carlos mit Marquis Posa, ach, man merkt, sie sind rettungslos verloren für unser Alltagsleben, sie werden sich keinen anderen Beruf mehr suchen, sie würden verkannte Buchhalter, unglückliche Mannequins und mephistophelische Rei sende werden. Das Theater hat sie in den Klauen, mit Haut und Haaren. Sie warten auf ihre Stunde, sie leben von Zukunfts hoffnungen, von Erinnerungen an bessere