Seite 10 DER A R B E I T E R - F O T O G R A F TECHNISCHE RATSCHLÄGE Aufbau des fotografischen Landschafts-Bildes I. Für uns Arbeiter-Fotografen, die wir nur mit unseren geringen Mitteln der Lichtbildkunst hul digen können, ist es besonders wichtig, daß wir schon auf der Platte ein Bild erhalten, daß, wenn es auch keine besondere Kunstleistung ist, zum mindesten doch den Anforderungen gerecht wird, die im allgemeinen an ein gut durchdachtes Bild gestellt werden. Wenn ich nun in nachstehenden Zeilen versuchen will, einiges über den Aufbau des fotografischen Bildes zu sagen, so hoffe ich, daß dieser oder jener von den nachfolgenden Anregun gen ein Teil bei seinen künftigen Aufnahmen be achtet und dadurch nicht nur ein besseres Bild lie fert, sondern, was er bald gewahr wird, erhöhte Freude an den Bildern, und nicht zuletzt: ein glänzender Gewinn in folge Erspar nis. Eins ist genau so wertvoll wie das an,dere. Viele von un seren Ama teuren lassen sich leider noch allzuoft von der Far benpracht der Natur über wältigen, schnell wird eine Auf nahme gemacht hoffe natürlich, Bild in der Kopie wirken wird. Um nun aber auch möglichst nur das Stück Landschaft aussuchen zu können, was auf die Platte kommt, habe ich mir nach der altbewährten Vorschrift ein Kartonrähm chen in Postkartengröße hergestellt. Der Rand ist etwa 2 om breit. Nachdem ich mir ungefähr schlüssig geworden bin, was ich fotografieren will, halte ich den Rahmen in ungefähr 20 cm Entfernung vom Auge weg, das eine Auge schließe ich, und schon sehe ich das Bild, wie es auf der Platte Ist. Nach einiger Uebung kann man tatsächlich fast genau das Mattscheibenbild mit dem Rahmen schätzen. Als Notbehelf genügt es aber auch wenn man eine Hand rohrartig krümmt und dann durchsieht. Doch ist der Ueberblick lange nicht so gut, wie mit dem oben ge schilderten Rahmen, des sen Herstel lungspreis nur einige Pfen nige beträgt. Nachdem Vor stehendes be achtet ist, komme ich zum eigent lichen Aufbau des Bildes. Bekannt ist wohl, daß je des Bild aus Vordergrund, Mitte und Hin tergrund be steht. Der Hauptgegen stand liegt Wandergruppe der Weddinger-Jugend (Berlin) im Böhmerwald Foto: Kurt Grund Wohl meist in Berlin. Jgj. ( Jg S und beim Entwickeln (ich daß ich es hier mit wirklich ernsthaft arbeitenden Amateuren zu tun habe und nicht mit sog. „Knipsern“, die nach dem Motto ar beiten: Ich knipse Sie entwickeln, kopieren usw.) sieht er dann, daß die Aufnahme nicht halb so viel wert ist, als es den Anschein erweckte. Mißmutig wird er ein andermal eine derartige Aufnahme ver achten. Und doch zu Unrecht! Als ich mit Foto grafieren anfing, holte ich mir beim ersten besten Glaser eine kleine Scheibe blaues oder grünes Glas und betrachtete vorher den ausgesuchten Landschaftsteil. Durch das Blau werden die Far ben gedämpft und man erhält dann ein annäherndes schwarz-weißes Bild, wie es auf der Platte ist. Da durch kommt man leichter zu einem Urteil, wie das Bildes. (Hier ist natürlich die Mitte der räumlichen Tiefe gemeint.) Deshalb soll auch der Hauptgegenstand des Bildes beim Betrachten das Auge ganz zwangsläufig auf sich ziehen und möglichst frei sein von störenden Nebensächlich keiten. Als gutes Studium für das Auge ist das Betrachten von wirklich guten Aufnahmen und be sonders Gemälden zu empfehlen. Bei gelegentlichen Aufnahmen versuche man es möglichst sinngemäß nachzuahmen und gar bald wird man merken, daß man von den Vorlagen gelernt hat und eigne Wege gehen kann. Doch darf man nicht beim Nachbilden stehen bleiben, sondern muß möglichst bald das eigene Gefühl sich durchsetzen lassen. Von größter Wichtigkeit ist, wie bekannt sein dürfte, der Stand punkt des Apparates. Oftmals genügt ein Schritt V